Tag 3181 – Kommunikation bitte nur schriftlich.

Es ist ja so: ich kann nicht gut lügen. Eigentlich gar nicht. Bei bewussten Lügen haben ich das Gefühl, mir würde ein großer roter Pfeil über dem Kopf blinken, mit dem Wort LÜGE! dran, wie in einem Comic. Anschließend verfolgt mich das auch ca. für immer, dass ich das eine mal, da, da habe ich nicht die Wahrheit gesagt, Schande über mich, bestimmt fliegt es auch morgen auf und alle hassen mich. Ungefähr so. Was ich kann, ist sehr trockene, lustige Bemerkungen machen, mit vollkommen neutralem Gesichtsausdruck, wo mir die Ironie/der Sarkasmus völlig klar ist, aber andere nehmen das zum Teil doch überraschend ernst (meine Chefin zum Beispiel). Da ist mir aber völlig egal, ehrlich gesagt, meinen Humor werde ich sicher nicht ändern. Meine Umwelt kann sich damit trösten, dass ich keine richtigen Witze erzähle, seit ich aus dem Fritzchen-Witz-Alter raus bin. Das kann ich nämlich wiederum gar nicht, weder kann ich mir Witze merken, noch sie gekonnt rüber bringen. Super schlechte Wortwitze gehen manchmal. Welche von der Sorte, wo in der WG des besten Freundes damals eine Wortwitzkasse für stand.

Was ich aber eigentlich sagen wollte: Aprilscherze und ähnlich gelagerte Puns gehen auch kaum in Persona. Ich möchte dabei auf den Füßen trippeln und gnihihi machend meine Hände reiben, weshalb das sofort auffliegen würde. Das Veräppelungs-Äquivalent zum blinkenden roten Pfeil. Aber schriftlich geht ganz gut, da sieht ja keiner das Gnihihi, das ich dafür auch so ganz in echt hier zu Hause machen kann. So habe ich heute dem Lieblingskollegen weis gemacht, dass ich mich total aufs Büro morgen freue und vorhabe, da jetzt öfter hin zu fahren, weil ja nicht das Büroklima darunter leiden soll, dass ich Inspektionen und Kurse und Gedöns habe. Und er hat es tatsächlich geglaubt, und gedacht, ich sei übergeschnappt. Gnihihi.

Ansonsten heute strahlender Sonnenschein, ich war ohne Mütze, Schal und Handschuhe draußen spazieren, das erste Mal seit mindestens Oktober, und es war warm genug. Hurra, hurra, 8 Grad plus! Kein Aprilscherz, sondern reine, ehrliche Freude.

Tag 3137 – So süß!

Michel und ich haben heute einen Ausflug gemacht. Eine Stunde übers Land, durch eine glitzernde Landschaft. Gestern und in der Nacht auf heute hat es geregnet, dann wieder gefroren und alles war in einer dicken, komplett klaren Eiskruste eingeschlossen. Heute schien dann aber die Sonne und hier sah es wirklich aus, als würden überall Diamanten in den Bäumen hängen. Auf dem Rückweg war ganz anderes Wetter, nämlich dichter Bodennebel, etwa zwei Meter hoch in den Senken. Wir wohnen hier ja in einer Hügellandschaft und jedes Mal wenn man über eine Kuppe gefahren war, war es, als würde man in die Nebelsuppe eintauchen. Wir wohnen ja auch in einer Landschaft, wo durchaus mal ein Elch über die Straße spaziert, also kroch ich da, wo Nebelsuppe war, im Schneckentempo lang.

Zwischen Glitzerdiamanten und Gruselnebel schauten wir uns jede Menge Danger Noodles an. Große, kleine, ganz große, genervte, neugierige, ängstliche, gechillte. In allen möglichen Farben. Aber, total angenehm, in einem dunklen Raum, nur von Terrarien beleuchtet. Ok, es war auch sehr warm da. Und feucht. Eigentlich ein einziges großes Terrarium. Michel war erst schüchtern, dann aber irgendwann voll dabei. Ich tat derweil cool und nicht so, als würde ich am liebsten gleich alle mitnehmen. Aber ich habe alle meine Fragen stellen können (langweilige Fragen, wie „welchen Tierarzt hast du?“ und „was macht man im Urlaub?“) und gute Antworten bekommen. Hinterher habe ich dann geguckt, wo man Futter herbekommt und wieder cool getan, diesmal aber als würde ich total abgebrüht 10 tief gefrorene Rattenbabies á 30 g bestellen. Huffja, naja, Natur und so, ne?

