Tag 899 – Fünfundzwanzig Wege, eine Bewerbung zu verkacken.

Ich habe heute die vierte Bewerbung an ein großes Unternehmen geschickt. Wie so viele Unternehmen hat dieses ein Bewerbungsportal. Man kann sich nur darüber bewerben und lädt dann da einerseits sein Profil hoch, andererseits aber für jede Bewerbung noch mal die speziellen Unterlagen, also Anschreiben und gegebenenfalls Jobspezifische Zeugnisse oder Zertifikate oder wasweißich. Jedenfalls muss man dann anhaken, welche Dokumente aus dem hochgeladenen Dokumentpool für die einzelne Bewerbung relevant sind, und – das weiß ich natürlich nicht, aber nehme es an, die Recruiter können sich dann da aus diesem Pool je nach Stelle nur die Dinge runterladen, die für sie eben als relevant gekennzeichnet wurden. Vielleicht haben sie auch Zugriff auf alles und müssen sich dann das relevante selbst zusammensuchen, das fände ich umständlich, aber hey, diese Portale sind eh umständlich (und zwar alle, die unterscheiden sich nur in Abstufungen von Grausamkeit), also ja vielleicht auch von der anderen Seite aus. Man kann insgesamt 25 Dokumente hochladen und pro Bewerbung maximal 7 als relevant anhaken, wichtig ist, dass man alle Dokumente für noch laufende Bewerbungsverfahren in diesem Dokumentpool lässt.

Das verstand ich heute Mittag. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen, als ich schon total genervt war, weil das System permanent abstürzte und dann dachte, ach, egal, dann lad erstmal die neuen Sachen hoch und dann kannste danach ja die alten löschen, wie immer. Und dann fiel der Groschen.

Genau. Ich hatte beim Bewerben auf die 2. und 3. Stelle jeweils die Abschreiben der 1. und 2. Stelle gelöscht, weil ich mir irgendwie eine Ordnerähnliche Unterorganisation vorgestellt hatte und mich wunderte, wieso mir immer die alten Abschreiben in neuen Bewerbungen angezeigt werden. Und weil die da ja auch nichts zu suchen haben, dachte ich eben, ich lösche die. Sicherheitshalber. Und ja, ich hatte mich auch immer über diese „Relevanzfrage“ gewundert, ich lade doch kein irrelevantes Zeug da hoch, hä?

Jedenfalls merkte ich meinen fatalen Fehler halt heute. Mir wurde schlagartig sehr warm, dann sehr kalt, ich hyperventilierte ein bisschen und dann nutzte ich die bugs des Portals, um die alten Bewerbungen durch gezieltes aus- und wieder einloggen bearbeiten (und die Häkchen richtig setzen) zu können. Quasi Zeitgleich versuchte ich nicht nur ein bisschen hektisch die Recruiter für Stelle 1 und 2 zu erreichen, bekam aber trotz Anrufen im 20-Minuten-Takt zwischen halb zwei und halb fünf niemanden ans Telefon. Nie-Man-Den. Auch keinen Anrufbeantworter oder eine Stellvertreterin oder irgendwas. In meinem Kopf liefen Szenarien ab, wie die Bewerbungen wegen Unvollständigkeit allesamt in der Tonne landen, ich mich zur Lachnummer des Unternehmens gemacht habe und überhaupt – welche Irre mit norwegischer Nummer versucht denn 8 mal in zwei Stunden anzurufen?!?

Ehrlich gesagt läuft das Kopfkino immernoch. Die Stellen wären jede für sich ein Traum. Ich wäre dafür qualifiziert. Ich habe sehr! sehr! viel Arbeit in die Anschreiben gesteckt und auch nochmal den CV überarbeitet und überhaupt: scheitert es jetzt echt an meiner Doofheit? Oder eigentlich nicht mal das, das Portal mit diesem System ist ja gut, ich bin nur noch viel blödere Portale gewohnt, bei denen man für jede Bewerbung alles Identische trotzdem neu hochladen muss und offenbar hatte ich mein Hirn da schon wieder aus, als ich dieses neue Portal öffnete. Zweieinhalb mal. Gnaaahhh.

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Auto-Lobhudelei: immerhin nicht geheult deswegen.

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Was auch scheiße ist: die WordPress-Handy-App. Orr. Vor allem bei 4% Restakku. Da will ich keine 5 Minuten damit zubringen, an eine Textstelle zu springen, während der Text ständig unkontrolliert wegrutscht.

8 Gedanken zu “Tag 899 – Fünfundzwanzig Wege, eine Bewerbung zu verkacken.

  1. Sandra schreibt:

    Liebe Frau Rabe, Sie haben es ja auf den Punkt gebracht: Diese Portale sind UMSTÄNDLICH und absolut bedienungsunfreundlich. Ich musste mal von einer Bewerbung absehen, weil ich weder meine Berufserfahrung noch meine Qualifikationen in so einem Formular korrekt eintragen konnte. Geärgert habe ich mich natürlich auch.
    Mit Sicherheit sind Sie nicht die Einzige, der das passiert. Also bitte Mantra für heute: Das System ist doof, nicht ich…
    Die Berliner Daumen sind weiterhin gedrückt!

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Ich freue mich über jeden Kommentar, außer er ist blöd, dann nicht. Außerdem ist jetzt wohl der richtige Zeitpunkt, um Ihnen mitzuteilen, dass WordPress bei jedem Kommentar eine mail an mich schickt, in der die Mailadresse, die Sie angegeben haben und auch ihre IP-Adresse stehen. Müssen Sie halt selbst wissen, ob Sie mir vertrauen, dass ich diese mails von meinen Devices alle sofort lösche, und ob Sie damit leben können, dass WordPress diese Daten auch speichert (damit Sie nämlich beim nächsten Mal hier einfacher kommentieren können).