Tag 904 – Fast nahezu sowas ähnliches wie gut.

Alles geschafft, was ich vorhatte, nicht im Zeitplan aber was soll’s. Irgendwie nicht so geplant war, dass der Stoff für den Herrenpullover nicht reicht und ich jetzt morgen nochmal zum Stoffladen muss. Schlimm ist das, im Stoffladen bin ich ja waaaaahnsinnig ungern. Öhömm.

Auch gute Nachrichten bekommen: die Versicherung zahlt den Diebstahl, nach Abzug des saftigen Selbstbehalts, anstandslos. Beziehungsweise: hat schon gezahlt. Dann kann sich Herr Rabe jetzt ein neues Fahrrad kaufen und ich meins reparieren lassen. Eigentlich macht mich allein der Umstand, dass bei uns eingebrochen wurde, immernoch total sauer und dass sich niemand dafür wirklich interessiert auch, aber das vergessen wir mal. Und Herr Rabe wird wohl auch dazu übergehen, sein Fahrrad im Flur nochmal anzuschließen. Falls er sich nicht eh überlegt, dass er bis zu einem Umzug kein neues Fahrrad braucht.

Apropos Umzug: heute mussten wir den Antrag auf Wechsel des Kindergartens für Pippi stellen und ich habe mich dagegen gesträubt und mich dafür gehasst und es aber gemacht. Ich will hier nicht im August noch wohnen. Bittebittebitte nicht. In dem Zusammenhang natürlich besonders arschig von uns diesen Antrag zu stellen, denn andere Kinder brauchen den Platz vielleicht wirklich. Am liebsten würde ich den Antrag wieder löschen, ehrlich gesagt, aber ich rede mir ein, dass es so vernünftig ist.

Nochmal apropos Umzug: die Maklerfirma nervt unsagbar rum, dass wir den Mietvertrag verlängern sollen. Ich kriege da aus diversen Gründen zu viel: 1. ist das ein total unprofessioneller Haufen, die alles nach Schema F gemacht haben wollen, sich aber selbst nicht dran halten. 2. habe ich das an Herrn Rabe delegiert, aus Gründen (unprofessioneller Haufen und so). 3. Bekam ich (wieder, wie immer ich…) vor zwei (?) Wochen Freitags mittags (!) ne Mail von „unserem“ Makler: er sei ab Montag in Elternzeit. Was denn jetzt mit unserem Vertrag sei? Da bin ich dann auf total stur gegangen: so ne Elternzeit kommt ja ca. so überraschend wie Weihnachten, da innerhalb von drei Stunden oder so Antwort und Tat zu erwarten… ähhhhhahahahahaha! Nö. Dann war auch noch Montag direkt ne Mahnung über die längst bezahlte Miete im Briefkasten und ne Drängel-Mail von der Makler-Elternzeitvertretung im Postfach und echt mal: arrgh! Wir wohnen hier seit drei Jahren, die Miete war immer pünktlich, bis die sich überlegt haben, auf das sinnloseste aller Rechnungssysteme der Welt* umzustellen, wir haben kein Problem mit drei Monaten Kündigungsfrist, wir wollen nur nicht dass die drei Monate in drei Monaten erst anfangen, und vielleicht sollte ich da mal durchblicken lassen, dass ich in diesem Mieterbund bin, aber eigentlich sind mir meine Nerven dafür viel zu schade und so sagte ich eben zu Herrn Rabe: „Es ist mir egal, regel das wie du meinst. Die sollen nur aufhören zu nerven.“

Puh. Also naja, so halbgut alles eben.

(Mir fällt grad ein, was ich denen morgen sagen kann, wenn wir die Verlängerung unterschreiben: „Se? Det ordnet seg!“** *diabolisches Lachen*)

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*e-faktura. Das ist eine Art Mail ins Bankpostfach. Mehr nicht. Kein Bankeinzug, das wäre ja viel zu einfach. Wenn man vergisst, diese Mails alle paar Tage durchzusehen: Pech. Natürlich verbergen sich die Mails auch zwischen allerlei „legen Sie Ihr Geld soundso an!“-Spam. Und es gibt keine Kopie per normaler e-Mail. Nix. Da würde mans ja eventuell noch sehen und könnte es dann fristgerecht bezahlen. So… tja. Ich gucke halt nicht jeden dritten Tag da rein. Jeden 10. schon, deshalb war die Miete ja auch schon bezahlt, als eine Woche später die Mahnung mit Inkassodrohung kam. Mietmakleragenturen stinken. Diese zumindest.

