Tag 233 – Sonne, Strand und Meer. Korfu Tag 3

Also erstmal weil hier die Frage kam: wir sind im Norden Korfus, in der Nähe von Acharavi. Wenn man vom Strand aus geradeaus guckt, sieht man die Küste von Albanien. Da werden wir wohl auch mal einen Tagesausflug hin machen. Leider ist Paxos entsprechend weit weg, das müssen wir mal schauen, ob wir die Muße haben, durch die komplette Insel (und über diese kurvigen, buckeligen, engen Gruselstraßen) zu fahren. 

Heute waren wir wieder am Strand. Dieses Mal früher und länger. So lange, dass Michel den halben Strand umgegraben hat und auch Pippi hat ihren ersten Kontakt mit Sand gehabt und wollte gar nicht mehr weg. Die Ferienhausvermieter hatten heute morgen jede Menge Sandspielzeug hier gelassen, sodass Michel sich kaum entscheiden konnte, ob er lieber den Bagger oder das Boot oder die große Schaufel mitnehmen will…

 

Käseweißer Michel. Mal sehen, ob sich an seiner Hautfarbe im Laufe des Urlaubs was ändert, oder ob er die Haut seiner Mutter geerbt hat (ich hoffe es nicht). An seinem rechten Knie eine fette Schürfwunde, die gestern in der steilen Einfahrt entstand und lange und laut beklagt wurde.


 

Pippi aß größere Mengen Sand und ließ sich auch durch den Hinweis, dass der den üblichen Weg raus finden wird und das möglicherweise etwas scheuert nicht davon abbringen. Außerdem perfektionierte sie den Pinzettengriff an einigen kleinen Blättchen und Ästchen.

  

Ich passte auf, dass sich Pippi nichts lebendiges in den Mund steckt und machte derweil ein kleines Sportprogramm. Herr Rabe lachte über mich und meine Fahrradfahrsitups (für die schräge und untere Bauchmuskulatur) und wieder mal finde ich es ungerecht, dass immer die Frau* die Babys austrägt und sich hinterher mit Scheiß wie schlaffem Beckenboden und auseinanderklaffenden Bauchmuskeln herumschlagen muss. Selbst wenn die Männer* co-schwanger werden, beschränkt sich das ja nur auf vermehrtes futtern (meist auch nur von Süßkram, ohne die Klischee-Saure Gurke). Ich hab jedenfalls noch nicht von Männern* mit Hyperemesis gravidarum oder Symphysenlockerung gehört (Moment, haben Männer* überhaupt eine Symphyse?). Aber egal, ich bin abgeschweift. Jedenfalls zog ich mein Sportprogrämmchen durch. Pippi aß fast eine ganze Scheibe Brot und stillte danach halbherzig ein Minibisschen. Und erzählte mir dabei grinsend was. Da brach ich das Stillen dann ab. Michel aß auch ein bisschen Brot, dann fiel ein Teil in den Sanf und sorgte fast für einen Eklat, aber glücklicherweise hatte Herr Rabe noch eine Extrascheibe eingepackt, sodass Michel nicht verhungern musste. 

Als es etwas frischer wurde brachen wir langsam wieder nach Hause auf. Sehr langsam. Wir grüßten die Schafe (Milchrasse, eindeutig. Ganz schön dicke Euter (?) können so Schafe haben.), Michel pflückte dauernd Blumen, wir sahen Schmetterlinge und Bienen und Hummeln und Wespen und ich weiß nicht was noch für Krabbelgetier. Und dann duschten wir draußen am Ferienhaus den Sand und die Sonnencreme (und die unheilige Verbindung von beidem an Michels Körper) runter. Warm, die Dusche hat nämlich auch solargewärmtes Wasser. 

Da ging dann auch das Internet wieder, das war nämlich irgendwie kaputt gewesen heute morgen. Wir sind da ja schon etwas süchtig…

Und zum glorreichen Abschluss kam noch N., als wir gerade auf der Terasse zu Abend aßen (DER FETAKÄSE!!!) und gab Michel ein Piratenstrandtuch, obwohl wir nur zwei Strandtücher „bestellt“ hatten, weil: als würde Michel am Strand auf einem Handtuch sitzen, haha. Egal, Michel freute sich natürlich tierisch.

Jetzt schlafen die Kinder. Herr Rabe sitzt noch bei Michel, mal sehen ob er da eingeschlafen ist. Eigentlich wollten wir nämlich ein Glas Wein zusammen trinken. 

