Tag 2859 – Nach hinten raus ok.

Sozialkater am Tagesanfang. Wollte eigentlich nur aus dem Fenster gucken und den Blumen beim Wachsen zusehen.

Habe trotzdem gearbeitet, auch mehr oder weniger produktiv, nur nicht zwingend an den Sachen, an denen ich produktiv sein sollte. Tjanun. Eben vieles anderes gemacht.

Nach der Arbeit endlich die Weide beschnitten und die der Nachbarn gleich mit. Die hatte es noch nötiger als unsere, da waren schon viele Zweige tot. Man muss dazu sagen, dass sie auf der anderen Seite von unserem Hochbeet steht, noch nahezu auf unserem Grundstück, und unsere Weide ist 2 Meter weiter. Die Sonne schien und es war nun echt kein großer Akt. Ich hoffe nur, dass die Nachbarn nicht böse sind, die waren nämlich nicht da, als ich drauf los schnippelte.

Damit lose zusammenhängend werden wir am Wochenende dringend Unkraut jäten und die Himbeere am Einnehmen des Hochbeets hindern müssen.

Abends habe ich Geige geübt und es wird echt. Ich bin recht zufrieden.

Michel schläft heute bei seinem Schulfreund, das ist immer noch sehr ungewohnt, wenn er nicht da ist. Aber auch irgendwie schön, vor allem, dass er einen Freund gefunden hat, bei dem er sich so wohl fühlt, dass er da von sich aus übernachten möchte.

Der Tag hatte einen deutlichen Aufwärtstrend. Ich hab trotzdem einen Arzttermin ausgemacht, vielleicht möchte ja doch noch mal wer rausfinden, warum ich so seltsam bin.

Tag 2846 – Kultur und andere Qualitätszeit.

Pippi hat sich schon länger einen „Vater-Tochter-Abend“ gewünscht. Das beinhaltet in ihrer Vorstellung, dass Michel und ich uns irgendwie verflüchtigen. Letzte Woche hatte ich dann den nahezu spontanen* Einfall, das Konzert des Korpes der Janitsjar des Lieblingskollegen anzuschauen, weil ich eh Geigenunterricht in Oslo hatte und da könnte man ja danach da vorbei. So dachte ich. Herr Rabe schlug vor, dann doch Michel mitzunehmen, dann könne er mit Pippi Vater-Tochter-Dinge tun. Michel war erst so semibegeistert, fand die Idee nach einiger Bedenkzeit dann aber doch gut und so traf ich heute die ganze Familie nach dem Geigenunterricht** in Oslo. Wir kauften Michel ein neues weißes Hemd (17. Mai is coming und die Kinder wachsen ja wie Unkraut, sein altes Hemd kann Pippi nahtlos erben…) und Pippi für ihre Tanzshow am Montag eine neue schwarze Leggins ohne Löcher und Hochwasser. Danach war ich eigentlich gar, weil ein Einkaufzentrum in Oslo an einem Samstag die totale Hölle ist, aber ich hatte diesen Konzertbesuch angekündigt und brauchte außerdem für morgen noch eine richtige (schweinchenrosa) Ballettstrumpfhose. Der Weg zum Ballettladen war dann ganz gut zum Runterkommen, ich wählte auch den wenig besuchten Weg, statt mitten durch die Innenstadt zu stiefeln. Die Strumpfhose war schnell gekauft und dann fuhren Herr Rabe und Pippi nach Hause, während Michel und ich in den Stadtteil fuhren, wo der Lieblingskollege wohnt. Schon auf dem Weg taute Michel auf und fing an, einen Vortrag über Schlangen zu halten, weil er immer noch gern eine Schlange hätte und sich da mit den verschiedenen Arten, die man so halten könnte, wirklich viel auseinandergesetzt hat. Wenn Michel Vorträge hält, ist er einigermaßen ausgeglichen, das ist schön und ich höre die Vorträge gerne, einfach weil ich ihn gerne über irgendwas abnerden höre.

