Tag 722 – Schlabberbuksen ftw. 

Ich war gestern und heute (während Pippi, die irgendwie mal wieder merkwürdig krank ist, Mittagsschlaf machte) an der Nähmaschine produktiv. Neu in meinem Schrank sind jetzt: ein T-Shirt (Schnittmuster Shelly, immer wieder gut) und zwei Hosen, nämlich eine, die ich mit einem Ausverkauf-Stoff mal ausprobieren wollte, nach einem Schnittmuster, das es dann nur in Größe 42 gab und das ich aber eh ändern wollte und dann halt auch noch wesentlich enger machte und eine andere, weil ich seit Jahren nach einer Leinenhose suche und keine finde, die mir gefällt. Auch mit geändertem Schnittmuster (das, wenn ich es so genäht hätte, wie es vorgesehen war, komplett beschissen gesessen hätte). 

Ich bin in sofern total zufrieden, weil die zwei Hosen alles haben, was ich will: sie sind bequem, sie haben Taschen (die an der Blümchenhose sind mir noch zu klein, aber hey, besser kleine Taschen als gar keine!), man kann die Beine hochbinden und sie sind nicht beige oder mit neonfarbenem Zickzackmuster versehen. 

(Ja, ich trage sowas unironisch im Alltag.)

Was man nicht sieht: die Hosenbeine haben unten einen Kordelzug.


Taschendetail, weil ich so stolz bin, dass sich das Türkis vom Bündchen im Karomuster wiederholt.




Das sieht nur so aus, als wär das Halsbündchen ganz ungleichmäßig, ’schwör!

Ich erzähle Ihnen auch gerne mal, wie ich zum Nähen kam, aber das dann an einem anderen Tag, wenn hier nicht noch ein aufgekratztes, eigentlich halbkrankes Kind rumturnt. 

Tag 721 – Sie sind wieder da <3

Ich habe meine Familie zurück. Das ist sehr sehr schön. 

Und nach der Zeit, in der es immer irgendwie hell ist, kommt die Zeit mit den fantastischen Sonnenuntergängen. 

In diesem Sinne: gute Nacht! 

Tag 720 – Allein Daheim Tag 6. 

Wissen Sie noch, der Prototyp?

Heute habe ich mir mal die Zeit genommen, die seit Monaten fertig zugeschnittenen Teile für das eigentliche Stück zusammenzusetzen. Und dann habe ich mir fast den Arm ausgerissen und diverse Wirbel verrenkt, um Fotos davon zu machen. Hat nur so mittel geklappt, damit müssen Sie jetzt leben. 

Ich bin jedenfalls sehr zufrieden. Herbst kann kommen. 

Selfie-Arm. Ach wäre mein Arm doch ein biiiiischen länger.

Locker aus der Hüfte.


Selbstauslöser.

Tag 719 – Allein daheim Tag 5.

Ich bin gar nicht zu Hause. Ich sitze in meinem Lieblingsrestaurant. Alleine. Also natürlich sitze ich hier nicht alleine, es ist sogar ziemlich voll, aber an meinem Tisch, da sitze nur ich. Und auch wenn mich die Ahnung beschleicht, dass das hauptsächlich der vorübergehenden Natur meines Alleinseins geschuldet ist, finde ich das ganz großartig. 

Hinter mir sitzt eine Geburtstagsgesellschaft. Die reden laut und sind wohl auch schon eine Weile hier, auf jeden Fall hat die Gastgeberin eben die letzte Runde ausgerufen, danach sollen die Gäste selbst zahlen. Daraus, dass fast keiner sofort zum Bestellen aufsprang, ließe sich vieles schließen, aber ich lasse das einfach. Die haben alle Spaß und bestimmt bin ich jetzt alleine und mit meiner Rentierpizza indirekt auf ganz vielen Fotos. 

Ein paar Tische weiter sitzt unsere Nachbarin von oben. Mit ihrem Freund. Den kannte ich bisher nur akustisch. Auch da: ich lasse das einfach. Das Starren und das Spekulieren. 

Mir gegenüber hängt ein Bild vom Trondheimer Leuchtturm. Offenbar ist der etwas schief. Ist mir in echt noch nie aufgefallen. Aber eine kleine Kontrolle in der Fotomediathek ergibt: doch, ist schief. 

