Tag 598 – Nix zu erzählen…

Nee, echt nicht. Relativ ereignisloser Tag eigentlich. Kinder in den Kindergarten gebracht, Fahrrad zu Hause abgestellt, Maschine Wäsche angestellt, zu Fuß zur Arbeit. Arbeit, Meeting, Arbeit, Reisekostenabrechnungsrumgeärgere, god helg (Sprich: Guu hell(j), Schönes Wochenende, wichtige norwegische Floskel, fast so wichtig wie Takk for sist (tack for schisst), mit dem man sich für das letzte Treffen bedankt). Bus verpasst, nächsten Bus genommen, zu Hause Kinder drücken (Pippi kann jetzt „Aaam!“ sagen <3) und dann gegen die abrutschende Stimmung ankochen. Käsespätzle, das mögen wenigstens alle gerne. Michel will jetzt nächsten Donnerstag (!) auch „solche Nudeln mit Käse, derfordi de er godtest“ (das kann man nicht wirklich übersetzen, derfor heißt deshalb, fordi heißt weil, derfordi… tjanun. Und godtest wäre der Superlativ (der Neutrum-Form Singular von) von god = gut, aber ganz ähnlich wie im Deutschen ist der Superlativ davon best… Es ist verwirrend.). Überhaupt redet Michel im Moment sehr lustig und ich möchte einfach, dass er nie aufhört „verschiedlich“ zu sagen. Nach dem Essen Kinder ins Bett komplimentiert, mich selbst vorher gewaschen* und Zähne geputzt, falls ich dabei einschlafe, aber nein, ich bin immer noch wach. Ach ja: Termine für alle bei der Lieblingsfriseurin in Bielefeld ausgemacht, Michel hat es sehr nötig, ich auch, Herr Rabe geht so und Pippi hat ihre Flusen, da könnte man vielleicht mal die splissigen Spitzen am Hinterkopf abschneiden und sowas wie ne Form reinzaubern. Falls sie wen an sich ranlässt. 

Sonst war nix.

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* Lidschattentest: gestern hatte ich mir was alltagstaugliches mit einem Tacken Extra-Glitzer von ColourPop auf die Augen gemalt. Ich bin restlos begeistert. Die Lidschatten sind erstmal etwas ungewohnt, weil kaum pudrig, sondern eher etwas cremig beim Auftragen. Dadurch aber deckend wie sonstwas und viel präziser aufzutragen. Und vor allem halten die ewig, nix verläuft oder verschmiert oder entglitzert sich. Ich habe sonst schnell so eine dunkle Rille in der Lidfalte, weil meine Haut eben auch auf den Lidern schnell nachfettet, das machte dem ColourPop aber gar nix. Heute dagegen wollte ich mal die eine Palette von Covergirl (hab ich in den USA gekauft, weil unschlagbar günstig) ausprobieren. Der verläuft zwar auch nicht und hielt auch insgesamt recht gut, aber die Glitzerpartikel hatte ich heute Abend dann überall: auf den Lidern, aber auch auf den Wangen, in den Augenbrauen, in den Wimpern und ein besonders hartnäckiges Teilchen hatte sich quasi-kovalent mit meiner Unterlippe verbunden. Ich bleib bei ColourPop.

Tag 597 – The value of a PhD.

Ich war heute bei einer Veranstaltung, die den oben genannten Titel trug. Kurz gesagt: es war totale Zeitverschwendung. Oder doch nicht, denn es ist mir bei all den Plattitüden („Know your value!“ „You have to leave your comfort zone!“ „Think outside the box!“ „Knowledge is the future! – YOU are the future!“) klar geworden, dass ich da fehl am Platze bin. Und das nicht nur, weil das alles sehr auf BauingenieurswesenStahlgussÖlförderung ausgerichtet war und null Menschen da waren, mit denen man sich über Jobs für Molekulare-Irgendwas-Menschen hätte unterhalten können. Nein, auch weil mir in den letzten zwei Monaten mein Wert sehr bewusst geworden ist. Unbewusst zwar, aber heute fielen ein paar zusätzliche Groschen:

  • Ich hab es aus dem Tal rausgeschafft. Letztlich alleine. Die Hilfe die ich dafür brauchte habe ich mir selbst organisiert. (Und ich habe unheimlich viel Zuspruch bekommen, hier und offline, aber vor allem hier und dafür bin ich sehr dankbar. Andere haben dafür vielleicht mehr Familie vor Ort oder einen größeren Freundeskreis, ich hab eben Sie alle.)
  • Ich kann total organisiert sein, wenn ich genug zu tun habe, das mir sinnvoll erscheint. Ich arbeite nicht 24/7 und im Gegensatz zu manchen Doktorand*Innen heute wäre ich da auch absolut nicht stolz drauf, wenn es so wäre. Im Gegenteil: Ich bin meist stolz, wenn ich die acht Stunden täglich sinnvoll fülle, aber nicht regelmäßig überziehe.
  • Ich habe den Mut entwickelt, anderenfalls einfach nach Hause zu gehen um andere/mehr/interessantere Aufgaben zu bitten. Ich sage Mut, weil mir das früher wie ein Eingeständnis der eigenen Nutzlosigkeit vorkam, das muss man erstmal überwinden.
  • Ich habe erkannt, dass das blöde Projekt nicht läuft. Und vor allem, dass ich da keine Ressourcen für habe, weder zeitlich noch nervlich.
  • Ich habe erkannt, dass das andere Projekt gut läuft, ich das aber nicht ganz alleine schaffen kann. Und ich hab den kompletten Schlachtplan fürs nächste, sagen wir mal, Jahr für dieses Projekt ausgearbeitet. Dazu habe ich recherchiert, gelernt, Ideen gehabt, Ideen verworfen, mit Menschen gesprochen und als ich ziemlich sicher war, gute Ideen präsentieren zu können, die genug outside the box sind um meinem Chef nicht schon gekommen zu sein, bin ich zu ihm hingegangen und hab den Rest mit ihm ausgefeilt. Aber es bleiben meine Ideen. Wenn die scheitern, blöd. Wenn nicht: meine Ideen. Eigenverantwortlichkeit, Eigeninitiative: Check.
  • Meine Güte, ich hab diese Konferenz selbst gefunden, hab da alles drum rum organisiert, das Stipendium besorgt, und ich bin da ganz alleine hingeflogen! ICH WAR DIE EINZIGE PhD-STUDENTIN DA, DIE OHNE ELTERN SUPERVISOR DA WAR! Und es ist mir egal, ich brauche meinen Chef nicht um Kontakte zu knüpfen oder um an die Hand genommen zu werden, welche Dinge ich mir wann angucken sollte. Und ich hab da wirklich wahnsinnig viel gelernt und habe jetzt nicht mehr ganz so große Angst vor einer Nucleinsäurebasenchemie-lastigen Verteidigung. (Eigentlich keine, aber das klingt arrogant und ich weiß außerdem genau, dass die Angst wiederkommt. Spätestens zwei Wochen vor der Defense werde ich ein Nervenwrack sein.)

Ich finde, insgesamt sieht es doch alles ganz gut aus. Ich muss jetzt den PhD „nur“ noch fertig kriegen, dann kann ich mich bewerben. Ich hab vier Jahre Industrieerfahrung, dann in weiteren vier Jahren zwei mal ganz andere (fachliche) Dinge gelernt, plus den ganzen Frustrationsmanagement-Kram und das Projektjonglieren und das Experimentendesign von da oben, ich habe auch keine Scheu mehr, das Menschen gegenüber auszusprechen, was ich gut kann und (da hab ich den anderen PhD-Studenten ganz offensichtlich was voraus): Ich habe keine Illusion, dass ich in meinem superspeziellen Minifeld, für das sich vielleicht 20 Leute weltweit interessieren, eine entsprechende Stelle in der Industrie finde. Ist aber auch egal, ich kann mich für vieles begeistern. Sogar eine hinreichende Anzahl Kinder hab ich schon und alt genug bin ich auch, man muss nicht mehr befürchten, dass ich direkt nach der Probezeit schwanger werde.

Ich werd schon nen Job finden.

Also, sobald ich aufgehört habe, meine Zeit auf Veranstaltungen wie der heutigen zu verschwenden.

Tag 596 – Ein paar Erkenntnisse.

Erkenntnis 1: Einen Tag fast nichts essen und ich kann direkt den Gürtel ein Loch enger schnallen. Und den BH witziger Weise auch. (Das merke ich mir für etwaige „Ich bin zu fett!“-Anfälle.)

Erkenntnis 2: Einen Tag fast komplett verschlafen ändert aber nullkommagarnichts an meinen Augenringen. Die nehme ich dann wohl mal ins Inventar auf. 

Erkenntnis 3: Das Dauerschlafen hat meinen Biorhythmus so durchgerüttelt, dass mein Körper den Jetlag (und die Uhrumstellung) vergessen hat. Endlich. UPDATE: von wegen. Heute Nacht (von Mittwoch auf Donnerstag) dann nicht mal drei mickrige Stunden. Ich hasse alles. 