**Det ordner seg = Das wird schon. Entsprechend: Det ordnet seg = Es wurde. Ich hasse den Satz in jeder erdenklichen Sprache, die Norweger lieben ihn und hauen den zu jeder Gelegenheit raus, mich macht das fast so aggressiv wie das allgegenwärtige „Lykke til!“ (Viel Glück), als ich herzog und noch nicht wusste, dass sie damit nicht „du wirst es brauchen“ meinen.

Tag 903 – Hoppla!

Wann ist denn der Tag rumgegangen? Ich hab doch bloß ne Bewerbung fertig gemacht, nachdem ich Pippi ins Betg gebracht hatte! Merkwürdig.

Wie dem auch sei: es ist jetzt schon so spät und morgen um halb sieben klingelt der Wecker, auf dass ich freudig aus dem Bett springe und direkt Sport mache. Haha.

Mein Ziel ist es, noch vor der KiTa-Ablieferung die Bewerbung von heute hochzuladen. Und noch mal eine aus November, auf die ich nie eine Antwort bekam, die aber noch ausgeschrieben ist. Weil ich’s kann. Dann KiTa und dann Blutprobe abnehmen, eventuell ein bisschen arbeiten oder vermutlich eher nicht, und dann ab nach Hause und endlich Herrenpulliteile zuschneiden.

Kurz noch was zu meinen „vielen“ Plänen: mag so aussehen, ja, ich empfinde es aber nicht als viel und dass ich an dem wenigen trotzdem manchmal (ok, grad öfters mal) scheitere ist in erster Linie zwar ein Zeichen von tiefer Erschöpfung, aber dadurch nicht weniger frustrierend. Noch weniger vornehmen ist auch schwierig, da kommt mir meine jetzige Situation noch lächerlicher vor. Ich arbeite an der Geduld mit mir selbst, aber der Fortschritt sind echt nur Baby Steps und dabei bin ich doch so ungeduldig und hachja. So geht das tagein, tagaus in meinem Kopf.

Tag 902 – Heute mal nur Gutes.

Fangen wir hinten (chronologisch) an:

  • Ich bin immer noch schwer begeistert von Star Trek Discovery. Eben WEIL es nicht noch eine ähnliche Star Trek-Serie ist, sondern weil es eine TOTAL ANDERE Star Trek Serie ist. Ja, düster, ja, Menschen sind nicht die ultimativ tollste Spezies, nicht mal „die Federation“ macht nur tolles. Irgendwie kann man auch die Klingonen verstehen und der Plot in Folge 10-13 rüttelt die Kategorien dann auch nochmal ein bisschen durch. Ich mag es halt. Andere nicht, ist auch ok.
  • Meine allerherzlichsten Glückwünsche an Mademoiselle Read On, die heute den Preis als beste Bloggerin bei den Goldenen Bloggern bekommen hat. Verdient. Hochverdient.
  • Pippi hat kein Fieber mehr. Ich sehe einem arbeitsreichen Tag morgen freudig entgegen. Eine Woche mit kranken Kindern ist echt lang.
  • Mein Bruder hat heute Geburtstag und wird 31. Gefühlt gestern wurde er noch 13 und malte seine Warhammer-Figuren an (und schwor Stein und Bein nienieniemals zu Rauchen, zu Trinken oder sonst irgendwelche Drogen anzufassen). Alles Gute, Brudi!
  • Allen Mut zusammen genommen und eine Mail an die „betroffenen“ Recruiterinnen geschickt. Ich konnte es auf dem Erwachsenenkonto quasi katsching-en hören.
  • Eine Bewerbung angefangen, wird morgen früh abgeschickt. Zwei habe ich dann noch in der Pipeline, bevor ich die Global Player wieder bombardiere.
  • Meine Defense wurde tatsächlich verlegt! Ich habe jetzt einen anderen Opponenten (was wirklich schade ist, aber so ist das eben, man kann in diesem Fall wirklich nicht alles haben) und die Defense wird am 22.03. sein. Noch bin ich hauptsächlich begeistert, dass es so bald schon vorbei ist.

