Tag 2006 – Wochenende Zack rum.

Wo ist der Tag hin? Ich hab doch noch gar nix großartiges gemacht, ein bisschen gearbeitet, auf dem Bauernhof Eier* und Kartoffeln geholt, gekocht. Meerschweinchen sauber gemacht.

Michel ist manchmal halt doch eine riesige Quatschnase. Heute bat er Herrn Rabe darum, einen Witz zu erzählen (erst bat er mich, aber ich kann keine Witze erzählen). Auf den irre lustigen Witz („Wie macht ein 2 kg schwerer Spatz auf dem Baum?“ „?“ *tiefe Stimme* „Püüp.“) spielte Michel dann auf seinem Handy mit der Garage Band-App „Badumm – Tsssss!“. Ich lag fast auf dem Boden vor lachen, das wertet unseren Humor noch mal um 2000% auf, wenn nach unseren seltsamen Witzen ein „Badumm – Tsssss!“ folgt.

Missverständnisse in unserem Haushalt: wenn Herr Rabe sagt „die Steckrübe schäle ich jetzt und dann tue ich sie in die Brühe?“ sage ich „ja, aber du musst sie schon erst kleinschneiden!“ und je nach Tagesform ist Herr Rabe dann belustigt oder beleidigt, dass ich ihm zutraue, eine Steckrübe im Ganzen kochen zu wollen. Heute eher belustigt, vor allem als er begriff, dass ich das ganz ernst gemeint hatte. Er hat das ja aber auch so gesagt!

Generell merke ich, trotz grad erst Urlaub gehabt, wie meine Energie (vermutlich pandemiebedingt) nicht auf der Höhe ist. Dann kann ich schlecht Ungesagtes richtig interpretieren oder auch falsch Interpretiertes unkorrigiert lassen. Im derzeitigen gesellschaftlichen Klima ist das eine Bitte um Social Media Ärger, weshalb ich mich da versuche, fern zu halten. Leider habe ich auch viele Sozialkontakte über Gruppen in Social Media. Hmm.

Die Nerven liegen global halt blank und was wäre auch anderes zu erwarten angesichts von absolut allem.

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*die Hühner haben ihre Winterpause beendet und wir können jetzt wieder Eier beim Bauernhof holen.

Tag 2001 – Spazieren gehen. (Wooozaaa.)

Ich hab heute wenig wirklich sinnvolles getan, aber dafür war ich zwei mal eine knappe Stunde draußen unterwegs. Vormittags ging ich zur neuen Vertretung meiner Hausärztin (aus Gründen hier ein kleines Augenrollen einfügen), nachmittags ging ich einkaufen. Vormittags bekam ich so sogar richtiges Sonnenlicht ab. Auch wenn das ja furchtbar „weit weg“ ist, tut es gut. Und bei der klirrenden Kälte über die weißen Wege laufen tut auch gut. In meinen dicken Schneesachen bin ich zwar nicht so schnell wie sonst, aber was sollst. Licht und Luft. Hach.

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Großes Kopfschütteln über den deutschen „Lockdown“. Warum ist das so unfassbar schwer in Deutschland, Homeoffice da, wo es möglich ist, auch anzuordnen, also die Arbeitgeber*Innen zu verpflichten, das möglich zu machen? Das funktioniert hier zum Beispiel ja auch und ich sag es mal ganz vorsichtig: zur Zeit stehen wir im Vergleich relativ gut da…

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Auch Kopfschütteln über das Impfgemotze, hüben wie drüben. „Man“ hätte eigene Verträge mit den Lieferanten machen müssen, „man“ hätte viel mehr bestellen müssen, „man“ müsste jetzt viel schneller und so weiter. Ich frag mich, wie groß der Aufschrei wäre, hätte zum Beispiel Norwegen mit irgendeinem Lieferanten nen Vertrag gemacht und 10 Millionen Dosen bestellt und dann kommt das Zeug nicht durch die Zulassung und die Kohle für 10 Millionen Dosen ist weg. Oder, der Lieferant auf den man gesetzt hat, kann halt erst in Q2 2022 liefern, und man hat ja 10 Millionen Dosen bestellt, soll man also ernsthaft doch noch was anderes einkaufen, um *jetzt* mit dem Impfen anfangen zu können. So schnell ist die europäische Solidarität dahin, wenn’s um „wer kriegt wieviele Dosen“ geht, ist sich jeder plötzlich wieder selbst der nächste.

