Tag 3087 – Ausführlicher.

Ein bisschen ausführlicher, wie es uns über die Feiertage so ergangen ist.

Heiligabend. Wir feierten beim Schwiegervater, mit Tante H. und meiner Mutter, die ich abholte, während Schwiegervater und Schwägerin in der Kirche waren. Wegen Augentralala, das man halt mal so hat, wenn man älter wird, kann meine Mutter zur Zeit nicht gut im Dunkeln Auto fahren. Aber wir sind ja mit dem Auto hier, also alles kein Problem, außer Kackwetter und dass ich mich auf dem Weg echt fast verfahren hätte. Außerdem absurd viele Geschwindigkeitsbegrenzungswechsel und Ampeln, überall Ampeln, alle hundert Meter ne Ampel! Liebes Deutschland, ich hab nen Geheimtipp für euch: Fußgängerunterführungen!!! Und Kreisverkehre. Trotzdem war ich noch vor beendeter Kirche mit meiner Mutter wieder bei meinem Schwiegervater und konnte noch Herrn Rabe beim Kochen etwas zur Hand gehen. Es gab Lachs und dazu Kartoffeln und Brokkoli aus dem Ofen, mit eigentlich Aioli, aber auch Sauce Hollandaise für die eher traditionellen Teile der Familie. Das Gute an Sauce Hollandaise ist, dass wir einen Haufen Eier unbekannten (aber vermutlich eher hohen) Alters aus des Schwiegervaters Kühlschrank wegkochen konnten. Alle noch gut, ich habe sie einzeln ausgiebig beschnuppert. Nach dem Essen und großen Portionen Eis zum Nachtisch gab es Bescherung – aber erst noch ein kleines, sehr niedliches Konzert von Pippi und ein Weihnachtsgedicht von meiner Mutter. Beschenkt wurden die Kinder reichlich und die Erwachsenen nicht ganz so reichlich. Herr Rabe und ich haben uns ja schon vor einem Monat den neuen Fernseher geschenkt. Ansonsten gab es Zirkuskarten für alle. Es war alles sehr gemütlich und beschaulich. Kein Singen, ich weiß nicht, warum.

Am 1. Weihnachtsfeiertag gab es erst Mittagessen beim Schwiegervater, in der gleichen Besetzung wie Heiligabend plus Onkel J. samt Frau. Hirschgulasch vom Caterer, gewürzt für „es muss halt jeden Geschmack treffen“, das war ein bisschen schade. Es hätte durchaus noch was dran gekonnt, sowohl Säure als auch Schärfe. Aber man meckert ja nicht übers Weihnachtsessen, also Schwamm drüber. Vollgefressen ging es mit allen in den Zirkus FlicFlac. Wie auch schon vor zwei Jahren war das sehr gut, hat auch den Kindern sehr gefallen und alle gut unterhalten. Ich fand dieses Mal die Diabolo-Artistengruppe am besten, die hatten, zumindest augenscheinlich, selbst sehr großen Spaß an ihrer Nummer. Beim Rausgehen aus dem Zelt kurzer Eklat, weil ich Pippis Popcorn aufgegessen hatte, weil ich dachte, es sei Michels, der das nicht mehr wollte. Wir setzten die Kinder beim Schwiegervater ab und dann brachten Herr Rabe und ich meine Mutter nach Hause und bekamen noch eine Führung durch das zu 80% fertig renovierte Haus. Das nimmt tatsächlich langsam Form an und meine Mutter freut sich sichtlich (und verständlicher Weise, auf einer Baustelle leben ist einfach kacke) auf die restlichen 20%. Ich habe als Lektion für mich mitgenommen: Handwerker erst nach getaner Arbeit bezahlen, sonst hat man hinterher ne Tür, die aussieht, als hätte man sie selbst lackiert. Mit einer Hand hinter den Rücken gebunden. Und der anderen Hand in Gips. Aber die Tür gehört zu den 20%, die noch mal gemacht werden. Bald irgendwann.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag schliefen wir erstmals länger als bis halb neun, jedenfalls war das der Plan, ich war dann um acht wach. Ja, Fraktion Lerche guckt schockiert, für uns, insbesondere mich im Urlaub, ist das früh. Wir ließen es gemütlich angehen und weihten nachmittags die Kinder in das Konzept „Spaßbad“ ein. Das war sehr schön, vor allem weil die Kinder groß genug sind, um allein 285 mal zu rutschen und sich 163 mal durch den Strömungskanal spülen zu lassen. Vielleicht sind wir auch total gleichgültige Eltern, die meisten Kinder im Alter von unseren waren in ständiger Armreichweite eines Erwachsenen. Ich rede uns damit raus, dass das in Norwegen deutlich normaler ist, die Kinder einfach ölen zu lassen. Schwimmen können sie beide, es ist kein offenes Meer oder ein menschenleerer Tümpel im Wald, und ich muss nicht 285 mal rutschen (und im Treppenhaus anstehen, wo es furchtbar hallt und viele aufgeregte Kinder sich nicht grad in Zimmerlautstärke unterhalten, garniert mit gelegentlichen Quietschern und Jauchzern ohne Vorwarnung aus dem Schalltrichter der Rutsche). Die Kinder hatten (beide) die beste Zeit ever und waren eigentlich nur mit Gewalt nach den 4 Stunden Badezeit aus dem Schwimmbad zu entfernen.