Montag mache ich dann nen Termin, meine Tetanus-Impfung auffrischen lassen. Die letzte müsste ich vor ca. 11,5 Jahren bekommen haben, als der Kinderarzt uns mit Michel-Säugling zusammen die TDPP-Impfung verpasste, in erster Linie wegen Keuchhusten. Und FALLS einen eine nicht giftige Schlange beißt, wäre Tetanus eine mögliche (nicht wahrscheinliche) Folge. Also lieber auffrischen lassen.

Tag 3115 – Hübsch!

Wir haben heute im Homeoffice rumgehangen, während es draußen mal wieder schneite, aber mal wieder anders. Heute kam bei -1 Grad sehr feuchter Schnee, der zwar scheiße zu schippen und zum Auto fahren auch furchtbar ist, aber dafür macht er sogar auf den dünnsten Ästchen kleine Haufen und Wälle. Das ist schon sehr schön anzusehen, alles sieht wirklich aus wie mit Watte abgerieben.

Irgendwo da unter dem Wall ist übrigens der kümmerliche Rest unserer Hecke. Der Wall ist die Erklärung, warum die Hecke eingegangen ist.

(Das Beste an Schnee ist ja seine Schalldämpfende Wirkung. Danach der Weichzeichner.)

Tag 3114 – Das Leben in vollen Zügen genießen.

Ich war im Büro, und wie auch gestern schon musste ich auf dem Rückweg im Zug stehen. Irgendwie haben zwar alle, mit denen ich rede, teilweises Homeoffice, aber irgendwie sind die auch immer alle mit mir zusammen im Zug. Und mit mir zusammen auf dem Parkplatz (wo ja im Winter zwei Phänomene aufeinandertreffen, die sich ungünstig beeinflussen: es sind Schneehaufen auf Teilen des Parkplatzes, weil der geräumte Schnee ja irgendwo hin muss, und die Autos werden magisch größer. Also nicht die Autos selbst, sondern die Auren der Autos. Sobald man die Linien nicht mehr sehen kann, parken die Leute mit mindestens einem halben Meter Abstand zwischeneinander, als bräuchte jedes Auto im Stehen noch eine kleine Pufferzone um sich rum, falls das Nachbarauto spontan seitwärts springt. Das geht so weit, dass ich in manche dieser Sicherheitslücken Cardos quetsche und dann halt Herr Rabe am Telefon beschimpft wird. Aber ich schweife ab). Es sind einfach generell viele Leute und zumindest scheinbar genau so viele wie vor der Pandemie. Nach zwei Tagen in Folge habe ich auch wieder genug vom Büro und bleibe morgen glücklich im Homeoffice, da ist auch der Kaffee besser.

Gestern habe ich auf dem Rückweg obendrein noch eine Bekannte getroffen und war völlig unvorbereitet für fast eine Stunde sozial, ich glaube vielleicht sogar einigermaßen erfolgreich, aber danach war ich eigentlich gar. Vor allem nach vorgestern. Uff ey.

Anyway, ansonsten alles beim Alten. Es ist dabei nur nicht mehr so absurd kalt, sondern schwankt konstant um null Grad herum. Darüber beschwere ich mich nicht, unter minus 20 ist mir echt viel zu kalt.

Tag 3110 – Tautröt.

Wir haben die Kinder wieder abgeholt, und wie üblich gab es ein Abholkonzert. Ich finde immer wieder erstaunlich, was man mit knappen eineinhalb Tagen zielgerichteter Musikpädagogik aus einem Haufen halbmotivierter Kinder und Jugendlicher herausholen kann. Es war wirklich gut, was die gemacht haben, und ich glaube alle hatten auch wie immer eine gute Zeit, was ja das wichtigste ist. Zurück bekamen wir zwei müde, aber sehr zufriedene Kinder.

Was nicht so schön war, war das fahren. Es waren da wo die Kinder waren heute 28 Grad mehr als gestern, also grade noch so Minusgrade. Dazu schneite es sehr feucht und dicht und die Straße war so lala geräumt. Auf fest gefahrenem Schnee (der wird hier auch oft noch „aufgerauht“ mit so einem Kratzedings am Räumfahrzeug. Man kann auch einfach ein paar mal mit nem Traktor drübermöllern, das macht auch Struktur in den Schnee) kann man ja noch relativ gut fahren, aber wenn sich das langsam auflöst und mit frischem Schnee so eine lose Masse macht, macht Auto fahren keinen Spaß mehr. So war das heute. Heute Nacht soll es dann regnen, auf all den Schnee. Herr Rabe und ich folgen der Empfehlung und machen Homeoffice, was wir mit den Kindern machen, wissen wir noch nicht. Sport-Hort bittet darum, die Kinder nach der Schule abzuholen, Taxis und Busse werden wohl nicht fahren, es ist Chaos vorausgesagt – aber die Kinder sollen bitteschön antanzen, in einer Kommune, in der nur wenige Kinder zur Schule laufen können. Hrmpf.