Links von mir hängt auch ein Bild, aber das ist gemalt. Ich habe sehr viele Fragen zu diesem Bild. Darauf ist (von unten nach oben): eine schemenhaft angedeutete Frau, die etwas wedelt, was aussieht wie so ein Band von der Rhythmischen Sportgymnastik. Aber mit mehreren Enden. Das Band ist rosa. Ein schemenhaft angedeuteter Mann (blau), der eine Glaskugel in der Hand hält. Irgendwelche Dinger, die ein bisschen aussehen, wie Eisskulpturen. Dinge, die aussehen wie Blumenranken, aber in blau. Das zentrale Element ist eine Art verästelte Wurzel, hinter der ein überdimensionales Katzengesicht abgebildet ist. Oben mündet die Wurzel in… nichts, nur mehr Wurzel, die dann an der Oberfläche, die eher Wolke als Erde ist, sich flach ausbreitet. Das Katzengesicht hat keine Schnurrhaare und das irritiert mich wohl am meisten. Über dem Ganzen thront in einer Ecke ein märchenhaft anmutendes Schloss mit vielen Türmchen. 

Rechts von mir hängt eine Fotografie von den Häusern am Fluss, die man von der Gamle Bybro aus sieht. Bei Nacht und mit hübscher Spiegelung der Häuser und Lichter im Wasser. Ich witzele gerne mal, dass das Trondheims einziger schöner Spot ist, weshalb er auch auf 90% der Postkarten abgebildet ist. Das Bild kostet 7900 NOK. Aber dafür ist es vom Fotografen signiert. Signiert man üblicherweise Fotografien? Offenbar. Zumindest dieser Fotograf tut das. Ich schmunzle kurz über den Gedanken, mir dieses Bild zu kaufen und dann irgendwo hin zu hängen, wenn wir mal nicht mehr hier wohnen. Den einzigen schönen Spot Trondheims. 

Auf der anderen Straßenseite ist ein Haus, in dem viele Geflüchtete wohnen. Viele improvisierte Gardinen hängen da, damit die Leute vom Restaurant gegenüber nicht direkt in die Wohnung gucken können. In ein Fenster hat jemand ein billiges Metalldekodings gestellt, in ungleichmäßig großen Buchstaben steht da „HOME“. 

Tag 718 – Allein Daheim Tag 4. 

Es geht mir sehr gut. Ich arbeite viel, aber in meinem Tempo, hier ist es sauber und ordentlich, ich muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich erst spät nach Hause komme. Die Sonne scheint, ich kann jeden Tag zu Fuß gehen, die Blasen an meinen Füßen heilen auch langsam. Ich gucke Fernsehen, alles nötige (und ein bisschen mehr) ist fertig geölt, das Öl ist jetzt auch fast leer. Ich esse einen Haufen getrocknete Tomaten zu allem und wenn das nicht reicht*, kippe ich noch selbstgemachten Ketchup drüber. Außerdem esse ich einen Haufen Erdbeeren. Heute habe ich drei Kilo gekauft, um nochmal Marmelade zu kochen. Außerdem habe ich heute die Anmerkungen vom Chef in die Diss fertig eingearbeitet und die Abschnitte, bei denen noch Referenzen fehlten, mit diesen gefüllt. Damit bin ich jetzt – soweit – fertig, es fehlen noch Tabellen, Abbildungen und ein wenig Prosa. Ich habe auch bei jemandem nochmal angerufen, dessen Firma ich gestern eine Bewerbung geschickt habe, nur um zu sagen, dass die Bewerbung da sein müsste und hoffentlich bald auf seinem Tisch landen wird. „It’s good that you follow up!“. 

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich freue mich sehr darauf, dass Herr Rabe und die Kinder bald wieder da sind. Ich vermisse sie auch wirklich doll. Als wir heute telefoniert haben, hatte ich das Gefühl, Pippi spricht plötzlich viel mehr und ich verpasse alles. Und als sich Michel dann wehtat, wollte ich so gerne was tun können. Aber nichtsdestotrotz genieße ich gerade die Zeit alleine auch in vollen Zügen. Ich überlege sogar, ob ich morgen Abend einfach so alleine ein Bier trinken gehe. Weil ich’s kann.

 Dochdoch. Es ist schon alles in Ordnung so. 

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*Heißhunger auf Tomaten, ist doch bestimmt irgendein Mangel. Vitamin K? Ist aber eigentlich auch egal. 

Tag 717 – Allein Daheim Tag 3: „Redet mit sich selbst“.

