Tag 1145 – Ankunft.

Wir sind da. In Bielefeld. Komisch ist das. Manche Sachen sind wir immer. Manche sind ganz anders. Meine beste Freundin zum Beispiel, die haben wir in Bremen besucht. Sie wohnt da jetzt mit ihrem Freund und arbeitet bei einer Behörde. Die Wohnung ist wunderschön, mit Dachterrasse und einem Zimmer für jeden zusätzlich zum Wohn- und Schlafzimmer, so hatten Herr Rabe und ich das in grauer Vorzeit und vor den Kindern auch und so finde ich es eigentlich auch ideal, einen Rückzugsort für jeden, kein Schmollen im Schlafzimmer und kein Badezimmertürenknallen. Aber tjanun, in 15 Jahren, wenn alle Kinder ausgezogen sind dann wieder. Jedenfalls, die äußeren Umstände sind bei der Besten ganz anders als sonst immer, das letzte Mal besuchten wir sie ja in Wien zu ihrem 30. Aber sie selbst ist wie immer und unsere Freundschaft auch. Ich hingegen bin gefühlt gar nicht wie immer, ich bin halt Mutter, ich putze permanent Pippis Nase und versuche Michel von einem knurrenden Dinosaurier wieder in einen kleinen Jungen zu verwandeln. Ich hoffe, sie sieht das auch so wie ich im Grunde: das sind auch nur äußere Umstände. Ich bin noch ich, mit ein paar neuen Facetten, aber nicht grundsätzlich anders. Muss ich sie mal fragen.

Was jedenfalls ganz genauso ist wie immer ist Herr Rabes Elternhaus. Seit über elf Jahren kenne ich das nun, vor fast elf Jahren nahm ich den Geruch von Herr Rabes Zimmern unterm Dach das erste Mal so richtig wahr, vor fast elf Jahren war ich das erste Mal bewusst in der Küche mit der dunkelbraunen Keramik-Spüle und der Wachstuchtischdecke auf dem Tisch, an dem nie gegessen wird. Seit elf Jahren hat sich an diesem Haus nichts verändert, jedenfalls nicht grundlegend. Herr Rabes altes Zimmer riecht genau wie immer, obwohl er seit… 10? Jahren hier nicht mehr wohnt. Die Möbel sind anders, das Flair ist das gleiche, jedenfalls hier oben. Unten ist alles beim alten, außer dass mein Schwiegervater wohl nicht so viel Wert auf jahreszeitlich wechselnde Deko legt wie meine Schwiegermutter es tat. Man findet hier also grad mühelos Weihnachts-, Frühlings-, Herbst- und Osterdeko. Michel war da ganz froh drüber und hat den Osterhasen erstmal zum Kampf gerüstet*.

Pippi hat „Opa K.“** auch gleich ins Herz geschlossen und ihre Schätze-Sammlung in alles Details präsentiert.

Und den Schnecken geht es auch gut.

Ich versuche ja, nicht so attached zu den Schneckenbabys zu werden, weil sie morgen schon ihre Reise in den Ruhrpott antreten werden, aber: sind die nicht niedlich?

Jetzt schnorcheln die Kinder mit Herrn Rabe um die Wette. Das ist auch sehr schön. Und ein ganz anderes Geräusch als vor 11 Jahren.

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*mit Deutschlandfahnenbinde am Fuß. Michel ist sehr enttäuscht, dass man in Deutschland so wenige Flaggen sieht. Ich finde das ja ganz normal und schlucke jedes Mal ein wenig, wenn das Kind fröhlich Flaggen malt.

**Als hätte sie mehrere Opas. :/

Tag 1144 – Reisen mit Schnecken.

