Tag 2176 – Schon wieder…

Wieder so Wetterveralberung, angekündigtes Gewitter und dann kamen so fünf Tropfen runter. Immerhin ist es jetzt windig, da wird die stickige Luft weggeblasen.

Heute habe ich das Wohnzimmer aufgeräumt statt zu entspannen bevor ich die Füße wenigstens ein wenig hochgelegt habe.

Außerdem war ich mal wieder mit einem Meerschwein bei der Tierärztin, diesmal allerdings mit Marshmallow. Hin sind wir wegen geschwollener Zitzen, raus kamen wir mit einer genommenen Probe aus einer neu entdeckten Beule. Das Schwein bekommt jedenfalls ein Sternchen ins Heft geklebt, es hat keinen Mucks gemacht (hat wahrscheinlich drauf gebaut, so unsichtbar wie möglich zu werden).

Ich habe zwar eine lange To-Do-Liste (sehr lang), aber auch eineinhalb kleinere Projekte nur für mich, aber erzählen tue ich das erst wenn es geklappt hat, hähä. Das eine ist bisher… huff! Das andere (halbe) schon besser.

Tag 2175 – Was schaffen.

Ja, also ich hab ja Urlaub, ne? Dementsprechend habe ich heute lange geschlafen, im Bett Kaffee getrunken und ein Buch auf der Terrasse gelesen.

Nicht.

Ich hatte um neun einen Termin zur Blutabnahme, war um viertel nach neun im Baumarkt, habe den noch bewölkten Himmel zum Unkraut jäten genutzt und dann zum Fenster putzen. Jetzt kann man zwar wieder rein und raus gucken, aber das mit dem Urlaub machen, das muss ich noch üben, scheint mir.

Ich möchte dafür weder Lob noch Mitleid. Es ist eine reine Feststellung, dass ich immer erst mal irgendwas „arbeiten“ muss, bevor ich was „zum Vergnügen“ machen „darf“. All das kommt rein aus mir, niemand steht mit der Peitsche hinter mir, ich höre nicht mal irgendeine konkrete Stimme in meinem Kopf oder sehe einen konkreten tadelnden Blick. Nichts. Einfach ganz tief verwurzelte, von allen Seiten schon immer vorgelebte, protestantische Arbeitsethik. Plus Frausein, vermutlich, Frauen haben ja auch sonntags nicht frei, wer macht denn dann den Braten. Und ein Tacken Zwanghaftigkeit kommt bei mir auch noch dazu, ja.

Wie gesagt. Ich übe das noch. Die Fenster sind ja jetzt auch geputzt.

Tag 2174 – Leben fast überall.

Lavendel und Stockrosen haben den Winter nicht überlebt. Beide Lavendel und alle drei Stockrosen. Ich weiß auch nicht, was da passiert ist, es war eigentlich nicht ungewöhnlich kalt und auch nicht ungewöhnlich lange kalt. Aber da kommt nix mehr, das habe ich inzwischen eingesehen. Ein paar neue Stockrosen (haben sich selbst ausgesät, das war ja eh der Plan, eine neue invasive Art einzuschleppen) kommen, aber die sind ja dieses Jahr noch sehr klein und blühen frühestens im nächsten Jahr. Sonnenblumen sprießen im Hochbeet wieder sehr viele, dieses Jahr habe ich gar nicht erst welche drinnen angezogen, die draußen gekeimten sind wesentlich robuster.

Der Rhabarber wurde von zwei übereifrigen kleinen Mädchen niedergemetzelt. Wäre halb so schlimm, wenn sie ihn wenigstens auch gegessen hätten, aber nein, sie haben ihn nur bis auf einen Stängel abgerissen und dann erst das erste Stück probiert, und dann den Rest der Stängel und Blätter im Garten verteilt.

Der Holunder blüht wie verrückt und wächst hauptsächlich in die Breite.

Diese Zierdistel oder was das da rechts im Bild ist, ist extrem ausbreitungsfreudig. Hübsch, aber wird vermutlich irgendwann die Weltherrschaft übernehmen. Ich rupfe ständig überall Ausläufer davon raus, die aber wirklich überall aufploppen. Die Pflanze kam mit dem Haus, genau wie die sehr hübschen Pfingstrosen und allerlei anderes Zeug, das komplett tot war, als wir einzogen.