Ja, es ist ganz ok hier ;)

* die Sternchen sind Platzhalter für alle die sich in der gängigen Definition von Frau/Mann nicht wiederfinden. Babys gebären können setzt schließlich nur einen Uterus voraus, nicht mehr und nicht weniger. Und der/die Partner*In eines Menschen mit Uterus kann ja jede*R sein. 

Tag 232 – <3 Korfu Tag 2

Es. Ist. So. Schön. Hier.

Also erstmal: das Wetter. Es ist warm und sonnig. Hurra! Ich persönlich finde auch das Meer nicht kalt, die Griechen natürlich schon, aber naja, da sind wir halt anderes gewohnt. Man merkte es als wir heute am Strand waren: alle anderen waren da in Jacke und langen Hosen. Wir so: T-Shirt, kurze Hose, barfuß. Wheeeee! Im Wasser waren wir erstmal nur bis zu den Füßen, es war aber auch schon fünf Uhr.

Da sind wir auch schon beim zweiten Punkt gewesen: da ist richtiges Meer und ein richtiger Strand in 400 m Entfernung!!! Ich raste aus.

Es gibt einen Garten, der zu der Ferienwohnung gehört. In dem Garten wachsen Zitronen und Orangen. Reife Orangen hängen grad nicht am Baum, Zitronen aber schon. Und sie sind lecker und kaum sauer und ich will auch Zitronenbäume überall wachsen haben!

Die Kinder fühlen sich pudelwohl. Pippi will immerzu nach draußen, sobald die Tür auf ist, ist sie schon unterwegs. Leider sind hier Steintreppen und so gefährliche Dinge, deshalb müssen wir immer mindestens ein Auge auf sie haben. Michel ist im siebten Himmel, weil die ohnehin sehr Kinderfreundlichen Griechen ihm am laufenden Band Süßigkeiten zustecken. Hier ein Bonbon, da ein Keks… Außerdem gibt’s hier Tiere, dies bei uns nicht gibt. Wir haben schon ein paar Geckos gesehen und einen kleinen Tausendfüßler. Und tausend Ameisen, Fliegen, Bienen, Spinnen und zwei Wanzen. Und am Strand kann man buddeln.

Alles ist grün! Grüüühühüüüün! Frühling, blühende Blumen! Ich hätte fast vergessen, wie das aussieht.

Blümel flückchen! <3

Die Vermieter sind wirklich total nett. D. hat uns heute erstmal zum Einkaufen gefahren (die Tomaten! DIE TOMATEN!!! Und griechischer Joghurt, den ich sofort heiraten möchte!), hat uns dortselbst mit Rat und Tat zur Seite gestanden und dann noch in der Gegend rumkutschiert und uns Tavernen und Eisdielen und Strände empfohlen. Ok, die Tavernen am Strand machen erst in zwei bis vier Wochen auf, aber es gibt auch welche, die schon geöffnet sind. Die sind dann eben etwas landestypischer und nicht so auf Touristen ausgelegt. Und auch N. ist super nett, hat uns Extrapreise für ALLES gemacht und sagt dauernd „und wenn ihr noch was braucht, wir sind direkt da, kein Problem, meldet euch einfach, das geht ganz einfach, machen wir sofort…“.

Und ab morgen (oder so) ist dann auch der Pool sauber und benutzbar („Aber noch kalt, da geht ihr sicher nicht rein…“ wenn die wüssten!).

Was nicht so ganz so cool ist: man sieht, dass die griechische Wirtschaft echt runter ist. Straßen sind kaputt, in den Orten sind die Fassaden extrem dreckig und kaputt, super viel Leerstand. Alle Autos hier sind verbeult und rostig. Überall stehen Bauruinen. Angefangene Rohbauten, an denen nicht weitergearbeitet wird, weil entweder der Bauherr pleite gegangen ist oder es keine Baugenehmigung für den (vorsorglich schon mal angefangenen) Bau gibt. Und nachdem die gute alte Korruption ja international irgendwie in Verruf geraten ist, kann man auch keinen Baubehördler mehr schmieren. Tja, dann steht das Ding da und keiner macht dran weiter. Schade für die Landschaft.

So, jetzt ruft der Reiseführer, ich muss mir mal ein wenig basic Vokabular aneignen. Ist ja peinlich, wenn man nicht mal Danke auf Griechisch sagen kann. Wo die doch hier alle so nett sind!

Hachz.

