Tag 2829 – Arbeit, Arbeit…

Alltagstrott ist wieder da. Bin dementsprechend auch wieder müde, obwohl ich, als Pippi beim Tanzen war, im Auto ein kleines Nickerchen gemacht habe. Immerhin habe ich einen Spaziergang eingeschoben und Geige gespielt. Beim Spaziergang konnte ich mich daran erfreuen, dass die graubraunen Schneeberge wegschmelzen und hier und da schon (totes) Gras und (lebendes) Moos hervorguckt. Außerdem hatte ich so Sonnenlicht und frische Luft. Aber so richtig Spaß macht das nicht, in dieser dreckigen, steinigen Vorfrühlingswelt draußen herumzustapfen.

Naja, andererseits könnte alles schlimmer sein, vor drei Jahren war obendrein noch Pandemie. Schlimmer geht immer.

Tag 2678 – Aufrappeln.

Während Michel und Herr Rabe auf einer Cosplay- und Gaming-Messe waren, hingen Pippi und ich zu Hause rum. Ich könnte durchaus Urlaub gebrauchen, aber naja, bald. Morgen arbeiten erfüllt mich jedenfalls nicht mit freudiger Erregung, um das mal vorsichtig auszudrücken. Immerhin war ich heute seit Ewigkeiten mal wieder spazieren, das hat echt gut getan in der kühlen und feuchten Novemberluft. Habe das Gefühl, es kam endlich mal wieder Luft bis in den hintersten Zipfel der Lungen. Hatte außer auf Luft auch auf Licht gehofft, allerdings ist halt November. Es ist grau und alles stirbt und es ist entweder bedeckt und nebelig oder bedeckt mit Regen. Diesen Herbst auch noch mit Klima-Anxiety-auslösenden 8-15 Grad dabei, statt der üblichen 2-5. Trotzdem hat es gut getan, vor allem das alleine sein, ich kann schon fast wieder meine eigenen Gedanken hören und greifen, bevor der nächste kommt. Dazu beigetragen hat auch eine ausführliche Geigen-session. Gestern hab ich hauptsächlich Etüden gespielt, heute hauptsächlich ein Stück. Hauptsächlich, weil ich immer erst eine Art selbstgezimmertes Warm-up mache und grad eine Etüde beackere, die nur Lagenwechsel ist, immer hin und her, und da ich das zu üben wirklich noch gut gebrauchen kann, habe ich die wie ein erweitertes Warm-Up gemacht.

Es stehen eigentlich ein paar Dinge an, für die ich aber erstmal Mut und Energie zusammenkratzen muss. Mit der Chefin reden, eine*n Geigenlehrer*In suchen, zum Hausarzt (der Vertretung, weil die Liste immer noch nicht verkauft ist) gehen. In meinem linken Nasenloch eine Ader veröden lassen, nochmal versuchen, jemanden dazu zu bekommen, in meinem Gehirn zu prokeln, ob meinen gesammelten Seltsamkeiten nicht doch was anderes zugrunde liegt. Vermutlich bin ich aber einfach nur komisch, nicht belastbar und hasse Menschen, zumindest ist es das, was ich befürchte, was dann (wieder) gesagt wird. Willkommen in meinem Kopf. (Wenn die öffentlichen Dienste mich wieder ablehnen, weil’s mir ja nicht schlecht genug geht, bezahle ich es halt aus eigener Tasche. So.)

Tag 2020 – Unverständnis, Verständnis.