Das Konzert war in einer Kirche, einer dieser architektonisch ungewöhnlichen, modernen Kirchen, mit sehr viel Holz innen und sehr viel Licht und Raum, so vom Gebäude her wirklich schön. Ansonsten bin ich ja keine Kirchgängerin, das ist nicht meine Welt und ich bin froh, keinem der verfügbaren Vereine je angehört zu haben. Komm ich halt in die Hölle, ist ja gut, das vorher zu wissen, ich bin gern vorbereitet. Michel stellte jedenfalls zu der Kirche (an der außen deutlich Kirche dransteht) fest: es ist eine Kirche, aber es sieht nicht aus wie eine Kirche.

Innen musste Michel erst mal die Räumlichkeiten erkunden (auch das Kind ist gern vorbereitet) und dann begrüßte uns schon der Lieblingskollege, ungewohnt ganz in schwarz, leicht nervös, aber sichtlich erfreut, uns zu sehen. Michel war nicht gesprächig, was sich vielleicht auch dadurch erklären lässt, dass ihm das mit dem Lieblingskollegen irgendwie entgangen war. Die haben sich ja schon oft im Teams gesehen, insofern kennt er ihn so ein bisschen. Heute war Michel aber erschrocken, ihn plötzlich in 3D zu sehen (und den ganzen Körper, in Teams sieht man ja meist nur bis zur Brust). Ehrlich gesagt war es auch für mich ein bisschen seltsam, den Lieblingskollegen komplett außerhalb jeglicher Arbeit am Wochenende zu treffen. Der Lieblingskollege setzte sich dann auch zu Anfang des Konzerts zu uns, denn zuerst sang ein Chor einige Stücke und die Janitsjar hatte „frei“. Der Chor sang sehr schön aus einem vielfältigen Repertoire***. Dann war Zeit für die Janitsjar (zu diesem Zeitpunkt war Michels Fähigkeit, auf dem Po zu sitzen bereits aufgebraucht und ich gab ihm meine Glitzerflasche zum Spielen) und auch die Stücke waren wirklich richtig gut. Kein Vergleich zum (sorry) popeligen Schulkorps. Auch die Janitsjar spielte sehr diverse Stücke, von Marsch bis Bossa Nova. Ein Stück war ein Solostück für 2 Marimbas, das hätte bestimmt auch Pippi gefallen. Ich hoffe, es ist für sie bald Zeit für melodisches Schlagwerk. Jedenfalls war das ein sehr schönes Gesamterlebnis und Michel gefiel die Musik der Janitsjar auch. Wir verabschiedeten uns vom Lieblingskollegen**** und Michel plapperte mich sofort weiter voll mit allem möglichen, wanderte an der Haltestelle hin und her und wünschte sich dann Sushi, Running Sushi genau genommen, das gibt es in Oslo am Bahnhof. Das sollte mir recht sein, Sushi ist immer gut, und so konnten Michel und ich noch ein bisschen Zeit miteinander verbringen. Auch das Sushi essen war dann echt schön, Michel wartet da geduldig auf Lachs-Nigiris, während ich mich durch alles mögliche andere schlemme. Ich hatte sogar, weil ich so gute Laune hatte und überaus entspannt war, Lust auf ein kleines Bier. Das erste seit… wir in England waren und die Alkoholeinheiten der letzten 6 Monate kann ich immer noch an 1 Hand abzählen. Das war eine gute Entscheidung, übrigens, mir geht es sehr viel besser, seit ich kaum noch Alkohol trinke*****.

Gut vollgefuttert fuhren wir mit dem Zug nach Hause, während wir Unterhaltungen über Phasenunterschiede verschiedener, nicht ineinander löslicher Flüssigkeiten diskutierten, ein bisschen Strömungsdynamik war auch dabei, Dichte von Kleber, Wasser und Glitzer und so weiter. Sag noch jemand, Glitzerflaschen seien reine Beschäftigungstherapie für schnell überreizte Gehirne!

Ein paar Seiten in Eragon und dann schnorchelte Michel auch ziemlich schnell ein, angekuschelt an mich, wie immer (wenn ich ihn ins Bett bringe). Hach. So entspannt könnte es von mir aus immer sein.

Herr Rabe hat übrigens mit Pippi Frozen 2 geguckt und die beiden hatten ebenfalls einen schönen Nachmittag und Abend.