Leider leben am Holunder auch sehr viele eklige schwarze Blattläuse (?), bäh. Die leben auch an vielen der Disteln, die überall wachsen und die wiederum die Meerschweinchen sehr gerne fressen, aber beim Pflücken muss man echt aufpassen, dass die nicht zuhauf bewohnt sind. Die Viecher will ich definitiv nicht im Haus haben, und ich bezweifle, dass die Meerschweinchen von so viel extra Protein sonderlich angetan wären.

Apropos bewohnt, an den Erdbeeren wohnen leider irgendwelche kleinen Käferchen. Die Pflanzen sehen gar nicht gut aus (sind zerfressen, ich dachte erst an Schnecken, aber da sind keine, können auch kaum da hin kommen und die Kräuter direkt daneben sind auch alle völlig unbehelligt. Außerdem habe ich eine Horde winziger Käferchen/Spinnentiere? [viele Beine] gesehen), und die Früchte werden nicht rot, bevor sie aufgefressen sind. meh.

Aber egal. Morgen werden ein paar Holunderblüten geerntet, wenn ich welche finde, die halbwegs Blattlausfrei sind. Danach kümmere ich mich um das unerwünschte Getier und kaufe neuen Lavendel.

Tag 2173 – Bereit für Gewitter.

Es wurde mir Gewitter versprochen angekündigt, so richtig mit Blitzen und Wasser von oben. Es zog sich zum Nachmittag hin auch zu, aus warm wurde schwülwarm und aus Kopfschmerzen wurde Migräne (und ein Apothekenbesuch, weil keine Triptane mehr im Haus waren). Nach dem Abendessen auf der Terrasse packte ich alles wieder zügig zusammen und brachte es ins Haus, weil ich damit rechnete, dass es bestimmt gleich sofort losgehen würde. Tat es aber nicht. Bisher war nix Gewitter und auch kein Wasser, nur alles Unangenehme, was ein drohendes Gewitter mit sich bringt (in meinem Fall: Migräne, Kreislauf und von Gewittertierchen bekrabbelt werden). Die Pflanzen draußen lechzen weiter, aber das fühlt sich in so einer Situation ja auch albern an, extra Wasser auf die Beete zu kippen.

Das ist ein wenig unbefriedigend. Wie niesen müssen, aber nicht können.

Tag 2170 – Geschafft.

Einen entspannten Arbeitstag hinter mich gebracht, jetzt fertig und bereit für Urlaub. (Ok, Freitag arbeite ich ein bisschen, aber echt nur ein bisschen und ich möchte da nicht reingeredet bekommen, danke.)

Heute Abend hätte ich deshalb gerne ein Bier aus dem Norden in Regenbogendesigndose auf der Terrasse getrunken, wegen Kopfschmerzen (natürlich, ist ja jetzt Urlaub) wurden es aber nur YouTube-Videos im Bett. Tjanun. Es wird schon noch genug Entspannung geben, bis auf kurz Freitag sieht mich die Arbeit erst im August wieder.

Tag 2169 – Noch ein bisschen Magie.

In Norwegen gibt es ja keine Aerosole. Deshalb reicht ein Meter Abstand, auch wenn man keine Maske trägt.

Es gibt hier auch nicht wirklich Long Covid.

Kinder werden nicht krank. (Von Long Covid mal ganz zu schweigen!)

Eine vierte Welle gibt es nicht.

Delta wird nicht gefährlich.

Eine Impfdosis reicht für den „grünen Coronapass“, auch in Zeiten von Delta.

Reisende schleppen kein Corona ein (außer osteuropäische Gastarbeiter*Innen. Die schon. Aber die Wikinger doch nicht, die sind ja (mit einer Dosis) geimpft).

… ist schon doll, hier in Andersland.

P.S. Ich wünschte ich würde mir das ausdenken oder das wären nur Verschwörungsschwurbeleien auf Telegram oder Wahlkampfgesülze. Aber nein, das sind offizielle Empfehlungen einer (nicht meiner) Gesundheitsbehörde.

Tag 2168 – Endspurt.

Arbeit, Arbeit, zu viele Meetings, zu viel muss heute und morgen noch fertig werden. Tjanun. Danach sind 5,5 Wochen frei.