Es kommt bei mir persönlich hinzu, dass ich mit der Unsicherheit, was morgen früh sein wird, echt schlecht umgehen kann. Aber was will man machen.

Tag 3107 – Kaaaaaalt!

Bei den Temperaturen ist es echt blöd, wenn man am Bahnhof ankommt, da Cardos aufschließt – und keinen Eiskratzer vorfindet. Bei den Temperaturen wird Cardos nämlich auch nicht warm. Also nicht nur nicht 20 Grad warm, sondern es bleiben Minusgrade im Auto. Zur Erinnerung: man muss innen und außen kratzen, weil Cardos scheinbar nicht ganz dicht ist.

Das ist echt blöd und dann muss der Ehegatte eine retten kommen, Eiskratzer liefern und die Frau wieder auftauen. Während die Frau versucht, die Körpertemperatur wieder auf normal zu bekommen, muss der Ehegatte auch noch Cardos freikratzen.

All das ist echt blöd, ja. Auch nicht um Kurven kommen ist echt blöd. Grade in diesem Moment Monat bin ich echt angepisst von Cardos. Aber ich hab den Trick mit der Kreditkarte jetzt gelernt – es hat doch alles immer noch eine positive Seite*.

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*als würde ich sowas ernsthaft denken oder glauben

Tag 3105 und 3106 – Schnee zu verschenken.

Hier ist nicht soooo viel passiert, außer sehr viel Schnee. Aus allen Richtungen. Mit Wind. Die Konsequenzen davon waren heute vollständiges Verkehrschaos, zeitweise ging gar nichts, weder Flugzeug, Zug, T-Bane, Trikk, Bus oder Taxi, eigenes Auto eh nicht, es sei denn man mag den Nervenkitzel, blind auf unsichtbaren Straßen herumzurutschen. Herr Rabe und ich hatten wetterbedingtes Homeoffice, ich durfte aber trotzdem kurz helfen, Herr Rabe anzuschieben, der 50 Meter von unserer Haustür entfernt mit zwei Rädern im unsichtbaren Graben hängen geblieben war, als er Pippi abholen wollte. Als ich abends Pippi zum Klettern brachte, kamen wir an insgesamt vier gestrandeten Fahrzeugen vorbei. Ich glaube Ski sind grad das sinnvollste Fortbewegungsmittel, wenn man damit denn umgehen kann.

Das ist unsere Terrasse:

Reicht jetzt echt langsam mit diesem bekloppten Winter, wo sich Kälte- mit Schneerekorden abwechseln.

Tag 3103 – Ziviler Ungehorsam.

[Ungehorsam ist ein wirklich seltsames Wort, wenn man so drüber nachdenkt. Fällt in die selbe Kategorie wie Unabdingbar, einfach wild Silben aneinander gereiht.]

Niemand benutzt flächendeckend Schnoddergrüne PowerPoint-Vorlagen, nicht mal die Direktion, zumindest Teile davon nicht. Ich kann es ihnen überhaupt nicht verübeln, diese Vorlagen sind schlimm, ich bin noch traumatisiert von den lila Links auf grünem Grund. Ich habe das der Kommunikationsabteilng mitgeteilt, dass ich das schlimm finde. Damit war ich wohl auch nicht alleine. Sie überlegen jetzt, ob wir alle nur alt und Änderungsverweigernd sind, oder ob es nicht ein bisschen weniger grün auch tun würde.