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* der Einfall an sich war, wie jeder Einfall, tatsächlich spontan, aber es kostete mich albern viel Überwindung und Überlegung, den Lieblingskollegen um entsprechende Veranstaltungsdetails zu bitten, damit ich das auch in die Tat umsetzen konnte.

**Geigenunterricht war diesmal richtig gut. Ich soll mehr Raum nehmen und präsenter sein, die Technik ist eigentlich (bis auf Kleinigkeiten) recht gut, ich zeige es nur nicht. Wir haben über recht fortgeschrittene Konzepte gesprochen wie Grounding und Phrasierung, und ich wurde entlassen mit der Aufgabe, selbst mit ein paar Techniken zur Ausmerzung der Kleinigkeiten zu spielen, mir den 2. Satz vom Vivaldi-Concerto zu erarbeiten und mich zu melden, wenn ich eine Stunde haben möchte – ich sei fortgeschritten und selbständig genug um das selbst gut einschätzen zu können. Außerdem sehe er, dass ich sehr gut umsetze, was er mir sagt, und mit den Stücken tatsächlich arbeite. Yeah.

*** ich hab mit Kirche nichts am Hut, aber Kirchenmusik finde ich mit zunehmendem Alter immer besser.

**** das klingt jetzt als hätten wir einfach Tschüss gesagt, haha. Wir standen noch bestimmt 20 Minuten im Foyer rum, bis Michel ungeduldig neben mir herumtrippelte und „Hunger!!!“ sagte.

***** das wiederum klingt, als hätte ich vorher krass viel getrunken, so war es nun auch nicht. Aber jedes Mal, wenn ich was getrunken hab, selbst wenn es nur 1 kleines Bier war, war ich danach krank und da beschloss ich, das mal ne Weile sehr stark zu reduzieren. Das war, wie gesagt, bisher eine sehr gute Idee.

Tag 2820 – Auf der Jagd nach dem Schatz.

Michel liest ja gerne Mangas. Aber nicht alle Mangas! Oh nein. One Piece (South? East? Ich weiß es grad nicht. Aber es gibt da einen Unterschied und die falsche Serie lesen kommt gar nicht in die Tüte). Zu Hause hat er Band 1 und 2, in London bekam er Band 3 und 5, weil Band 4 ausverkauft war. Band 3 und 5 waren allerdings innerhalb einer Stunde verschlungen und es musste Nachschub her, aber NUR! Band 4 und 6 waren akzeptabel. Wir waren also heute in allen möglichen Japan-/Anime-/Manga-Läden in Brighton, vier an der Zahl. Und keiner hatte Band 4 und 6 von der richtigen One Piece-Reihe. Band 76 oder 99 oder so, die waren da, aber nicht 4 und 6. Das war sehr schwer zu verdauen für Michel und es kostete uns sehr viel Mühe, ihn zu überreden, eine andere Serie zu lesen. Das Drama wäre nämlich garantiert noch größer, wenn wir mit leeren Händen zurück gekehrt wären. Schlussendlich wurden es die ersten drei Bände von Naruto. Wir klopfen also heute Michel auf die Schulter, weil er sich auf was neues eingelassen hat, Herrn Rabe, weil er nichts in dem tollen Graphic Novel-Laden gekauft hat und mir, weil ich hungrig Michels Frust und Herr Rabes (und Pippis) Stielaugen aufgefangen habe.

Jetzt Bett. Das war schon wieder sehr viel Rumgelaufe heute, das bin ich ja gar nicht mehr gewohnt, mir tun sogar schon die Beine weh.

Tag 2788 – Schnarchi.

Bin bei Michel im Bett eingeschlafen. Der hatte erhöhten Kuschelbedarf, weil sie heute Aufklärungsworkshop in der Schule hatten und das war alles sehr spannend und außerdem ist Pubertät eine sehr gruselige Sache, weil da Sachen mit dem Körper passieren, die man nicht unter Kontrolle hat (seine Worte). Jedenfalls möchte er in der Konsequenz jetzt früher aufstehen, gegebenenfalls morgens duschen gehen, weil große Leute das so machen (komisch, wir nicht) und Deo benutzen. Mein Baby stinkt (noch) gar nicht. Aber wenn er will, kann er mein Öko-Deo benutzen. Er findet, das riecht gut (Salbei-Limette) und dass er freiwillig das selbe Deo wie seine Mutter benutzen will, zeigt wohl, dass er noch nicht allzu groß ist. Dass er nach schwierigen Tagen extra ausgiebig kuscheln muss, auch.

