Tag 2910 – Nicht einfaches Wochenende.

Gestern hatte ich übrigens Besuch, bevor ich abends sehr müde wurde. Das wird jetzt ein bisschen kryptisch, sorry, aber raus muss es trotzdem. Das war nämlich jemand von „früher“, also wirklich ganz früher, wir haben uns seit, wenn ich richtig gerechnet habe, 24 Jahren nicht gesehen. Das hatte auch Gründe, vor 24 Jahren waren Dinge nicht so einfach und danach auch nicht und überhaupt. Das machte dann auch, dass ich vor dem Besuch ein bisschen aufgeregt war, die ganze Situation war anfangs sehr seltsam und hölzern, aber dann war es ausgesprochen nett. Es war überraschend gut, mal mit jemandem zu reden, der dieses „früher“ aus einer anderen Perspektive mit erlebt hat. Jetzt habe ich hier außerdem einen USB-Stick mit alten Fotos, in den ich noch nicht rein geguckt habe, weil ich so ganz unbegleitet dann doch nicht unmittelbar in dieses „früher“ zurückgeworfen werden will. Herr Rabe kam aber eben erst von seinem Wochenendtrip zurück, deshalb war die Gelegenheit noch nicht da.

Wie gewohnt nach sozial nicht easy peasy Situationen war ich danach ziemlich alle und wohl auch deshalb gestern Abend extrem müde.

Ich bin trotzdem froh, dass wir das gemacht haben.

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Heute habe ich den Tag dann erst mal damit zugebracht, eine Bestandsaufnahme meiner Awkwardness zu betreiben, schriftlich, für meinen Hausarzt. Es wurde viel Text und war nicht einfach und teilweise schmerzhaft, das so geballt aufzulisten. Irgendwann war es dann auch körperlich schmerzhaft, weil ich Migräne bekam. Oh the joys. Während einer Pause packte ich Michels Tasche für den Korps Sommerkurs, woran teilnehmen zu müssen Michel als Zumutung betrachtet. Noch mehr joys. Ich war da aber dieses Jahr einfach sehr klar und habe mich gar nicht erst auf irgendwelche Diskussionen und Verhandlungen eingelassen und Michel scheint tatsächlich auch den Protest aufgegeben zu haben. Ich hoffe, er lässt sich dann auch darauf ein und hat Spaß – das Argument „ich hab letztes Jahr nur GESAGT, ich hätte Spaß gehabt, damit ihr zufrieden seid!“ kaufe ich ihm nämlich einfach nicht ab. Und zusätzlich weiß ich, dass er, wenn wir ihm das komplett frei überlassen, niemals an sowas teilnehmen würde, also gar keine Chance auf positive soziale Erlebnisse hätte. Ich verstehe ihn da voll – und zwinge ihn trotzdem, gerade weil ich ihn verstehe. Ich Monster.

Tag 2854 – Wochenendende.

Ein Sonntag Anfang Mai. Herr Rabe hat das Trampolin aufgebaut, Pippi ist achthundert mal ums Haus Fahrrad gefahren, ich war in der Sonne spazieren und habe ein paar neue Sommersprossen bekommen, Michel hat mit dem Korps auf der Konfirmation eines anderen Korpsmitgliedes gespielt und zum Ende des Tages hat sich Michel den Fuß noch blöd umgeknickt und wenn das morgen nicht besser ist, fährt Herr Rabe mit ihm zum Arzt. Er ist ja manchmal eine kleine Dramaqueen, was Aua aller Art angeht, allerdings war der Fuß schon ein bisschen geschwollen. Ich nehme trotzdem an, es ist nur umgeknickt ohne schwerere Folgen.

Zwischendrin haben wir noch die Schwägerin verabschiedet und verspäteten Kuchen gegessen.

An Anfang-Mai-Dingen stehen jetzt noch Weide beschneiden und Sommerreifen aufziehen an. Und diverse Gartenarbeiten, aber die kann man ja bis auf im Winter immer machen, die Weide ist jetzt verblüht und muss dann jetzt geschnitten werden. Die der Nachbarn auch, das wissen die aber bestimmt nicht, die haben das Haus mit Weide gekauft und die Weide war das einzige, was der Vorbesitzer nicht vorm Auszug noch mit RoundUp tot gemacht hat (seltsame Leute gibt es). Die neuen Nachbarn wurden noch nicht im/um den Garten gesichtet. Vielleicht schneide ich deren Weide einfach mit und erkläre den neuen Nachbarn dann, dass man das halt machen muss, wenn man möchte, dass sie blüht.