Und da hab ich noch nicht mal was dazu gesagt, wie lange sich diese Impfkampagne hinziehen wird und dass man nicht wirklich groß lockern kann, bevor genug geimpft sind, um eine gewisse Herdenimmunität zu haben. Da ist es wahrlich wumpe, ob man in den ersten paar Tagen 20.000 oder 50.000 Dosen verimpft. Das Personal fällt ja auch nicht von den Bäumen, ich kann mir auch vorstellen, das große Teile des Personals, das dafür qualifiziert wäre, zur Zeit damit beschäftigt ist, kranke Menschen zu versorgen.

Als wäre irgendwas, irgendwo, jemals an Tag 1 perfekt rund angelaufen. In ner Krise, in der alles am besten gestern aus dem Hut gezaubert werden muss, kann man das dann natürlich erst recht erwarten.

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So, rant over, ich gehe morgen wohl doch noch ein paar mehr Stunden spazieren, sonst rege ich mich ja nur auf. Ganz offensichtlich.

Tag 2000 – Ferien ohne Kinder.

Juhu, ich hab noch Urlaub und die Kinder nicht! Das ist ganz wunderbar, selbst mit Michel abholen mitten am Tag.

Den Tag nutzte ich zum Putzen und Meerschweinchen sauber machen, wiegen, Krallen schneiden und Haare (Muffin) kürzen. So langsam fühle ich mich wieder wohler zu Hause, das meiste Chaos ist beseitigt und es stört mich nicht mehr der Staub auf dem Schrank, auch wenn ich ihn nicht sehe.

Related: Ich habe festgestellt, dass die Beutel-Füllgrad-Anzeige am Staubsauger nicht besonders gut ist, und dass der Staubsauger viel besser saugt, wenn er einen frischen Beutel und neue Filter bekommen hat. So eine Überraschung aber auch!

Auch related: wir wissen nicht so ganz, was wir mit der Putzhilfe machen. Im letzten Lockdown kam sie nicht, wir haben sie aber trotzdem weiter bezahlt. Diese Woche geht es ja auch noch alles, aber wenn das hier wieder länger dauert, wird’s halt blöd mit dem Putzen. Man gewöhnt sich ja doch sehr an den Luxus, eine Putzhilfe zu haben. Richtiger wäre es, ihr abzusagen, keine Frage. Verboten ist es nicht, es ist ja eine Geschäftsbeziehung, kein „Besuch“. Ach mann, alles blöd.

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Die Menschen, die in Gjerdrum tot geborgen wurden, sind nun alle identifiziert worden. Es sind immer noch 3 vermisst. Wer jemals wieder in die Häuser zurückkehren kann, und wann, ist noch völlig unklar. Zur Zeit ist neben der Suche nach den Vermissten die größte Sorge, dass durch den Erdrutsch die Abwasserkanäle „abgerissen“ sind, und das nun alles einfach… naja. Sie können sich das vorstellen.

Tag 1999 – Weiter geht’s.

Also, da nimmt eine sich mal feste vor, das Doomscrolling* sein zu lassen und ist ein paar wenige Stunden nicht dauernd am Handy, schon gibt’s ne Pressekonferenz der Regierung, dass Norwegen wieder verstärkt zumacht. So ein Glück, dass es Silvester noch erlaubt war, so zu feiern, wie wir gefeiert haben (und es sich auch sicher anfühlte), weil wir jetzt *gar keinen* mehr treffen dürfen. Niemanden. Nur die Kinder dürfen in ihrer Freizeit noch andere Kinder aus derselben Schul- oder Kindergartenkohorte treffen.

