Ahhhhhhhh was für ein verrückter Tag. Das hier wird vermutlich auch aus Frau Brüllens „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“ Linkliste gekickt, weil so ganz Tagebuchschreiben schaffe ich um zwanzig nach zwölf und nach… drei bis sieben Glas Rotwein (lost track…) nicht mehr. Ich entschuldige mich auch schon mal für die Tippfehler und die Autokorrektur-macht-Quatsch-Fehler.
Also, heute so:
– aufgestanden nach Herrn Rabe vollnölen, wie scheiße alles ist und wie sehr ich nicht mehr mag, spät dran, Sparmakeup, weil keine Zeit. Meine Haut ist furchtbar.
– Kinder in die KiTa gebracht und von der einen Erzieherin direkt vollgeseiert worden, was meine Kinder alles haben (Löcher in den Stiefeln, schlechte Laune, keinen Bock auf kalt) und nicht haben (Wollsocken, Schals, ordentlich gegessen). Geatmet.
– Zur Arbeit gefahren, blöde Mail vom Chef noch im Bus gelesen und beantwortet.
– Drölfzig Schemata heruntergeladen, die ich zur Einreichung des PhDs brauche. Drei Schemata ausgefüllt und gespeichert, drei Schemata ausgefüllt und mit den Worten „Was sollen wir damit jetzt machen? Das muss ja in die USA und der Mensch da antwortet mir nicht?“ An den Chef weitergeleitet.
– Zeug über Selen gelesen.
– Einen Anruf bekommen. „Hallo, hier die Stockholmer. Wir möchten Dir den Job gerne anbieten. Wir bieten Ihnen Xtausend Kronen an, das ist nicht besonders viel, aber, hmm, ja doch irgendwie… angemessen, mit PhD und, ja, also wir würden uns freuen, wenn du zusagst, schlaf mal drüber und meld dich in ein paar Tagen.“
– Hyperventiliert und im Büro der Kollegin fast zu Heulen angefangen. Zu viel, alles. Herrn Rabe angerufen.
– In des Chefs Büro gegangen um Neuigkeiten zu überbringen und stattdessen in Gespräch über processing bodies verwickelt worden.
– Daten für den Chef von A nach B kopiert.
– Mittagessen gegangen und nachgefühlt, ob ich das so will.
– Unproduktiv am Computer Dinge gegoogelt, statt am Artikel zu arbeiten. Fazit: In Schweden muss ich mehr Steuern zahlen und Wohnen wird, wenn wir nicht endlich irgendwie Eigentum erwerben, noch teurer als hier. Huiuiui. Langsam geht mir auf, dass Xtausend Kronen nicht genug sind, nicht nur weil ich mich finanziell gegenüber jetzt verschlechtern würde, sondern auch weil das das Gehalt ist, von dem der HR-mensch gesagt hatte „Das wäre für einen Masterabsolventen ohne Berufserfahrung ein sehr gutes Gehalt.“ Und ich aber keine Masterabsolvent bin und Berufserfahrung habe und herrje, ich passe doch genau in deren Schema, da ist das Gehalt ein schlechter Witz. netter Versuch.
– Eine Mail an die Stadt STockholm geschrieben, „Hallo, wenn wir zwei KiTa-Plätze brauchen würden, wo müssten wir hinziehen?“.
– Den Recruiter einer anderen Firma angerufen, ging nicht ran.
– Hilferufe zwecks Gehaltsauslotung an in Schweden lebende Freundin geschickt.
– Bei Twitter um Hilfe gefragt, ich Idiot lerns auch nicht. Am Ende viele hilfreiche Ratschläge bekommen (ja, auf jeden Fall verhandeln, dies und das sind Argumente, dies und das wären Optionen, falls sich die Firma erstmal querstellt…) und in einer Diskussion um den Sinn und Unsinn von Boni gelandet, ich habe dazu eine sehr gefestigte Meinung, andere auch, es ist ein bisschen wie über Religion diskutieren. Und Meinung halt: so richtig überzeugend argumentieren geht da eben nicht, weil es halt nicht schwarz-weiß ja-nein ist. Manche Firma wird ein gut funktionierendes, transparentes und alle zufriedenstellendes Bonussystem haben, manche wird über die Boni Gehälter drücken. *Shrugs*.