Doch, insgesamt alles gut! (Heute, kurz, alles nur eine Phase, aber ich genieße jetzt einfach mal.)

Tag 901 – Achachachach.

Ich vermute, mein Schilddrüsenblocker ist momentan zu hoch dosiert, jedenfalls möchte ich immerzu schlafen, komme morgens nicht aus dem Bett (egal, wie lange ich da drin lag, nach 5 Stunden fast noch besser als nach 8) und sobald es ein bisschen gemütlicher ist, schlafe ich ein.

Pippi nicht so. Pippi schläft nicht, sie ist auch immernoch krank und hat deshalb Mittagsschlaf gemacht. Und jetzt ist sie wach. Und nur ich bin ok, will heißen: sie brüllt nicht. Schläft aber auch nicht. Erwachsenenzeit? Serie schauen? Mal allein sein? Mööööp.

(Es wird besser, ich weiß das, bestimmt schon morgen, aber jetzt grad, da möchte ich einfach nur auf eine einsame Insel gebeamt werden und dem Meeresrauschen zuhören und allein sein. Und jetzt grad, da ist mir nach Auskotzen darüber.)

Tag 900 – In nur 900 Tagen zu okayer Haut.

Endlich.

Endlich schaffe ich es, diesen Artikel zu schreiben. Und endlich ist meine Haut auch echt ok, um ehrlich zu sein, besser als sie je war. Hurra! Es hat ja auch bloß ewig gedauert. Aber weil ich über all die Probleme mit meiner Haut ja schon geschrieben hab, will ich Ihnen natürlich auch das jetzt gute und funktionierende Regime nicht vorenthalten. Ich sags mal vorweg: Es ist deutlich mehr als Wasser und Melkfett involviert, es ist gar nicht mal teuer, dafür kriegt man das meiste nicht mal eben im Drogeriemarkt und weil ich viel von The Ordinary benutze, dauert es auch ein bisschen. Wenn Sie jetzt raus sind, tjanun. Für mich passt es eben so, hier gibt es ja eh keine Drogeriemärkte.

Fangen wir mit morgens an:

(Hoppla, Krümel.)

Für mich die allerbeste Reinigung, vor allem zum Abschminken, aber auch morgens beim Waschen: Reinigungsöl. Ich habe ja Mischhaut, in der T-Zone sehr sehr fettig, um den Mund, am Kinn und an den Nasenflügeln aber auch zu trockenen Stellen neigend. Das Reinigungsöl nimmt überschüssiges Fett (und Dreck aller Art) weg, die Haut fühlt sich aber hinterher nicht trocken und spannend an, wie ich es bei absolut jedem anderen Reiniger hatte. Morgens zwei Spritzer auf die Hand, verteilen, ins Gesicht, rubbelrubbel (nur mit der Hand), mit Wasser abwaschen, abtrocknen, fertig. Ach so, und wenn Sie jetzt sagen: möööp, ich hab fettige Haut und da noch Öl: ich hab auch fettige Haut und yeah, Öl. Dieses.

Dann kommt, was tatsächlich endlich meine Poren auf der und um die Nase und auf der Stirn verkleinert hat: Niacinamide 10% + Zinc 1% von The Ordinary. Eigentlich ist das gegen Pickelausbrüche, auch die verhindert es zuverlässig. Das klebt ein bisschen und ist eine wässrige Formulierung, geht also prima direkt nach dem Reinigen. Die Pipetten sind schlecht zu dosieren, mein geschultes Auge tippt auf ca. 0,5 mL (ca. 2 cm in der Pipette) Zeug, das ich mir morgens hauptsächlich da verteile, wo ich eben große Poren habe und zu Pickeln neige. Ich massiere das ein, bis es sich trocken anfühlt und lasse es dann noch ein bisschen einziehen, ungefähr so lange wie ich zum Haare föhnen brauche, vielleicht drei Minuten also.