Tag 231 – Abgekommen. Korfu Tag 1

Alter, um 2:45 Uhr aufstehen. Geht sogar halbwegs, vor allem wenn man vor lauter „Oh nein, noch nicht geschafft!“ und „Da müssen wir UNBEDINGT morgen früh noch dran denken!“ nicht einschlafen kann und im Grunde eigentlich gar nicht geschlafen hat. Man ist dann aber am nächsten Abend sehr müde. Zum Umfallen müde. Also ich jedenfalls bin jetzt grade so platt, dass mir mein Handy beim Tippen schon aus den Fingern zu rutschen droht. Aber nun gut, wir sind angekommen, es hat alles geklappt, die Vermieter sind sehr nett, das Wetter ist feucht und diesig, aber immerhin bei 17 Grad und nicht bei 3, also ein Fortschritt. Morgen mehr. Jetzt nur noch schlafen. 

Ach ja, Vergessenes bisher: Michels grünes Auto, Pippis Schwimmwindel (aka stramm sitzende Badehose, sodass „Groß“ nicht gleich durchs Wasser treibt), die Knoblauchpresse, Ersatzwickelunterlagen. 

Tag 229 – Wirres Zeug

In eineinhalb Tageb brechen wir in den Urlaub auf. Das macht mich wuschig in der Birne, deshalb gibt’s heute keinen zusammenhängenden Text sondern einen kleinen Einblick in mein Gehirnchaos.

Meine Tante fragte mich heute, ob wir schon am Packen seien. Muhahaha. Natürlich nicht. Wir haben grob geplant, was man denn so packen könnte. Ca. 50% davon mussten gestern und heute allerdings erstmal gewaschen werden. Jaja, vorausschauend planen können wir. Insofern waschen wir erstmal und packen morgen. 

Für den Urlaub habe ich mir Sportschuhe gekauft. Laufschuhe, um genau zu sein. Wer mich schon länger und besser kennt, als durch den Blog lacht jetzt schallend vorm Endgerät. Aber ich wills mal ausprobieren. Und wenns nix wird mit mir und dem Laufen, dann wirds eben nix und ich hab super bequeme Turnschuhe zum Spazieren gehen. 

Ich hab mir auch ein Theraband gekauft und werde hoffentlich ab und an daran denken, etwas Krafttraining für die Bauch-, Rücken-, Schulter- und Nackenmuskeln zu machen. 

Michel hat vom Osterhasen eine Minions-Schirmmütze (wie schreibt man eigentlich „Käppi“???) und Minions-Socken bekommen und wollte daraufhin gerne vier Paar Minions-Socken übereinander anziehen. Das war irgendwie sehr niedlich. 

Ich hasse die Zeitumstellung im Frühjahr. Unter anderem deshalb:

ENDLICH habe ich Purity durch. Es liegt nicht am Buch, dass ich dafür so lange gebraucht habe, sondern einfach an müde und ich lese nur abends im Bett und in letzter Zeit blogge ich da immer erstmal, dann lese ich was andere Blogger so den Tag über gemacht haben und dann fallen mir schon fast die Augen zu. Auf die Weise schaffe ich dann zweieinhalb Seiten zu lesen bevor ich eindöse. Und eindösen mit einem Hardcover-Buch in der Hand ist recht schmerzhaft. Aber egal, zurück zu Purity: ein gutes Buch, wenn auch nicht so gut wie Freedom. Aber ich mag einfach Franzen und seine Art der Charakterzeichnung. Trotzdem waren mir bei Purity die Charaktere etwas zu extrem, das finde ich bei Freedom besser gelungen. Aber vielleicht brauchte die extreme Geschichte auch extreme Charaktere. Auf jeden Fall ist es ein sehr gutes Buch, doch, nur Freedom ist eben (für mich) ein echtes Meisterwerk. 

Weil sooooo schönes Wetter heute war (13 Grad und Sonnenschein, Juchhe!) waren wir spazieren und auf dem Spielplatz und Kaffee trinken und zurückspazieren. Insgesamt waren wir vielleicht 2 Stunden draußen unterwegs und (es ist lächerlich, ich weiß) ich habe jetzt leichten Sonnenbrand im Gesicht. Nicht schlimm, aber etwas doll rosig auf den Wangen und der Nase. (Nur falls sie sich gefragt haben, wieso wir nicht im Sommer nach Korfu fahren: deshalb. Ich mag den Sommer nicht, der Sommer klebt auf meiner Haut und macht dass sie weh tut und ich irrational große Angst vor Tod durch Hautkrebs bekomme.)

Sooo, jetzt fällt mir nichts mehr ein. Morgen die zwei großen P: Packen und Putzen. Es bleibt also spannend. 