– Das mit dem Artikel aufgegeben für heute und nach Hause gefahren.
– Im Vinmonopolet eine Flasche Sekt gekauft, eine halbe, wir wollen ja nicht übertreiben.
– Karri abgelöst und den Sekt kaltgestellt, Wäsche aufgehängt, Wäsche abgehängt, Brote gemacht, Windel gewechselt, Pippi beim Pipi machen begleitet (ist schon sehr niedlich, wenn sie da ganz konzentriert sitzt und dann irgendwann „Oh! Pippi pill-at!“ Sagt) und hups, schon viertel nach sechs.
– Herrn Rabe vom Tag erzählt und dem Angebot (Yeah!) und der enttäuschenden Gehaltsansage (Meh.). Herr Rabe sagt: am Besten hat er sein Gehalt verhandelt, als er sauer war, weil er sich von seiner Firma über den Tisch gezogen fühlte. Da ist was dran und ich werde dieses Gefühl des „Wattsefack?“ Sorgsam für das Gespräch kultivieren.
– Gnaaa, halb sieben. Haare waschen, Gesicht waschen, umziehen, neu schminken. Mein Make-up sieht ein bisschen Drag-mäßig aus. Hupsi, zu viel RuPaul geguckt. Aber weil ichs eigentlich auch ein bisschen Geil finde und ich möchte, dass jeder das dreifarbige Geglitzer in voller Pracht sieht, lasse ich die Brille einfach weg. Kontaktlinsen vertrage ich ja nicht gut, meine Augen sind eh immer rot und, ach, ich fahr Bus, was soll passieren?
– Ich kann nicht erkennen, ob da ein Flugbus oder ein normaler Linienbus heranrollt.
– Vor dem Restaurant fällt mir auf, dass ich mit drei Dioptrien den Tisch mit meiner Arbeitsgruppe nie im Leben finden werde, wenn das Restaurant größer als 12 qm ist. Ist es.
– Ich frage den Kellner nach dem Namen meines Chefs, er sieht mich irritiert an und bringt mich zum Tisch, an dem meine Kollegin schon die ganze Zeit winkt. Ich habe nur einen sich bewegenden Fleck wahrgenommen. Nie mehr ohne Brille.
– Weihnachtsessen mit der Arbeitsgruppe. Tapas. Sehr lecker, sehr knoblauchig, der Rioja ist echt lecker und der Chef bestellt Flasche um Flasche, ich esse zum Nachtisch ca. Eine halbe Schale Runzelkartoffeln mit Aioli, werde für immer nach Knoblauch riechen und bereue nichts.
– Viele lustige Gespräche, unter anderem kriegt mein Chef morgen ein Sofa geliefert, aus Spanien, denn da war es total billig. Nämlich nur 80.000 NOK. Statt 160.000, die der dänische Hersteller für das Original haben wollte. Und wenn man 80.000 spart, kommen einem 80.000 plötzlich billig vor. Ja, da musste er auch sehr lachen. Und dann war da noch die Geschichte, wie der Chef und die eine PI über den großen Altersunterschied zwischen einem Ex-Kollegen und dessen neuer Frau lästerten und die Masterstudentin fragte, wie groß denn groß sei, die beiden sagten 15 Jahre und sie meinte, ihr Freund sei fast 20 Jahre älter als sie, dafür sei Ihre Mutter 15 Jahre älter als ihr Vater und ihre Oma 20 Jahre jünger als ihr Opa. (Note to self: Dörfer in Finnmark meiden, da laufen seltsame Familienkonstellationen.)
– Mr. Computerindian sagt 1,5 x Xtausend soll ich sagen. Das fände ich dann aber schon auch frech. Außerdem soll man doch krumme Beträge aufrufen!
– Viel zu spät nach zu viel Wein nach Hause, abschminken, Bett, bloggen.
Meine Güte, was für ein Tag. Und da ist noch ne Flasche Sekt im Kühlschrank.