Der nächste Schritt ist Hyaluronsäure 2% + Vitamin B5. Dieses Zeug ist der Hammer. Es klebt wie Sau, zieht richtig Fäden und ist auch wieder eine wässrige Formulierung. Das ist ein Bestseller von The Ordinary und ich weiß jetzt auch warum: Obwohl es sich im ersten Moment nach nix anfühlt, versorgt es die Haut den ganzen Tag über mit Feuchtigkeit. Damit habe ich meine trockenen Stellen endlich in den Griff bekommen. Davon nehme ich nicht viel, vielleicht 1 cm in der Pipette, und verteile es unter den Augen, um meinen Mund und auf der Stirn. Wenn man zu viel nimmt, rollt es sich später ab und krümelt rum, da ist also nichts mit viel hilft viel. Das massiere ich auch ein bisschen ein und lasse es dann wieder kurz einwirken, etwa so lange wie es dauert, meine Zähne zu putzen. Also auch so drei Minuten.

Als nächster Schritt, den finden Viele vermutlich übertrieben, aber für meine Haut einfach angenehm und eine gute Grundlage für getönte Tagescreme oder auch Make-Up: Natural moisturizing factors + HA creme. Endlich eine Creme, die ich nicht den ganzen Tag als Fettfilm auf der Haut schwimmen habe. Weil meine Haut ja nach den zwei Vitaminlösungen schon recht gut versorgt ist, brauche ich nur ganz wenig, vielleicht ne erbsengroße Portion, die ich ohne zu doll zu rubbeln überall verteile. Die Creme zieht ziemlich schnell ein und meist gebe ich ihr dann noch Gelegenheit, sich richtig zu setzen, während ich Kaffee mache.

Auf die super gut gepflegte Haut, die sich jetzt auch schön anfühlt und so aussieht, kommt jetzt meistens Paula’s Choice super light daily wrinkle defense SPF 30. Die Bewertungen auf der Paula’s Choice Seite sind voller „wuäääh, was eine furchtbare Farbe“, aber mir passt die durch viele rosa und leicht aschige Untertöne sehr gut. Die deckt nur sehr wenig ab, aber eben ein bisschen und vor allem hat sie einen Lichtschutzfaktor, der immerhin für die paar Minuten reicht, die ich mich üblicherweise in der Sonne aufhalte. Im Sommer und wenn ich länger draußen bin muss ein höherer LSF her, der dann auch in anderen Mengen aufgetragen wird, aber für den Alltag reicht mir diese Creme. Und im Gegensatz zu den flüssigeren Formulierungen von Paula’s Choice, die nur chemische Filter enthalten, mattiert diese hier sogar meine fettige Haut und (was mir wichtiger ist) läuft mir nicht irgendwann in die Augen und lässt diese laufen. (The Ordinary kündigt schon seit Monaten NMF-Creme mit Lichtschutzfaktor an, da bin ich sehr gespannt drauf. Der Preisunterschied zu Paula’s Choice ist ja doch erheblich).

So, und dann laufe ich den ganzen Tag damit rum, und abends wasche ich mich wieder und der Spaß geht von Vorne los, mit Modifikationen:

Abends nehme ich mehr Reinigungsöl. Das ganze Schminkzeug muss ja runter. Vier Pumphiebe mindestens (so ne Flasche reicht bei mir trotzdem ca. 3 Monate und die kostet unter drei Euro. Und man kann absolut alles damit entfernen: Pflasterreste von Haut, Lippenstiftflecken aus Kleidung, Buntstift aus Badezimmerfugen…), gut einrubbeln und noch besser abwaschen. Abtrocknen und dann kommt, inzwischen täglich (das habe ich gaaaaanz langsam nach meiner katastrophalen Haut nach Weihnachten wieder eingeschlichen) die Glycolsäure. Das ist ein, wenn auch verhältnismäßig sanftes, chemisches Peeling. Auch wieder gegen Pickel und für kleinere Poren, außerdem soll die Haut dadurch mehr strahlen, naja, ich bin ja jetzt eh nicht so die Strahlefrau. Ich habe ja lange BHA (Beta Hydroxyl Acid) probiert und meine Haut kam damit nicht gut klar, jetzt also AHA (Alpha Hydroxyl Acid) und siehe da: es tut was es soll (für ein reineres Hautbild sorgen) und nicht, was es nicht soll (mein Haut wegätzen). Ich mache das auf einen Wattepad und rubbel mir dann Nase, Stirn und Kinn ab, und dann einmal ganz fix durch den Rest vom Gesicht. Das lasse ich jetzt so lange seine saure Wirkung entfalten, wie ich brauche um mich aus- und meinen Schlafanzug anzuziehen.