Erkenntnis 4: Menschen, die noch halbkrank sind, gehören nicht in Schwimmbäder. Aber im Supermarkt wäre ich wohl auch nicht besser aufgehoben gewesen. Genau genommen war es schon eine Herausforderung, den Einkaufszettel fertig zu machen. Ganz geschafft hab ichs auch nicht, ich war noch so ferngesteuert, dass die Erkenntnis „Wir haben keinen Risottoreis mehr“ nicht zur Handlung „Risottoreis auf Einkaufszettel schreiben“ führte. (Das merke ich mir fürs nächste Mal. Lieber Babysitter oder zum Supermarkt schleichen und das nötigste einkaufen und den Rest eben morgen.)

Erkenntnis 5: Kurz vorm eigentlich vom Körper angedachten Tag des Eisprungs durch drölfzig Zeitzonen fliegen und nach ner Woche schon wieder zurück verzögert den Eisprung und verlängert meinen Zyklus um ziemlich genau diese eine Woche. (Statt Pille danach, im Fall der Fälle? Hmmmneeee, vielleicht etwas teuer.)

Erkenntnis 6: Weise, wer* sich bei der Anmeldung zur Doktorandenkonferenz vor zwei Monaten direkt für den Reminder einen Tag vorher eingetragen hat. Der bekam nämlich heute eine mail, weil die Konferenz morgen ist. (Hurra, eine Gelegenheit für etwas mehr Make-Up!)

Erkenntnis 7 (schon älter): Das „Weil du das da** gekauft hast, kriegst du dieses für 20 USD“-Parfum*** finde ich besser als das ursprünglich gekaufte. Und trotzdem kann ich mich noch nicht so ganz von „The Beat“ trennen und überlege tatsächlich, mir das doch nochmal zu kaufen.

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* ich, ganz ungewohnt vorausschauend

** Lacoste Pour Elle „Elegant“

*** Tommy Bahama „Martinique“

Tag 595 – Tja…

… da hatte Pippi wohl doch Magen-Darm, oder zumindest irgendwas ansteckendes. Ich hab den Tag mit leichter bis stärkerer Übelkeit, leichtem bis stärkerem Fieber sowie phasenweise Schüttelfrost und Gliederschmerzen aus der Hölle im Bett verbracht. Mal schlafend, mal fernsehend. Immer zu nix zu gebrauchen. Morgen geht’s hoffentlich besser, aber noch ohne Arbeit. Immerhin habe ich wieder Hunger: wenn mein Körper die anderthalb Kellen Suppe, die ich zum Abendbrot gegessen habe, normal prozessiert, müsste ich morgen wieder essen können. Hurra. 

Tag 594 – Kann weg. 

Ich hab mich heute über so viele Sachen geärgert, es ist echt kaum zu fassen. Um der Negativität keinen Vorschob zu leisten werde ich jetzt hier aber nicht weiter darauf eingehen, sondern nur das aufschreiben, was gut war. 

  • Ich habe bei der Arbeit kurz dringliche Sachen gemacht und das mit schlafendem Kleinkind im Kinderwagen und vom Weg komplett durchgeschwitzt. 
  • Ich hab spontan eine neue Babyfüße-Packung gekauft, weil die im Angebot war. 
  • Pippi hat einen kompletten Becher Joghurt gegessen und war auch nach einem fast komplett verschlafenen Vormittag nachmittags echt gut drauf. 
  • Pippi macht echt Fortschritte beim Sprechen. (Neu im Repertoire: unter anderem „Di-go“, wobei wir noch unsicher sind, ob es eher „Stego“(-saurus) oder „Dino“ generell heißen soll. 
  • Liv war da und in so eine blitzende Bude kommen ist ja echt mal was schönes. 
  • Ich bin jetzt um halb zwölf schon fast müde. 

Tja das war’s dann auch schon. Aber ein bisschen was ist ja zusammengekommen. 

Tag 593 – Norwegian Beauty. 

Heute war ich mit Michel auf einer Einweihungsparty. Freunde von uns sind von einem Reihenhaus in ein etwas größeres Reihenhaus gezogen. Eigentlich wollten wir alle hin, aber Pippi war derart schlecht drauf (und verpestet den ganzen Tag schon die Luft mit grausam stinkenden Pupsen, ich wüsste ja echt gerne, was die gegessen hat…), dass Herr Rabe mit ihr zu Hause blieb. 

Schon beim Abbiegen in das Wohngebiet sagte Michel „Hier haben wir doch früher gewohnt!“. Ich musste ein bisschen lachen, weil wir am ganz anderen Ende der Stadt gewohnt haben, aber die Reihenhaussiedlungen sehen nun mal überall gleich aus. Uniforme Einfamilienhäuser, Holzfassaden in bunt (immerhin besser als deutscher Klinker), Gartenhäuschen für die Ski und Fahrräder, Carport mit SUV drin. Für mich der Inbegriff der Mittelschicht-Tristesse. 

