Tag 628 – Geschafft.

Mit dickem Kopf einschlafen heißt meistens, mit dickem Kopf aufwachen. Das weiß ich, gehört aber zu den Dingen, die ich offenbar einfach nicht wahrhaben will, sonst würde ich mich ja dementsprechend verhalten. Naja, es sieht also so aus, als hätte ich einfach ne fette Erkältung – die Nase ist verstopft und/oder läuft, der Kopf tut ohne Schmerzmittel ordentlich weh und der Hals kratzt. Unangenehm, aber nix wildes.

Entsprechend heute (langsam und vorsichtig) die ToDo-Liste abgearbeitet:

  • Maus gucken
  • Ausführliche Körperpflege (Fingernägel!)
  • Schminkpinsel waschen („man“ sollte das wohl so ca. Einmal die Woche tun. Wegen der Hygiene. Leuchtet ein, aber ob ich wöchentlich dazu komme, wird die Zukunft zeigen)
  • Fahrradreifen aufpumpen
  • 2 Stunden arbeiten (ja, und morgen auch. Gestern auch schon. Nein, das macht mir nicht besonders Spaß, muss aber trotzdem sein)
  • Der Familie hinterherfahren zum „Valborgsmässoafton“, der schwedischen Walpurgisnacht. Exilschweden in Norwegen sind auch nicht kontaktfreudiger als die Norweger. Auch ansonsten ein völlig normales Norwegisches Fest: es gab ein Lagerfeuer, aber erst, als die meisten Familien schon weg waren, weil Feuer ja so wahsninnig gefährlich ist und sich kleine Kinder ja bekanntermaßen gerne mal direkt in die Flammen stürzen. Während die Familien da waren, gab es Würstchen und Schokoladenkuchen. Ein paar schwedische Flaggen dazu und hier und da sprachen Menschen schwedisch. Aber was hatte ich an einem Nachmittag auch erwartet? Vielleicht sollte ich jetzt nochmal in die Bucht fahren…
  • Den Rest des Tages in der Küche verbracht. Quiche gemacht, Brötchen gebacken, Brot gebacken. Sauerteige geführt und mit Michel zusammen neue Teige für ein zweites Brot morgen angesetzt. Michel meinte „Ich will immer mit dir backen, Mama. Und dann sage ich allen meinen Freunden, dass das mein Brot ist. Und du kannst das dann deiner Familie sagen.“

Jetzt Bett*. Verdient. 

Hier noch ein Bild, das Herr Rabe heute gemacht hat:

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Kind zwei und die "Papageien"

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* Ach ja, Update Schlafsituation: Gestern bzw. heute früh schliefen die Kinder friedlich in Michels Bett bis um sechs. Und ich war auch nur zwei Mal panisch gucken, ob sie noch leben. Das ist ganz wunderbar gelaufen, auch wenn Herr Rabe und ich uns noch dran gewöhnen müssen: wir schliefen nämlich beide regungslos jeweils ganz außen im Bett, mit ca. einem Meter freiem Platz zwischen uns. Heute früh kamen dann erst Pippi (ok, die kam nicht, sondern weckte uns mit rufen und fröhlichem brabbeln) und dann Michel an, zum kuscheln. Ich kuschle viel lieber, wenn ich nicht die ganze Nacht zwangsbekuschelt werde. Heute Abend brachte Herr Rabe dann zuerst Pippi und dann Michel in Michels Bett. Das klappte ganz gut, wird im Alltag aber vermutlich zeitlich etwas eng.

Tag 627 – Dicker Kopf. 