Es folgt wieder Hyaluronic Acid 2% + B5, genau wie morgens, nur dass ich jetzt etwas länger warte (also eher fünf Minuten als drei, aber definitiv keine zehn), bevor mein neuer Liebling und Nachtcremeersatz auf die Haut kommt: Reines Squalan. Es ist so toll. Ohne Scheiß. Ich habe das Squalan auch in der Granactive Retinoid 2%-Formulierung, die ich jetzt bald wieder ganz vorsichtig einschleichen werde, um das Regime komplett zu machen und hab lange gewartet, bis es bei The Ordinary wieder vorrätig war. Jetzt hab ich es endlich und es ist echt besser als jede Nachtcreme. Es fühlt sich einfach toll auf der Haut an, schon beim Auftragen aber vor allem am nächsten Tag: die Haut ist ganz samtig und weich. Und weil das Zeug flüssiger als flüssig ist, braucht man quasi nichts. Mit vier Tropfen (Wange, Wange, Kinn, Stirn) komme ich dicke durch mein ganzes Gesicht. Ich bin, wegen der Hyaluronsäure vorher, vorsichtig beim Einmassieren, sonst rubbelt sich die Hyaluronsäureformulierung wieder ab. Aber weil ich meistens auch gern schnell ins Bett will, mache ich auch keine Gesichtsöl-Zeremonie draus, drauf, verteilen, bisschen einklopfen (um die Augen und den Mund rum), fertig. Ab in die Heia.

(Jajaja, und demnächst ist Frühling, meine Haut wieder anders, dann ist Sommer und es braucht mehr Sonnenschutz und alles, weiß ich ja. Aber ich bin so froh, dass es jetzt endlich so für mich funktioniert!)

Tag 899 – Fünfundzwanzig Wege, eine Bewerbung zu verkacken.

Ich habe heute die vierte Bewerbung an ein großes Unternehmen geschickt. Wie so viele Unternehmen hat dieses ein Bewerbungsportal. Man kann sich nur darüber bewerben und lädt dann da einerseits sein Profil hoch, andererseits aber für jede Bewerbung noch mal die speziellen Unterlagen, also Anschreiben und gegebenenfalls Jobspezifische Zeugnisse oder Zertifikate oder wasweißich. Jedenfalls muss man dann anhaken, welche Dokumente aus dem hochgeladenen Dokumentpool für die einzelne Bewerbung relevant sind, und – das weiß ich natürlich nicht, aber nehme es an, die Recruiter können sich dann da aus diesem Pool je nach Stelle nur die Dinge runterladen, die für sie eben als relevant gekennzeichnet wurden. Vielleicht haben sie auch Zugriff auf alles und müssen sich dann das relevante selbst zusammensuchen, das fände ich umständlich, aber hey, diese Portale sind eh umständlich (und zwar alle, die unterscheiden sich nur in Abstufungen von Grausamkeit), also ja vielleicht auch von der anderen Seite aus. Man kann insgesamt 25 Dokumente hochladen und pro Bewerbung maximal 7 als relevant anhaken, wichtig ist, dass man alle Dokumente für noch laufende Bewerbungsverfahren in diesem Dokumentpool lässt.

Das verstand ich heute Mittag. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen, als ich schon total genervt war, weil das System permanent abstürzte und dann dachte, ach, egal, dann lad erstmal die neuen Sachen hoch und dann kannste danach ja die alten löschen, wie immer. Und dann fiel der Groschen.