Das waren die letzten drei Tage. Heute waren wir erst mit Pippi auf dem Weihnachtsmarkt (Michel muffelte herum weil er seinen Manga lesen wollte und blieb schlussendlich ganz zu Hause) und aßen lauter leckeren, ungesunden und frittierten Quatsch. Danach fuhren wir alle zu meiner Tante und verbrachten den Rest des Tages da, das war sehr schön, sehr entspannt, und sogar meine „kleine“ Cousine war da. Die war neulich noch so! Jetzt ist sie bald mit der Berufsschule fertig! Verrückt. Herr Rabe nerdete ein bisschen mit meinem Onkel über Bässe ab und spielte ein bisschen mit seinen neuen in-ears herum. Michel bekam irgendwann einen Laberflash, als er sein Buch ausgelesen hatte. Da ist er ja sehr niedlich, aber auch ein bisschen anstrengend in seinem Engagement. Aber es war ein wirklich schöner Nachmittag und Abend. Hachz.

Tag 3078 – Mehr Weihnachten!

Die Weihnachtsstimmung mag sich nicht so richtig einstellen. Daran ändert auch nichts, dass das Haus nach Keksen riecht (vielleicht schaffe ich es dieses Mal ja, Schokolade drauf zu machen, bevor sie aufgegessen sind) und dass Michel heute bei einem Baum anzünden* mit dem Korps gespielt hat. Mit Mitsingen, ich muss echt endlich mal diverse norwegische Weihnachtslieder auswendig lernen**. Weihnachtsfilme, Weihnachtsmusik, wir machen alles eigentlich richtig, ich möchte trotzdem eigentlich nur meinen Kopf in eine Kiste mit Weihnachtsschmuck stecken und so tun als wäre ich nicht da.

Noch zwei Tage Arbeit, ein Tag Wahnsinn*** und dann nach Deutschland fahren.

Klingelingeling.

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*Man zündet eigentlich nicht den Baum an, sondern nur die Lichter daran, und dabei läuft man im Kreis drum rum und singt Lieder. Aber es heißt nunmal Weihnachtsbaumanzünden.

**noch eine Anekdote von gestern: der Dirigent kündigte das letzte Stück der Gruppe an mit „also das letzte Stück, bevor das kommt, was immer kommt, ne? *zwinker zwinker*“ und alle lachten. Michel flüsterte mir zu „Mama, was kommt dann?“ und ich flüsterte zurück „Ich weiß auch nicht!“ Was kam war: alle singen „Deilig er jorden“. Was obendrein ein Lied ist, dessen Melodie ANFÄNGT wie ein deutsches Weihnachtslied (das mir grad nicht einfällt, aber in dem Moment aus dem Rückenmark kommt) aber dann nach den ersten zwei Zeilen ganz anders weitergeht. Quasi ein musikalischer false friend, dessen Text ich nicht kann. Irgendwas mit pilgern und Erlöser und insgesamt sehr christlich.