Wenn ich die Nachrichten aufmache, also die echten Nachrichten, „Norsk Rikskringkasting“, schlägt mir Pandemiepandemiepandemie entgegen und… mir geht mal wieder das Verständnis aus. Keine 60 km von hier, keine halbe Stunde mit dem Zug, ist alles dicht. Noch mal 20 km weiter ist B.1.1.7 aufgetreten, die britische Variante. Ich verstehe nicht, wie man die Proben vom 3. bis zum 22. Januar einfach hat liegen lassen können. Proben, die wegen eines Verdachts, man habe es mit einer ansteckendere. Mutante zu tun, eingeschickt wurden. Ich verstehe nicht, dass „hohe Tiere“ behaupten, es würde eine Woche dauern, eine Probe zu sequenzieren. Warum ruft keiner der Journalisten in einem x-beliebigen Labor an und fragt nach, ob das stimmt? Warum??? Weiterhin verstehe ich nicht, warum unsere und auch alle anderen (Pendler-)Kommunen zwischen hier und Oslo nicht auch strengere Maßnahmen einführen. Wo man davon ausgehen muss, dass möglicherweise eine deutlich ansteckendere Variante fast drei Wochen Zeit hatte, sich unter Pendler*Innen aus allen Himmelsrichtungen auszubreiten.

Verständnis habe ich angesichts solcher Banane-Aktionen nur noch für Leute, die das alles nicht mehr verstehen. Die sich die Haare ausrauben, bis keine mehr übrig sind. Die sich zurückziehen, weil es zu viel Banane überall ist. Die stunden-, ach was, tagelang Lego sortieren, wo vorher selbst das Besteck einfach in eine große Schublade geworfen wurde. Die das selbst denken aufgegeben haben und stumpf machen, was zum jeweiligen Zeitpunkt am jeweiligen Ort erlaubt ist, weil es zu viele Kapazitäten frisst, jeden Tag aufs Neue überlegen zu müssen, was *richtig* und was *falsch* ist. Ich verstehe sogar die, die an Verschwörungsmythen glauben, weil vieles so viel einfacher zu verstehen wäre, wenn sich irgendein Schurke diesen ganzen Scheiß ausgedacht hätte um uns zu ärgern. Die Annahme, dass die Bestimmer*Innen zum Großteil ahnungslos herumstolpern, ist eine unangenehme, denn dann liegt im Prinzip unser aller Schicksal in den Händen von… naja. Nicht sonderlich klugen Menschen. (Alternativ kann eine nur noch annehmen, dass das ahnungslose Herumgestolpere volle Absicht und lang gezogene Pandemie mit vielen Opfern das Ziel ist und da sind wir wieder bei Verschwörungsmythen, nur aus der anderen Richtung. Glaube ich. Hoffe ich.)

Verstehe ich alles.

Man muss irgendwie zusehen, dass man über all dem, über 2020 und nun auch 2021, nicht verrückt wird.

Hoffentlich werden im Hintergrund schon die Therapieplätze für nach der Pandemie aufgestockt. Andererseits… das bestimmen die Bestimmer*Innen von oben.

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Hier ein hübsches Bild von meinem Spaziergang gestern. Ich möchte bald mal ein Mal die ganze Runde gehen, aber gestern wurde es, wie man sieht, dunkel und heute hatten wir meckerige Kinder dabei. Aber Bäume, Schnee und Fluss stecken nicht an und ballern eine auch nicht mit Unverständnis auslösenden Nachrichten zu.

Tag 1802 – Die Grenzen der Liebe.

Ich hab die Meerschweinchen ja wirklich sehr gern. Heute hab ich mir zum Beispiel einen Ast gefreut, als sich Muffin nicht nur zwischen den Ohren von mir hat kraulen lassen, sondern dass er das wirklich zu genießen schien – hat die Augen zugemacht, ist einfach liegen geblieben und hat mir danach den Finger abgeleckt, nachdem er es erst ganz vorsichtig mit Knabbern versucht hat. Ja, mir ist sehr klar, dass das kein artgerechtes Verhalten ist, aber solange er die Ladies noch nicht treffen darf (2 Tage noch, aber dann wird vielleicht wieder operiert, also… Ende der Woche so?) denke ich, von Menschen gekrault werden ist besser als gar keine Zuneigung.

Heute Abend ging ich alleine spazieren und da erblickten meine Augen etwas, das, wie ich gelesen hatte, unbedingt auf den Meerschwein-Speiseplan gehört.