Für nur 70 Kronen kriegt man auf dem Boot hier drei Stunden lang Internet, juchhei, das gilt es jetzt also zu verprassen. Wir sind heute tatsächlich mit nur kleiner Verspätung losgekommen, es hat alles hingehauen, ich habe nur mein Retinol und eine Flasche Nurofen* im Kühlschrank vergessen. Aber meine Haut kommt auch mal ne Woche ohne Retinol aus, ganz bestimmt**. Ich habe sogar noch an die Schnecken*** gedacht, fast hätte ich sie vergessen, aber dann fielen sie mir noch siedend heiß ein. Die Zeit reichte noch, um in der Bibliothek für Michel das magische Baumhaus mit 52 Etagen zu holen und das hat einen kleinen Zwerg sehr glücklich gemacht. An der Fähre standen wir dann noch so lange rum, bis wir drauf durften, dass ich noch eine Amazon- und eine Online-Apotheken-Bestellung aufgeben konnte. Bei dm hätte ich auch gern noch bestellt, aber 4-5 Werktage bis Lieferung waren mir dann doch zu heikel, also werden wir wohl Montag früh da unseren 150€ Großeinkauf tätigen. Aber immerhin ist da die Einkaufsliste fertig und wenn ich im Laden bin, kann ich auch guten Gewissens noch durch die Glitzerschminke-Abteilung stöbern****.

Auf dem Boot kam dann eine kleine Überraschung, weil wir (kostenlos) upgegradet wurden und jetzt eine Luxuskabine mit richtigem Doppelbett haben. Ein Riesenfenster gehört auch dazu. Schon nett.

Im Duty-Free-Shop waren wir auch schon. Erst in dem für Parfüm, wo ich nach ausgiebiger Preisrecherche neue Wimperntusche***** kaufte, in Kaufrausch geriet und einen Pott „Take The day off“ kaufte, was quasi die Luxus-Version von Reinigungsöl sein soll. Ich bin gespannt. Es kostet halt das Zehnfache von Reinigungsöl, die Latte hängt entsprechend hoch. Und ganz vielleicht ziehe ich gleich nochmal los und kaufe mir einen Lipgloss, weil Yolo oder so. Später war ich dann noch allein im Alkohol-Süßkram-Laden und habe Herrn Rabe und mir je ein Bier und für uns vier einen Haufen Kaugummi gekauft.

Ansonsten sind die Kinder ja schon Fährenerfahren und wussten noch, dass es ein Schwimmbad und zum Abendessen Pølse und Pommes gibt. Michel war nach dem Schwimmbad wegen doch mehr Seegang als bei den bisherigen Überfahrten schlecht und nach kurzem Check hab ich ihm eine von meinen in den USA gekauften Tabletten gegen Reiseübelkeit. Die half wohl, jedenfalls schon sich Michel eine beeindruckende Portion Pommes und Pølse und zum Nachtisch Eis rein… und schlief dann sang- und klanglos auf meinem Schoß ein. Versehentlich das Kind medikamentös ausgeknockt. Hoppla. Also, wenn Sie auch im Besitz amerikanischer „Motion Sickness Relief“-Tabletten sind: bei knapp Sechjährigen tuts vermutlich ne halbe dicke, auch wenn auf der Packung steht 1/2-1.

Pippi freute sich, dass Michel seinen Eisteller nicht ausgetrunken hat.

(Wenn die Rabenkinder mit Essen fertig sind, ist die Tischdecke leider auch fertig. Die Rabeneltern geben dafür großzügig Schmerzens-, äh, Trinkgeld.)

Etwas anstrengend fand ich eine komplette Schulklasse, ich schätze so 9./10., am Buffet. Die haben zwar alle auch nur Pommes und Pølse gegessen, aber sich brav am kompletten Buffet vorbeischieben lassen, sodass ich sehr, sehr lange brauchte um meinen Teller zu füllen. Und ich bin doch hangry! Orr.

Ach, ich mag diese Art zu reisen. Jetzt noch eine Maske, das Bier und ein bisschen lesen und dann in den Schlaf geschaukelt werden. Es gibt echt schlimmeres.

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*Murphy sagt: wir werden also welches kaufen müssen. Nurofensaft ist übrigens gar nicht so lange haltbar, habe ich letztens gemerkt. Wir kaufen nämlich auf jeder Reise eine Flasche, was dazu führt, dass wir sehr viele angebrochene Flaschen haben und die werden dann nie leer.