***Packen, Aufräumen, Dinge fixen (hab ich erwähnt dass mein Mantel kaputt ist? Mein Mantel ist kaputt, ich habe ein enormes Loch mitten in den Stoff gerissen weil ich wo hängen geblieben bin und muss jetzt einen anderen Mantel tragen, wo das Schnittmuster von der Marke ist, wo immer die Ärmel zu eng sind. Was ich noch nicht wusste als ich den Mantel nähte. Ich kann den kaputten Mantel reparieren, aber musste erst mal eine Weile überlegen, wie, weil der gewebte Stoff rund um den Riss irgendwie stabilisiert werden muss. Unsichtbar wird das eh nicht, also Scheiße mit Schwung in Kontrastfarbe, aber mir kam auch erst heute eine Idee wie ich das stabilisieren kann ohne den halben Mantel aufzutrennen. Da hab ich dann also Mittwoch Zeit für während ich packe und für Urlaub aufräume, haha.), Herr Rabe hat ein Weihnachtsdings, wir haben noch keine Weihnachtsgeschenke, beide Erwachsene haben Musikdinge, zeitgleich und abends. Toll, was könnte schon schief gehen.

Tag 3077 – Weihnachtlich.

Am ersten Tag mit Tauwetter seit ewig machten Michel und ich uns heute auf den Weg in die Hauptstadt, um das Weihnachtskonzert meines Lieblingskollegens anzugucken. Der spielt in einer Janitsjar, also sowas wie einem Korps, und zwar seit… mehreren Jahrzehnten in der selben Janitsjar. Die sind schon recht gut, aber noch nicht so unerreichbar gut wie die Garde zum Beispiel und außerdem mag ich den Lieblingskollegen. Der macht zwar aus seinem Privatleben immer ein großes Geheimnis, aber ich habe mich mal wieder aufgedrängt und der Lieblingskollege hat sich auch aufrichtig gefreut. Michel habe ich mitgeschleppt, damit der mal aus dem Haus kommt und weil er im Frühjahr auch schon mal mit war und das ganz gut fand. Das Konzert war dann auch wirklich gut, eine schöne Mischung aus traditionellen und moderneren Weihnachtsstücken und als Bonus ein recht abgefahrenes Saxophon-Quartett, das nichts mit Weihnachten zu tun hatte. Michel fand es auch gut und möchte beim nächsten Mal wieder mit kommen (dabei waren wir dieses Mal nicht mal hinterher Sushi essen).

Anekdote: vorher waren wir noch schnell ein Buch zurück geben, das ich versehentlich doppelt gekauft habe, und selbstverständlich ist es an einem Samstag eine Woche vor Weihnachten in Oslo unerträglich voll. Michel hatte zwar sein Auge auf Paradiesäpfel geworfen, die da wohl auf dem Weihnachtsmarkt verkauft wurden, und wir standen auch vor dem Eingang zum Weihnachtsmarkt (der ist da abgegrenzt und umzäunt, wahrscheinlich damit die besoffenen Büroangestellten sich post Weihnachtsfeier nicht zwischen den Buden verlaufen). Da fragte ich Michel aber, ob es total schlimm wäre, wenn wir das mit dem Paradiesapfel sein ließen, und er sagte, nein, gar nicht schlimm und da auch viel zu viele Leute. Es gab dann lieber ein HotDog vom Kiosk an der Bahnhaltestelle. Später beschwerte sich Michel noch darüber, dass alles komisch riecht und alles durcheinander riecht „Essen, Parfüm, Kamin, und die Bahn riecht nach nassem Dreck, das ist zusammen total eklig!“ und ich konnte dem nur beipflichten. Ich möchte noch „nasse Wollkleidung“ und „Füße die den ganzen Tag in dicken Stiefeln stecken“ auf der Gruselgeruchsliste hinzufügen. Im Winter riechen Leute einfach nicht gut.

Abends rätselten Herr Rabe und ich am gemeinsamen Adventskalender weiter, bis es sehr spät war und mein Kopf auch nicht mehr ganz dabei war.

Tag 2720 – Grad noch…

… gefehlt: Pippi ist richtig krank, das linke Ohr ist entzündet und tut ihr offensichtlich sehr doll weh und die Nase produziert so viel Schnodder, dass wir ihr zu Weihnachten eine eigene kleine Papiermühle für die Taschentücher hätten schenken sollen. Dazu leichtes Fieber, also insgesamt eine fette Erkältung mit einer daraus resultierenden Mittelohrentzündung. Nichts, was nicht innerhalb weniger Tage vermutlich von selbst wesentlich besser wird, aber scheiße genug wenn man es hat (oder ein Kind damit hat, das dementsprechend beschissen schläft und tagsüber drauf ist). Arme Maus. (Jaja, wir machen, was wir können, Wärme, Schmerzmittel, inhalieren… aber es tut halt einfach sau weh.)