Inzwischen schläft er aber tief und fest und das werde ich jetzt auch (wieder) tun.

Tag 2781 – Weiter Ferien!

Das Puzzle ist fertig, deshalb ist es auch schon so spät. Ich bin es am Ende systematisch angegangen und habe die übrigen Puzzleteile nach Form sortiert und dann nach bestimmten Teilen gesucht. Das Motiv ist sehr schön, aber das waren viele sehr gleich aussehende Teile zum Schluss. (Nicht schwarz übrigens, sondern ganz dunkles grün/blaugrün.)

Ich muss endlich das mit den Fotos fixen.

Heute habe ich aber gar nicht so viel gepuzzelt, sondern wir haben alle vier einen Ausflug nach Oslo gemacht. Michel hatte sich nämlich gewünscht, dass wir mal zum House of Nerds gehen und alte Nintendospiele ausprobieren. Das haben wir gemacht und Michel fand es auch „ein bisschen gut“, was mehr ist, als ich erwartet hatte, weil er eigentlich erst gar nicht rein wollte und dann die ganze Zeit unruhig herumtigerte, weil wir da ja nicht allein waren. Menschen! Fremde! Gruselig. Ich würd ihm da so gern helfen, aber da hilft ja nichts, außer der Erkenntnis, dass den anderen Menschen da ziemlich egal ist, wer man ist, wie man aussieht und was man macht. Wenn man nicht interagieren will, lässt man es eben, ist ja total ok. Dass wir ihn dann aber gezwungen haben, in der Mathalle sein Essen an einem Tisch, an dem auch die Jacken von zwei anderen Personen lagen (die Personen selbst waren nicht zu sehen und der Tisch auf 6-8 Personen ausgelegt und es einfach brechend voll) zu essen, war glaube ich in seinen Augen kurz vor Folter. So schnell hat er noch nie gegessen, vor lauter Angst, die Jackenbesitzenden könnten wieder kommen.

Michel weiß jetzt auch, dass Röhrenfernseher (die alten Super Nintendos und N64 kann man scheinbar nicht an moderne Fernseher anschließen) hochfrequent sirren/fiepen und findet das komplett inakzeptabel. Die Bedienung per Knopf am Gerät kam ihm auch sehr altertümlich vor. Vielleicht hätte ich noch routiniert in die Spielkassette pusten sollen, um ihn ganz aus dem Konzept zu bringen, aber ich will ihn ja auch nicht unnötig kirre machen.

Michel ist nach außen hin auffälliger seltsam als ich. Ich kriege nur Kopfschmerzen und bin nach so einem Nachmittag (Kinder, die sich völlig erratisch konstant bewegen, Pippi, die die ganze Zeit erzählt und Geräusche macht und Großstadt ist für mich keine optimale Kombination) so fertig, dass ich im Zug einschlafe. Und danach spiele ich ne Stunde lang Bach (weiterhin sehr schwer, aber es hilft, die Stücke so oft gehört zu haben, dass man sie auswendig kann) und puzzle noch anderthalb Stunden, zum Runterkommen.

Tag 2776 – Sie werden so schnell groß.

Als erstes eine kleine Fortsetzung von gestern: vermutlich war der Grund meiner Bauchschmerzen und Magenverstimmung schimmeliges Brot, an dem ich den Schimmel erst heute gesehen hab.