Auch innen fand ich das Haus jetzt nicht soooooo berauschend. Mal abgesehen vom rosa gestrichenen Mädchen- und blau gestrichenen Jungen-Zimmer (das war glaube ich schon so, sie haben so weit ich weiß nicht renoviert) halt das übliche, was man so hat, im größeren Reihenhaus: Schlafzimmer, Bad, Küche, Wohnzimmer, Keller-Wohnzimmer (wird von den meisten als Gästezimmer genutzt, darf aber wegen Baubestimmungen und Brandschutz (?) kein echtes Schlafzimmer sein), Keller-Bad, Waschraum. Innebod (Lagerraum) und Utebod (Hütte draußen). Ein Haus halt. Mit Garten dran, in der optimalen Größe, soviel muss man ihnen ja auch lassen. 

Was ich gänzlich nicht verstehe: schief hängende, nicht untereinander ausgerichtete Bilder an der Wand. Hätte Michel mich nicht konstant belagert, ich wäre aufgesprungen und hätte das beseitigt. Das geht doch so nicht! Orr. 

Und das Ganze für knapp 5 Millionen Kronen. Ich will das nicht. Niemals. So viel Geld für so was… herzloses. So viel Geld für „ein Haus halt“. 

Ich hoffe sehr meinen Freunden gefällt es besser. Heute waren zu viele Gäste da und sowohl meine Freunde als auch ich waren permanent von Kindern behängt, aber bei Gelegenheit muss ich mal fragen, wie es zu diesem Kauf kam. 

(Aber bei all dem Gemecker: so konnte ich wenigstens mal einen meiner neuen Lidschatten spazierentragen. Zwar nur als verstärkten Lidstrich, aber immerhin. Und ich bin total begeistert. Ich sags Ihnen: ColourPop. ! <3 )

Tag 592 – Kotzimausi. 

Pippis Fressphase wurde unschön beendet. Gestern Abend noch erwischten wir sie, wie sie aus dem Topf die (heißen) Kirschen, die es zum Milchreis geben sollte, mit einem Esslöffel herauslöffelte und in sich hineinfutterte, klammheimlich, während ich noch in der Küche rödelte und Herr Rabe Michel und Besuchskind zum Händewaschen überredete. Danach aß sie Milchreis und Kirschen und das freitägliche Eis zum Nachtisch. Um ca. halb elf aß ich mit ihr Banane. Um ca. zwei war mir ihr Gerödel im Bett genug und ich wollte sie Herrn Rabe aufs Auge drücken, der aber in ihr Gemecker Durst interpretierte und mit ihr in die Küche wollte. Kaum aus der Tür des Schlafzimmers musste Pippi Husten (ist mal wieder etwas erkältet) und dann brechen. Volle Lotte, über Herrn Rabe, sich selbst und den Esszimmerfußboden. Kirschkotze, ich weiß das jetzt weil ich heute im Hellen die Spritzer entfernt habe, die Herr Rabe gestern Nacht nicht gesehen hat, sieht beängstigend nach blutendem Magengeschwür aus. 

Zum Frühstück sah ich Pippi wieder, Herr Rabe hatte mit ihr in Michels Bett geschlafen und sie hatte wohl noch ein paar mal gewürgt, aber so richtig war nichts mehr herausgekommen. Abgesehen davon, dass sie den ganzen Tag über vorsichtig mit Essen im Allgemeinen war, war sie schon morgens wieder gut drauf. Heute Nachmittag war Michels Kumpel M. da, der genauso heiß verliebt in Pippi ist, wie sie in ihn (das ist der, der zu seinen Eltern gesagt hat, er wünsche sich zu Weihnachten auch so eine kleine Schwester wie Pippi) und auch da war sie ein Sonnenschein. 

Wir halten also die Daumen für entweder hoffnungslos überfressen* oder Magen mit irgendwas verdorben (Kirschintoleranz?), auf jeden Fall bitte nicht Magen(-Darm*)-Virus. 

* oder vielleicht ist das doch nicht so ne tolle Idee, noch mitten in der Nacht komplette Bananen zu verspeisen und sich dann direkt wieder hinzulegen?

** minus Darm, das war wie immer. „Aua!“ 

Tag 591 – Grüße aus dem glücklichsten Land der Welt.

Ich bin noch nicht ganz durch mit der Studie. Aber soweit bin ich immerhin schon gekommen, um zu wissen: sie haben weder nach dem Wetter noch nach der Dauer des Winters gefragt! Ha! I knew it! (Heute so: erst Schnee, sehr viel davon, dann kam das Wasser ungefähr in gleicher Intensität und dann in noch mal sehr viel stärkerer Intensität vom Himmel.)