Heute Abend brachte Herr Rabe beide Kinder in Michels Bett. Michel motzte zwar zuerst ein wenig, weil er Angst hatte, dass Pippi wieder Theater machen würde. Pippi wollte auch in der Tat wieder nicht schlafen, sondern hampelte noch eine Weile herum und erzählte was. Ich weiß das, weil ich, quasi auf Abruf, unten in ihrem Bett lag. Falls sie doch runter will oder Michel wachhält. Ich hörte also Pippi hampeln und Michel sehr bald schnaufen. Ich hörte, wie Pippi langsam zur Ruhe kam. Dann kam ich auch ein bisschen sehr doll zur Ruhe, mir fiel jedenfalls das Handy aufs Gesicht und ich gönnte mir ein paar Minuten Schlaf. Als ich wach wurde, hatten sich meine latenten Halsschmerzen, die ich schon den ganzen Tag mit mir rumschleppe, manifestiert und es hatten sich Kopfschmerzen und eine maximal luftundurchlässige Nase hinzugesellt. Krank innerhalb von 5 30 Minuten. Danach war nicht mehr viel zu machen, außer ins Bett plumpsen und jetzt hoffentlich alles wegschlafen. 

Tag 626 – So funktioniert es also schon mal nicht. 

Projekt Pippi aus dem (Eltern-)Bett bekommen, 1. Versuch. Komplette Katastrophe. 

Wir dachten so, dass es für Pippi vielleicht einfacher wäre, wenn sie gleich ganz aus unserem Zimmer auszöge und bei Michel mit ein. Eventuell sogar einfach in Michels Bett, aber der hat ja ein Hochbett und so wurde das schnell wieder verworfen. Also bauten wir heute das (nie als solches genutzte) Beistellbett in ein normales, flaches Kleinkindbett um und bastelten es origamimäßig unter Michels Bett. Pippi war total begeistert, setzte sich rein, sagte „Bett“, legte sich hin, tat so als würde sie schnarchen. Wir werteten das als gutes Zeichen und machten die Kinder hoffnungsfroh bettfertig. 

Zuerst wollte Michel unbedingt mit in Pippis Bett liegen, während wir die „Eule anguckten“. Ich dachte kurz: auch gut, dann schlafen sie halt unten zusammen. Aber dann war Pippi aufgekratzt und Michel wollte doch nach oben. Kaum hatte der sich hingelegt, wollte aber Pippi auch nicht mehr unten liegen bleiben, sondern hoch. Mit ihrem „Bärchen“, einem Teddy, der fast so groß ist wie sie selbst. Oben legte sie erst den Bären hin, sagte „Alle gut, Bärsen. Ginken? Njamjamjam. So, Bett, Chrrrrr pschsch!“ und legte sich dann daneben. Und setzte sich wieder hin. Und erzählte wieder was. Michel fing schon an, genervt zu seufzen. Ich machte die Spieluhr an. Pippi hampelte. Michel seufzte. Pippi nörgelte. Michel bat darum, dass sie sich endlich hinlegen solle oder eben weggehen. Pippi entschied sich für weggehen, schnappte sich das Bärchen und wollte heruntergehoben werden. Ich wollte, dass sie sich dann unten ins Bett legt. Aber sie fing direkt an zu schreien. So arg, dass Herr Rabe sie nach einer hilflosen SMS abholen wollte. Allerdings hatte sie da Michel schon wieder richtig wachgebrüllt, sodass beide Kinder mit Herrn Rabe ins Wohnzimmer loszockelten. Ich lag beleidigt in Pippis Bett, bis Herr Rabe Michel ins Bett brachte und ich auf die fröhlich spielende Pippi aufpassen musste. Als Herr Rabe Michel ins Bett gebracht hatte, wollte er sein Glück nochmal mit Pippi versuchen.

Pustekuchen. Pippi wollte nicht ins Bett. Gar nicht. Sie fing hysterisch zu brüllen an. Kreischte, was das Zeug hielt. Irgendwann hielt Herr Rabe es nicht mehr aus und ging. Ich setzte mich zu ihr. Und hörte mir das Wut- und Frustgebrüll an. Lange. Anfassen durfte ich sie wieder nicht. Trösten auch nicht. Sie schrie einfach. Sie kann das wirklich sehr, sehr lange. Irgendwann kam Herr Rabe zurück und löste mich ab. Pippi brüllte. 