Tag 228 – Konzerte

Ich muss gerade an Konzerte denken. Konzerte, auf denen ich war. Ich war schon auf vielen (vielen, vielen, vielen) Konzerten. Das erste Mal* mit ääähhh, 13 vielleicht: bei der Bloodhound Gang. In der Nachbarstadt. Ich wollte bei einer Freundin übernachten, ihr Vater wollte uns um 22 Uhr vor der Halle abholen. Um 22 Uhr hatte jedoch die Band noch nicht mal angefangen. Naja, wir waren rebellische Teenager und blieben. Es war großartig. (Zart besaitete Seelen bitte beim nächsten Absatz weiterlesen.) Die Band tat allerlei Skurriles auf der Bühne. Der Bassist (Evil Jared, hach… <3 ) leerte eine Flasche Jägermeister auf Ex und pinkelte den Sänger an. Der Sänger steckte sich das Mikrofon so weit in den Hals, bis er kotzen musste, was er dann auch tat, halb ins Publikum. Die Musik war bestimmt auch gut, daran erinnere ich mich nicht mehr ganz so gut. 

Weil danach der Vater meiner Freundin einfach gefahren war (naja, es war Mitternacht oder so) und nach Hause laufen echt keine Option war, mussten wir irgendwie anders nach Hause kommen. Glücklicherweise traf ich  meinen Grundschulschwarm (Sohn meines Orthopäden, das ist ein Dorf mit 300.000 Einwohnern, echt!), der mit seiner großen Schwester da war. Die nahmen mich dann mit nach Hause. Meine Freundin wurde auch von irgendwem mitgenommen und durfte sich alleine der Konfrontation mit ihrem Vater (der leider von der gewalttätigen Sorte war) stellen. Jetzt im Nachhinein war das wohl ziemlich scheiße von mir, aber wir waren alle so geflasht vom ALLERERSTEN KONZERT UNSERES LEBENS, da war das irgendwie egal und wir waren auch später noch ganz gut befreundet. 

(Mein zweites Konzert war dann kurz nach meinem 14. Geburtstag Gentleman. Heidewitzka, der hat sehr viel gekifft auf der Bühne.)

Ich möchte mal wieder auf ein Konzert, ja. Muss nicht mit Anpullern sein. Aber ich würde doch so gerne noch mal The Offspring sehen. Oder Muse. Ach ja…
*stimmt nicht. Ich war vorher zweimal mit meiner Oma bei der Kelly Family. Echt jetzt. 

Tag 227 – #OffTopic über Me-Time

Heute nur Kurzmeldung: 

Projekt Off-Topic, unser „virtueller Mütter-Kaffeeklatsch“ geht heute in die zweite Runde. Diesmal plaudern wir ein bisschen über Me-Time. Das ist ja eine dieser Sachen, die man erst vermisst, wenn sie weg sind, Eltern wissen, was ich meine. Also, spazieren Sie doch beim Herzenskampf-Blog vorbei, grüßen Sie Frau Nichtszubereuen und lesen Sie, wie tiefenentspannt Snowinberlin ihre Kinder ins Bett bekommt.

Tag 226 – Dingens

Noch eine Nacht direkt aus der Hölle. Pippi nörgelte, bis ich sie nuckeln ließ. Sie nuckelte sehr vorsichtig, aber nicht vorsichtig genug, denn irgendwann kam der Milcheinschuss eben doch. Und da fing sie an zu brüllen, als käme kochende Säure in ihren Mund. Von mir ließ sie sich gar nicht beruhigen, bei Herr Rabe dauerte es ne Stunde. Und als sie endlich wieder eingeschlafen war, kam Michel, hustete bei jedem Atemzug, nölte und träumte schlecht. Den ganzen Tag hab ich mich wie überfahren gefühlt. Hoffentlich wirds heute Nacht besser. 

Heute sehr über Texte über angeblich „unhilfreichen“ Feminismus geärgert. Sehr. Dass manche Menschen einfach nicht verstehen, dass Feminist*Innen keinesfalls wollen, dass alle Frauen* Karriere machen und niemand bei den Kindern zu Hause bleiben und das gut finden darf. Orr. Da muss ich mal drüber schreiben, aber nicht heute, heute bin ich zu müde und zu genervt von allem. 

Tag 225 – Michel Angelo

Heute viel Einkauferei, laaaangweilig! Aber vorher hat Michel Kunst gemacht und dem Blog einen frischen Header beschert (leicht verzerrt vom Zuschneiden, aber naja…) und mir neue Profilbilder überall und so.

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Familie Rabe (von rechts nach links): Frau Rabe, Michel, Pippi und Herr Rabe.

Ich war ehrlich gesagt so gerührt und begeistert (ECHTE KOPFFÜßLER!!!1Elf!), dass ich ein paar Tränchen herunterschlucken musste. Mein großes kleines Kind.