Da ich aber eher unsicher bin, was so Kräuter und Gedöns angeht, stapfte ich auf die Wiese, um die Flora Incognita-App zu bemühen (eine ganz tolle App, die ich gerne weiter empfehle!). Zwar war es etwas dunkel, sodass die Pflanzen nicht eindeutig identifiziert wurden, aber Wiesen-Bärenklau war dabei und da im selben Moment meine linke Wade furchtbar zu jucken und zu brennen anfing, bin ich sehr sicher, das Richtige gefunden zu haben. Und dank Flora Incognita und meiner juckenden Wade hab ich das Zeug dann auch einfach da stehen gelassen.

Wiesen-Dermatitis! Klingt… toll.

Awesome. Ich gehöre also zu den Menschen, die laut Wikipedia „empfindlich reagieren“.

Sieht gar nicht so wild aus, aber es juuuuuuuuuuckt!

Den Schweinchen habe ich dann Unverfängliches mitgebracht:

Giersch, Breitwegerich, Löwenzahn: geht immer und beißt die Pflückende nicht.

Und ich weiß jetzt auch, dass unser Fenistil-Gel abgelaufen ist. Wird gleich auf der Deutschland-Einkaufsliste, die ich heute gemacht habe, ergänzt. (To-Do Einkaufsliste machen: check.)

Bevor Sie sich sorgen: es war GANZ SICHER kein Riesen-Bärenklau. Den erkennt man, wenn man davor steht. Oder viel eher darunter. [Hier sollte ein Bild sein, das ich ganz sicher mal in Tromsø gemacht habe, von einem Riesen-Bärenklau, der bestimmt 2,5 Meter hoch war – keine ungewöhnliche Größe dort. Weshalb er auch Tromsø-Palme genannt wird. Aber ich finde das Bild nicht. Schweinerei.]

Tag 1698 – Corontäne Tag 25.

R0~0,7!!! Beste Nachricht seit 25 Tagen. Heia Norge! Vielleicht, ganz vielleicht und wenn wir genug Tests kriegen, öffnen wirklich die Kindergärten und Schulen relativ zeitnah wieder. Ich kann sehr gerne noch ne Weile Homeoffice machen, aber bitte – irgendwer muss die Kinder betreuen, wenigstens halbtags oder drei Tage die Woche oder so.

Herr Rabe hat Urlaub (feiert Überstunden ab – das einzig Gute an der Kurzarbeit: ganzer Tag frei für 60% der Überstunden) und ich darf deshalb ganz normal arbeiten. Das ist ja auch ganz nett, nachmittags fertig zu sein und abends nicht noch mal ran zu müssen. Ein wenig muss ich veratmen, dass Herr Rabe nicht so zwanghaft ist wie ich und deshalb erst aufräumt, wenn fertig gespielt ist. Aber es sind ja auch nur zweieinhalb Arbeitstage für mich.

Heute Morgen habe ich das erste mal geschafft, tatsächlich um sieben zu einem sehr flotten Spaziergang aufzubrechen. Mit kleinem Abstecher in den Supermarkt – rein – Milch kaufen – wieder raus. Ich war die einzige Kundin und hier bezahlt man ja eh schon länger kontaktlos, da frage ich mich ja, ob diese Krise jetzt wenigstens dazu führt, dass das in Deutschland auch üblicher wird.

… „erst“ um sieben kam ich übrigens los, weil Michel um zwanzig nach sechs angetappst kam, sah, dass ich schon wach war und sich vergewisserte, dass schon fast Morgen ist – er darf nämlich nach 10 konsekutiven oder 20 totalen Nächten im eigenen Bett ein neues Switch-Spiel haben. Da er um zwanzig nach sechs „nur kuscheln“ wollte, zählt das wohl als Nacht in seinem Bett. Dass er quasi sofort in meinem Arm einschlief, war bestimmt nur Zufall. Ach, der große kleine Zwerg. Jedenfalls kuschelte ich dann noch eine Weile mit beiden Kindern, eins recht, eins links, und wenn das nicht fast jede Nacht die ganze Nacht so ginge, hätte ich da auch echt kein Problem mit.