Irgendwann, nach über einer Stunde Gekreische, hörte ich aus dem Kinderzimmer das Geschrei abebben. Dann hörte es ganz auf. Pippi war auf Herrn Rabes Arm eingeschlafen. Natürlich auch Mist, weil sie so nicht mitbekommt, dass sie in ihr Bett gelegt wird und dann nachts orientierungslos alleine im Dunkeln aufwacht, obwohl sie doch eben noch bei Papa auf dem Arm war. 

Update: Wurde sie schon. Ich liege jetzt bei ihr im Bett. Genau so hatte ich mir das gedacht…

Tag 625 – Noch ein Tässchen…

So. Ich habe es ja schon angedeutet, dass es heute ans Eingemachte geht. 

Ich sage es mal so: TRIGGERWARNUNG! Manche (viele?) von Ihnen möchten aus diversen Gründen vielleicht nicht weiter lesen.

Es wird um Damenmonatshygiene gehen.

Also auch um die Periode.

Blut!

MENSTRUATIONSBLUT!

Und vor allem spreche ich hier nicht von Tampons oder Binden.

Sondern Menstruationstassen.

(Ich gebe Ihnen jetzt den Raum, diesen Blogpost unauffällig zu schließen. Ich frage morgen nicht ab, versprochen! Und es geht hier morgen auch wieder um andere Dinge.)

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Jetzt dürften Wir unter uns sein. Wie schön, dass Sie noch da sind!

Zu diesem Post kam es so: Letzte Woche, kurz vor der Abreise aus Bielefeld, meldete sich mein Uterus und sagte sinngemäß: Ich weiß genau, dass deine Menstruationstasse in Trondheim ist, hahaha, ich habe eine Pakt mit Murphy und lege genau jetzt mit der Abstoßung der Schleimhaut los, muhahahaha! Das war recht blöd, so für mich, weil auch meine Schwägerin nur sehr bedingt aushelfen konnte und so kam es, dass wir in Fährennähe in Kiel in einen DM sprangen, damit ich wenigstens Tampons besorgen könnte. Und da stand ich vorm Tamponregal und stellte fest: da gibt es jetzt die MeLuna, in drei Größen und für erschwingliche 15 € (so ca.). Also kaufte ich eine, weil halt. Und versprach auf Twitter quasi eine Rezension, die hier jetzt kommt.

Die Geschichte mit mir und Menstruationstassen generell fing an, als wir Michel mit Stoffwindeln wickelten und ich über die einschlägigen Seiten vermehrt von wiederverwendbaren Monatshygieneartikeln hörte. Da ging es aber vor allem um Binden und naja. Binden haben mich nie begeistert, ich mag dieses Gefühl nicht, so ein klebriges Windeldings im Schlüpper zu haben. Ich weiß noch, als ich mit 11 meine Tage bekam und vom ersten Tag an Tampons benutzte. Irgendwann war ich mal out of stock in der Schule und fragte meine Freundin. Sie guckte mich entgeistert an: „Du benutzt Tampons?!?“ Ich guckte genauso entgeistert zurück: „Du etwa nicht?!?“. Den Tampons war ich fast 20 Jahre lang treu und auch eigentlich nicht wirklich unzufrieden damit. Klar, am letzten und vorletzten Tag der Periode, wenn selbst der Mini nicht mehr voll wurde, war das Entfernen manchmal eine eher unschöne Sache und hinterher dauerte es immer zwei, drei Tage, bis sich alles wieder befeuchtet hatte, aber tjanun. Ich kannte es ja auch nicht anders und nahm das so hin. Aber wie gesagt, dann hörte ich von anderen Methoden und irgendwann auch von Menstruationstassen. Und meine Reaktion war „ewwww!“. Ich las mit einer Mischung aus Anwiderung und Neugierde über die Silikonhütchen, die (in der Vagina) das Menstruationsblut auffangen und dann einfach entleert werden sollen, ausspülen, wieder rein und fertig. Und irgendwann, nachdem die Gewöhnungseffekte das Gruseln überwunden hatten, überwog die Neugierde. Das war vor etwa drei Jahren. 