**Die Fältchen um die Augen sagen: wir sehen sehr seriös aus und werden dafür sorgen, dass du demnächst ganz viel Erfahrung u d Autorität ausstrahlst.

***Die haben wir auf der Fähre dann erstmal wieder etwas ausgepackt, die sollen ja nicht länger als nötig so fest in Erde gepackt sein, dass sie nicht herumpurzeln können.

****Ich brauche einen Blush, der wirklich rot ist. Nicht Peach, nicht Pink, nicht Rose, das habe ich alles. Idealerweise passt er zum Beispiel zum Bossy Lippie-Stix (siehe Bild). Tipps willkommen.

*****Immer die gleiche, immernoch Clinique High Impact Curling Maskara in schwarz. Ich hatte ja mal so ein Experiment gewagt mit so einem einstellbaren Clinique-Maskara, aber das war nix. Also nicht schlecht, aber auch nicht so doll, dass es mir die 30 Kronen mehr wert wäre.

Tag 1143 – Schwuppdiwupp.

Heute unheimlich viel gemacht. Zum Beispiel fast* das ganze Haus geputzt und Unmengen Wäsche gewaschen. Das war ein wenig schlechter Planung und schlechtem Zeitmanagement (wenn auch verständlicherweise) in den letzten Tagen geschuldet. Es steht ja schon etwas länger fest, dass wir morgen nach Deutschland fahren. Morgen. Da ist gestern mit Waschen anfangen… knapp kalkuliert. Nun ja. Es war ja auch irgendwie nicht ganz klar, wer wie warum nach Deutschland fährt, ich hatte das mit dem Chipsmann zwar abgeklärt aber er schien es einfach vergessen zu haben oder vielleicht hat er es auch absichtlich übergangen, wer weiß das schon. Jedenfalls hatte ich dann heute noch eine Runde Rennerei, damit mir nicht für die Zeit in Deutschland das Krankengeld** flöten geht. Es kann immernoch gut passieren, dass es mir eben doch flöten geht, aber ich bin eben so, es gibt eine Regel, also befolge ich sie. Anderenfalls hätte ich in der Woche und danach noch ne Weile permanent Angst gehabt, dass wer rausfindet dass ich nicht zu Hause Däumchen drehe und dann wäre vermutlich nicht nur das Geld nachträglich flöten gegangen sondern möglicherweise richtig die Wurst warm. Neenee. Dann lieber wegen verpasster Frist einen drüber kriegen, als wegen Schummelei. Nun denn. Jedenfalls Rennerei.

Mit Pippi den neuen Kindergarten angeschaut. Ich finde ihn super schön. Pippi sagt „Will nich anna kinnergaten gehn.“ und dann macht sie ihr böses Gesicht. Aber Pippi war auch müde und fror als wir da waren, das waren also nicht so tolle Voraussetzungen. Ich denke, wenn sie erstmal rausfindet, dass die da richtige Schaukeln haben und nicht nur so Netz-Dinger, dann sieht das schon anders aus. Ich finde schön, dass der ein wenig so wirkt wie der alte Kindergarten in Trondheim, mit wenigen Kindern, alles (also Erwachsene, Kinder und Spielzeug) ist gut eingespielt und irgendwie familiärer als der hypermoderne Kindergarten, in dem Pippi jetzt ist. In Pippis Gruppe (Der Fuchs-Ecke) sind neun Kinder und drei Erwachsene, das ist schon was anderes als knapp zwanzig Kinder und drei Erwachsene (plus eine Aushilfe). Ich freue mich drauf, nicht nur weil wir dann nicht mehr dreißig Minuten zum Kindergarten fahren müssen.