… gefehlt und…

… gut gegangen: Ich dachte heute, es sei eine gute Idee, den Backofen nach dem Braten gestern mal sauberzumachen, bevor heute der Fisch reinwandert. Also machte ich den Ofen sauber, wie ich das immer so mache und danach wollte ich den Ofen vorheizen und *pling* flog die Sicherung raus. Licht ging, alles andere im Ofen führte zum selben Resultat. Google sagte, dass wahrscheinlich irgendwo beim sauber machen Wasser rein gelaufen sei, und dass man es trocknen lassen sollte und dann noch mal gucken (außerdem mache Rasierschaum sowohl Ofen als auch Sicherung (???) zuverlässig sauber, was auch immer das mit dem Problem zu tun hat, aber es war eine hoch gerankte Antwort). Aber auch nach zwei Stunden ohne Tür im Ofen flog die Sicherung jedes Mal raus, wenn ich ihn anschaltete. In der Zwischenzeit hatte sich aber Herr Rabe in die Thematik per YouTube eingearbeitet. Und so schritt er zu Werke, den Backofen ausbauen, dann auseinanderbauen, überall messen, wo der Kurzschluss ist (erfolglos) und schlussendlich trotzdem den Übeltäter hervorzaubern. Die Heizspirale für Oberhitze ist hinüber. Sie ist unter anderem verformt, das allein wäre aber vermutlich nicht so schlimm, allerdings ist auch ihr Mantel geplatzt und vermutlich ist da das Putzmittel rein gekommen und hat den Kurzschluss verursacht. Der Ofen ist 10 Jahre alt und ich rechnete fest damit, dass das sein Todesurteil sei, aber ein Hoch auf die Gütersloher Markenware und Herrn Rabe, der einen norwegischen Händler aufgetrieben hat, bei dem man problemlos Ersatzteile wie Heizspiralen für diese Markenware bestellen kann. Herr Rabe checkte noch gewissenhaft die übrigen Heizelemente durch, die aber alle ok aussehen und bastelte den Ofen dann wieder zusammen. Ich hatte den Eindruck, er hatte da Spaß dran, während ich eher so innerlich schreiend im Kreis lief, weil wir den Backofen wirklich oft benutzen und es war doch der Fisch geplant und der hält ja nicht ewig so frisch im Kühlschrank und ohgottogottogott Panik. Am Ende klemmte Herr Rabe noch die kaputte Heizspirale ab, und siehe da: der Ofen funktioniert auch ohne, jedenfalls Umluft und Unterhitze funktionieren ohne Probleme, jetzt, wo es keinen Kurzschluss mehr gibt. Es gab dann sogar noch Fisch, aus dem sauberen Backofen (Umluft), und er war sehr lecker, wenn auch spät.

Ich empfehle nicht, an den Feiertagen den Ofen „mal grad“ zu putzen. Machen Sie das nicht. Never putz a running Ofen, oder eher, Never putz an Ofen you need later that day.

Heute Herrn Rabe ewig dankbar.

Tag 2719 – Frohe Weihnachten!

Ich hoffe ehrlich, Sie hatten alle einen ähnlich entspannten Heiligabend wie wir. Wir haben sehr lecker gegessen, beschert, einen Weihnachtsfilm geguckt, dabei ist Pippi (die leider wieder krank ist) eingeschlafen. Michel, Herr Rabe und ich haben dann noch Lego gebaut, jede/r sein/ihr Set und Michel baut tatsächlich immer noch, fueled by julebrus (Weihnachtslimo).

Früher war mehr Lametta, aber das war ganz früher ja auch noch aus Blei, heute undenkbar. Früher war auch mehr schick machen, das war heute nicht drin, weil warmes Essen und eine saubere Wohnung priorisiert wurde. Vielleicht wird das eine neue Tradition, Weihnachten in exakt den Klamotten, in denen man Lust hat, sich sinnlosen Winterspeck anzufuttern. Weil früher war auch mehr Stress.

Tag 2718 – Vorweihnaaaaaaahhhh!

Urgs, muss das vor Weihnachten immer so stressig sein? Müssen alle unbedingt noch einkaufen, wenn ich auch unbedingt noch einkaufen muss? Müssen Leute dringend ihre Babies und Kleinkinder mit zum Einkaufen nehmen? Ich schätze, ja. Und ich will da auch eigentlich keinen verurteilen, aber für mich ist das ein maximaler Albtraum und hätte ich nicht auch zur Apotheke gemusst, ein Rezept abholen, hätte ich das Einkaufen mit großer Freude Herrn Rabe überlassen. Der hat derweil geräumt.