Für uns heißt das konkret:

  • Michel geht erstmal nicht zum Sport-Hort. Der macht zwar weiter wie bisher und darf das auch, aber da werden ziemlich viele Kohorten gemischt und ich finde das nicht richtig, wenn die Regierung genau das empfiehlt, sein zu lassen
  • Die Frage nach „was machen wir mit Pippis (und meinem) Tanzen“ erübrigt sich vorerst (Auch da würde es sich falsch anfühlen, aber das ist Pippi schwer zu vermitteln und auf die Tanzschule kann man da nicht bauen – die machen, was erlaubt ist)
  • weiter Homeoffice
  • Keine Treffen, auch nicht mit den Corontänefreunden, anderen Freunden, den Nachbarn oder sonst irgendwem
  • Unser Inspektionsplan wurde quasi soeben angezündet
  • Seufz

Ich habe keine Lust mehr auf dieses Coronagehampel, aber es hilft ja alles nix, wir müssen da wohl weiter durch, bis wir es entweder alle hatten** oder bis wir alle geimpft sind.

Ich hab ja noch drei Tage Urlaub, die werde ich wohl mit Putzen, Nähen, Streichen und Schulweg mit Michel üben*** verbringen.

SEUFZ!

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Ein sehr trauriges Update: in Gjerdrum sucht man nun nur noch nach drei Menschen. Man hat sieben gefunden, aber bisher nur eine Person identifizieren können. Die Rettungskräfte geben aber die Hoffnung nicht auf, die drei Personen lebend zu finden. Wieviel Realismus dabei ist, kann sich bei -9 Grad nachts jede*r selbst überlegen. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Vermissten und Verstorbenen.

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* Sich wissentlich und willentlich schlechten Nachrichten aussetzen, vor allem in Social Media, aber auch in Zeitungen und co.

** Wobei da ja auch nicht geklärt ist, warum sich manche neu infizieren und in welchem Umfang das passiert.

*** Er kann den ja, ist aber schrecklich aufgeregt.

Tag 1997 – Rumschlunzen.

Manche haben schlecht und alle zu wenig geschlafen, weshalb wir den ganzen Tag seeeehr langsam waren und viel Kaffee getrunken haben. Das ist schon ein okayer Start ins neue Jahr.

Jetzt sind wir wieder zu Hause, haben die Schweinchen, die uns empört anquiekten, als wir zur Tür rein kamen, versorgt, haben lecker gegessen, Pippi ist beim Maus gucken am Abend eingeschlafen und wir Erwachsenen gehen gleich auch ins Bett.

Ein guter, ruhiger Tag, mit schalem Beigeschmack. https://www.nrk.no/norge/dette-er-de-savnede-etter-skredet-i-gjerdrum-1.15309985 (ich kenne keine der Personen. Aber ich hatte ganz kurz Hoffnung, dass man sagen könnte „Ach, die Familie! Die sind doch immer über Weihnachten und Silvester auf Gran Canaria!“)

Tag 1995 – Umme Ecke.

Bevor Sie sich sorgen – und geht’s gut. Der Erdrutsch ist nicht bei uns. Der Erdrutsch ist zwar, wie wir, in „Øvre Romerike“, aber immerhin ca. 30 km entfernt. Wir haben heute auch gelernt, dass wir nicht auf Quickton wohnen, nur auf „Matsch auf Fels“, was ja eine viieeeel sicherere Grundlage ist, Ähäm.

Morgen werde ich das, was wir mit dem Verkauf der Möbel vor grad mal zwei Wochen eingenommen haben, plus ein bisschen was, an eine gemeinnützige Organisation spenden, die die Familien unterstützt, die nun nicht mehr dort wohnen können, weil ihr Haus in einen Abgrund gefallen ist oder noch könnte oder sonstwie beschädigt wurde. Ich nehme an, selbst wenn ein Haus noch steht, ist es nicht mehr so stabil, wenn ein paar Meter weiter sich plötzlich ein riesiges Loch aufgetan hat.

Ich denke außerdem an die Angehörigen der noch 10 vermissten Menschen, an die selbst, und ich werd den total beknackten Gedanken nicht los, dass Leute da ihre Haustiere in einstürzenden Häusern zurücklassen mussten und was würden wir mit den Meerschweinchen machen. Die armen Meerschweinchen. (Ja, mir ist schon klar, dass das Copingmechanismen sind, die mir ermöglichen, mich nur Häppchenweise mit dem zu beschäftigen, das eine halbe Stunde Autofahrt von hier, in dem Ort, in dem wir vor ein paar Monaten noch eine Konfirmation gefeiert haben, passiert ist und weiter passiert.)