Pippi war heute morgen soooooo niedlich. Wir haben im Auto Billy Talent gehört. Ich weigere mich ja, im Auto Kindermusik*** anzumachen, mein Auto, meine Regeln, also hören wir irgendwas aus dem CD-Wechsler oder von meinem Telefon. Heute also Billy Talent. Und wie ich so fahre ruft Pippi von hinten „Dead Silence… Mama, lauter! …Ieeeaaahooooo! Dead Silence! Oooooeeeiiieeeeaaahhoooo!“. Melodiesicher. Ich habe ein Video gemacht, sie sang das noch bis in die Kita-Gruppe immer weiter und auch nachmittags sagte sie, kaum dass wir am Auto waren: „Ich will Dead Silence!“ Hachz.

Michel war auch sehr niedlich und hat ein Bügelperlen-Dings für Opa gemacht. Im Hort. Ganz geduldig und ausdauernd. Während ich ihn eigentlich abholen wollte. Pippi hat sich derweil mit A. angefreundet, die geht in Michels Parallelklasse und hat ein extra Chromosom, Pippi und sie schütteten gemeinsam begeistert Bügelperlen aus und sammelten sie dann wieder ein. Ist ja schön, aber: können die Kinder sowas nicht an Tagen machen, wo ich nicht noch ganz viel zu tun habe?

Jetzt Bett und hoffen, dass die Wäsche bis morgen trocken ist.

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*bis auf die Küche, denn Herr Rabe hat gekocht. Das ist immer sehr lecker aber Herr Rabe und Ich kommen an dem Punkt „Wie sauber und aufgeräumt sollte die Küche während des Kochens und unmittelbar nach dem Kochen sein?“ einfach nicht überein und deshalb muss Herr Rabe seine Sauerei selbst beseitigen hinter sich selbst herräumen.

**Wenn Sie jetzt denken „aber sie kann doch einfach Urlaub nehmen, ist doch Wurscht“: ja, könnte ich. Und hätte ich unter normalen Umständen ja auch. Aber der wäre, wie in Norwegen üblich, unbezahlt****. Und das Krankengeld steht mir ja zu. Eigentlich. Jedenfalls wenn ich mich eher drum gekümmert hätte.

***Herr Rabe hat mir letztens Bummelkasten gezeigt. Ich lache immernoch, wenn auch ein wenig ertappt.

****Es ist kompliziert.

Tag 1142 – Ende mit Schrecken.

Heute kann ich es erzählen, denn es hat geklappt.

Gestern war meine geheime Mission, vor dem Büro des Finanzmannes der Chipsfabrik herumzulungern und ihn dazu zu zwingen, mit mir zu reden. BEVOR der Chipsmann ihn auch aus der Firma kickt und ich gar keinen Verbündeten mehr da habe. Dann war aber der Finanzmann gestern gar nicht da, oder jedenfalls nicht als ich da war, aber die Anrufe der Rezeptionistin des Gebäudes ignoriert er im Gegensatz zu meinen nicht und so hatte ich ihn immerhin an der Strippe und konnte ihm ein Versprechen abringen, mich anzurufen. Was er dann auch tat*, aber erst nachmittags. Da sagte er schon, dass er mir gerne kündigen kann, wenn ich das will, Geld ist ja für mich eh nicht da und dementsprechend kann er das über den Chipsmannkopf weg entscheiden. Noch. Denn noch ist er da, auf dem Finanzmann-Stuhl. Heute sollten wir nochmal telefonieren.

Überraschend taten wir das auch. Aber nur ganz kurz, er hat mir erstmal ein Zugticket erstattet. Dann sollten wir nochmal telefonieren.

Als er endlich wieder anrief, hatte ich schon resigniert. Und saß auf dem Klo. Aber was soll’s, Kackgespräche kann man ja auch beim… lassen wir das. Jedenfalls tippte er am Telefon meine Kündigung. Ich wurde noch schnell los, was ich sagen wollte, nämlich: Der Chipsmann versucht dich rauszudrängen, ich dachte das solltest du wissen. Und: Jemand muss doch diesen Menschen stoppen. Der Finanzmann sagte daraufhin ein paar kryptische Dinge, die ich noch nicht fertig gedeutet habe, aber, hey, der Finanzmann und ich sind noch auf der gleichen Seite und „Also wenn er [der Chipsmann] die Firma übernehmen will, kann er gerne alle Posten haben!“ klang in Verbindung mit der Kryptik so, als würde der Finanzmann das Schiff jedenfalls nicht verlassen, ohne vorher nochmal ordentlich draufzukacken, aber das kann ich mir in meinem müden, überreizten und wunden Gehirn natürlich auch eingebildet haben.