Nach so ner Tour schaffe ich es knapp nach Hause und kollabiere dann noch mit der Mütze auf auf dem Sofa, wo ich nicht mal in der Lage bin, mein Handy zu holen oder mit irgendwas sinnvollerem als „hmmmnnnäää“ zu antworten, wenn Herr Rabe fragt, ob ich irgendwas brauche oder mich hinlegen möchte.

Vergessen habe ich übrigens obendrein einiges, weil irgendwann mein Hirn nicht mehr so ganz wollte, wie ich.

Kurz: ein Tag, den wir wieder mal in die Kategorie „für die Tonne“ und „Frau Rabe ist seltsam“ einsortieren.

P.S. Warum klingt Bach so leicht und ist so schwer?

Tag 2713 – Drei Viertel.

Bäder geputzt, Schweine gegossen, Blumen sauber gemacht, Kamin und Flur gesaugt. Mich bei der ganzen Putzerei noch mal über die Putzhilfe geärgert, weil ich überall runde Ecken, die schon lange rund sind, finde. Eine kleine* Spinne erst obdachlos und dann leblos gemacht, weil bei Spinnen im Schlafzimmer bei mir echt Grenzen weit überschritten sind. Nach draußen setzen hat grad den selben Effekt wie der Hausschuh, nur langsamer.

Als Herr Rabe wieder da war, hat er mit den Kindern den Baum geschmückt, während ich gekocht habe. Michel war erst voll dabei, aber dann kam er in die Küche gerannt und wusch sich mehrmals laut schimpfend die Hände, weil er „Baumsirup“ an den Händen hatte. Schlimm, diese Naturprodukte, harzen einen einfach an. Das Wort Baumsirup hat Michel übrigens selbst erfunden, auf Norwegisch heißt es harpiks und hat weder mit Baum noch mit Sirup irgendwas zu tun. Ich finde Baumsirup kommt in die Kategorie „Pinguinlatschen“** – also Wörter, die Michel sich ausdenkt, weil sie beschreiben, was in seinem Kopf dazu vorgeht. Der Baumsirup veranlasste ihn dann aber zum Baden, immerhin.

Morgen ist Büro und dann Zahnarzt mit Bohren und teuer. Weiß noch nicht, was mich mehr „freut“.

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*sah aus, als hätte sie Potential, ordentlich groß zu werden

**Flossen (zum Schwimmen)

Tag 2706 – TK-Baum.

Herr Rabe wollte dieses Jahr den Weihnachtsbaum gerne schon am dritten Advent besorgen. Nun ist ja der dritte Advent dieses Jahr zwei Wochen vor Weihnachten, aber letztendlich ist es auch egal, weil alles was mehr als drei Tage vor Weihnachten ist, ist eigentlich FALSCH. Herr Rabe hat mir aber schon sehr früh mitgeteilt, dass er dieses Jahr den Weihnachtsbaum schon am dritten Advent besorgen will, sodass ich Zeit hatte, mich darauf einzustellen. Soweit so gut, aber dann wurden ja alle krank. Herr Rabe ist nächstes Wochenende auch nicht da, und dieses und nächstes Wochenende wäre Weihnachtsbaumverkauf bei dem Hof, bei dem man den Baum selbst sägen kann. Alternativen gäbe es realistisch gesehen natürlich viele (die Tankstelle ums Eck z.B. hat auch Weihnachtsbäume), aber praktisch war zumindest ich schon so auf der Schiene, dass es mir schwer fiel, die Alternativen als solche anzuerkennen. Herr Rabe ging es vielleicht ähnlich, oder er war einfach desperat, mal wieder Tageslicht zu sehen, jedenfalls beschloss er, dass 37,2 Grad bei ihm gut genug sind. Pippi hatte kein Fieber mehr und sprang auch schon wieder singend durch die Gegend. Seit PFAPA Geschichte ist, ist Pippi echt erstaunlich robust und schnell wieder auf dem Damm. Toi toi toi, hoffen wir, dass es so bleibt. Michel war so semi-begeistert, hat aber auch kein Fieber mehr und wir drohten damit, dass er alternativ spazieren gehen muss, da war es dann doch genehmer, im warmen Auto zum Weihnachtsbaumverkauf zu fahren. Also fuhren wir alle, vier Raben, Konacar und Cardos, weil wir ja jetzt nicht mehr zu viert plus Baum (mindestens umgeklappte halbe Rückbank, vermutlich auch umgeklappter Beifahrersitz) in ein Auto passen, zum Weihnachtsbaumhof.