Ich bestellte eine Menstruationstasse im Internet. Das heißt, erst googelte ich und versuchte herauszufinden, welche wohl „die Richtige“ für mich sei. Hahaha. Es gibt ungefähr fünfzehn Hersteller, mit drölfzig Modellen und Größen und darfs in lila Glitzer sein? Die Größenangaben verwirrten mich unheimlich, auch so charmante Aussagen wie „wenn sie schon ein Baby entbunden haben, nehmen Sie auf jeden Fall Größe XXL“ machten es nicht besser. Ich hatte einfach keine Ahnung, ob 20 mL Fassungsvermögen viel oder wenig oder ausreichend wären, oder ob 5 oder 7 cm Durchmesser irgendwie passen könnten. Woher auch? Das einzige was ich wusste, war, dass ein 37cm-Umfang Babykopf nicht wirklich gut durchgepasst hatte. Wenig hilfreich. Am Ende bestellte ich eine Ruby Cup, hauptsächlich aus dem Grund, dass die „One Size fits all“ sind. (Außerdem bekommt von denen für jede verkaufte Tasse eine Menstruierende in Kenia eine Menstruationstasse gespendet, was für die Frauen da heißt, dass sie zum Beispiel zur Schule gehen können, wenn sie ihre Periode haben.) 

Die ersten drei Zyklen waren furchtbar. Ich bekam es nicht hin, das Ding so einzusetzen, wie es auf den Bildern stand (nämlich unter dem Muttermund in der Vagina, quasi eingeklemmt zwischen Schambein und Darm). Mal saß es zu weit unten, mal zu weit seitlich, mal war es nicht richtig aufgeploppt und alles lief nebenher (ewwww!!!). Das Entfernen ging regelmäßig schief und ich fragte mich schon, ob ich jetzt für immer bei der Arbeit meine komplette Untenrum-Bekleidung zum Ausleeren der Tasse würde ausziehen müssen um nicht alles vollzusauen. Nach zwei Zyklen war ich kurz vorm Aufgeben und gab mir noch einen dritten, letzten, bevor ich das Ding in den Müll schmeißen würde. Ich googelte nochmal und fand eine Seite mit verschiedenen Falttechniken. Die Menstruationstasse ist nämlich recht groß und auch steif, das hat seinen Sinn, wirft aber erstmal die Frage auf, wie man das reinbekommen soll. Das Geheimnis ist, dass man die zusammenfaltet (ich präferiere die Muschel), dann tief genug reinschiebt (wie einen Tampon) und dann langsam aufploppen lässt. Am Ende sollte man auf jeden Fall noch einmal mit dem Finger ganz um den Rand fahren und überprüfen, dass der Muttermund nicht irgendwo an der Seite vorbei schaut. Und ich kann ja jetzt auch mal so viel verraten, dass das bei mir heißt, dass die Tasse viel weiter oben sitzt, als vorgesehen. Aber so klappts. Und oh Wunder: seit diesem dritten Zyklus habe ich es tatsächlich unfallfrei durch meine Periode geschafft. Und ich gebe die Tasse nie mehr her.

Meine ganz persönlichen Erkenntnisse aus drei Jahren Menstruationstasse: 

  • 20 mL sind gar nicht mal so viel. Auch 30 nicht. 
  • Üben, üben, üben. Irgendwann geht es echt so einfach (und sauereifrei) wie nen Tampon zu wechseln.
  • Ziehen Sie nie (NIE!!!) einfach am Boden, um das Ding zu entfernen. Immer erst den Unterdruck lösen, es tut sonst echt sehr sehr doll weh.
  • Ein Klo mit Waschbecken in der Kabine ist sehr hilfreich (und ich weiß nicht, ob ich das machen würde, wenn ich wüsste, dass ich das nicht habe).
  • Eine Slipeinlage als Sicherheit ist unentbehrlich. Im Gegensatz zu nem Tampon läuft die Tasse nämlich einfach Schwallartig über, wenn sie voll ist. Man kann Slipeinlagen aber auch super selber nähen, wenn man PUL-beschichteten Stoff hat, sogar flüssigkeitsdichte.
  • Die meisten Leute finden das Thema Menstruationstassen noch viel schlimmer als, sagen wir mal, weibliche Achselhaare.
  • Tampons trocknen echt krass aus. Silikon nicht. Hilfreich, wenn man eh phasenweise unter unangenehmer Dürre oder auch ab und an mal Pilzinfektionen leidet.
  • Menstruationsblut lässt sich im Klo voll schlecht runterspülen.

