Tag 1021 – Wooozaaaaa. (Wie ich mal auf einem Karriere-Event war.)

Es ist 10:09 Uhr. Ich sitze bei den Biotech Industry Career Days. Seit etwa fünf Minuten spricht der erste Speaker und ich könnte mich jetzt schon total aufregen. Warum? Weil der Industrie-Jobs bewirbt. DIE ES ZUR HÖLLE NOCHMAL GAR NICHT GIBT! Voll super in der Industrie. In Pharma. Jaja, ganz toll da. Wir sollen also alle in die Industrie, also alle, die sich nicht selbständig machen wollen. Was 1/3 von uns wohl machen sollen. There’s your chance! Kotzi.

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1. Vortrag: Macht euch selbständig. JAAAA, GENAU. Orr.

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2. Vortrag: Er hats begriffen. Wenige Jobs, viele Bewerber (in Norwegen). Fühle mich kurz nicht verarscht. Wissenschaftler sind halbwegs gefragt, aber extra Ausbildung in Business, Recht, Marketing, Tralala, wär schon gut. Tjanun.

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3. Vortrag: Erinnern Sie sich noch an meine Vorhersage, dass ich demnächst Fischfutter in den Lofoten vertreibe? Nun. Die Firma dieses Menschen entwickelt und produziert Fischfutter. Nichts gegen Fisch, aber… puh.

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4. Vortrag: Life Science Cluster. Bei der Hälfte der Firmen im Cluster habe ich mich bereits beworben. Bei manchen hatte ich sogar Vorstellungsgespräche. Vielleicht möchte ich kurz schreien, aber vermutlich kriegen schreiende Leute erst recht keine Jobs. Surprise, die sind da auch alle, wo die Osloer von neulich waren. Vielleicht heule ich auch einfach? Neinein, natürlich nicht, denn auch heulende Leute kriegen keine Jobs, heute (und morgen) bin ich positiv eingestellt und einfach gar nicht verzweifelt und kompetent bin ich ja eh und someone please shoot me alles wird gut. Oh! Die haben nächste Woche ein Matchmaking event. Hmmmm…

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5. Vortrag: Share Lab, Labore einrichten ist abartig teuer, wenn man jetzt ne tolle Idee hätte, mit der man sich selbständig machen könnte, könnte man bei denen Labspace mieten (ja, auch wieder im selben Gebäude wie die Osloer und das Cluster und…)… hab ich aber ja eh nicht also lassen wir das. Hab ich erwähnt, dass ich nicht gefrühstückt habe? Es ist 11:21 Uhr, ich esse gleich jemanden. Eigentlich mache ich seit einiger Zeit unbeabsichtigt Intervallfasten (dazu habe ich eigentlich keine Meinung, ist ja auch mal was neues), nur mit Kaffee. Im Kaffee ist Milch, also Kalorien, also kein Intervallfasten, aber essen tue ich im Moment irgendwie nicht vorm Mittag und das ist eigentlich nicht gut. Ich neige ja zum hangry sein, zu Unterzuckerung mit nachfolgenden Kopfschmerzen, also sollte ich eigentlich frühstücken, aber irgendwie klappt das grad nicht so besonders gut. Urgs, jetzt hat der was von „your new industry friends“ gesagt. Kotzi. „I wanna see you there!“ Ja, ich dich nicht. Danke.

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Endlich Pause.

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6. Vortrag: Die Organisatoren. Höre ich auch nicht das erste mal, ist ja alles mega klein hier, man kennt sich halt irgendwann. Neu: ein internationales Internship Programme für PhDs und PostDocs, fängt im Winter (ca.) an, das kann man im Auge behalten.

*Pling* Absage auf Bewerbung, die ich gestern Abend abgeschickt habe. Okayyyy…

Wegen „hab ich alles schon gehört“ den Leuten vom 4. Vortrag wegen des Events geschrieben. Ich bin ja so engagiert.