Genau. Ich hatte beim Bewerben auf die 2. und 3. Stelle jeweils die Abschreiben der 1. und 2. Stelle gelöscht, weil ich mir irgendwie eine Ordnerähnliche Unterorganisation vorgestellt hatte und mich wunderte, wieso mir immer die alten Abschreiben in neuen Bewerbungen angezeigt werden. Und weil die da ja auch nichts zu suchen haben, dachte ich eben, ich lösche die. Sicherheitshalber. Und ja, ich hatte mich auch immer über diese „Relevanzfrage“ gewundert, ich lade doch kein irrelevantes Zeug da hoch, hä?

Jedenfalls merkte ich meinen fatalen Fehler halt heute. Mir wurde schlagartig sehr warm, dann sehr kalt, ich hyperventilierte ein bisschen und dann nutzte ich die bugs des Portals, um die alten Bewerbungen durch gezieltes aus- und wieder einloggen bearbeiten (und die Häkchen richtig setzen) zu können. Quasi Zeitgleich versuchte ich nicht nur ein bisschen hektisch die Recruiter für Stelle 1 und 2 zu erreichen, bekam aber trotz Anrufen im 20-Minuten-Takt zwischen halb zwei und halb fünf niemanden ans Telefon. Nie-Man-Den. Auch keinen Anrufbeantworter oder eine Stellvertreterin oder irgendwas. In meinem Kopf liefen Szenarien ab, wie die Bewerbungen wegen Unvollständigkeit allesamt in der Tonne landen, ich mich zur Lachnummer des Unternehmens gemacht habe und überhaupt – welche Irre mit norwegischer Nummer versucht denn 8 mal in zwei Stunden anzurufen?!?

Ehrlich gesagt läuft das Kopfkino immernoch. Die Stellen wären jede für sich ein Traum. Ich wäre dafür qualifiziert. Ich habe sehr! sehr! viel Arbeit in die Anschreiben gesteckt und auch nochmal den CV überarbeitet und überhaupt: scheitert es jetzt echt an meiner Doofheit? Oder eigentlich nicht mal das, das Portal mit diesem System ist ja gut, ich bin nur noch viel blödere Portale gewohnt, bei denen man für jede Bewerbung alles Identische trotzdem neu hochladen muss und offenbar hatte ich mein Hirn da schon wieder aus, als ich dieses neue Portal öffnete. Zweieinhalb mal. Gnaaahhh.

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Auto-Lobhudelei: immerhin nicht geheult deswegen.

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Was auch scheiße ist: die WordPress-Handy-App. Orr. Vor allem bei 4% Restakku. Da will ich keine 5 Minuten damit zubringen, an eine Textstelle zu springen, während der Text ständig unkontrolliert wegrutscht.

Tag 898 – Wie so ein Tier.

Erstens hing ich heute noch einen Tag lang mit einem kranken und einem gesunden Kind zu Hause rum und so langsam muss ich echt Willenskraft aufbringen um nicht wie so ein Tiger Furchen in den Boden vor der Tür zu laufen. Im Ernst, ich bin gern mal gemütlich, ich hatte sogar wieder die Gelegenheit, ein bisschen zu dösen, aber herrje, ich muss mich bewegen! Und damit meine ich kein Herumhopsen vorm Fernseher, damit meine Muskeln nicht verkümmern, damit meine ich aus dem Haus gehen. Morgen. Morgen gehe ich aus dem Haus, und wenn ich Pippi dafür fitspritzen muss, ich werde sonst irre hier.