Nach der Arbeit und weil das Haus innen aussah, als sei eine Osterbasteltüte explodiert wurschtelte ich ein wenig im Garten. Es waren nämlich 15 Grad, das muss man ja nutzen. Die Beete sind jetzt von allen Vorjahresresten befreit, soweit ich das sehen kann lebt das allerallermeiste (alle Sträucher, beide Bäume, der Rhabarber und der Holunder, das ist das wichtigste!) und es sprießt auch schon hier und da. Die Erdbeeren kommen wieder, die Stockrosen auch, die Primeln und Hyazinthen… hach.

Der Lavendel sieht auch tausendmal besser aus, als letztes Jahr.

Jetzt aber husch ins Bettchen. Mal sehen, ob ich morgen wieder einen Spaziergang schaffe. Milch brauchen wir fast schon wieder. Was vier Leute die wirklich jede Mahlzeit zu Hause essen an Lebensmitteln brauchen. Und an (jaja) Klopapier! Und wie unfassbar viel Müll wir auch machen. Heute dann eben auch noch einen ganzen Sack Gartenabfälle. (Wir brauchen dringend einen Kompost.) Uff.

Tag 1686 – Corontäne Tag 13.

Heute hatte ich den Vormittag mit den Kindern und ich hatte einen Ausflug ins Werk ausgelobt, falls Schulaufgaben zügig erledigt würden und Sport gemacht würde. Hat so einigermaßen geklappt, allerdings habe ich mich beim Sportprogramm für Grundschüler von Alba Berlin einigermaßen zum Horst gemacht. Die Kinder fanden es aber ganz ok.

Der Ausflug ins Werk war dann, um einen hastig beschafften extra Bildschirm abzuholen. Jetzt können wir Nachmittags, wenn die Kinder Medienzeit haben, beide arbeiten – eine*r oben, eine*r unten. Dann muss abends nicht mehr ganz so viel nachgeholt werden.

Nachmittags dann Arbeit, da ist versehentlich was eskaliert und jetzt hab ich eine lustige kleine Covid19-Sache an der Backe, mal gucken, was daraus noch wird. Jedenfalls musste ich nach einem Telefongespräch mit anderen Leuten zwecks gemeinsamen Haareraufens erst mal meinen Kollegen anrufen.

Apropos Haare raufen: ich werd am Ende dieses Lockdowns echt schlimm aussehen, ich müsste eigentlich ca. jetzt dringend Haare schneiden. Ob ich Herrn Rabe ranlasse? Sieht ja eh keiner von nahem in den nächsten 3,5 Wochen.

Nach der Arbeit war ich dann das erste mal seit Freitag dem 13. mittags eine signifikant lange Zeit ohne die Familie, nämlich bei der Apotheke und ein paar Lebensmittel einkaufen – zu Fuß. 15 Minuten hin, 10 Minuten für die 2 Einkäufe, 20 Minuten zurück (bepackt und bergauf). Ehrlich gesagt war das sehr schön.

Huch, ein Haus! Das war da neulich noch nicht.
Supermarkt-Impressionen 1.
Supermarkt-Impressionen 2.

Was 45 Minuten für die Laune ausmachen.

Dass ich das immer wieder vergesse.

Abends sehr lecker gegessen (Crêpes mit Käse für die Kinder, Crêpes mit Champignons, Zwiebeln und etwas Käse für mich), Kinder ins Bett verfrachtet und dann ins Hochzeitsoutfit (!) geschmissen für die Twitter-Kneipe. Da kam neulich eine Frage: wir machen das über Zoom, der Host braucht da einen Account, die anderen loggen sich einfach ins Meeting ein. Sehr einfach und gute Qualität des Gesprächs.

