Tag 2013 – Kurz Frust ablassen.

Bitte keine Tipps. Danke.

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Ich mag nicht mehr. Ich liege im Bett und schwitze. Ich sitze am Tisch und schwitze. Es ist ein Vorgeschmack auf die Wechseljahre, was mein Körper grad abzieht, ich schwitze einfach permanent. Und zwar nicht so ein bisschen, sondern so, dass ich täglich meine Kleidung wechseln muss, weil sie durchgeschwitzt ist (und, ja, auch so riecht, dabei trage ich nur noch Baumwolle). Ich schwitze dicke Baumwollpullover durch, sodass die Achseln hinterher richtig nass sind. ich schwitze am Rücken, unter den und zwischen den Brüsten, im Gesicht, unter den Achseln, an Händen und Füßen, in den Kniekehlen, an den Hand- und Fußgelenken, am Po. Ich möchte in Deo baden, aber das Deo hilft ja schon an den dafür vorgesehenen Stellen nix. Nachts möchte ich, zum ersten Mal überhaupt, am liebsten alleine schlafen, weil Herr Rabe darauf besteht, dass das Fenster zu (und die Heizung an) bleibt, wenn draußen zweistellige Minusgrade herrschen. Ich will gar nicht wissen, wie viele Liter ich nachts zur Zeit ausschwitze, jedenfalls ist jeden Morgen mein T-Shirt nass und die Bettdecke feucht. Jeden Morgen. Ich möchte am liebsten ständig alles waschen und auch ständig duschen, weil ich mich vor mir selbst ekle. Dabei kenne ich ja übermäßiges Schwitzen (auch ohne körperliche Aktivität) seit der Pubertät und komme normalerweise ganz gut damit zurecht, aber das hier ist eine andere Dimension von Schwitzen. Es ist, als könne mein Körper Temperatur gar nicht mehr regulieren.

Es ist gar nicht mal so einfach, so viel zu trinken, dass diese permanente Schwitzerei ausgeglichen wird. Ich habe ziemlich oft Durst und wache morgens durstig auf. Kein Wunder.

Ich will das alles nicht mehr. Vor allem will ich nicht, dass mir bei solchen Symptomen erklärt wird, ich habe, laut Blutbild und wenn man nur einen von drei Werten ansieht, gar keine Hyperthyreose. Halb hoffe ich, dass meine Blutwerte morgen katastrophal sind, damit ich wenigstens dieser Diskussion entkomme. Natürlich käme ich nicht ganz um eine Diskussion herum, weil ich die Endokrinologin dann leider auch ganz ernsthaft fragen müsste, warum meine Einschätzung meiner eigenen körperlichen Symptome bei der Dosisfindung nur unzulänglich berücksichtigt wurde*. Ganz hoffe ich, dass es schnell ein Ende findet. Irgendwie. Es soll einfach aufhören. Raus damit, Zackzack. Ja, Corona, ja, hab ich Angst vor, ja, auch vor ner Vollnarkose hab ich furchtbare Angst. Aber das hier ist kein Zustand mehr.

Und dann wieder ist da diese schreckliche Angst, dass in 30-50 Jahren die Medikamentenversorgung eine einzige Blackbox ist, genau wie die Weltpolitik und die Wirtschaftssysteme, bedingt durch die Klimakrise. Vielleicht wünsche ich mir dann den Schweiß zurück, wenn ich für Thyroxintabletten mein letztes Hemd und zehn Flaschen illegal gebrannten Vodka geben muss.

Aber die Angst schiebe ich jetzt weg. Es reicht. Ich mag nicht mehr und es gibt eine Lösung.

Tschakka.

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Wirklich, bitte keine Tipps. Danke.

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*sich permanent über alles aufregen ist ja auch ein Symptom, ich weiß nicht, ob die wirklich möchten, dass ich in meinem momentanen Zustand mit denen diskutiere, ich höre dann nämlich nicht mehr auf. Ich könnte einfach permanent an die Decke gehen, das ist auch ein Symptom, und ich hab richtig Lust, das endlich an der richtigen Stelle abzulassen. Das wird aber für die Endokrinologin nicht schön.

8 Gedanken zu “Tag 2013 – Kurz Frust ablassen.

  1. Christine schreibt:

    Mich begleiten die Vorläufer jetzt auch schon eine Weile. Und letztes Jahr war teilweise so ungeduldig,ungerecht, unzufrieden und absolut antriebslos plus Schlafprobleme. Gewichtszunahme, Verspannungen und Unbeweglichkeit tralala. Ganz schlimm: brain flog. Interessen waren fast weg .Natürlich erstmals alles auf die Corona-Situation geschoben. Lange Rede, kurzer Sinn: hab jetzt mit bioidentischer Estriol/Estradiol (80/20)- und Progesteroncreme begonnen. Antrieb Geduld wieder da, ab erster Anwendung. Pregnolone oder DHEA wären Alternativen, wenn man sich an Östrogen/Progesteroncreme nicht rantraut. Ich bedaure sehr, dass ich mich selbstmedikamentieren muss und die (Frauen-)Forschung da so hinterherhinkt und für mich (38 Jahre) nur Kontrazeptiva zur Verfügung stellt. (Mit den entsprechenden Nebenwirkungen&Risiken)Ich weigere mich aber in den nächsten 15 Jahren, die echt schlechtgelaunte Person zu sein. In der Rückschau habe ich einige Frauen so als Kind erlebt: launisch, gestresst, überfordert.

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    • Ja, nee, das war unbedacht von mir geäußert: ich bin sicher, es ist die Schilddrüse. Wenn ich mir die Frauen in meiner Familie (auf beiden Seiten) so angucke, habe ich noch mindestens 15 Jahre bis ich mir ernsthaft über die Wechseljahre Gedanken machen kann.

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  2. Grun schreibt:

    Nur ein halber Tipp, nix medizinisches: nicht die Lieblingsklamotten anziehen! Die, an denen – aus welchen Gründen auch immer – das Herz hängt. Falls Sie so etwas haben. Ich habe mir durch diese fatale Kombi aus Schweiß und Deo dermaßen viele Klamotten versaut, das ist unglaublich. Merkt man leider immer erst, wenn es zu spät ist: total verfilzt (Wolle) oder fast durchsichtig (T-Shirts). Gute Besserung!

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    • Ich benutze ja, weil ich den Kampf gegen das Schwitzen an sich schon so lange aufgegeben hab, Aluminiumfreies Deo (wenn nicht irgendwas berufliches ist, wo ich wirklich gar nicht schwitzen will). Das verhindert unter normalen Umständen wenigstens die Geruchsentwicklung für einige Zeit. Grad ist das aber auch ein aussichtsloses Unterfangen.

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  3. Mitleserin schreibt:

    Drücke auch einfach nur die Daumen, dass sich die anvisierte Lösung möglichst bald problem- und komplikationslos umsetzen lässt – ist ja echt kein Zustand! 🍀

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