Tag 1983 – Neun Prozent.

Ich habe zwei Endgeräte, nämlich mein Handy und mein (neues) Arbeitstablet, heute zwei mal leergedaddelt. Mein Handy hat jetzt noch neun Prozent und ich hab auch irgendwas in dem Dreh. Ich bin wirklich platt, aber jetzt habe ich halt auch URLAUB. Hurra. Uff. Hurra.

Jetzt liegt hier schon wieder so ein 1,36 Meter großer Zwerg neben mir im Bett und schnauft, hachz. (Morgen früh ist davon nichts mehr hachz, weil ich so echt schlecht schlafe, aber manchmal lacht er im Schlaf und… hachz!)

Morgen werden wir diverse Heimwerkdinge kaufen und einen Weihnachtsbaum sägen, für den wir gar keinen Platz haben, weil wirklich ALLES voller Möbel steht, die wir nicht mehr brauchen.

Ich fühle mich leicht emotional. Was für ein völlig beklopptes (Arbeits-)Jahr da zu Ende geht. Was für ein beklopptes (Arbeits-)Jahr auf uns zu kommt.

Wenn ich spekulieren müsste, würde ich annehmen, wir fangen vielleicht dieses Jahr noch mit dem Impfen an und haben bis Ostern einen großen Teil der wirklich stark für einen schweren Verlauf Gefährdeten geimpft, sowie Teile des kritischen Gesundheitspersonals. Es wird, besonders bei letzteren, allerdings auch einige geben, die sich nicht impfen lassen wollen. Aber 60-70% reichen ja auch. Weil aber der allergrößte Teil der U60-Bevölkerung noch nicht geimpft ist, kriegen wir eine dritte Welle im März/April, vornehmlich unter jungen Leuten, weil „man kann ja jetzt wieder…!“. Es gibt also wieder Beschränkungen wie Fitnesstudios zu. Clubs machen kurz auf, es gibt massive Ausbrüche und sie machen wieder zu. Dann kommt irgendwann der Sommer und saisonale Effekte führen hoffentlich wieder zu einem starken Rückgang. Man kann wieder Urlaub in supersexy Dänemark und im Schwarzwald machen, allerdings kann man kaum vorausschauend buchen. Die Impfung (inzwischen gibt es sicher 3-5) erreicht ganz langsam auch die jüngeren, fitten Menschen. Ob die sich in ausreichendem Maß impfen lassen, hängt vermutlich maßgeblich davon ab, ob im Frühjahr viele Menschen in dieser Gruppe schwer erkranken und ob nicht doch noch unerwartete spät auftauchende Nebenwirkungen der Impfung(en) entdeckt werden.

Und mit ein bisschen Glück ist dann in einem Jahr wieder alles beim neuen normal. Soweit meine Spekulation, begründet auf meiner imaginären Glaskugel.

Wer hätte das vor einem Jahr gedacht.

Tag 1977 – Kekseeeeee!

Wir haben heute mit unseren Osloer Freunden A., A. und M. Kekse gebacken. Das war sehr schön, blöd war allerdings die Idee, auf dem Weg in einem Laden vorbeizufahren, in dessen Werbung ich etwas GEHEIMES gesehen hatte. Denn in diesem Laden war es voll, es war nix mit Abstand und die Pimmelnasen waren allgegenwärtig. Gruselig.

Das Kekse backen war aber wirklich toll und ich hoffe, dass Besuche irgendwann wieder normal werden. Ich werd seltsam davon, Menschen außerhalb meiner Kernfamilie (und die Supermarktkassierer*Innen und die Leute bei der Post) nur noch in 2D zu sehen. Das resultiert dann darin, dass ich nach einem Tag Kekse backen mit Freunden total platt bin, im Auto auf dem Rückweg einschlafe und mit Kopfschmerzen aufwache, die sich seitdem in den Nacken verzogen haben, wo sie anders unangenehm sind.

Das wird noch alles super, wenn wir irgendwann wieder mehr oder weniger back to normal gehen und nicht nur alle die Infekte der letzten anderthalb Jahre nachholen, sondern auch noch komische Käuze aus den Homeoffices wieder auftauchen, die sich an normale Hosen, weniger Schlaf und die Gerüche und unmutebaren Geräusche anderer Menschen gewöhnen müssen.