Tag 2574 – Campingplatz Rabe.

Herr Rabe und ich haben das Haus für uns ganz allein! Wheeeeeee!

Das kam so: seit gestern Abend ist Herr Rabes Cousine K. mitsamt Familie und gemietetem Wohnmobil hier. Pippi fand natürlich das Wohnmobil unglaublich interessant und dann ist auch noch das K2 der Cousine ca. gleich alt, hurra hurra, hat sich Pippi gleich mal zum Übernachten im Wohnmobil eingeladen.

Dann kam noch Michels Kumpel E. vorbei, der Michel schon sehr vermisst hatte und die zwei beschlossen, im Zelt schlafen zu wollen. Jetzt ist da also ein Wohnmobil auf dem Parkplatz und ein Zelt auf dem Rasen daneben und unsere Kinder sind verteilt auf diese externen Schlafmöglichkeiten. Sehr spontan, aber durchaus in Ordnung so.

Mein restlicher Urlaub gestaltet sich derweil so, dass ich, aus Frust über eine nur so naja-e ausprobierte Matratze sehr spontan neue Handtücher (im Angebot) gekauft habe. Keine zerstoßenen Ecken mehr. Dafür weiterhin die halb durchgelegene Matratze. Entweder fahre ich morgen spontan zu Ikea, um die dortigen Möglichkeiten abzuchecken, oder ich bestelle eine, die ich zwar 100 Tage probeliegen kann, aber nicht im Laden ausprobieren konnte, weil „sorry, nur online“. Nicht dass ich mir einbilden würde, ein Mal im Laden drauf liegen würde ausreichen, um einen umfassenden Eindruck zu bekommen, aber wenigstens zum Ausschluss von „Urrrrgh nee geht gar nicht!!!“ sollte es reichen. Hrmpf.

Bitte keine Matratzentipps, es sei denn, Sie haben auch grad *in Norwegen* eine Matratze gekauft. Was in Deutschland gut in Tests abschneidet, ist hier nicht erhältlich. Ich habe das überprüft. Mehrfach.

Tag 2272 – Besuch!

Wow, erster Besuch aus dem Ausland seit Corona. Alle sind sehr aufgeregt, Besuch wie Besuchte, alt und jung.

Ich könnte noch so zwei Tage Wochenende gebrauchen, muss ich sagen. Die Kinder haben ja Herbstferien, und ich… nicht. Gemein.

Stattdessen habe ich mir irgendwie in der Schulter was verklemmt oder so, in bestimmten (leider im Alltag recht üblichen) Positionen tut es beim Atmen, Lachen, Singen, Husten, also eigentlich immer, absurd weh. Wenn es nicht gestern Abend erst angefangen hätte und da sehr plötzlich gekommen wäre (allerdings ohne dass ich es irgendeinem bestimmten Anlass zuschreiben könnte), würde ich es ja auf meinen Sturz am Donnerstag Abend schieben. So oder so ist es blöd. Ein Hoch auf die Pharmaindustrie, die für solche Zwecke Schmerzmittel vertreibt.

Tag 2201 – Luft raus.

Müde und schlapp hier. Es ist warm, sehr, und wir hatten jetzt drei Tage Besuch und so entspannt und schön der Besuch auch ist – mich schlaucht das, 24/7 von „fremden“ Menschen umgeben zu sein.

Morgen „muss“ ich auch relativ früh aufstehen, weil ich dringend Unkraut jäten muss, wirklich sehr dringend, und das ist nicht schön, wenn man das in der prallen Mittagssonne machen muss. Hier wird es ja den Tag über nur immer wärmer, wenn es denn warm ist, früh ist also die einzige Lösung.

(Jaha, ich strenge mich nicht doll an und heile so vor mich hin, aber mir geht es bis auf dieses furchtbare Jucken unter dem Pflaster wieder wirklich gut. Ob das Pflaster aber echt zwei Wochen dran bleiben kann, bezweifle ich inzwischen stark, es löst sich schon an den Kanten.)