Tag 1502 – Bestimmt langweilig, aber…

… heute ist halt nicht so viel passiert. Wir waren in Jessheim, neue Jogginghosen und Leggins für die momentan wie Unkraut wachsenden Kinder kaufen (Pippi hat Hosengröße 110. HUNDERTZEHN!!!), das war wegen mangelnder Compliance seitens Pippi überaus anstrengend. So sehr, dass ich danach, als das Brot im Ofen und Herr Rabe und die Kinder Pizzateig kaufen waren beim „nur kurz in Ruhe auf dem Sofa sitzen“ sofort eingeschlafen bin. Danach tat aber meine Schulter noch mehr weh als eh schon und ich sah mich quasi gezwungen, einen schnellen Spaziergang zu machen. Danach tat es etwas weniger weh und die Pizza war fast fertig in der Mache. Grünkohl auf Pizza ist sehr lecker. Grünkohl ist eigentlich immer lecker.

Um wenigstens das Gefühl zu haben, was geschafft zu haben, habe ich dann abends meine 3 identischen Hosen und 5 Blusen, davon 3 im identischen Schnitt, gebügelt. Morgen früh packe ich dann für den (tatsächlich) hohen Norden. Bügeln ist weiterhin nicht mein Freund, aber solange ich keine Reinigung finde, die das zu einem vertretbaren Preis macht, muss ich damit wohl ab und an leben. (Disclaimer, Hinweis, das übliche: wenn Sie total gerne bügeln oder auch aus Prinzip gar nicht bügeln oder aus diversen Gründen seit 1997 Reinigungen boykottieren, ist das schön für Sie (oder auch nicht, kommt jetzt auf die Gründe für den Boykott an), hilft mir aber beim Bügeln nicht. Ich möchte gebügelte Chinos und Blusen anziehen.)

Tag 1474 – They! Will! Not! Force! Us!

Heute haben wir einen riesigen Haufen Gemüse geerntet und dann noch einen Haufen saisonales, norwegisches Gemüse im Supermarkt gekauft. Jetzt grade geht das ja ganz gut, mit der regionalen und saisonalen Ernährung, wir haben Tomaten, Kürbis, Gurke, Bohnen, Beete, Möhren, Kohl, Sellerie… aber im Dezember möchte ich wirklich nicht von eingelagertem Kohl, Kartoffeln und Pökelfleisch leben. Gleichzeitig denke ich: man müsste wirklich realistische Preise für Lebensmittel haben, dann würde vermutlich die Nachfrage nach Avocados, Mango und dem allermeisten Fleisch ganz rapide sinken.

Ich mache morgen Sauerkraut. Echtes, deutsches Sauerkraut. Bei unserem Gemeinschaftshof steht grad so viel Spitzkohl, den keiner haben will, dass es echt eine Frage wert wär, ob man ein Fass machen soll, hätte man ein Fass. Seit einem Gespräch mit meinen Kollegen neulich weiß ich aber auch: die Norweger mögen echtes Sauerkraut tendenziell eher nicht. Weil es ihnen – tadaa – zu sauer ist. Banausen.

Nach Gartenarbeit und Ernte immer noch körperlich so unausgelastet gewesen, dass ich, als die Kinder im Bett lagen, spazieren gegangen bin. „Spazieren“, haha, das war eher so ein sehr strammer Marsch. Ich hörte nämlich dazu die Playlist „This is Muse“ auf Spotify. Bei „Uprising“ dachte ich da schon – hui, das ist ein gutes Marschtempo. Aber zu „Plug-In-Baby“ hätte man sicher auch langsam joggen können, gehen war schon nur noch mit Schrittverkürzung drin. Jedenfalls marschierte ich so sehr flott 4 km in 40 Minuten und kam mit rotem Kopf und durchgeschwitzt nach Hause. Das war zwar (Achtung, Wortwitz!) kein Spaziergang, aber hinterher war ich immerhin nicht mehr so aggro, Ziel also erreicht.

Tag 1439 – Batterien laden.