Zweitens hatte ich mit Michel heute naturwissenschaftliche Diskussionen. Warum sind die Affen zu Menschen geworden? Menschen und Affen haben gemeinsame Vorfahren. Was heißt das? Dass es mal ein Tier gab, das war vielleicht so wie ein großer Affe und daraus haben sich dann die Menschen und die Affen entwickelt. Sahen die Menschen immer so aus wie jetzt? Nein, die sahen am Anfang ganz anders aus. So wie Boxer? (Bleiben Sie da mal ernst!) Naja, ein bisschen vielleicht wie Boxer, weil der Kiefer noch so aussah, wie ein Mensch heute mit Mundschutz. Und die Augenbrauen waren auch dick! Ja stimmt, die waren auch ein bisschen so, wie wenn ein Boxer da drauf gehauen wurde. Menschen sind auch Säugetiere, Mama. Ja. Warum heißen Säugetiere (auf norwegisch: Pattedyr) eigentlich so? Weil sie ihre Babies säugen. Haben alle Säugetiere Fell? Nein, Wale zum Beispiel haben kein Fell, sind aber Säugetiere. Fische sind keine Säugetiere! Nein, Wale sind aber keine Fische, weil sie lebende Babies bekommen und keine Eier legen und die Babies dann auch Milch trinken. Kann man Wale essen? Ja, kann man, man kann fast alles essen. Ist das erlaubt, Wale zu essen? Ja, das ist erlaubt, aber fast überall ist verboten, Wale zu fangen und zu töten. Hier ist es erlaubt, aber ich finde das nicht gut und esse deshalb keine Wale. Warum findest du das nicht gut? Weil es nicht viele Wale gibt und die Menschen durch das Fangen von Walen schon viele Arten davon fast ausgerottet haben. Ich finde das auch nicht gut. Wenn man eine Walmama tot macht, wird das Baby bestimmt traurig. … Es dauert noch lange, bis ich sterbe. Ja, das stimmt. Und bis ihr sterbt? Dauert das auch noch lange. Warum sterben wir irgendwann? Weil unsere Gene alt werden. Was heißt das? Naja, wenn du ein Bild immer wieder kopierst, dann wird das ja auch immer schlechter, irgendwann erkennt man fast nichts mehr. Das passiert mit deinen Zellen auch. Irgendwann sind die Gene da drin so oft kopiert, dass das nicht mehr gut funktioniert mit dem Kopieren. Dann werden die Zellen alt und dann stirbt man irgendwann. Warum werden die Gene alt? Ja, weil sich halt da drin Fehler ansammeln. Wie beim Kopierer. Und die werden auch immer kürzer, das Bild wird sozusagen immer am Rand ein kleines bisschen abgeschnitten und irgendwann ist nichts mehr zum abschneiden da, dann ist die Zelle auch alt und stirbt. Und wenn viele Zellen sterben, stirbt irgendwann auch der ganze Mensch, das ist leider so.

Dieses Kind. Es wird mich irgendwann Löcher in alle erdenklichen Körperteile gefragt haben, mich totdiskutieren und dann meine Telomere nachmessen. Während die kleine Schwester perfekt geometrische Formen aus Bügelperlen und Lego baut, was ich für zweieinhalb auch schon beachtlich finde. Und sie kann, kein Witz, bis elf zählen.

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Auto-Lobhudelei: keine Furchen in den Boden gerannt. Die Bewerbung von gestern heute Abend endlich fast fertig gestellt.

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Tag 897 – Deine Mutter!

Im Moment ist ja ganz einfach gelöst, wer bei uns für die Betreuung kranker Kinder zuständig ist: ich. Heute war ich also mit zwei kranken Kindern zu Hause. Super. Bekanntlich kommt man zu viel, wenn man mit kranken Kindern zu Hause rumhängt. Ich kam nur deshalb zu was (was = drei E-Mails*, eine Dreiviertel Bewerbung**, 30 Minuten Sport*** und eine schnelle Dusche**** hinterher), weil die Kinder das iPad an Lach- und Sachgeschichten leergucken durften und Pippi zwei Stunden Mittagsschlaf machte. Nen Mutterorden gewinne ich damit auch nicht, aber zwei Kinder, die jetzt einigermaßen erholt sind und den Tag über zufrieden waren und sich nur wenig kloppten.

Morgen kann Michel hoffentlich wieder in den Kindergarten gehen – der hatte direkt nach dem Aufstehen leichtes Fieber und seither nicht mehr. Die Bewerbungen brennen mir sonst meine Nägel weg.

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Auto-Lobhudelei: Gepluster nett aber direkt formuliert. Viel darüber nachgedacht, weshalb ich ein super Trainee wäre. Sport gemacht und geschwitzt.