Tag 224 – 8 Monate

Mein liebes kleines Mausemädchen,

Jetzt bist du schon acht Monate alt. Acht Monate die vergingen wie im Zeitraffer. Vor fünf Minuten bist du das erste Mal gekrabbelt. Gestern warst du noch ein kleines Minibaby, das mich zum ersten Mal angelächelt hat und damit mein Herz zum platzen brachte. Vorgestern hielt ich dich zum ersten Mal im Arm, zeternd und nass und blau und wunderschön. Vor einer Woche streichelte ich meine runde Babymurmel – nur um sofort von dir in die Rippen oder die Blase oder gegen die Beckenknochen geknufft zu werden. Und vor drei Wochen hielt ich das Stäbchen in der Hand, mit den sehr deutlichen zwei Strichen drauf und dachte gleichzeitig „Hupsi“ und „Wie schön“.

Jetzt liegst du hier auf meinem Bauch und verpennst den Tag. Du bist krank, Fieber und Rotznase und Gesabber. Dein Papa meint, du kriegst Zähne. Ich glaube nicht daran. Obwohl es zu dir passen würde, alles ganz anders zu machen als dein großer Bruder und die ersten Zähne unter größtmöglichem Trara zu bekommen. Manchmal macht es mich wahnsinnig, wie starrsinnig du bist, und wie sehr du mich und NUR mich brauchst. Papa scheinst du ganz ok zu finden – solange du ihn von meinem Schoß aus beobachten kannst. Bei jedem neuen Menschen ziehst du das vorwurfsvollste Gesicht, das ich je gesehen hab und weinst, bis ich dir ausreichend glaubhaft versichert habe, dass ich in deiner Nähe bleibe. Und egal bei wem du bist, wenn dir auffällt, dass ich nicht in deinem Wohlfühlradius von 5 Metern bin, brüllst du bis ich angelaufen komme. Wenn du dann auf meinem Arm bist, lachst du und siehst den anderen Menschen mit diesem „Siehste? Das ist meine Mama, die hab ich lieb, die ist toll!“-Blick an. Das muss für die anderen ganz schön verletzend sein. Aber du weißt halt, was du willst. 

Überhaupt deine Blicke. Als wir neulich Geburtstag feierten, hattest du alles voll im Blick und wundertest dich ganz offensichtlich sehr über unser Treiben. Dein Gesichtsausdruck in Richtung der Bestrn Freundin sagte wirklich eindeutig „Die sind ja ganz nett, aber eben leider alle irre…“. Sogar das „Ganz ruhig, gleich kommt jemand der Sie an einen ganz schönen Ort bringt!“-Lächeln hast du schon voll drauf. Dein großer Bruder fand (und findet) es gut, wenn man sich für ihn zum Affen machte. Du scheinst das alles zu durchschauen und würdigst es höchstens mit einem „Gaaaanz toll, Mama!“-Blick. Würdest du klatschen können, würdest du wohl noch ein Slow-Clap dazu machen. Dafür lachst du über ganz andere Sachen. Dein Spiegelbild. Bauchpupse. Deine eigenen Pupse. Wenn ich pfeife. Wenn ich schnalze. Wenn Michel Quatsch macht. Essen. Trinken. Wenn du das Babypixibuch gefunden hast und dessen behauptete Unkaputtbarkeit testest. Michels Autos. 

Du kannst schon so viel und bist doch unersättlich darin, Neues zu lernen. Grade Rollen gelernt? Du willst krabbeln. Du kannst krabbeln? Du willst stehen. Du ziehst dich selbst an Sachen hoch und stehst? Du lässt los, frei stehen ist jetzt das Einzige was zählt. Dabei nimmst du Rückschläge (meistens in Form von Umfallen, Hinfallen, Wegrutschen) nicht gerade gelassen hin, es scheint auch nicht in erster Linie der Schmerz, die Beule oder die Schramme zu sein, die dich schreien lässt. Du bist wütend. Auf den weggerutschten Hocker, auf den Schrank, der da steht und der dir einfach gegen den Kopf gesprungen ist, auf deine eigenen Beine, die eben doch noch nicht so ganz sicher stehen. Kurzes Zorngeheul und getröstet werden und du bist bereit für den nächsten Versuch. Unermüdlich. Mein starkes kleines Mädchen. 

Heute rieche ich an deinem Kopf. Den ganzen Tag. Ein bisschen erinnert es mich an den Neugeborenenduft von vor ein paar Monaten. Aber es ist so viel dazu gekommen. So viel Zuhause und Liebe und Familie. Ein Duft, der genauso gewachsen ist wie du. Und der mich unbeschreiblich glücklich macht. Wie du. 

Murch!

Deine Mama