Ich weiß jetzt, dass Cardos bei -8 Grad Außentemperatur innen nicht warm wird. Auch nicht nach 10 Minuten vorwärmen und 10 Minuten Fahrt. Da kämpft er sogar damit, die von innen vereiste Windschutzscheibe aufzutauen. Armer Cardos wird innen immer feucht, weil wir auch gerne vergessen, die Entfeuchtungs-Kissen zu trocknen.

Aber so weit so gut, wir kamen also an, die Kinder waren dann doch nicht so davon angetan, bis dahin zu laufen, wo man die Bäume selbst sägen kann und Herr Rabe war ziemlich schlapp, also guckten wir erst mal bei den fertig geschlagenen Bäumen. Die waren offenbar geschlagen und eingepackt worden, bevor es so kalt wurde. Und dann wieder ausgepackt, was aber nicht erfolgreich war, weil die Kälte dafür sorgte, dass die Bäume allesamt ihre eingepackte Form behielten. Im Endeffekt suchten wir also einen Baum aus, der die richtige Höhe und Art hatte und bei dem wir eine okaye Astverteilung vermuteten. Ja, wir kauften die tiefgefrorene Weihnachtsbaumkatze im Sack.

Dementsprechend war es spannend zu sehen, Wie sich der Baum beim Auftauen entfaltete, und ich muss sagen, ich bin zufrieden. Er ist recht schlank und recht dicht, kann also mit Kerzen spannend werden, aber ich glaube, er lässt sich ansonsten gut schmücken.

Immer noch keine Fotos hier. Hrmpf.

Tag 2355 – Wehwehchen.

Michel trägt seine (wie immer hier) aufblühende Allergie mit Fassung. Wie ebenfalls immer verfolgen wir da einen pragmatischen Ansatz und das ist nun die eine Woche in anderthalb Jahren, in der er gut schläft, weil er Cetirizin bekommt. Er hat außerdem etwas wichtiges gelernt seit dem letzten Bielefeld-Urlaub: Augen reiben macht es nur schlimmer. Also lässt er es. Ja, tatsächlich, er hat es oft genug gesagt bekommen und selbst verifiziert dass wir recht haben und das reicht, um den Impuls, die juckenden Augen zu reiben, unterdrücken zu können. Dieses Kind ist faszinierend.

Ich habe Nackenschmerzen von der Schädelbasis bis zu den Schultern und kann mich kaum rühren. Keine Ahnung, woran das jetzt schon wieder liegt, verlegen, zu wenig bewegt, Handynacken… jedenfalls nicht am Schreibtischstuhl, auf dem habe ich seit einer Woche nicht gesessen. Ich trage das mit etwas weniger Fassung und versuche, mit warmem Duschen und Ibuprofen dagegen anzukommen, aber unbedarfte Bewegungen führen trotzdem zu wärmepflasterwerbungswürdigen Gesichtsausdrücken und Schmerzgeräuschen.

Ansonsten heute: sehr gut gegessen, sehr gewundert über das mit der Risikogruppe bis zum Rand gefüllte Restaurant. Ungetestet, weil 2G. „Man“ fühlt sich so sicher, ich denke nach dem Osloer Julebord: hoffentlich geht das gut. Mit Michel sein Magitrax aufgebaut, eine Art fancy Murmelbahn für größere Kinder, die man immer wieder anders zusammenpuzzeln kann. Ich will jetzt auch ganz viel Magitrax und den 48-Stunden-Tag. Außerdem hab ich ein echt schlaues Kind, das sich, nachdem es das System kapiert hat, sehr schnell gute Lösungen für auftauchende Probleme (zum Beispiel unterwegs verhungernde Kugeln) ausdenken kann. Wie gesagt, dieses Kind ist faszinierend. Wissenshungrig, logisch denkend, schnelle Auffassungsgabe und wenn er will, auch große Selbstdisziplin. Aber wehe, er kann etwas Neues nicht sofort, ohne lernen und ohne üben.

(Ich habe ein dumpfes Gefühl, dass ich auch so war. Minus das Wüten. Ich hab, glaube ich, nur in mir selbst gewütet und mich selbst runtergemacht. Ist das besser? Nein. Nur weniger auffällig. Weniger nervig für die Umwelt.)