Neulich habe ich ja mit Jette vom Halbesachenblog abends auf dem Balkon gesessen, Rosèsekt getrunken und über Schminke gesprochen. Wie Frauen™ das™ halt™ so™ machen™. Jedenfalls endete es damit, dass wir auf YouTube Schminkvideos guckten. Unter anderem dieses hier, was ich sehr lustig finde, weil es recht ehrlich zeigt, was Leute alles für Quark machen, um „natürlich“ auszusehen. Da schmunzelte ich noch. Dann kam dieser Artikel in der Zeit und dann der hier von Vrouwel und dann noch ein Tweet hier und einer da und Duchess Catherine of Cambridge sieht ja umwerfend toll aus und tut nieeee etwas dafür und man kennt das: am Ende macht man sein eigenes Schminkvideo*, das viel zu lang ist,** schneidet es stümperhaft*** und verlinkt es in seinem Blog

Kleines Fazit vielleicht: es ist ein bisschen wie mit dem Zucker. Malt euch an, wie ihr wollt, lasst es bleiben, wenn ihr wollt, aber malt euch bitte nicht an und behauptet dann, ihr wärt nicht angemalt. 

Geschminkte Seite. (Ich war voll aufgeregt und bin ein bisschen rot.)

Ungeschminkte Seite.

Das „klitzekleine bisschen“ Zeug, das daran beteiligt war.


*Spoiler: ich bin da nicht sehr gut drin und am Ende sieht man kaum einen Unterschied. 

**weil ich 1. die ganze Zeit labere und 2. halt auch einfach langsam bin. 

***Genau genommen musste ich erst ein YouTube-Tutorial gucken, wie man am iPad Videos schneidet. Digital native galore. 

Tag 716 – Allein Daheim Tag 2. 

Aus diversen Gründen heute bei, über und während der Arbeit geärgert. Zu Hause dem Tisch noch eine weitere Ölung verpasst (wenn man das nur alle Jubeljahre macht, hat der es halt dann sehr nötig), Kinderwäsche abgenommen und verräumt, den Schleifklotz in die Hand genommen. Innegehalten. Den Schleifklotz weggelegt, mir was ordentliches zu Essen gekocht (scharfes Curry mit Brokkoli, Möhren und kleinen Garnelen, dazu Reis), das vorm Fernseher gegessen. Verraten Sie’s den Kindern nicht. Am Tisch kann man ja auch grad, leider, leider, nicht essen. House of Cards geguckt, dann den Feedreader leer gelesen und DANN ERST die Arbeitsplatte geschliffen und geölt. Ich werde also besser, im Sinne von: entspannter. 

Jetzt Sofa, Fußbad*, Erdbeeren und die Underwoods. Könnte schlimmer sein. 

*einer der Gründe für mein Ärgern während der Arbeit: meine Sandalen haben abgefärbt und mir insgesamt vier Blasen verpasst**. Eine ist aufgegangen und jetzt hab ich da abgefärbte Lederfarbe „indigo“ auf dem (quasi) rohen Fleisch und mein innerer Hypochonder hat eigentlich schon vom Anblick Krebs. Das Bad ist zum Entfärben gedacht. 

**für so Scheiß ist mir mein Leben zu kurz und ich hab die Sandalen gleich entsorgt. 

Tag 715 – Allein Daheim Tag 1.

Ich prüddel so vor mich hin und beobachte mich. Heutige Feststellung: Dieses „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“-Ding sitzt bei mir ganz tief. Ich weiß gar nicht mal mehr, wer das immer gesagt hat, entweder meine Mutter oder meine Oma, aber es hat auf jeden Fall gewirkt. Zweite Feststellung (eigentlich keine Neuigkeit, aber interessant, dass es nur einen halben Tag braucht, bis es wieder reaktiviert ist): wenn es sich nicht „lohnt“, Dinge aufzuschieben, weil sie einfach nicht unangenehm genug sind, und alle Verantwortungsdiffusion wegfällt, weil keine erwachsene Person außer mir da ist, die es übernehmen könnte, mache ich viele Dinge wirklich am liebsten sofort. Spülmaschine ausräumen, Geschirr abspülen, Wäsche aufhängen. Sowas eben. Diese zwei Erkenntnisse lassen sich auch super kombinieren, heute habe ich halt (also, nach der Arbeit, da bin ich ja jetzt auch wieder…) erst schnell Kleinscheiß erledigt (Spülmaschine, Wäsche aufhängen, Trockner starten, Waschmaschine mit Kinder-Regenkleidung starten, Schnecken füttern und einsprühen), dann hab ich den Esstisch angeschliffen und geölt (das Öl stinkt so und grade ist es so warm, dass man das Fenster ruhig die ganze Nacht auflassen kann) und dann hab ich mich mit Brötchen als Abendessen und einem kleinen Glas Wein und einem Buch in den Park gesetzt, die Abendsonne genossen und die Leute um mich rum beobachtet. Das war sehr sehr fein. Gut, ich werde vermutlich auch für immer einen Ohrwurm haben, aber so ist das eben.