Und dann sagte ich noch „Danke.“

Es war dann wirklich höchste Eisenbahn Pippi abzuholen, deshalb fuhr ich los, die mail** mit meiner Kündigung kam dann aber tatsächlich nach fünf Minuten und ich musste an einer Bushaltestelle erstmal rausfahren und einen großen Schwall Erleichterungstränen loswerden.

Es ist vorbei. Bis Ende Oktober muss ich offiziell noch, aber da Pippi ja operiert wird und ich heute auch nochmal bei meiner Ärztin*** war und wegen meiner galoppierenden Kaputtheit wieder krank geschrieben bin, beträgt meine Restzeit in der Firma allerhöchstens anderthalb Wochen.

Es ist vorbei.

Dobby is a free elf.

Was für eine irre Geschichte.

P.S. Der Chipsmann antwortete auf „Der Finanzmann hat mir gekündigt.“ übrigens „Sorry. Danke für die Info.“

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*Wenn er das nicht getan hätte, wäre ich halt heute wieder da gewesen. Und wenn er da wieder nicht da gewesen wäre, wäre ich heute Abend bei ihm zu Hause aufgelaufen. Aber diese ordentlich grenzüberschreitende Eskalation war ja Gottseidank nicht nötig.

**Nein, das ist natürlich nicht wasserdicht so, aber wo kein Kläger, da kein Richter, nicht wahr? Die Kündigung, die ich im Namen der Firma schon verfasst in der Tasche hatte und die nur noch seiner Unterschrift bedurft hätte, wäre allerdings rechtssicher gewesen. Nur mal so.

***“Das ist erlaubt! Es ist erlaubt, schwach zu sein und nicht mehr zu können!“ ist so ein Satz, da bin ich für die Taschentücherbox dann doch mehr als dankbar.

Tag 1141 – Was schön war.

Also. Wie zu erwarten war, war mein Tag im großen und ganzen einer zum Abgewöhnen. Ich war auf einer missglückten Geheimmission unterwegs, traf dabei zufällig wen, über den ich mich tatsächlich freute, aber nicht heute, heute war ich zu… kaputt, keine Filter, und ich wollte wirklich eigentlich nicht genau dieser Person von dem Mist erzählen, der hier grade abgeht. Aber ich hab halt mein Herz auf der Zunge und dann kam das alles raus, aber, hey, ich hab immerhin nicht zu flennen angefangen. Meine missglückte Mission mündete dann auch noch in einem Migräneanfall, der sich gewaschen hatte und zudem untypisch war, nämlich beidseitig. Ich dachte, meine Augen explodieren einfach, das hätte ich möglicherweise nicht mal schlimm gefunden, dann hätte wenigstens der Druck aus dem Kopf gekonnt. Möglicherweise (jaja, ganz sicher, aber es ging nicht, echt!) wäre es gut gewesen, mehr zu essen als zwei Bananen und mehr zu trinken als drei Kaffee und einen Liter Wasser, aber das kam halt so. Und dann saß ich im Zug und mein Kopf tat so weh und ich war so, so, so müde von dem allen, aber ich musste doch Pippi abholen und dann Michel und meine Auto-Lobhudelei heute würde wohl so aussehen: ich hab Herrn Rabe gebeten, nicht zum Sport zu gehen sondern nach Hause zu kommen, weil ich mich schon kaum in der Lage sah, die Kinder abzuholen, geschweige denn mit Essen zu versorgen und Hausaufgaben zu machen.