Aber wie das so ist kann man bei Scheißwetter super arbeiten – man muss ja nicht dauernd Ski fahren oder Lachse fischen – und so saß ich heute anderthalb Stunden mit meinem CHef zusammen, hatte ein sehr ergiebiges und konstruktives Gespräch über das RNA-Projekt und konnte tatsächlich einige der auf der Konferenz gesammelten Infos in die weitere Planung mit einbringen. Jetzt fühlt es sich zwar nicht mehr so an, als würde ich auch nur ansatzweise bis Ende des Jahres fertig damit, aber dafür wird das potenziell richtig hübsch alles. 

Und dann hat mein Chef gelacht, weil ich über die „Du darfst keine Fotos oder Videos machen und alles was auf der Konferenz passiert, bleibt auf der Konferenz“-Konferenz für das Reisestipendium einen 5000-Zeichen-Bericht, in dem ich die „novel research communications of the field“ hervorhebe, anfertigen muss. Good luck with that, haha. Naja, der norwegische Humor ist etwas eigen, aber dem ostwestfälischen nicht unähnlich. Ich werd das schon hinbiegen, aus den Überschriften und meinen Notizen irgendwas schlau klingendes aber im Grunde inhaltsleeres zu zaubern. Und gut, dass ich das Selfie gemacht hab, den Punkt „profile picture of yourself“ hatte ich nämlich glatt übersehen. Sonst hätte ich auch was gestellt, ich bin auch als Statistin auf dem Bild einer anderen Doktorandin, da erklärt sie uns gerade ganz toll ihr Poster. Ich muss da ja immer lachen, auch wenn ich solche Bilder* sehe.

Puh, es ist eigentlich ein ganz schreckliches Bild, unscharf und komische Schatten und vielleicht überleg ich mir das doch noch mal. Bitte zoomen Sie nicht, zu ihrem eigenen Schutz.


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* Oh meine Güte, das ist 10 Jahre alt und die Uni hat das immer noch auf der Hompage stehen. Und falls Sie mal ein 2D-Gel machen: SO NICHT! NIEMALS DARÜBER BEUGEN UND AUCH NICHT MIT OHNE HANDSCHUHE DRAN RUMFUMMELN, SIE HABEN HINTERHER ÜBERALL „KERATIN_HUM“.

Update: mir fällt gerade ein: das Bild ist  fast ganz genau (nur) 9 Jahre alt. An dem Tag hatte ich nämlich Geburtstag und es war das Jahr in dem ich nach Schweden gegangen bin, also 2008.

Update 2: … und ich hatte einen Schokokuchen dabei, auf den ich mit Puderzucker ein „Biohazard“-Zeichen schabloniert hatte. (An was für Zeug ich mich erinnern kann, ne?)

Tag 590 – 2 Blogstöckchen.

Es ist mal wieder an der Zeit ein paar Blogstöckchen abzuarbeiten. Eins liegt hier schon so lange rum, dass es schon fast peinlich ist, das andere ist noch fast frisch. Vielen Dank jedenfalls für die Nominierung, ich fühle mich sehr geehrt! Und dann beantworte ich mal hier die Fragen von beiden, first come, first served: Impressions of Life!

1) Wie würdest Du deinen Blog in 3 Wörtern beschreiben?

Tagebuch, sonst nix.

2) Beschreibe Dich selber, deine Persönlichkeit, wer bist Du?

Ich bin wohl durch und durch Ostwestfälin. Unter neuen Menschen vorsichtig, still bis abweisend (das meine ich nicht so, aber so kommt es rüber), komme nicht besonders schnell mit Menschen in Kontakt, aber wenn dann richtig. Mein Humor ist sarkastisch bis zynisch. Und obwohl ich seltenst Menschen wirklich an mich heran lasse, brauche ich zwischenmenschliche Kontakte wie ein Kaktus in der Wüste das Wasser… Des Weiteren neige ich dazu, zu viel über Dinge nachzudenken, statt sie einfach zu machen und zu viel in mich hereinzufressen, statt es herauszulassen. Wenn ich dann aber mal platze, dann bin ich das HB-Männchen.

3) Zivilcourage, einfach nur ein Wort oder ein Handeln für Andere oder zeigst du sie auch?