Tag 1899 – Supereltern.

Pippi und ihre Kindergartenfreundin kamen gestern beim Abholen auf die Idee, dass die Kindergartenfreundin doch mit zu uns kommen könnte. Gleich sofort. Gleich sofort ging natürlich nicht, aber ich versprach den beiden, dass ich das mit der Mama von M. absprechen würde, ob M. morgen (also heute) mitkommen könnte. Konnte sie und deshalb holte ich heute zwei sehr sehr aufgeregte und jubelnde kleine Mädchen aus dem Kindergarten ab. Das war schon ziemlich niedlich, wie die zwei wie die Königinnen zum Tor stolzierten, und ich wie der Hofnarr mit 1000 Dingen beladen* hinterdrein.

Zu Hause angekommen war kurz alles sehr aufregend und ich erlaubte zur allgemeinen Beruhigung eine Folge iPad (Mia and Me). Dann musste Pippi ihrer Freundin unbedingt die Badewanne zeigen, und sie standen beide mit Hundeblick in der Küche, ob sie baden könnten? Biiittäääää? Äh, ja, ok, grad mit M.s Mutter abgeklärt und dann hatte Herr Rabe die zwei schon in die Badewanne gesteckt. Ich hörte sie oben plantschen („Uiiiii guck wie dreckig das Wasser ist!“) und machte unten Kaffee, das war schon sehr Bullerbü-mäßig. Also mein Bullerbü. Meine ganz persönliche Familienidylle. Herr Rabe wusch den Mädchen die Haare und sie durften selbst ausspülen durch Untertauchen. M. kann sehr lange die Luft anhalten. Beunruhigend lange. Dann rissen beide Mädchen gackernd die Köpfe hoch, sprotzten mit den nassen Haaren das ganze Bad voll und das war auch alles immer noch sehr idyllig. Ich wollte dann eigentlich M. beim Abtrocknen und Anziehen und Föhnen der polangen Haare helfen, aber dieses Kind kann alles selbst. Und macht das auch! Meine Kinder können das ja durchaus auch, aber Mamas oder Papas Hilfe ist trotzdem mehr als willkommen. M. kämmte ihre Haare, trocknete sich ab, zog sich an, föhnte (eher halbherzig, aber verständlich, bei so langen Haaren) und machte sich zum Schluss sogar noch zwei Zöpfe. Mit noch nicht mal fünf Jahren. Faszinierend.

Danach gab es Essen, in der etwas untypischen Reihenfolge erst Kuchen, dann direkt Pizza, was bei meinen Kindern eher schlecht als recht funktioniert (im Sinne, dass sie sich nicht nur Kuchen reindrücken, bis sie platzen) aber M. schob sich etwa eine halbe Pizza rein, davor und danach Kuchen, dazu 2 Gläser Milch und hätte dann auch noch Eis gegessen, aber da schickte ich die Mädels erst mal raus aufs Trampolin, ein bisschen von dem Zuckerrausch raushüpfen. Da hüpften sie dann mit ihren wippenden Zöpfchen laut johlend und es war immer noch alles sehr Bullerbü.

Mit ein wenig Zwang spielte Michel auch noch seine fünf Minuten Kornett und lachte mich aus, weil ich da nur klägliche Töne rausbekomme. Michel muss jetzt immer C-D-C-D spielen, aber irgendwie ändert sich der Ton nur minimal, wenn er die Ventile drückt und ich fragte ihn irgendwann, ob er da überhaupt einen Unterschied hört. „NEIN!“ motzte er mich an. „NUR DER EINE IST DU KLER UND DER ANDERE HELLER!“ Ach so, ja, also doch ein Unterschied. Da lässt sich ja mit arbeiten.

Als M. abgeholt wurde gab es noch dicke Umarmungen und das versprochene Eis und dann hatten wir alle den Spielbesuch mit Bravour bestanden, finde ich. Fand Pippi auch. M. darf gern öfter kommen.