Heute waren so halbwegs normale Wochenenddinge auf dem Plan. Michel sind schon wieder seine Winterschuhe zu klein geworden. Pippis Winterschuhe passen zwar (grad noch so), sind aber so fertig, dass sie ständig durchweichen, was auch kein Zustand ist. Pippi kann aber bis zum Ende des Winters ein Paar von Michel auftragen, das wir aufgehoben haben. Da mussten nur neue Einlegesohlen rein. Außerdem hat Pippi ab übernächster Woche Schwimmunterricht in der Schule und brauchte dafür eine Badekappe. Wir fuhren also nach Jessheim, um Schuhe, Einlegesohlen und eine Badekappe zu kaufen. Aus Gründen kauften wir ein Mikrofon samt Ständer, Schuhe, Einlegesohlen, eine Badekappe und einen Badeanzug.

Teile der Gründe sind: die Kinder wachsen wie Unkraut. Michels Füße wachsen vor allem nach vorn (der kriegt sehr lange Zehen, sehr seltsam, das hat von uns eigentlich niemand) und er hat jetzt Größe 37 erreicht. Bald müssen wir Erwachsenenschuhe für ihn kaufen, mir graut jetzt schon davor, weil die ja tendenziell noch weniger haltbar sind, als Kinderschuhe (bei denen man wenigstens davon ausgeht, dass die Kinder damit auch mal durch den Dreck robben und durch Pfützen latschen). Pippi hat jetzt einen anständigen Schwimm-Badeanzug und sieht erschreckend groß darin aus. Beide Kinder haben ja den Körperbau von Strichmännchen, mit absurd langen Beinen (auch das muss irgendwie Generationen übersprungen haben oder verwächst sich noch) und Badekleidung verstärkt diesen Eindruck noch mal ungemein.

Pippi liest jetzt auch immer mehr, sie tat sich damit anfangs ein bisschen schwer, aber jetzt wird alles immer laut* vorgelesen, auch das „Bitte hängen Sie anprobierte Waren zurück“-Schild in der Umkleidekabine. Und auch die verfügbaren WiFis und HotSpots auf dem Telefon, und deshalb heißt Herr Rabes Telefon jetzt „I P Hone“. Manchmal ist sie echt zum Knutschen niedlich.

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*generell ist Pippi ja ein Kind, bei dem man sich eigentlich nie fragen muss, wo es ist, weil sie einfach immer Geräusche produziert. Meistens in Form von Reden oder Singen.

Tag 2746 – Schultern senken.

So, die erste Inspektionswoche 2023 ist überstanden. Kann ja mal passieren, dass dann im Footer der Observationsliste noch 2022 steht.

Ich mag meinen Job immer noch.

Heute waren wir um zwanzig nach vier fertig, deshalb war ich um kurz nach halb sechs zu Hause (das wäre auch früher gegangen, aber Cardos war wieder von innen die Scheibe zugefroren und ich musste erst warten, bis die aufgetaut war). Dadurch konnte ich zum ersten Mal diese Woche Essen machen und sogar zwei Kinder ins Bett verfrachten und Herr Rabe konnte dadurch zu einer Musiksession gehen. Voll gut. Ich glaube, Michel fand auch schön, sehr ausgiebig mit mir zu kuscheln, ich fand das jedenfalls schön und bin nur irgendwann wieder aus seinem Bett aufgestanden, weil ich gerne noch ne Runde Bewegung einschieben wollte. Man sitzt ja doch viel auf dem Hintern bei Inspektionen. So langsam tat mir diverses weh, lustiger Weise unter anderem die Füße, aber die steckten ja auch stundenlang in Winterschuhen und konnten sich nicht bewegen, das sind die ja auch nicht mehr gewohnt. Aber eine Runde YouTube-Ballett und schon tut mir alles anders weh als vorher und die Füße sogar gar nicht mehr, toll!

Die Woche war tatsächlich so alles in allem gut. Freue mich trotzdem auf ein Wochenende ohne viel Kommunikation.

Tag 2738 – Lieber schlafen.

Michel hat es grad irgendwie schwer. Scheinbar ist es schwierig, in der 5. Klasse zu sein. Jedenfalls wollte ich gern, dass er weiß, dass ich da bin, und so wurde aus GEH WEG!!! Vorlesen, neben ihm im Bett liegen ohne berühren, dann ein knochiger Po und Füße, die sich zu mir schoben, dann kuscheln und dann bin ich eingeschlafen. Michel wohl auch.

Naja, heute dann kein Sport, man kann nicht alles haben.