Schön war auch, Pippi mit M. spielen zu sehen, die zwei sehen sich ja nur selten, sind aber immer gleich wieder die dicksten Freundinnen. Michel konnte ein bisschen über Pokémon abnerden und fand das glaube ich auch ok. Wir müssen nur in Zukunft dran denken, für ihn Allergietabletten mitzunehmen, das Niesen ist ja nicht nur mit Pandemiescham verbunden sondern für ihn auch unangenehm und als die Augen zu Jucken anfingen, mussten wir leider fahren.

Wieder zu Hause verfrachtete ich Pippi ins Bett und dann wollte ich zum Supermarkt gehen, um Kekse zu kaufen, nach einem Viertel des Weges fiel mir aber ein, dass ich den Mundschutz vergessen hatte. Ich ging also wieder zurück und wegen nahenden Ladenschlusses fuhr mich Herr Rabe dann zum Supermarkt. Ich kaufte größere Mengen Kekse, da das Paket für den virtuellen Badventskaffee morgen leider nicht rechtzeitig angekommen ist, sowie alkoholfreies Weihnachtsbier (um die Zeit kann man keinen Alkohol mehr kaufen), Gløggkonzentrat und Gløggmix (gehackte Nüsse und Rosinen) und lief zurück nach Hause. Nach dem Spaziergang und einem Glas Wein auf dem Sofa bin ich jetzt aber so Bettschwer, dass ich bezweifle, es überhaupt ins Bett zu schaffen.

Tag 1973 – Schulung und Schule.

Ich hab heute wirklich viereckige Augen, nach sechs Stunden online-Seminar mit Teilnehmenden aus der ganzen Welt und danach noch „normaler“ Arbeit. An der Pandemie ist ja eines wirklich gut: ich muss nicht nach London fliegen, kann „dort“ aber an einem Kurs oder einem Symposium teilnehmen. Ich muss auch nicht nach Istanbul oder nach Helsinki fliegen, kann „dort“ aber an Seminaren teilnehmen. Wenn ich nicht wollen würde, könnte ich sogar in den Seminar-Workshops einfach rumsitzen und die anderen reden lassen, die Konvention, die Kamera bei Meetings mit Interaktion anzulassen ist ja eh offenbar noch nicht flächendeckend durchgesetzt (ich finde das furchtbar, mit blauen Kreisen mit Initialien drin zu sprechen, viel, viel furchtbarer als die occasional office cat oder hässliche Weihnachtsdeko im Hintergrund). Andererseits wäre ich heute eingeschlafen, wenn ich bei dem Workshop nicht aktiv teilgenommen hätte, also war ich halt… naja, sehr aktiv. Die Diskussion, die ich mir erhofft hatte, fand dann leider auch nur zwischen 3 von 8 Teilnehmenden statt. Formloser Austausch ist bei Webinaren also eher holprig.

Aber geschlaucht hat das trotzdem, auch ohne Reise.

Hier war heute übrigens der Nikolaus. Ich hatte ja gedacht, dass die Kinder das gar nicht auf dem Schirm haben, weil das in Norwegen gar keine Tradition hat, aber da hatte ich Michel mit seinem Elefantengedächtnis unterschätzt. Der fragte nämlich gestern morgen, wann denn der Nikolaus noch mal komme. Tja, äh. Mit Michel kann man ja ehrlich sein, also sagte ich, das Stiefel rausstellen haben wir, Papa und ich, vergessen, aber wir können das nachholen, wenn er möchte. Michel wollte, also tischten wir Pippi die Geschichte auf, dass der Nikolaus ja erst aus Deutschland zu uns reiten muss, das dauert eben. Michel will sowas ja auch immer gerne glauben, ist aber eigentlich zu abgeklärt. Für Pippi spielt er mit und fragt auch nicht nach. Er ist jetzt auch in dem Alter, in dem er noch gerne an den Weihnachtsmann glauben möchte, aber starke (berechtigte) Zweifel hat, und wir versuchen, ihm den Zauber zu bewahren und ihn nicht brutal zu desillusionieren, wenn er das will, und gleichzeitig möglichst ehrlich zu sein, wenn er das will und das ist ein ziemlicher Balanceakt.

