Tag 2872 – Kurz Piep.

Hundemüde. Aber morgen kann ich Ihnen dann von beiden Tagen des ADHS-Elternkurses erzählen. Spoiler: in einem Raum voller Eltern von Kindern mit ADHS, das eine starke erbliche Komponente/familiäre Häufung* hat, kommen langatmige, unstrukturierte Vorträge jetzt nicht sooooo gut an.

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* ebenfalls Spoiler: solange ich die paper nicht selbst gelesen und ggf. zerpflückt habe, ist es in meinem Kopf nur Koinzidenz, nicht Kausalität. Gilt nicht so sehr für Erblichkeit von Neurodiversität, da ich genug von Genetik verstehe, um zu wissen, dass wir da noch ganz viel nicht wissen. Aber, noch ein Spoiler, heute wurden uns haarsträubende „Ursachen“ für ADHS genannt, deren Plausibilität sich ca. auf dem Niveau von „der krähende Hahn macht, dass die Sonne aufgeht“ bewegt. Mehr dazu morgen. Bleiben Sie dran.

Tag 2859 – Nach hinten raus ok.

Sozialkater am Tagesanfang. Wollte eigentlich nur aus dem Fenster gucken und den Blumen beim Wachsen zusehen.

Habe trotzdem gearbeitet, auch mehr oder weniger produktiv, nur nicht zwingend an den Sachen, an denen ich produktiv sein sollte. Tjanun. Eben vieles anderes gemacht.

Nach der Arbeit endlich die Weide beschnitten und die der Nachbarn gleich mit. Die hatte es noch nötiger als unsere, da waren schon viele Zweige tot. Man muss dazu sagen, dass sie auf der anderen Seite von unserem Hochbeet steht, noch nahezu auf unserem Grundstück, und unsere Weide ist 2 Meter weiter. Die Sonne schien und es war nun echt kein großer Akt. Ich hoffe nur, dass die Nachbarn nicht böse sind, die waren nämlich nicht da, als ich drauf los schnippelte.

Damit lose zusammenhängend werden wir am Wochenende dringend Unkraut jäten und die Himbeere am Einnehmen des Hochbeets hindern müssen.

Abends habe ich Geige geübt und es wird echt. Ich bin recht zufrieden.

Michel schläft heute bei seinem Schulfreund, das ist immer noch sehr ungewohnt, wenn er nicht da ist. Aber auch irgendwie schön, vor allem, dass er einen Freund gefunden hat, bei dem er sich so wohl fühlt, dass er da von sich aus übernachten möchte.

Der Tag hatte einen deutlichen Aufwärtstrend. Ich hab trotzdem einen Arzttermin ausgemacht, vielleicht möchte ja doch noch mal wer rausfinden, warum ich so seltsam bin.

Tag 2848 – Gefühle.

Heute war Pippis Vorstellung, das heißt, ich konnte heute auch die ganze Vorstellung mal sehen. Bonus: die richtig guten Gruppen Tanzen auf jeder Vorstellung. Nun ist es ja so, dass ich normalerweise nicht die emotionalste Person der Welt bin, eigentlich kann ich hauptsächlich Wut offen zeigen und bin sonst recht reserviert*. Aber Musik macht schon was mit mir und Tanz macht noch viel mehr mit mir. Und so fand ich mich in einem gnädiger Weise dunklen Saal und die Tränen liefen wegen süßen Kindern (darunter Pippi) und extrem guten Modern-Gruppen, und sogar wegen extrem guten HipHop-Gruppen. Ich meine, HipHop. Aber die waren auch alle so gut und ich war auch mal gut (nicht so!) aber jetzt bin ich 38 und kriege schon Schmerzen überall bei der Vorstellung, mich so schnell zu bewegen oder mich elegant und ausdrucksstark über den Boden zu wälzen. Ich könnte natürlich jetzt Dance Mom werden und Pippi muss dann all meine unerfüllten Träume stellvertretend für mich ausleben, aber dafür bin ich mir 1. viel zu bewusst, wie bescheuert das wäre und 2. ist Pippi dafür das falsche Kind, wenn man auf die Druck ausübt, passiert nämlich meist das Gegenteil von dem, was man möchte.