Puh. Ich versuche es. Oft gerät man ja nicht in solche Situationen und meistens waren es bisher eher so Situationen, in denen Menschen einfach hilflos und alleine waren (Herr Rabe und ich fanden zum Beispiel mal einen betrunkenen Jugendlichen halb komatös auf den Stufen einer Apotheke), da schaffe ich es sehr viel eher, Hilfe zu organisieren, als wenn ich mit Gewalt konfrontiert werde. Da wünsche ich mir, dass ich mehr Eier zeigen kann und nicht vor Schreck erstarre.

4) Familienstand jetzt und für die Zukunft?

Verheiratet, 2 Kinder. Ersteres bleibt hoffentlich so, im Moment kann ich mir auch keine weiteren Kinder vorstellen, aber sowas ändert sich ja manchmal noch.

5) Du hast im Lotto gewonnen. Jackpot 25 Millionen. Was würdest Du tun?

Puh. Die Kredite meiner Lieben abbezahlen. Für meine Schwiegermutter die Unterbringung auf Lebenszeit sichern, eventuell auch für meine Großeltern, da sieht es immer düsterer aus mit dem „alleine wohnen“. Dann für die Kinder, Herrn Rabe und mich jeweils genug Geld anlegen, damit keiner von uns jemals arbeiten muss, wenn er nicht will. Ein Haus kaufen, das (abgesehen von drei Schlafzimmern) mindestens ein Näh-/Hobbyzimmer und ein Gästezimmer mit eigenem Bad hat. Ein Gebrauchsauto (Tesla Model 3 wäre schön) und ein Quatschauto (mit luftgekühltem Motor, wegen des Geräuschs) kaufen. Eine riesige Party zu meinem 33. Geburtstag feiern und alle einfliegen, die sonst nicht kommen könnten. Vom Rest die Hälfte spenden und die andere Hälfte anlegen.

6) Du könntest deinem Ich in der Vergangenheit einen Brief schreiben, den er/sie auch erhält. Würdest Du es tun und deine Gegenwart somit vielleicht verändern?

Ja, aber nicht weil ich etwas ändern möchte, sondern um meinem früheren Ich (und da gab es einige Gelegenheiten) zu sagen: Es fühlt sich gerade nicht so an, aber es wird besser.

7) Welche 5 Dinge würdest Du noch tun wollen, wenn Du nur noch 1 Jahr Zeit hättest auf Erden?

Irgendeine Psychodroge nehmen, die mich sofort vergessen lässt, dass ich nur noch ein Jahr zu leben habe. Die Vorstellung, meine Liebsten in einem Jahr zurücklassen zu müssen, schnürt mir schon so einfach die Kehle zu.

8) Was magst Du gar nicht an deinem im Umfeld lebenden Menschen?

Die Vorliebe für Knäckebrot, Gurken, Möhren und alles, was sonst noch laute Essgeräusche macht.

9) Lieblingsessen mit Rezept (falls vorhanden)?

Apfelpfannkuchen:

pro Person ein Ei in eine Schüssel schlagen. Abwechselnd Mehl und Milch dazugeben, bis man eine ausreichende Menge dicklichen Pfannkuchenteig hat. Pro vier Personen einen gestrichenen Teelöffel Backpulver, eine Handvoll Zucker und eine Prise Salz dazugeben. Etwas quellen lassen und in der Zeit ca. einen säuerlichen Apfel pro Person schälen und entkernen, eventuell in Scheiben schneiden. Die Konsistenz des Teigs nochmal prüfen, dann jeweils eine Suppenkelle voll Teig in (viel) heißes Öl geben, Apfelscheiben drauf verteilen, etwas Teig oben drüber (damit die Apfelscheiben fixiert werden). Wenns am Rand braun wird, wenden. Wenn fertig, auf einem Teller stapeln. Mit Zimtzucker essen.

10) Glaubst Du an die wahre Liebe?

Klar!

11) Was oder Wer hatte Dich damals schwer beeindruckt, als Du mit deinem Blog angefangen hast?

Frau Novemberregen und Frau Brüllen.

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Die zweiten elf Fragen sind von Tante Emma:

1) Warum hast Du mit dem Bloggen angefangen?

Weil mein 2. Baby (Pippi) so klein war und ich immer nur dachte: Ach mensch, das war bei Michel bestimmt auch so ähnlich oder auch ganz anders, du hast das alles vergessen, du solltest echt Tagebuch schreiben. Und dann hatte Frau Novemberregen so eine Aktion, da hat sie gewettet, wer es schafft, täglich zu Bloggen. Ich hab nicht gewettet, sonden einfach so mitgemacht. Und bin hängen geblieben.

2) Was fällt Dir beim Bloggen am Schwersten?

Dasselbe, was mir auch im echten Leben manchmal schwer fällt: den Fokus vom Negativen wegzubekommen.

3) Was magst Du besonders an Dir?

