Tag 3527 – Herr Rabe atmet auf.

Vor ein paar Wochen fragte Herr Rabe mich was, was er nicht böse meinte. Das muss ich voraus schicken. Die Frage war, ob ich nicht mal langsam ein neues Stück üben könnte. Der Hintergrund war, dass er das Stück, das ich seit vor Weihnachten übe, nun wirklich nicht mehr hören kann. Ich kann das verstehen, also rational jedenfalls, weil ich halt nahezu täglich übe und grade, wenn ich wenig Zeit habe (also unter einer Stunde), übe ich auch wirklich nur dieses eine Stück. Es hat drei Seiten, davon habe ich die letzten 2 Monate (oder mehr, ähäm) eigentlich nur auf die letzten zwei fokussiert und die erste nur noch poliert. Macht… ziemlich viele Stunden, wo Herr Rabe diese zwei Seiten hören musste, immer und immer wieder. In zweifelhafter Qualität. Und immer wieder die selben Takte, weil das halt schon echt hart ist und ich ein paar Stellen wirklich bis zum Erbrechen geübt habe, weil ich’s musste. Also rational verstehe ich das. Für mich ist das nur gar nicht so. Ich merke das selber nicht, dass das nervig ist. Ich merke nur, dass es ätzend ist, wenn es nach 50 mal üben bei mal 51 bis 69 super klappt und beim 70. Mal dann plötzlich nicht mehr. Das ist frustrierend. (Wir reden von 1-2 Takten maximal, nicht dem ganzen Stück. Das wäre „over-practice“.) Ich mag eigentlich ganz gerne diese Pisselarbeit an Kleinigkeiten. Herr Rabe mag dabei nur nicht zuhören.

Egal, ob Herr Rabe das nun so meinte oder nicht, machte die Frage, dass ich erst mal total gehemmt war und mich wieder daran störte, wenn mich irgendwer beim Üben potentiell hören konnte. Ich übte effektiv nur noch, wenn ich alleine war und wenn nicht, machte ich entweder nichts oder kramte alte Stücke raus, um sie aufzuwärmen. Letzteres ist eine ganz gute Taktik für mich, auch wenn ich selbst die Lust an einem Stück verliere oder merke, dass ich Gefahr laufe, zu viel zu üben. Dann mache ich was anderes, etwas, das mir Spaß macht und das mir einen Selbstwertgefühl-Boost gibt.

Ich machte auch eine Geigenstunde aus, und schrieb dem Lehrer auch gleich, dass Herr Rabe lieb darum bittet, dass er nicht mehr dieses Stück hören muss. Die Geigenstunde war heute. Und naja. Das Stück ist auch mit dem ganzen Üben nicht perfekt geworden, aber es ist ok. Das ist, für ein Stück, das ich und der Lehrer anfangs für viel zu schwer für mich hielten, ganz ordentlich, finde ich. Ich bin mit „ganz ok“ und den üblichen Detailkommentaren des Lehrers wirklich ganz zufrieden. Vielleicht poliere ich an den Detailkommentaren noch rum, wenn Herr Rabe nicht da ist. Vielleicht auch nicht.

Was mich sehr gefreut hat, ist, dass der Lehrer Noten mitgebracht hatte, die, jeweils auf ihre Art, schon recht anspruchsvoll sind. Das Bach Doppelkonzert für zwei Geigen und das 3. Violinkonzert von Mozart. Meine Wahl fiel tatsächlich sofort auf Bach, weil das so ein tolles Stück ist. Ich liebe ja Bach eh sehr. Ich durfte sogar die Partitur vom Lehrer leihen. Hach.

Nichts gegen Mozart, das ist auch toll, aber das läuft ja auch nicht weg.

(Ich hoffe nur, es läuft nicht wie das Presto, das ich irgendwann am liebsten in die Ecke gepfeffert und angezündet hätte. Das könnte ich allerdings mal wieder probieren. So aus Spaß. Ist auch schon wieder fast zwei Jahre her, da könnte sich ja vielleicht was getan haben.)

Ich freue mich über jeden Kommentar, außer er ist blöd, dann nicht. Außerdem ist jetzt wohl der richtige Zeitpunkt, um Ihnen mitzuteilen, dass WordPress bei jedem Kommentar eine mail an mich schickt, in der die Mailadresse, die Sie angegeben haben und auch ihre IP-Adresse stehen. Müssen Sie halt selbst wissen, ob Sie mir vertrauen, dass ich diese mails von meinen Devices alle sofort lösche, und ob Sie damit leben können, dass WordPress diese Daten auch speichert (damit Sie nämlich beim nächsten Mal hier einfacher kommentieren können).