Aber. Diese Negativität hilft ja keinem weiter. Deshalb: was heute gut war:

  • Nach drei Stunden Schlaf ist mir nicht mehr schlecht und bis auf den Triptankater ist auch mein Kopf wieder ok
  • Ich habe ein hoffentlich zielführendes Telefonat geführt. Ich werde darüber aber erst offiziell berichten, wenn es fest ist. Es handelt sich nicht um einen neuen Job, leider, das kann ich ja schon mal verraten.
  • Wir haben den Kindergartenplatz für Pippi angenommen. (Hab ich das überhaupt geschrieben? Wir haben einen KiTa-Platz in Eidsvoll angeboten bekommen, gestern, ganz überraschend nachdem ich nach einer Anrufrunde durch die Eidsvoller Kindergärten schon alle Hoffnung hatte fahren lassen.) Leider hat sich der Kindergarten nicht gemeldet, ob wir heute oder morgen vorbei kommen können, aber: wir haben einen Kindergartenplatz in Eidsvoll. Auf der anderen Seite vom Bahnhof, also auch immer noch nicht ums Eck, aber kein Vergleich zum 25 km entfernten und nur mit Bummelzug erreichbarem Kindergarten jetzt. Der Kindergarten sieht hübsch aus und hat nur 37 Kinder in 3 Gruppen, deshalb hoffe ich, dass er auch zwischenmenschlich mehr so ist wie unser alter Trondheimer Kindergarten. Die beiden ums Eck gelegenen Kindergärten haben über 20 respektive 31 Kinder auf der Warteliste, davon einige, die bevorzugt behandelt werden, statistisch gesehen besteht da also kaum eine Chance, im laufenden KiTa-Jahr einen Platz zu bekommen und nächstes Jahr im Sommer könnten wir dann lotteriemäßig auch irgendeinen Platz irgendwo in der Kommune bekommen, vielleicht wieder 25 km in eine noch viel falschere Richtung.
  • Alle ihre Nachrichten. Ich war ja auf viele Mails eingestellt, aber dass ich so viele nette, persönliche Nachrichten mit unzähligen guten Wünschen kriege, hätte ich nicht gedacht und das hat mich heute sehr berührt. Irgendwann war ich zwar an dem Punkt, wo ich bei jedem netten Wort direkt in Tränen hätte ausbrechen können, aber nur vor Dankbarkeit, ehrlich. Dass Sie alle so Anteil nehmen bedeutet mir sehr viel. Ich hab da keine Worte für. Danke. Und schön, etwas mehr über einige von Ihnen zu erfahren!
  • Michel hat mir, als wir zu Hause ankamen, etwas gebastelt. „Weil dir nicht so gut geht.“ Weil es mir sogar richtig, richtig beschissen ging, hab ich nicht so ganz adäquat drauf reagiert, aber morgen muss ich ihn dafür noch mal ganz doll knutschen. Ich bin sicher, der verträgt sich als Glücksbinger ganz prima mit dem Bügelperlenherz, das mir Michel für die Reise „nach Amerika“ gemacht hat.

Tag 1140 – Nachtrag.

Ich habe den Beitrag eben getippt, er ist sehr persönlich und ich möchte zum allerersten Mal nicht, dass alle Welt ihn liest. Deshalb kam ein Passwort dran. Aber das hier ist mein Tagebuch. Ich will auch nicht, dass ihn niemand liest.

Wenn Sie das Passwort haben möchten, schreiben Sie bitte eine Mail an FrauRabe ät rabensalat Punkt blog. Und seien Sie nicht böse, wenn Sie statt des Passworts nur eine Kurzzusammenfassung kriegen, ok?

Tag 1139 – Zwei Termine.

Ich hatte heute zwei Termine. Den einen hätte auch gut Herr Rabe machen können, denn es war Elternabend in Pippis Kindergarten. Aber wenn Herr Rabe da hingefahren wäre, hätte ich so halbkrank wie ich noch bin, die Rübennasen alleine mit Nahrung versorgen und ins Bett bringen müssen. Da erschien mir eine halbe Stunde Auto fahren, eine Stunde rumsitzen und dann eine halbe Stunde zurückfahren kräfteschonender. Grober Fehler, aber fangen wir von Vorne an.

