Tag 524 – Die lieben Kinder. 

Geschwister, unverkennbar.


Ach ja. Die Kinderchen. So niedlich. Manchmal. 

Manchmal nicht. 

Heute ist das letztere manchmal. 

Michel redet unfassbar viel und vor allem laut. Also so laut, dass wir bei der nächsten HNO-Kontrolle mal nachfragen werden, ob er wirklich wirklich WIRKLICH normal gut hört. Gefühlt sagen wir tausendmal am Tag „Du brauchst nicht so schreien!“, „Nicht so laut, bitte!“ oder, pädagogisch wertvoll wie eh und je, „BRÜLL HIER NICHT SO RUM!“. Zur Lautstärke kommt eine enervierende Redundanz des Gesagten. Es ist eigentlich immer irgendeine Forderung, die er jetzt sofort erfüllt haben will. „KANN ICH GRÜNEN APFELSAFT MIT BLUBBERWASSER? KANN MIR JEMAND GRÜNEN APFELSAFT MIT BLUBBERWASSER REINSCHINKEN? PAAAPAAAA? ICH WILL GRÜNEN APFELSAFT MIT BLUBBERWASSER!!!“ [Grün, weil die Packung grün ist. Die vom naturtrüben ist gelb.] Und wenn man dann auf das angebrüllt werden nicht sofort reagiert oder – undenkbar – man wagt es sowas zu sagen wie „Grade ist schlecht, schau mal ich wickel grad Pippi, putze mir dabei die Zähne und mit den Füßen falte ich Wäsche. Hol dir doch schon mal den Saft aus dem Kühlschrank, ich komme dann gleich.“ Dann kommt „ICH WILL NICHT HELE TIDA [die ganze Zeit] WARTEN!!! ORRRRRAAAAAAAAA!!!!!!“ und Meltdown. Entzückend. 

Heute hatten wir außerdem eine Gegessen-wird-was-auf-den-Tisch-kommt-Diskussion, bei der ich mich zeitweise fühlte wir meine eigene Oma. Aber wenn selbst Herrn Rabe, der ja sonst die Ruhe selbst ist, der Kragen platzt, weil sich Michel seit Wochen weigert, was anderes als Nudeln mit Ketchup oder Nudeln mit Kräutersalz zu essen, dann ist es eben Zeit für die Auseinandersetzung. Wir haben jetzt einen Kompromiss: wir tun nicht mehr so obereklige Dinge wie Zwiebeln und Petersilie (die hat er vorher noch roh weggeknabbert, aber Schwamm drüber) ins Essen, dafür probiert er wenigstens. Es ist dringend an der Zeit, dass sich an Michels Essgewohnheiten was ändert, schon alleine weil sich Pippi den Mist abguckt und noch viel früher in die Ich-esse-nur-nackte-Nudeln-Phase startet. Obwohl sie eigentlich noch vieles mag. 

Ja, ach ja, Pippi. Die Nervensäge. Ich vermute mal es ist wieder irgendsoein Schub, jedenfalls habe ich nicht nur nachts wieder ein Kind auf dem Gesicht liegen, nein, tagsüber habe ich immer ein nörgelndes, oder weinendes, oder hysterisch schreiendes Kind am Bein. Sie versucht dann an mir hochzuklettern, sobald ich versuche, mich zu bewegen lässt sie sich theatralisch auf den Boden plumpsen und weint, als hätte ich ihr gerade Den Einen Ring weggenommen und ins Feuer geschmissen. (Manchmal schaffe ich es, sie von mir loszueisen, dann klebt sie halt an Herrn Rabe. Hauptsache sie klebt.) Dazu natürlich alterstypische Dickköpfigkeit, bei einem eh schon willensstarken Kind ist das, ähhh, herausfordernd. Und absolutes Unverständnis für Dinge wie „Guck mal, die ganz scharfen Küchenmesser, die sind echt nur für Große, wir hängen das jetzt hier wieder hin.“. Meltdown. Auch das: entzückend. Ganz und gar reizend. 

Hach ja. Und dann liegen die nachts in meinem Bett, und schnarchen mir ins Ohr und schieben ihre Füße zwischen meine Beine und das ist alles vergessen. Dann ist da nur Hachseufz. (Bis zum nächsten Morgen, wenn es wieder heißt „ICH WILL GRÜNEN APFELSAFT…“) 

<3 

10 Gedanken zu “Tag 524 – Die lieben Kinder. 

  1. ohmskine schreibt:

    Liebe Frau Rabe,

    anbei einen Sack Sonnenstrahlen, zwei Kisten gute Antworten (auf „Waruuum?“), drei Flaschen gute Laune und vier Giga-Liner voll starker Nerven.

    Es geht vorbei. Irgendwann, wenn Sie schon nicht mehr daran glauben.
    Und dann kommt was anderes…

    Herzliche Grüße aus einem ca. 4 Jahre älteren Parallel-Universum,
    ohmskine

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  2. Dana schreibt:

    Liebe Frau Rabe,
    oh man, das war wieder einer der Texte, wegen denen ich mich jeden Tag so darauf freue, hier zu lesen. Witzig geschrieben und so wahr.
    Ich habe mich nun tatsächlich von Tag 1 bis tagesaktuell heran gelesen und bin etwas wehmütig, nicht mehr in einem Ritt zwei Wochen weglesen zu können. Dafür dann halt brandaktuell, auch schön.
    Meine zigtausend (11, hust) Twitterfolger hab ich ja bereits über diesen Blog informiert. :-)
    Ich bin dann jetzt wohl auch offiziell Fan.
    Liebe Grüße
    Dana

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  3. Hach, so erfrischend! Das klingt doch fast so wie bei uns zu Hause!! Nur, dass die Kinder nicht auf mir drauf schlafen. Dafür darf ich mehrmals nachts ins Kinderzimmer laufen und zehn Minuten frierend „psssssssccccht, alles guuuuuuut“ flüstern.
    Aber also nur nackte Nudeln kann ja nicht sein, da liegt doch ein abgenagter Knochen neben Michel auf dem Sofa ;-) (Oder hab ich heute morgen noch nicht genug Kaffee getrunken?)
    Herzliche Grüße aus Norddeutschland!!

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