Und damit zur Rezension von der MeLuna. Also die Farbe ist schon mal hübscher. Silikon ist halt gelblich-weiß und nach drei Jahren ist es auch das nicht mehr. Obwohl es jeden Monat ausgekocht wird (eine Information, die ich bei der MeLuna übersehen haben muss…?) ist es, naja, rostrot verfärbt, vor allem am Rand. Insofern ist das Lila ganz nett*. Ansonsten bleibe ich aber wohl fürs erste bei der RubyCup, denn: die MeLuna ist länger und schmaler. Dadurch, dass sie schmaler ist, kann ich sie nicht so gut „festklemmen“. Und dadurch, dass sie länger ist, verrutscht sie gerne mal und piekt unangenehm irgendwo hin oder gar raus, was zu einem lustig anzusehenden Gang führt, aber das wars dann auch schon mit dem Lustigen. Ein weiterer Faktor, der mich stört, ist der Ring, der zum Rausnehmen gedacht ist. Ich muss mal schauen, ob man den nicht auch ganz abschneiden kann, ich denke, damit würden sich auch die „Längenprobleme“ lösen. Die RubyCup hatte unten einen Stab, der aber laut Anleitung explizit gekürzt werden sollte. Ich hab ihn sukzessive ganz abgeschnitten, weil mir die sonst auch zu lang war und mich der Stummel mehr störte, als dass er irgendwie hilfreich war. Und eventuell hätte ich die MeLuna doch in L nehmen sollen, damit der Durchmesser größer wäre, der Sitz dadurch besser (und auch ein bisschen mehr reinpasst).

Fazit: Menstruationstassen sind super, die MeLuna ist… ok.

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*Ich sehe gerade, die RubyCup gibt es jetzt auch in anderen Farben. Schade, dass man die bis zu 10 Jahren verwenden kann (und ich so geizig bin).

Tag 624 – Das muss doch alles irgendwie besser gehen. 

Ach Mann, jetzt ist es schon so spät geworden. Ich hatte doch so vor, mal ein paar meiner Leser*Innen nachhaltig zu vergraulen. Aber das wird mit jetzt für heute zu viel, morgen dann, ja? 

Weshalb ist es so spät? Weil Herr Rabe und ich uns noch über Erziehungsdinge angezickt unterhalten haben. Es ist nämlich so, dass im Moment hier dauernd meine Grenzen überschritten werden, einmal so ganz generelle (ich möchte mein Bett zurück) und dann auch ganz spezielle, Michel ist nämlich in einer krassen Knutschphase und ich kann das überhaupt nicht ab. Vor allem (!!!) nicht, wenn er irgendeinen Mist gemacht hat und dann als Übersprungshandlung mich anspringt und mich abknutscht oder ableckt (!!!!!!!). Ich sage ihm dann auch recht deutlich, dass ich das nicht will, weil ich das nicht mag und dass er aufhören soll. Er hört aber nicht auf. Herr Rabe sagt, ich muss das deutlicher machen, mich auch körperlich entfernen oder ihn wegschieben. Ich finde ‚Nein heißt Nein‘ muss reichen. Er findet, das kann Michel noch nicht verstehen, weil er ja erst 4,5 Jahre alt ist. Und da sind wir dann auch am Ende der Diskussion, weil ich es einfach nicht weiß, wann Kinder dazu in der Lage sind. Oder vielleicht ist Michel auch ein empathieloser Klotz. Gnäh. Nächstes Thema: Fernsehen Slash Bildschirmzeit. Wir sind zu inkonsequent und werden da jetzt mal andere Saiten aufziehen. Michel ist nämlich ein richtiger kleiner Bildschirmjunkie und hört einfach *nie* von selbst auf, wenn er genug hat (haben wir probiert, ja). Wir werden das auf eine halbe Stunde pro Tag begrenzen (nicht so wie es jetzt klingt, eher so: eine Sendung. Wenn die 20 Minuten dauert, ist danach Schluss. Wenn er gerade was spielt, was noch 5 Minuten dauert, machen wir auch nicht nach Punkt 30 Minuten das iPad aus, sodass er seinen Spielstand verliert oder was weiß ich. Wobei er so komplexe Dinge auch noch gar nicht spielt) und wenn es wegen der Begrenzung Theater gibt, ist am nächsten Tag komplett Pause. Wir rechnen mit Theater. 