Hähä. Je älter ich werde, desto mehr mag ich mich äußerlich. Da habe ich jedenfalls keine größeren Baustellen mehr (klar, die Haut könnte klarer sein und die Augen etwas weniger rot und ganz so müde müsste ich auch nicht aussehen… aber eben nix größeres wie „Meine Nase geht gar nicht!“, „Ich bin zu dickdünnmuskulös!“, „Meine Beine sind furchtbar!“ oder „Ach du scheiße, Cellulite!“). Innerlich mag ich meinen Humor und mein Durchhaltevermögen.

4) Was vermisst Du in Deinem Leben?

Meine Freunde. Also die aus Deutschland, weil sie so weit weg wohnen.

5) Welche Entscheidung würdest Du gerne korrigieren?

Hätte, hätte, Fahrradkette. Je ne regrette rien. (*bitte accents nach gusto platzieren*) Wenn ich unbedingt was aussuchen muss: ich würde meinem Schülerinnen- und frühen Studentinnen-Ich gern mitteilen, dass ich, egal was die Lehrpersonen sagen, weder in Sprachen noch in organischer Chemie schlecht bin. Aber ist das anzunehmen, was einem von „Autoritätspersonen“ gesagt wird, eine echte Entscheidung?

6) Was würdest Du immer wieder genauso machen?

Das allermeiste. Vor allem würde ich immer wieder mit meinen Freunden tanzen gehen, dann mit dem einen versumpfen, dann ein paar Tage ganz verwirrt sein, dann einen USB-Stick abholen und plötzlich gar nicht mehr verwirrt sein.

7) Wem schuldest Du Dank?

Hmm. Ich glaube keinem. Aber dankbar bin ich vielen. Im Danke sagen bin ich aber auch gar nicht mal so schlecht, deshalb bin ich da (soweit ich weiß) nie ein Danke schuldig geblieben.

8) Woraus ziehst Du die meiste Kraft?

Achtung, totaler Kitschalarm: dem Lachen, dem nächtlichen Schnaufen und den Umarmungen meiner Kinder.

9) Wo machst Du am liebsten Urlaub?

Irgendwo wo es nicht zu warm ist, aber warm genug um am Strand unterm Sonnenschirm nicht zu frieren. Ich würde so gerne noch mal im Frühjahr nach Korfu.

10) Was ist eine typische Marotte von Dir?

Marotten? Ich? *richtet mobile Ballettstange im 90-Grad-Winkel zum Parkett aus*

11) Bier oder Sekt?

Bier. Von Sekt kriege ich sehr schnell Kopfschmerzen und eigentlich mag ich den auch gar nicht so. Aber ein schönes, kühles Pils, vom Fass und mit einer ordentlichen Krone (so wie es das hier nicht gibt), das ist doch was feines.

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So, fehlen noch neue Fragen und eigentlich auch Nominierungen. Aber mit dem Nominieren tue ich mich ja schon fast immer ziemlich schwer. Also denke ich mir einfach elf Fragen aus und wer Lust hat, macht eben mit. Sie können sich dann ja bei mir melden, dann verlinke ich die Beiträge auch. Da will ich mal nicht so sein.

  1. Wann warst du das letzte Mal richtig großzügig?
  2. Wann hast du das letzte Mal einem Menschen richtig die Meinung gegeigt?
  3. …und wann ein überlegtes, konstruktives Feedack gegeben?
  4. Hast du einen Essensplan?
  5. Hast du schon mal eine Diät gemacht?
  6. Hat’s funktioniert?
  7. Falls du dich schminkst: warum?
  8. Welches Buch sollte jeder Mensch deiner Meinung nach gelesen haben?
  9. Hast du schon mal was ausgeplaudert, was eigentlich ein Geheimnis bleiben sollte?
  10. Wenn du einen Tag lang eine andere Person (lebend/tot) sein könntest, welche wäre das?
  11. Wenn du den Rest des Lebens eine andere Person sein müsstest, welche wäre das dann?

Tag 589 nachgetragen – Das Kleinkind! Der Jetlag! Hurz!

Weshalb ich gestern nichts schrieb, ist prinzipiell sehr schnell erklärt: ich bin mit Pippi im Bett eingeschlafen. Sonst habe ich ja dann gerne mal nachts noch eben sowas geschrieben, gestern eben nicht, ich wollte nämlich einfach nur eins: bis zum Morgen weiterschlafen. (Und dann um fünf ausgeruht aufstehen und hier schreiben, was ich für ein Genie bin und dass ich endlich den Jetlag besiegt habe.)

Um zehn war Pippi wach. Herr Rabe war aber auch noch wach und holte sie zum Banane essen ab. Sie aß eine komplette Banane. Dann brachte Herr Rabe sie wieder und sie schlief recht fix wieder ein. 