Vorm Ins-Bett-Gehen habe ich dann noch die Regenklamotten aufgehängt, die Handtücher aus dem Trockner zusammengelegt, verräumt, mein Weinglas gespült und die Picknickdecke aufgehängt. 

Ich bin ein bisschen fasziniert von mir selbst. Und von der Ordnung hier auch.

Tag 714 – Jetzt sind sie weg.

Herr Rabe und die Kinder sind endlich auf dem Weg zu Herr Rabes Schwester. Endlich, weil sie eigentlich schon längst da sein sollten, aber dann bekam Herr Rabe zwei Stunden vor Abflug eine SMS, dass der Flug gecancelled sei, „due to lack of crew“. Jetzt hab ich ja alles Verständnis dafür, dass auch Crewmitglieder krank werden. Aber Herrschaftszeiten, hat man dafür nicht Bereitschaftsmenschen? Oder werden die bei Norwegian auch schon eingespart? Und dann hing Herr Rabe auch noch geschlagene 45 Minuten in der kostenpflichtigen Hotline-Warteschleife, das finde ich dann schon mehr als dreist. Naja, Herr Rabe wird jedenfalls morgen über fairplane.de eine Entschädigung einfordern. (Dass der Flug, den sie jetzt haben, auch 45 Minuten Verspätung hat, also um viertel nach zwölf Ortszeit (also viertel nach eins „Hier“-Zeit) ankommen wird, ist dann schon fast egal. In England. Hoffentlich stehen sie nicht so lang an den Immigrations.)

Jedenfalls brachte dieses Chaos unseren geplanten Tagesablauf komplett durcheinander und im Endeffekt saßen Herr Rabe und die (natürlich super aufgeregten!) Kinder auf gepackten Koffern, während ich krampfhaft versuchte, etwas Ordnung zu schaffen. Als dann Michel anfing, auszurasten, weil er glaubte, WIR hätten das mit dem Flugzeug irgendwie verkackt, zogen wir die Reißleine und gingen Eis essen. Danach durfte Michel Shaun das Schaf gucken, Pippi machte sehr späten Mittagsschlaf, wir Erwachsenen räumten und tranken Kaffee und schwitzten (in der Wohnung war es sehr viel wärmer als draußen) und als Pippi wach wurde, kehrten wir einfach allesamt plus Gepäck ins Auto und fuhren Burger essen. Wir hatten nämlich für heute Abend kein Essen geplant und entsprechend auch nichts eingekauft und die Kinder waren eh aufgekratzt, da schien uns das eine gute Idee. Wars auch. Dann fuhr ich die Restfamilie zum Flughafen, sie gaben die Koffer auf und gingen zur Sicherheitskontrolle, wir drückten uns alle nochmal eine Runde und nahmen Abschied und dann…

…lief ich ziemlich schnell und den riesigen Kloß in meinem Hals runterschluckend zum Auto zurück, zahlte für 14 Minuten parken (12 sind kostenfrei) 30 Kronen und fuhr…

…direkt auf die Tankstelle, Benzin war grade relativ günstig. Dann überprüfte ich noch in einer Übersprungshandlung den Reifendruck. Twitterte. Und dann fuhr ich mit sehr lauter Musik an nach Hause. Dort überkam mich ein unwiderstehlicher Drang…

…zu putzen. Dabei war’s gar nicht so dreckig. Aber schlafen gehen, das wäre zwar schlau gewesen, aber wie denn, wenn die ganze Zeit der Katastrophenfilm zum Thema „Flugzeugabsturz“ im Kopf abläuft? Nur putzen schien mir noch nicht ganz ausreichend um den Film zu stoppen, also holte ich mir noch ein bisschen Putz- und Entspannungshilfe bei Tante Primitivo aus DutyFree-Land, das wird mir morgen vielleicht leid tun, aber hey, ich bin erwachsen, ich darf das ganz selbst entscheiden, ob ich nen dicken Kopf riskiere. Seit ich also zu Hause bin habe ich gesaugt (nur Küche, Essplatz und Bad, um nach zehn wollte ich nicht noch unbedingt überm Schlafzimmer der Nachbarin staubsaugen), gewischt, den Esstisch aufgeräumt und abgewischt, die Kinderstühle sauber gemacht, das Wohnzimmer aufgeräumt, die Dunstabzugshaube und die Kaffeemaschine geputzt und auf der Kaffeemühle und den Küchenlampen Staub gewischt. Das Glas Primitivo (sehr lecker übrigens) ist jetzt leer, ich habe geduscht, Klamotten sind rausgelegt, bei Twitter habe ich schon ausgiebig rumgeheult, vielleicht versuche ich es doch einfach mal mit dem Bett. Ich kann ja immernoch lesen, wenns mit dem Schlafen nicht klappt.