Mein erster Termin heute war bei meiner Ärztin. Nicht wegen der Rotze-Geschichte, sondern weil heute der letzte Tag meiner Krankschreibung war. Und weil ich ein ehrlicher Mensch bin, habe ich gesagt, wie es aussieht. Dass ich im Prinzip (und von der Erkältung abgesehen) fit bin und locker flockig arbeiten kann, aber nicht da. Dass ich bei dem Gedanken dran schon Schweißausbrüche kriege und mir bei Telefonanrufen vom Chipsmann übel wird. Dass ich weiß, dass zwischenmenschliche Probleme kein Grund sind, krankgeschrieben zu sein, ich aber Angst habe, wieder nicht zu schlafen und nicht zu essen und dauernd zu heulen.

Und sie sagte, sie verstehe das, ich solle es aber mit der Arbeit probieren und wenn es nicht ginge, dann ginge es nicht, aber probieren solle ich das. Stå på. (Bleib stark, sinngemäß.)

Tja. Ich werde also morgen arbeiten. Juchhei. Ich denke einfach an die Vorteile. Die Vorteile sind: die Firma muss mein Gehalt weiter zahlen. NAV ist da raus. Und ich kann etwas machen, das wirklich (naja, metaphorisch) die Bude in Brand stecken würde. Und wenn ich das gemacht hab, brauche ich mir wohl auch keine Sorgen mehr machen, dass mir der Chipsmann nicht freiwillig kündigen möchte.

Gegen alle anderen Gedanken habe ich eine von den vor zwei Wochen verschriebenen Schlaftabletten genommen.

(Follow-Up der Pillengeschichte: ich habe jetzt einen Termin für das Legen einer Hormonspirale. Spiel, Spaß und Spannung hier.)

Und abends war dann eben der Elternabend. Zweieinhalb Stunden lang. Meine Güte. Was gibt es zweieinhalb Stunden zu besprechen? Ich weiß es auch nicht so recht. Aber ich weiß jetzt, dass Mona ein weißes Auto hat und Martin gern schwimmt und Kari Mette hat eine Hytte. Weil wir nämlich gezwungen wurden, Kennenlernspiele zu spielen. So schön, Sie können sich meine Begeisterung bestimmt vorstellen. Der Rest war… naja, viel Blabla. Ich glaube, der Kindergarten ist wirklich gut, trotz einiger Anlaufschwierigkeiten (er ist halt wirklich ganz neu, im Frühjahr eröffnet worden) und es tut mir wirklich leid, aber nachdem ich heute drei Stunden im Auto irgendwo zwischen zu Hause und Kindergarten verbracht habe, werde ich nochmal die Kitas in Eidsvoll abtelefonieren. Da muss doch was gehen. Auch wenn’s schade ist.

Tag 1138 – Rotze.

Tja, heute morgen wachte ich auf und es tat mir immernoch jeder Knochen im Leib weh und zusätzlich auch noch der Hals, und zwar ordentlich.

Weil ich den besten Mann hab, der das ja außerdem auch grad erst hatte, habe ich den ganzen Tag im Bett liegen dürfen und morgen geht es hoffentlich schon wieder besser.

Dementsprechend ist aber heute nichts berauschendes passiert. Ich habe abends eine Bewerbung geschrieben, yeah (ich merke, wie ich da wieder hoffnungs- und antriebslos bei werde, das ist auch nicht gut).

Und nachmittags, als ich mit der schlafenden Pippi das große Bett teilte, kam Michel an, legte sich zwischen uns und sagte: „Mama, soll ich dir mal was sagen? Wenn Pippi so schläft, dann ist die ganz niedlich. Und weich. Wie ein Kuscheltier.“ Da hat er ganz recht, finde ich. Dass er, wenn er schläft, auch so niedlich ist wie ein Kuscheltier, hab ich ihm aber nicht gesagt.