Heute war Wizards Unite Community day und weil ich klug bin, habe ich da ohne Community dran teilgenommen. Das war schön. 20.000 Punkte in 1 Stunde. Und allein sein. Ein bisschen gehen, ein Kaffee allein, für Pippi noch ein extra Geburtstagsgeschenk gekauft. Allein. Ganz allein. Ich sag Ihnen, nach drei Wochen quasi konstant unter Leuten ist das wie ein Wellnessurlaub für meine absolut ausgelutschten Introvert-Batterien. Weil das so super war, hab ich direkt noch drei Stunden Unkraut jäten drangehängt. Ein Traum. Als Bonus sieht das Beet wieder ordentlich aus (ich muss mal wieder Fotos machen, auch die Sonnenblumen blühen schon, und die Kapuzinerkresse), ich habe drei kleine Spinnen erschreckt, aber leben lassen und mich sehr über den Lavendel gefreut, der da noch von der Vorbesitzerin steht und der von allerlei summendem Getier sehr viel frequentiert wird. Er blüht nämlich jetzt. Weiß. Er riecht aber wie Lavendel, also isses wohl Lavendel. Hach, Hach. So wunderbar, ein Tag unter Blumen und mit einem sinnlosen Handyspiel.

Tag 1192 – Läuft so.

Kleiner Hänger im Projekt Lerche, erst um zwanzig nach sechs, obwohl ich wach war, aus dem Bett gequält. Aber diese Woche bisher alle meine per FitBit definierten Gesundheitsziele erreicht, also Schrittziel, stündliche Bewegung, 3 L Wasser, mindestens 30 Minuten Bewegung an mindestens 5 Tagen in der Woche (wobei da auch Gehen einbezogen wird und dann ist das mit dem Schrittziel irgendwie doppelt gemoppelt, aber da sehe ich mal elegant drüber hinweg). Ich gehe wieder viel und das tut gut, sehr, auch im grauen, diesigen November ist es eine gute Sache, diese gute Stunde KiTa-Wege zu laufen.

Ansonsten so: Pippi war heute deutlich besser drauf und meinte sogar um halb sieben schon, sie wolle ins Bett. Sie hat dann noch was gegessen und dann haben wir alle in der Küche getanzt, sodass sie dann doch erst um halb acht im Bett war, was gut ist, weil ich keine Lust habe, morgen auch noch um sechs aufzustehen.

Apropos Tanzen: Michel macht jetzt immer Breakdance. Es ist zu putzig, er wurschtelt mit seinen Beinen möglichst schnell auf dem Boden rum und dreht sich wild und dazu möchte er jetzt immer „Treestyler“ hören, also Freestyler von Bomfunk MC. Dann denke ich an den Pfarrer, der Herrn Rabe und mich damals kirchlich getraut hat und der ganz Pastorenmäßig andächtig als Einleitung für eine der Ansprachen sagte „Ihr mögt Bäume.“* und wie ich hörte wie meine beste Freundin hinter mir mühsam beherrscht durch die Nase prustete. Nun gut, wir hören also Treestyler und ich finde ein bisschen traurig, dass ich nach nur 20 Jahren alles aus den HipHop-Breakdance-Kursen vergessen habe. Vielleicht muss ich das mal heimlich üben um Michel zu beeindrucken.

Wobei! Das ging heute voll in die Hose. Michel wollte nämlich Kopfstand gegen die Wand machen, das hat er in der Schule geübt, gegen eine Turnmatte. Wir haben keine Turnmatte. Er meinte, das geht nicht, weil da eben keine Matte ist. Ich machte Handstand gegen die Wand (ich kann das auch ohne Wand, zumindest kurz). Michel war sauer und meinte dann: „Wenn wir das nächste Mal umziehen, dann will ich ein Haus haben, das eine Turnmatte hat!“.

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*Bei der standesamtlichen Trauung brachte die Standesbeamtin ein Nietzsche-Zitat, an das ich mich ums verrecken nicht erinnere, da konnte die beste Freundin auch schon kaum an sich halten. Wir haben scheinbar ein Talent, komische Sätze mit uns in Verbindung zu bringen. Und meine beste Freundin hat kein Pokerface.