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*Gepluster 1-3. Gepluster 2 war auch schon erfolgreich.

**Die noch mit Herrn Rabe durchgegangen und festgestellt, dass ich gegenüber meinem CV sehr protective bin. Das ist ja auch mein Leben. Wenn Sie also, aus welchem Grund auch immer, Zugang zu meinem CV haben: mehr als Rechtschreibfehler bitte nicht mal erwähnen. Es ist für uns alle so besser, glauben Sie mir.

***Mein Body ist jetzt total getoned. (Oder wie ich sagen würde: im Arsch. Aber das bin nur ich.)

****Aus Witz und zum Ausprobieren vorm Duschen meine Nase konturiert. Nachdem ich so viel Drag Race geguckt habe, klappte das auf Anhieb super gut. Fernsehen bildet! Ich weiß jetzt, wie ich mit Stupsnase aussähe. Lustig, hauptsächlich. (Und dass man aus dieser langen, starken Nase echt ein putziges Näschen zaubern kann, hätte ich auch echt nicht gedacht. Aber man kann!)

Tag 896 – Pros and Cons.

Con: Michel ist krank.

Pro: Dadurch konnte ich noch zwei Stunden dösen, während er Mausclips guckte.

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Pro: Pippi war fit genug für den Kindergarten.

Con: Betonung auf war, vorhin hatte sie 38,1, wir werden sehen.

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Pro: Wir haben jetzt wieder einen zweiten Autoschlüssel.

Con: Dafür und für den neuen Spiegel habe ich mir heute morgen ab halb acht anderthalb Stunden lang den Hintern im Autohaus breit gesessen.

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Con: Diverse Geld-Dinge erfordern entschlosseneres Auftreten meinerseits, inklusive „Ich kenne meine Rechte“-Rumgepluster.

Pro: Viele Punkte auf dem Erwachsenen-Konto. Und ich kann sowas mal üben.

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Pro: Ganz viel rumgegammelt und mit Michel gekuschelt.

Con: Keine Bewerbung verschickt.

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Pro: Sport gemacht.

Con: Für ganze 12 Minuten.

Con 2: Trotzdem haben mich diese 12 Minuten „Lower back and Abs“ ziemlich fertig gemacht.

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Pro: Die Kinder husten gar nicht so schlimm.

Con: Alles im Kinderzimmer riecht nach Zwiebel.

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Pro: Ich bin müde.

Con: da gibt’s keins, Hurra!

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Auto-Lobhudelei: soweit meine Frau gestanden. Wie ich finde, souverän auf „Wir bieten Ihnen diesen mickrigen Anteil, mehr können wir leider, leider gaaaar nicht machen.“ reagiert und nicht durch „Wattsefack???“-Schreien.

Tag 895 – T(r)oll.

Ich denke seit Wochen an Twitter und meinem Verhalten da nach. Ob es wirklich so schlimm wäre, wenn ich wirklich ganz ohne Blatt vorm Mund schreiben würde, was ich meine. Das ehemals gemobbte Mädchen in mir weint schon beim Gedanken daran, denn hui, oft denke ich echt böses Zeug. Sowas wie „Das ist eine echt beknackte

Absatz gelöscht.

Sehen Sie, es ist mir eben nicht egal, was andere von mir denken. Und grade bin ich besonders empfindlich und möchte viel um mich schlagen und entgegen meines eigenen Grundsatzes „Jede*r wie er/sie mag“ all dieses aufgestaute Aggressionspotenzial rauslassen und einfach mal meine Meinung sagen. Die hab ich nämlich oft.

Stattdessen werde ich versuchen, Twitter zu reduzieren und (!) mehr Sport zu machen. Vielleicht sollte ich boxen oder so. Gibt es einen Sport, in dem man wahllos Leute anschreit „Deine Frisur ist hässlich und deine Kinder rotzfreche Blagen!“? Das wär was für mich.

Hilfe, in mir wohnt ein unterdrückter Internet-Troll.

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Auto-Lobhudelei: Zwei Bewerbungen, ein Telefonat, ein genähter Rock, Abendessen für alle und niemanden im Internet getrollt.