Tag 2344 – Allem so müde.

Niemand hier hat Lust zu entscheiden, ob wir nächste Woche nach Deutschland fahren oder nicht. Allerdings kriegen einige von uns (ok, eigentlich fast alle) auch schon nervöse Zuckungen bei dem Gedanken daran, dass das nicht entschieden ist. Grad sieht es mehr nach Absage aus, einfach weil es so riskant ist, mit Kindern in irgendeiner doofen Situation (Fähre, Hotel…) in spontaner Quarantäne zu landen. Keine Ahnung, ob all unsere schicken Zertifikate angesichts von Omicron noch lange gelten. Nach Deutschland fahren und sich dann da im Haus des Schwiegervaters einbunkern und niemanden sonst sehen ist auch Käse, aber man soll ja nicht so viele Leute treffen und das aus gutem Grund. Mir ist schon klar, dass in Deutschland die Regeln anders sind, aber ich gehe stark davon aus, dass da in ein paar Tagen ganz plötzlich die Panik ausbricht, weil man feststellt, dass Omicron schon überall ist und sich genau wie überall sonst rasend schnell verbreitet und rund um diese Tage herum möchte ich echt lieber nicht in Deutschland sein. Mir reicht das jetzt hier ein mal.

Eine Umfrage will wissen, wie ich mich so fühle, insgesamt. Müde bin ich. Müde, gereizt, kraftlos. Ausgepumpt von den letzten zwei Jahren und hoffnungslos, dass es irgendwann mal wieder wirklich dauerhaft besser wird. Wie vorher wird es für uns als Familie eh nicht, denn vorher war Michel in der zweiten Klasse und Pippi im Kindergarten. In dem diffusen „danach“ können wir wohl vergessen, dass Michel wieder oder weiter zum Hort geht, außerdem ist er dann fast oder ganz fertig mit der „Småskolen“, also den ersten vier Jahren der Grundschule. Es steht dann zwar kein Schulwechsel an, aber schon ein Übergang, unter anderem mit neuen und mehr verschiedenen Lehrpersonen. Pippi ist schon lange nicht mehr vier Jahre alt, sondern auf dem besten Weg, genauso ein schlacksiges, eigentlich nur aus Beinen bestehendes Kind zu werden, wie Michel. Sie singt, tanzt, bastelt und erzählt den ganzen Tag. Den ganzen Tag. Noch ein bisschen und Corona ist 1/3 ihres Lebens.

Da streift mich ein Gedanke: vielleicht hat man in Deutschland so große Angst davor, doch wieder Freiheiten einschränken zu müssen, dass die entscheidenden Personen grad die Finger in den Ohren haben und lalala machen, während sie sich (vermutlich mit den Zehen, die Finger sind ja in den Ohren) die Augen zuhalten? Weil sie wissen, dass eine Reaktion wie bei mir, nämlich in das mutlose Loch zu plumpsen, gar nicht so ungewöhnlich ist und man das eigentlich keinem mehr zumuten will und sich als Gesellschaft auch kaum noch leisten kann? (Spoiler: dann mutet man halt Omicron zu und leistet sich noch mehr Tote. Es ist nur eine Illusion, dass man die Wahl hat zwischen Einschränkungen und nichts passiert.)

Aber vielleicht wird ja auch alles gut.

Ein Gedanke zu “Tag 2344 – Allem so müde.

  1. simonsfossy schreibt:

    😞ja, das bringt es irgendwie auf den Punkt.
    Und entweder wir lernen damit zu leben, oder wir werden alle frustriert und depressiv…..nicht so schöne Aussichten. Wo ist der Kopf-in-den-Sand-steck-smiley?

    Gefällt 1 Person

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