P.S. Ich möchte irgendwo beantragen können, dass mein Körper diesen Zyklus beendet. Alles tut weh und ich mag nicht mehr und mein Antrieb ist auch nicht wirklich existent.

Tag 2733 – Mehr Löcher.

Seit Pippi Ohrlöcher hat, wollte Michel auch welche, und man kann ja schlecht dem einem Kind ja und dem anderen Kind nein sagen, nicht wahr? Also hat Michel jetzt auch Ohrlöcher, auf die gleiche Art gemacht, wie Pippi. Im Piercingstudio wurde ich an meinen Ohren erkannt, das ist mir auch noch nie passiert. Michel ist jetzt sehr stolz und ich bin sehr stolz, dass er es durchgezogen hat, trotz großer Angst vor Nadeln und Schmerzen. Wir, also er und ich, gingen danach noch Sushi essen, was auch sehr schön war. Ich bin gerne zusammen mit ihm unterwegs, er erzählt dann oft ganz viel, kann aber im 1:1-Kontakt besser echte Gespräche führen statt von Höcksken auf Stöcksken Monologe zu verschiedenen Themen abzuspulen oder alternativ stundenlang vor sich hin zu grummeln und nichts zu sagen. Heute hat er mich gefragt, warum meine Ohren „ohrenmäßiger“ aussehen, als seine Ohren. Ich habe erklärt, dass Ohren sehr sehr unterschiedlich aussehen, fast wie Fingerabdrücke, und deshalb seine eben anders sind als meine aber keine „ohrenmäßiger“ sind als die von der/dem anderen. Dass seine Ohren vor allem von hinten sehr charakteristisch sind, habe ich lieber nicht gesagt, seltsame Körperbilder muss man echt nicht noch befeuern. Echte Segelohren sind das nicht, ich weiß auch nicht, ob das damit zu tun hat, dass er die Gummiohren, die bei den männlichen Mitgliedern meiner Familie auftreten, geerbt hat. Aber sie haben auf jeden Fall einen gewissen Wiedererkennungseffekt. Und ich mag die sehr, die Ohren, jetzt auch mit Löchern.

Tag 2717 – Weiß oder Matsch?

Hier schwingt dauernd das Wetter um, kein Wunder, dass ich Kopfschmerzen habe. Letzte Woche waren noch -15 Grad, jetzt waren zwei Tage +-1 Grad, dabei aber auch Regen, heute war Schneesturm bei -1 Grad, morgen sollen es wieder -8 Grad werden und Samstag und Sonntag dann runter bis -18. Nächste Woche dann wieder Tauwetter. Yeah.

Michels Übernachtungsbesuch war gut (wenig Schlaf und viel Alberei, wie das halt ist mit 10) und was wohl auch gut war, war sein spontaner „Auftritt“ gestern in der Klasse. Er hat zwei Weihnachtslieder auf dem Kornett gespielt. Einfach so. Dienstag Abend hat er die dann auch drei mal geübt und dabei 5000% Fortschritt gemacht. Ich bin super stolz auf ihn, er macht das super (wenn er doch nur mehr üben würde…!). Seine einzige Klage heute war, dass die Klasse „zu viel“ applaudiert hat. Hach, Hach.

Ich durfte, als ich Michel abholen wollte und dann aber noch spontan auf einen Kaffee blieb (was dämlich war, so unvorbereitet, weil ich eigentlich keine Ressourcen für Socializen hatte heute, aber egal, man will ja auch nicht unhöflich sein), sehr ausgiebig ein klitzekleines Schoßhündchen von schätzungsweise 35 kg und guter Kniehöhe Stockmaß streicheln, denn dieses arme, arme Tier wird offenbar nie gestreichelt und musste deshalb sehr dringend sehr nah bei mir sein, mehrmals auch mehr oder weniger auf meinem Schoß. Ich mag Hunde meistens eher so mittel gerne, viele Hunde riechen sehr unangenehm für mich, aber der hier war super und sehr flauschig. Ein bisschen wie Babies: ich will kein eigenes haben, aber so zu Besuch, gut gelaunt und nicht stinkend sind die schon super.