Tag 713 – Zwei Jahre. 

Meine liebe kleine Pippimaus,

Jetzt bist du schon zwei Jahre alt. Ich kann es noch gar nicht richtig glauben. Eigentlich warst du gestern noch ein neugeborenes Minibaby, und vor fünf Minuten hab ich dich noch gestillt. Jetzt bist du so groß! Und so klein. Und so groß! (Wenn man sagt „bist du groß?“ reißt du übrigens die Hände nach oben und schreist „Jaaaaa!“, das ist sehr niedlich.)

Eine typische Unterhaltung mit dir ist ungefähr so:

„Pippi? Hörst du bitte auf, Sand zu essen?“ – „Nein.“

„Hörst du jetzt auf, Sand zu essen?“ – „Nein!“

„Hör jetzt auf, Sand zu essen!“ – „NEIN!!! *streckt Zunge raus und prustet – wie ein Minion*“

Du weißt was du willst. Immer. Du willst Sand essen und keine Eltern der Welt werden dich davon abhalten. Du willst keine Windel anziehen, oder das T-Shirt nicht, dafür den Schlafanzug. Die Schuhe müssen so rum. Du willst aufs Klo, drei mal in fünf Minuten. Auf der Nudel ist zu viel Ketchup. Wie, nur drei Mausclips? Nicht mit Pippi!

Meistens bin ich wegen deinem kleinen, hübschen Dickkopf sehr sehr stolz auf dich. Manchmal macht es mich auch ein kleines bisschen wahnsinnig, zum Beispiel wenn du, wie heute, nicht einschlafen willst. Aber dann, irgendwann, liegst du zusammengerollt im neben dem Bett und schläfst und seufzt manchmal „Hand, Mama“ und dann ist auch schon wieder fast alles vergessen. Und dann sehe ich da nur dich, und ich denke, es passt schon. Du willst viel mehr selbst bestimmen und kannst auch viel mehr selbst bestimmen, als ich das von deinem Bruder gewohnt bin. 

Überhaupt, dein Bruder. Dein größter Held. Du willst, was er hat, isst, tut. Manchmal macht ihr Quatsch zusammen. Dann platzt mein Herz. Er hat dich sehr lieb, das zeigt und sagt er auch ganz offen. Trotzdem gehst du ihm natürlich ganz oft ganz schön auf den Zeiger, wenn du ihm wieder irgendwas wegnimmst oder seine Zugbahn kaputt machst. Dabei willst du doch auch nur damit spielen. Dann ist das Geschrei auf beiden Seiten groß. Im Gegensatz zu dir würde er dich aber nicht hauen ;)

Wenn du mit anderen Kindern zusammen bist, bist du ein kleiner Clown. Der vermutlich niedlichste Clown aller Zeiten. Die „großen“ Kinder im Kindergarten sind dir allesamt verfallen, was mich unglaublich erleichtert, weil ich nach der grauenvollen Eingewöhnung vor knapp einem Jahr wirklich Angst hatte, dass niemand ein Kind mag, das den ganzen Tag motzt und brüllt und an der Erzieherin klebt. Aber nein, seit du da wirklich angekommen bist, nennen sie dich „Søtnos“ und wollen dich auf ihre viertenfünftensechsten Geburtstage einladen. M. möchte eine kleine Schwester, die ist wie du, also genau so. Eine Kopie. Du magst auch die größeren Kinder und jedes mal, wenn es an der Tür klingelt, rufst du freudestrahlend den Namen von Michels bestem Kumpel.

Du liebst es zu singen und zu tanzen und ich glaube in deinem kleinen Kopf geht viel mehr vor, als du verbal ausdrücken kannst.   Ich freue mich wirklich darauf, wenn du mehr sprechen kannst, dein Sturkopf und deine Niedlichkeit verheißen wunderbare Kleinkind-Diskussionen. Und später, ganz sicher, auch noch Großkind-Diskussionen.

Bei allem Wunsch des größer-Werdens möchte ich doch vor allem eins: dass du dir dein Wesen bewahrst. Meine große, kleine, willensstarke, schlaue, quatschige Rübennase. 

Ich hab dich lieb.

Deine Mama

Nur echt mit Rotznase und Erdbeerflecken. <3