Heute morgen, als ich ins Büro fuhr, parkte ich auf einem Parkplatz, der für jedes andere Auto als Cardos zu klein gewesen wäre. Ich nahm an, dass mindestens von einem der Autos, die rechts und links dieser Parklücke standen, die*r Fahrer*in genau darauf spekuliert hatte, dass da niemand reinpasst. Ich hasse solches Verhalten wie die Pest, der Parkplatz am Bahnhof ist nämlich immer bumsvoll und es gibt da einfach keinen Platz zu verschenken. Also quetschte ich Cardos in die Lücke und dann mich aus Cardos raus. Mit eingeklapptem Spiegel kam ich ganz ok raus und es war zu beiden Seiten gleich wenig Platz, also fair. Das fand der Fahrer des einen Autos nicht, denn als dieser zu seinem Auto kam, befand er, er käme da nicht rein. Obwohl er am äußersten Rand der Reihe stand, also auch niemanden rechts von sich stehen hatte, konnte er offenbar auch nicht auf der Beifahrerseite einsteigen. (Der Fahrer ist ein junger, schlanker Typ mit zumindest augenscheinlich nichtbehindertem Körper, kein 80-Jähriger mit 2 Krücken.) Warum weiß ich das? Der Fahrer beschloss, nachdem er beschlossen hatte, dass er unmöglich in sein Auto steigen kann, dass es an der Zeit sei herauszufinden wem das Auto gehört, das ihn „zugeparkt“ hat (übers Nummernschild ganz einfach möglich) und diese Person übers Telefon (weiteres Googeln muss hier involviert gewesen sein) anzupöbeln und als Idiot zu beschimpfen. Aber erst nachdem er versucht hatte, über Facebook Kontakt aufzunehmen, weshalb wir jetzt eben auch wissen, wer der Typ eigentlich ist (einer der in allererster Linie seine Fahrzeuge zu lieben scheint). Herr Rabe war am Telefon allerdings einigermaßen konsterniert, er wusste ja von nichts und plötzlich nannte ihn ein Fremder am Telefon Idiot.

Leute gibt’s.

Anbei noch Fotos vom Sonnenuntergang heute, vom Büro aus gemacht.

Tag 3100 – Bilder von kalt.

Ich muss dringend schlafen, aber heute war eh nicht so richtig viel los. Es ist nicht mehr ganz so kalt, deshalb habe ich, als Pippi Trommelunterricht hatte, ein paar Bilder gemacht.

Ehrlich gesagt finde ich diese farbarme, pastellige, Welt sehr angenehm anzuschauen, zumindest wenn die Sonne nicht so steht, dass sie einer direkt in die Augen leuchtet. Es ist auch alles sehr leise draußen, der Schnee und die Eiskristallschicht schluckt alles. Das ist schon alles sehr ansprechend, könnte nur noch etwas wärmer sein (und wäre dann wahrscheinlich nicht so).

Tag 3099 – Absurd kalt.

Es ist sehr hübsch anzusehen, da draußen. Ich habe leider keine Fotos gemacht, da einem draußen sofort die Finger abfrieren und das Handy eh nichts tut, wenn es so kalt ist, außer beeindruckend schnell die Batterie leeren. Aber stellen Sie sich einfach vor, wie alles, vom Zaun über den Baum bis zum Auto und rauheren Hausfassaden, mit einer dicken Schicht lose gepackter, ganz klarer und ganz leichter Eiskristalle bedeckt ist. Es ist kein Schnee, sondern, glaube ich, gefrorene Luftfeuchtigkeit, die sich da niederschlägt und wegen völliger Windstille auch bleibt, dabei lässt es sich vom Auto mühelos runterwedeln, wahrscheinlich würde es schon durch Anhauchen einfach wegfliegen, so leicht und locker ist das. Durch diese Eiskristallschicht ist alles nahezu farblos, aber auch nicht richtig weiß, wie Schnee. Das hier ist anders und wirklich, WIRKLICH schön.

Kehrseite der Medaille: es sind halt -25 Grad. Es tut sofort alles weh, was dem ausgesetzt wird, Stirn, Nase, Wangen, etc. Mein Brillengestell leitet die Temperaturen gefühlt umgehend an meine Schädelknochen weiter. Cardos hat aufgegeben und macht gar nicht mehr warm, außer in der Sitzheizung. Das heißt, dass innen an der Scheibe einige Eisblümchen sind, die da jetzt halt wohnen. Man kriegt sie nicht mehr weggepustet, auch mit Geduld nicht. Es sind nicht so viele oder so große, dass sie die Sicht behindern. Trotzdem ist Cardos einfach kein Winterauto. Man rutscht damit herum, es ist super kalt, ständig friert von innen die Scheibe zu und die Reichweite bei den Temperaturen jetzt beträgt lieb gemeinte 35 km – die Hälfte von dem, was Cardos anzeigt.

Aaaaaber man kann mit seinem Geld halt auch schönere Sachen anstellen, als Autos zu kaufen. Zum Beispiel es horten, wie Smaug oder Dagobert. Im Grunde bin ich irgendwas zwischen einer Ente mit Zylinder und einem schlecht gelaunten Drachen auf einem Haufen aus Geld. Einem sehr kleinen Haufen.