Generell glaube ich ja, acht Jahre alt sein ist gar nicht mal so einfach.

Heute hat Michel auch sein „Zeugnis“ bekommen, also seine Halbjahresbeurteilung. Norwegische Kinder bekommen ja erst ab der 8. Klasse Noten*, bis dahin ist es eingeteilt in „kann“, „könnte besser können“ und „kann noch nicht“. Michel kann das allermeiste was er können soll, die 3er und 4er-Reihe muss er noch ein bisschen üben und seine Norwegischbewertung ist etwas lustig – er schreibt so gern so viel und so kreative Geschichten, dass dabei vor lauter Eifer seine Handschrift nachlässt und die Geschichten etwas konfus werden. „Er hat viel in seinem Kopf, das heraus will.“ Ja, das ist doch mal eine treffende Beschreibung.

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*und sitzen bleiben kann man gar nicht. Ist nicht möglich. Ich finde das bisher gut und besser als das deutsche Schulsystem, in dem in meiner Außenwahrnehmung super viel Druck schon auf recht kleinen Kindern lastet.

Tag 1968 – Nix mehr gewohnt.

Ich war heute im Büro, Herr Rabe auch, aber ich sag’s mal so: das war vor Corona irgendwie nicht so anstrengend.

Ergebnis des Experiments:

Ich mag den Ausdruck „kommunizierende Röhren“ nicht, weil es klingt, als würden die reden und „sich hart diskursiv erarbeiten“, dass da hinterher in jedem Glas gleich viel sein soll. Deshalb hab ich es Michel auch einfach mit Gleichgewicht erklärt. Sieht man ja auch an dem Grün-Gelben Tuch, dass es nicht nur von gelb nach grün wandert und dann stoppt wenn im Grünen genug Flüssigkeit ist.

Überaus ärgerlich: der Rock, den ich neulich genäht habe, ist auf dem Nachhauseweg (immerhin erst da!) kaputt gegangen und zwar so ziemlich unrettbar. Bevor ich Bilder gemacht habe. Und nein, ich hab nicht versucht, mich an dem Rock an irgendwas abzuseilen oder so, ich hab mich einfach nur ins Auto gesetzt.

Stoffqualität fürn Arsch, würd ich sagen.

Also fürs Protokoll: ich hab mir da echt Mühe gegeben, der Rock war auch den halben Tag echt schön und bequem und das Auto kann auch nix dafür. Ich habe beschlossen, mich weder aufzuregen noch zu heulen.

Apropos nicht aufregen: ich könnte mich so dermaßen aufregen über UK und über die Medien, die rumposaunen, es würde bald ein Impfstoff zugelassen. Weil – es wird möglicherweise ein Impfstoff zugelassen – WENN DIE DATEN ZU EFFEKT, SICHERHEIT UND QUALITÄT GUT GENUG SIND. Da gehen ziemlich viele Leute gründlich durch sehr viele Daten und es reicht offenbar nicht, dass ganz Europa diese Impfstoffe dringend haben will, nein, UK macht einfach mal (wieder) was sie wollen, Politiker allerorten machen die Bevölkerung heiß und alle, wirklich ALLE, tun so, als sei die regulatorische Arbeit nur noch Formsache. Ich bin heilfroh, dass ich damit nichts zu tun hab, aber ich fühle SEHR mit meinen Kolleginnen und Kollegen in Europa und auf der ganzen Welt, die das grad evaluieren, unter einem irrwitzigen Druck von allen Seiten. Das wirklich allerletzte was wir ALLE wollen SOLLTEN, ist dass diese Menschen wegen des Drucks irgendwas zulassen, mit dem sie eigentlich Bauchschmerzen haben.

Das hat mich heute so aufgeregt, dass ich’s getwittert hab. Hinterm Schloss, weil ich neulich versehentlich bei der Arbeit meinen Twitteraccount fast verraten hab und wenn ich eins nicht will, dann dass meine Kolleginnen und Kollegen über mein belangloses Gesülze auf Twitter Bescheid wissen.

Das, und Covid19-Impfstoffe evaluieren müssen. Das will ich auch nicht.