Um halb zwölf kam Herr Rabe ins Bett, Pippi rödelte daraufhin im Bett herum und beschwerte sich. Ich glaube, sie konnte sich so spontan nicht entscheiden, mit wem sie lieber wrestlen kuscheln wollte. Nach ca. 15 Minuten schlief sie wieder ein. Ich brauchte für dieselbe Tätigkeit ca. 30 Minuten. 

Um eins war Pippi wieder wach. Richtig wach, mit Treten und Brüllen und allgemein schlechter Laune wegen

  1. Hunger (ja, echt, schon wieder!)
  2. Durst
  3. Der Schlafanzug hat Füße (hier Weltuntergangsankündigungsmusik* vorstellen)

Also aß sie noch eine halbe Banane, trank einen halben Becher Wasser und wir zogen ihr mitten in der Nacht den Schlafanzug aus und einen Body an. Inzwischen war es halb zwei, aber Pippi schlief recht schnell wieder ein.

Ich hingegen war dann erstmal wach. Richtig „Ich könnte jetzt aufstehen und den Tag starten“-wach. Bis drei. Oder jedenfalls so ungefähr, ich gucke nachts fast nicht auf die Uhr, das stresst ja doch nur, zu wissen, wie wenig Schlaf noch bis zum Weckerklingeln bleibt. Ich lag also im Bett und dachte so vor mich hin, keine schlimmen Grübeleien, eher so Alltagskram:

  • Würde es Sinn machen, aufzustehen? Ich könnte dann die Wäsche aufhängen. Und die Schnecken einsprühen, Herr Rabe hat das bestimmt vergessen. Hmm, lieber nicht noch den Kreislauf ankurbeln.
  • Ich könnte auch jetzt den Blogeintrag schreiben. Hinterher machen sich Leute Sorgen, wenn ich nicht schreibe! Hmm, lieber nicht, das Displaylicht würde mich bestimmt auch noch wacher machen. Obwohl, es ist ja nachtgedämpft. Ach nee, besser nicht.
  • Ich könnte lesen. Ach nee, mein Buch liegt irgendwo, nicht hier, weil ich das beim Schwimmen mithatte.
  • Schlafmittel? Nee, dann komme ich morgen vor Mittag gar nicht raus.
  • OK, Autogenes Training. Mein rechter Arm ist ganz schwer. Mein rechter Arm ist
  • Ich könnte vielleicht tRNA als internen Standard nehmen. Oder gleich als Oligo-Ersatz.
  • Mein rechter Arm ist ganz schwer. Mein
  • Ahhhh, nee, dann würde ja an allen Us… Obwohl, nee, UNG wirkt nicht an RNA. Oder? 
  • Mein rechter
  • Wenn ich kompetitiv vom Antikörper eluiere, kann ich dann nachher noch Nukleoside quantifizieren? Hmm. Sind einzelne Nukleoside in dem Fällungszeug löslich? Bestimmt. 
  • Mein rechter Arm ist
  • Ooooder ich mache das dann über die Säulchen, muss ich ja eh. Ja. Das klappt.

Sie haben ein Bild. Natürlich war es mir dann um fünf Uhr gänzlich unmöglich, aufzustehen. Um sechs beschloss ich, es einfach zu lassen mit dem Aufstehen. Um sieben war Pippi wach und sang und wurde dann von Herrn Rabe abgeholt. Michel war auf Nachfrage noch nicht wach, sondern „sliten“ (kaputt) und kuschelte sich an. Um halb acht weckte Herr Rabe uns mit den Worten „Es schneit!“. 

Um halb neun hatte ich die Kinder (alles, vor allem den Schnee, abgrundtief hassend) mit dem Schlitten in den Kindergarten gezerrt, stellte fest, dass ich meine Kopfhörer vergessen hatte, ging wieder nach Hause und machte mir einen Kaffee. Hängte die Wäsche auf und sprühte die Schnecken ein. Packte meine Ballettsachen. Und dann fuhr ich, halbwegs besänftigt und nicht mehr ganz so hasserfüllt mit dem Bus zur Arbeit. 

Das mit dem Jetlag könnte dann bitte auch mal langsam ausgestanden sein. Und Pippis Schlechtschlafphase auch. Bittebitte.
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* ich bin mir ganz sicher, dass es da für den Fall der Fälle eines sich kurzfristig ankündigenden, direkt bevorstehenden Weltuntergangs á la Independence Day zu diesem Zweck von Hans Zimmer vorkomponierte Musik gibt, die dann über Lautsprecher weltweit abgespielt wird.