Ebenfalls Endspurt als Elternvertreterin der Grundschulklasse. Mache ich eher nicht noch mal, die Möglichkeiten, tatsächlich Einfluss zu nehmen erwiesen sich als minimal nicht existierend. Traurig, aber wahr. Sommerabschluss wird wie Weihnachtsfeier: nur die Kinder in der Schule, wir Eltern müssen zu Hause bleiben (für mich definitiv eh besser!). Es gibt ein Tütchen Süßkram und ein Trinkpäckchen für jede*n, das hat Familie Rabe heute in Teamarbeit gepackt. Als Dankeschön für die Lehrerinnen habe ich jeweils eine kleine Blumenampel mit Erdbeeren bepflanzt, weil ich wirklich was dagegen hab, sterbende Blumen (die in Norwegen halt auch einfach absurd viel Geld kosten) zu verschenken.

Noch nicht ganz Endspurt aber endlich etwas, das man vielleicht „Rohvibrato“ nennen kann, im Vibratoprojekt. Ich muss jetzt endlich nicht mehr nur Katzen quälen, sondern verkleinere die Bewegung, bis der jeweilige Finger an einem Punkt ist. Das funktioniert bei allen Fingern, außer dem 1. Der ist immer noch irgendwie steif, da ist ja auch kein Platz, da oben an der Schnecke, gnah (zugegebenermaßen geht es in den anderen Lagen auch nicht sonderlich viel besser). 4. Finger ist quasi kein Problem (den finden wohl viele sehr schwierig) aber der 1. verlangt mir sehr viel Konzentration ab um wenigstens ganz leicht… Hmpf. (Gut dass ich bald Ferien hab, da kann ich den 1. Finger zu mehr Lockerheit meditieren.) Mit meinem neu gewonnenen, noch nicht fein geschliffenen Skill habe ich dann die langsameren Sätze der zwei KinderSchülerkonzerte mal extra langsam und mit dem Ziel, auf jeder mindestens Viertelnote Vibrato zu benutzen, durchgespielt und das macht schon sehr sehr viel aus, jetzt schon. Ich freue mich auf den Feinschliff, ich glaube, der Grind wird sich am Ende wirklich auszahlen.

Noch eine etwas lustige Anekdote und ein Grund zur Freude: Herr Rabe (Jahrgang ’83) bekam heute seine Impf-SMS und hat nun einen Termin nächste Woche. Zwei Stunden später hatten sie sich zu Jahrgang ’85 durchgearbeitet und wenn ich wollte, könnte ich mich nächsten Dienstag gleich noch mal impfen lassen. Ich habe mich also tatsächlich nur um 1,5 Wochen vorgedrängelt, das ist ein bisschen beruhigend und das System benachrichtigt wirklich jede*n, das ist auch beruhigend, auch wenn’s bei mir jetzt unnötig war. (Ja, ich hab geguckt, ob es irgendwie möglich wäre, ein drei-Wochen-Intervall hinzumogeln, aber das haut mit der OP zeitlich nicht hin und 14 Tage nach dem OP-Termin waren noch keine Termine zu vergeben.)

Ich bin ja eh großer Fan von BankID.

Tag 2167 – Mag nicht.

Ich hab Laune, und verpeste schon den ganzen Tag über die Luft um mich rum mit selbiger. Wäre ich zur Zeit auf Twitter, würde ich vermutlich dort herumtrollen und Leute ankacken, bin ich aber nicht, also wurde es… Facebook. Man könnte das jetzt als voll supi Aktivismus erklären, wie ich immer so aufstehe und mich positioniere und yeahhhh Pride und Feminismus und überhaupt. Aber mal ehrlich: manchmal habe ich einfach meinen Drang, Leuten zu sagen, dass und warum sie Pech beim Denken (und Posten) haben, nicht gut unter Kontrolle. Someone is wrong on the internet. Klugscheißerin for life.

Man könnte jetzt auch irgendwas zusammenfabulieren von wegen „besser Erwachsene auf Facebook als die eigenen Kinder“ aber auch die bekamen es heute ab. Mit denen vertrage ich mich aber hinterher wieder, bei Facebook diskutiert keine*r mit mir. Ist auch besser so. Ich hab ja auch recht.

Morgen ist bestimmt schon wieder alles besser. Zumindest sind die Kinder tagsüber nicht hier und streiten sich auch nicht miteinander. Uff.