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7. Vortrag: Fertilitätsklinik. Mensch erzählt, PhDs sollen ihre Forschung doch an den Bedürfnissen der Industrie ausrichten, dann klappt’s auch mit dem Industrie-Job. DAS IST JA MAL EIN WERTVOLLER TIPP! Ich bin schon wieder auf 180. Mache lieber anderen Kram und schaue nach Projektmanagement-Kursen. Meine Berufsvereinigung bietet sowas an, aber das kommt mir sehr teuer vor und wären 5 x 2 Tage über mehrere Monate und natürlich alle in Oslo. Hmnaja. Mal weiter suchen.

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8. Vortrag: Ein Öl-Forschungs-Institut. Klingt erstmal alles sehr fern von allem was ich kann und was mich interessiert, aber plötzlich heißt es „wir machen Enzyme“ und „wir stellen ein“ und ich tippe quasi schon an der Bewerbung. Stavanger. Tjanun, irgendwas ist immer. Wenigstens sind da die Häuser billig.

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9. Vortrag: Ein Enzym-Produktions-Service-Dienstleister. Hmmhmmhmm. Klingt eigentlich voll gut, aber: Tromsø. Nein. Tromsø ist zu kalt und zu dunkel.

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10. Vortrag: Ein interdisziplinäres Forschungs-Institut mit Fokus auf Biotech für… Fisch. ZZZzzzZZZzzz. Aber hübsche Bilder von Würmern, die sich am Meeresboden von Knochen ernähren. Oh! Eine offene Stelle für PostDoc. „Engineering the smell of fish products“. Öhm… Ja, well, why not. (Hab dann noch mit der gesprochen, gefühlt dreimal meinen Namen gesagt, mich nicht getraut, meinen CV abzugeben (ICH. KANN. DAS. NICHT!) aber versprochen, eine meiner bekannt brillanten Bewerbungen zu schicken.)

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Es ist noch mingling, aber mein Sozialakku ist für heute leer. Ab nach Hause. Es ist 15:00 Uhr.

9 Gedanken zu “Tag 1021 – Wooozaaaaa. (Wie ich mal auf einem Karriere-Event war.)

  1. Bettina schreibt:

    Oha….na das klingt ja alles irgendwie doof.
    Ich finde ja, dass du ein Buch schreiben solltest. Neben Jobsuche, Doktorandenerschöpfungsdings, Kinder, Haushalt, Sport, Selbstzweifelbekämpfungsgedöns, Frühstücksvergesserei….Bitte erschlag mich jetzt nicht 😘😘😘

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  2. George Vermans schreibt:

    @Bettina: Ja, finde ich auch. Das mit dem Buch schreiben…

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    Vielleicht wäre es sogar schade, wenn Dein Talent, Dinge auf den Punkt zu bringen, in irgendeinem Labor versauert, während Du Dich für Leute aufreibst, die es vielleicht nicht wertschätzen. Gerade in der Wissenschaft heimsen traditionell ja meist die Personen die Lorbeeren ein, die sie am allerwenigsten verdient haben.

    Und wenn es in eine Richtung nicht weiter geht, dann vielleicht (zeitweilig) in eine andere. Geld-Verdienen und Anerkennung-Bekommen gehört ja nicht immer zusammen.

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  3. Sunni schreibt:

    90% ist ätzend, aber 10% klingen…mittelätzend. Mhmmm, ja. Aber das Essen wäre schon besser…Ok, ich lass das mit Mutter Theresa, Ich schick ein Kilo Sonne.

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  4. George Vermans schreibt:

    Schade,

    so blöd fand ich meinen Kommentar gar nicht.
    Hat wohl eher nicht ins Konzept gepaßt…

    Trotzdem lese ich Dein Blog sehr gerne, Du hast Talent zum schreiben.

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Ich freue mich über jeden Kommentar, außer er ist blöd, dann nicht. Außerdem ist jetzt wohl der richtige Zeitpunkt, um Ihnen mitzuteilen, dass WordPress bei jedem Kommentar eine mail an mich schickt, in der die Mailadresse, die Sie angegeben haben und auch ihre IP-Adresse stehen. Müssen Sie halt selbst wissen, ob Sie mir vertrauen, dass ich diese mails von meinen Devices alle sofort lösche, und ob Sie damit leben können, dass WordPress diese Daten auch speichert (damit Sie nämlich beim nächsten Mal hier einfacher kommentieren können).