Die Kinder kamen heute beide sehr müde wieder zurück. Vor allem Michel hatte wohl kaum Schlaf und war dementsprechend nicht wirklich genießbar. Aber er hatte gestern eine gute Zeit und ging dann heute um kurz nach sechs ins Bett – und schlief beim Vorlesen schon ein, was in seinem Leben bisher vielleicht drei mal vorgekommen ist.
Trotz wenig Schlaf haben wir die Kinder gezwungen, den zugesagten Korpsspieltermin wahrzunehmen. Die „Kleinen“, also Aspiranten und Junioren, spielten bei der Saisoneröffnung des Bygdetunet, des örtlichen Freilichtmuseums. Das machten die prima, inklusive Marschieren. Sie haben noch den niedlich-Faktor, das war bei einem Stück ganz gut so, aber ich sag’s mal so: Farin hat am Freitag auch ne komplette Strophe in der falschen Stimmung gespielt. Passiert. Wir Eltern mussten übrigens mit, um den Kindern Notenständer und Pippi ihre Trommel hinterherzuschleppen. Aber das ist alles noch wesentlich besser, als sich jedes Wochenende mit Fußball um die Ohren zu schlagen.
Apropos Ohren: um meine ein wenig zu reinigen, ging ich zu einem Kammermusik-Konzert hier im Ort. Es gibt hier nämlich eine kleine Gruppe professioneller Musiker, die sich semi-regelmäßig für Kammermusik zusammentun. Ich wollte da schon länger mal hin, aber es kam immer was dazwischen. Dieses Mal aber nicht. Das Konzert war in der Kirche und auf dem Programm stand „Brahms+“. Die Musiker sind ein Hornist, ein Pianist und ein Violinist. Das klingt vielleicht wie eine seltsame Kombination, ist es aber, entsprechend arrangiert, gar nicht. Außerdem sind die drei einfach richtig gut, da ist fast* alles einfach schön. Zum Abschluss spielten sie das Horntrio von Brahms und bescherten mir damit gehörige Gänsehaut. Da werde ich auf jeden Fall wieder hingehen und auch Leute zwingen, mitzugehen, für die Qualität der Musik war das Publikum nämlich peinlich spärlich anwesend.
Ansonsten haben wir heute die davon sehr schockierten Schweinchen wieder zu Draußenschweinchen gemacht. Das hätten wir auch schon ein paar Wochen machen können, aber einer von uns war ja an den Wochenenden immer unterwegs und alleine kann man den Käfig nicht versetzen. Die Schweinchen waren wie erwähnt not amused, ich glaube, die mögen auch keine Veränderung. Bisher haben sie einen sehr kleinen Teil des Geheges neu erkundet und sich dann ins Häuschen zurückgezogen und mich sogar als ich mit Gemüse kam, nur skeptisch aus dem Haus angeguckt, ohne rauszukommen. Ich kann es ja verstehen, draußen ist alles anders, Geräusche, Gerüche, Untergrund, und es sind kleine, ständig in der Angst, gefressen zu werden, lebende Klopse auf Beinen. Aber erfahrungsgemäß werden sie sich dran gewöhnen und spätestens in ein paar Tagen immer quiekend am Gitter hängen, wenn die Nachbarn vorbei gehen, die werfen nämlich gern mal ein Salatblatt oder zwei aus deren Garten zu den Schweinchen rein. Das dürfen sie auch, sie haben gefragt, nicht dass Sie jetzt denken, Norweger würden sowas einfach ungefragt machen. Um Himmels Willen, das würde denen nicht einfallen! Es wurde ordentlich gefragt und jetzt freuen sich die Schweinchen über Salat und die Nachbarn über quiekende Schweinchen.
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*ok, das erste Stück war nicht mein Fall. „Appell Interstellaire“ (glaube ich) von Olivier Messiaen. Sehr, äh, modern.