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*freitags ist der einzige Tag, an dem wir Eltern in den Kindergarten dürfen. Und das auch nur, um Klamotten, Schuhe, Regensachen und solche Dinge zu checken und gegebenenfalls mitzunehmen, zu waschen und montags wieder in das schwarze Loch Kindergarten abzuliefern. Es ist manchmal etwas faszinierend, was man da freitags alles findet. Und dann noch von zwei Kindern! Ein Abenteuer.

Tag 1795 – 12 Bilder.

Ich überlege, meinen Instagram-Account wegen Inaktivität gleich ganz platt zu machen. Aber hier heute 12 Bilder vom Tag, mit variierend detaillierten Bildunterschriften, weil der Tag auch ganz schön anstrengend war.

I feel the Handschuh.
Frühstückszeit. Kaffeezeit.
Gartenliebe 1.
Gartenliebe 2.
Gartenliebe 3 (mit sehr vielen Bienen und Hummeln).
Ehemannliebe. (Mit Besuch von lieben Freunden.)
Kampf der Ringelblumenflut 1 (Ringelblumen sind die Pest!)
Kampf der Ringelblumenflut 2. Mit verstecktem Hornveilchen.
Meerschwein-TÜV. Hier sehen Sie Marshmallow, die den TÜV mit Bravour überstanden hat, aber sich ungern die Krallen schneiden lässt und mir aus Protest in die Finger zwackte. Bild von vor dem Krallen schneiden, danach war es nämlich ein zappeliges Wutschwein.
Trost-Salat für die frisch pedikürte Meerschweintruppe.
Meerschweinchen sind ja auch echt effektive Unkrautvernichter.
Feierabend oder so. Mit anderem Besuch.

So, das war viel Besuch an einem Tag nach einer sehr langen Zeit mit nur sehr wenigen u d sehr seltenen direkten Sozialkontakten. Dementsprechend bin ich, offen gestanden, völlig im Eimer und gehe jetzt ins Bett. Gute Nacht!

Tag 1649 – Nicht Sonntag.

Wir hatten heute Urlaub (aber nur heute) und deshalb denke ich die ganze Zeit, heute sei Sonntag und morgen dann Montag.

Wir haben heute den Besuch bis nach Oslo gebracht, haben da eine kleine Handyspiel-Runde gedreht und sind Eis essen gegangen. Das war ein schöner Ausklang eines schönen Wochenendes mit M. und H. Schade, dass ich, wenn ich beruflich in Trondheim bin, null Zeit für Privates hab.

Michel hat den Abschied nicht so gut vertragen. Erst war er voll cool. Dann war alles schlimm und wir liefen mit einem permanent weinenden Kind zurück zum Bahnhof (was aber gaaaar nicht damit zusammen hing, dass der Besuch nun weg war). Jetzt kann er nicht schlafen und liegt neben mir im Elternbett. Da schläft er zwar auch nicht, aber wenigstens bleibt er da liegen.

Die einzige Spinne, die ich mag:

Heute kurz im Garten geschaut: es ist noch sehr vieles grün. Erdbeeren, Thymian, Lavendel und Stockrosen und ein bisschen vom Oregano ist grün. Es ist Mitte Februar und sollte eigentlich die kälteste und Schneereichste Zeit sein, stattdessen sind 7 Grad (plus) und es regnet dauernd. Das wird ein Fest in den kommenden 20-30 Jahren mit den Klimaveränderungen.

Muss ich wenigstens keine Ski kaufen. Ein Teil von mir freut sich auch auf früheren Frühling, aber echt nur ein Teil, weil das halt auch bedeutet, dass anderswo der Permafrostboden taut und die Gletscher schmelzen.

Tag 1648 – Zu faul.

Wir waren heute im Museum, im Eidsvoll-bygningen wo 1814 das norwegische Grundgesetz geschrieben und unterzeichnet wurde (von 112 Typen, tjanun). Das war wirklich interessant, aber wir haben nur ein Foto gemacht und ansonsten staunend alles angesehen. Ein ganz liebevoll hergemachtes Minimuseum ist das. Und total kinderlieb. Um das alles aufzuschreiben bin ich jetzt viel zu faul, zur fortgeschrittenen Stunde (auch heute war Bettzeit eher so ein Zirkus).

Da müssen Sie einfach herkommen und dann machen wir Kinderführung zusammen!

Auf ehrwürdigen Bänken.