Drei der Kinder und Jugendlichen sind mir sehr aufgefallen, da war der eine Junge, der unglaublich viel Spaß hatte und mitsang (das macht Pippi auch, und ich mache das auch, aber nicht bei Shows), das große Mädchen das unfassbar gut HipHop tanzt und passabel alles andere, aber wirklich überragend eben HipHop (alle Styles) und das eine blonde Mädchen mit den langen Haaren (ok, das trifft auf ca. 80% der Tänzerinnen hier zu…), das aus der Jane-Fonda-Gedächtnisgruppe (I‘m so exited) herausstach, weil sie nicht nur wie der Rest der Gruppe die komplette 3-Minuten-Killer-Choreografie technisch sauber und voller Energie ausführte, sondern, Achtung, auch noch nen schönen Kopf/Hals dabei hatte. Ich hatte mal eine Ballettlehrerin, die sagte, man spricht beim Tanzen mit dem Brustbein, den Schultern und dem Kopf, und bei diesem Mädchen war das sehr gut zu sehen, auch was das für die Linien ausmacht. Ich hoffe, die werden alle entsprechend gefördert. So. Das war mein Senf als Hilfs-Dance-Mom.

Einziger Minuspunkt: es war zu laut. Und viel zu viele Menschen – die zum Teil auch noch mit mir reden wollten. In Summe waren das dann wohl in den letzten Tagen leider ein bisschen viele Dinge außerhalb meiner halt doch ziemlich begrenzten Komfortzone und als wir wieder zu Hause waren, war mein Akku so leer, dass ich mich erst mal ins Bett legte – besser jedenfalls als direkt wieder loszuheulen, diesmal aus Erschöpfung. Trotz 8 Stunden Schlaf letzte Nacht schlief ich noch mal fast zwei Stunden. Dann ging’s wieder.

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* kalt, sagen einige. Sieht aber nur so aus, ehrlich.

Tag 2842 – Matsche im Kopf.

Ok, es war heute alles ein bisschen viel, ich kann das nicht gut sortieren grad. Es war sehr viel gutes dabei, eigentlich war es ein ausgesprochen guter Tag, es geht jetzt nur so viel im Kopf rum, dass ich schlecht runter komme. Teile davon möchte ich hier auch gar nicht so unbedingt öffentlich breit treten, was andererseits irgendwie den Sinn eines Tagebuchs nicht ganz erfüllt. Nun ja. Vielleicht mache ich mal wieder einen Artikel mit Passwort, irgendwo muss es ja hin, das alles. Und so alle viereinhalb Jahre kann man das ja mal machen (krass, wie lange die Chipsfabriksache schon her ist). In meinem Kopf spielen die Gedanken grad jedenfalls alle Pingpong. Zum Einschlafen gehe ich ja gerne Choreografien im Kopf durch, unsere für Sonntag ist allerdings ein bisschen zu kurz. Alternativ gehen auch Musikstücke, aber was ich für den Geigenlehrer üben soll, ist auch zu kurz.

Die Gefahr ist groß, dass ich morgen nicht sehr ausgeschlafen sein werde, das wäre nicht so gut, aus Gründen.

Einen fun fact von heute kann ich ja erzählen: ein Nicht-ITler aus einer themenverwandten Gruppe im Werk hat, ohne programmieren zu können, auf der selben Basis die das IT-Projekt hat, etwas in hobbymäßigem Einsatz zusammengeklöppelt, das ganz ganz stark an das IT-Projekt, in das so viele Ressourcen geflossen sind, erinnert. Und zwar ohne, dass er das IT-Projekt überhaupt mal gesehen hätte. Er erklärte das mit „Naja, das ist ein no Code-low Code-System, echt kein Hexenwerk“. Ich lasse das mal so stehen, Sie können sich sicher denken, was das für den Rest meines Respekts gegenüber dem IT-Projekt bedeutet.

Kein Wunder, dass denen ständig die Leute wegrennen.