Morgen ist dann passender Weise auch Elterngespräch im Kindergarten, da können wir dann so wunderbare Themen ansprechen wie „Warum messt ihr bei Pippi eigentlich dauernd Fieber?“, „Wie kommt Michel auf die Idee, dass alle Frauen lange Wimpern haben?“ und „Woher hat Michel die ganzen Schimpfwörter*?“.

Wunderbar. Ich freue mich schon totaaaaaal drauf. 

*wenns jetzt „Arsch“ oder „Wurst“ oder „verdammte Kacke“ wäre, würde es mich ja gar nicht wundern. Aber er sagt „dumming“ [Dummer], „luring“ [schwierig, å lure ist jemanden hereinlegen, ein luring müsste also ein Betrüger oder sowas sein?] und so weiter und vielleicht ist das auf Norwegisch ja alles gar nicht so schlimm**.

**vermutlich zumindest „dumming“ schon. 

Tag 623 – Riesenschnecken. 

Kennen Sie das? In Gedanken fertige Blogartikel, die Sie nicht schreiben, weil, ach, da macht man dann wieder ein Fass auf und Meh, grad keine Lust auf Diskussionen und Konflikt und ganz achtsamen Gedankenaustausch und am Ende machen Sie Bilder von Ihren Schnecken. 

Hat versucht mich zu fressen. Hat nicht geklappt. Wie auch, nur mit ner Zunge.


Dieser „Pickel“ seitlich am Kopf ist übrigens das Sexualorgan. Wer welchen Part bei der Paarung übernimmt, entscheidet sich spontan. (Die sind schon recht cool, doch.)


Der Körper ist überraschend kühl und auch überraschend fest. Naja, anderswo werden die halt auch gegessen, schmeckt vermutlich auch nicht anders als Weinbergschnecken und die wurden mir als in der Konsistenz „wie Muscheln“ beschrieben. Das käme hin, wenn ich jetzt mal so von lebender zur gekochter Schnecke extrapoliere.


Die ganze Pracht in ausgestreckt. Ja, die ist so ca. Ausgewachsen. Wobei die im Prinzip immer weiter wachsen, nur eben immer langsamer.


Während ich mit Schnecke 1 herumdölmere, tritt Nummer 2 schon die Flucht an. Gut, dass die so langsam sind.


Fazit: Schneckenschleim muss irgendso ein Mucus-Zuckerpolymer-Schleimzeugs sein. Beim Händewaschen wird das nämlich erstmal quasi immer mehr, man denkt, es geht nie ab. Irgendwann und mit viel Seife dann doch. Also wirklich keine Kuscheltiere. 

Tag 621 – Ich will ja nicht nörgeln, aber…

… nach der anfänglich so guten Fahrt gestern war der Rest leider zum Kotzen, das fand jedenfalls Pippi, bzw. beschissen, das fand ich. Dazu kam dann noch ein saftiger Schneesturm quasi mit Überfahren der Grenze zu Sør-Trøndelag, so richtig mit großer Aufregung und Schlittern und vielem Fluchen und kaum noch was sehen, sodass wir dann um halb vier endlich und komplett gerädert und mit einem ziemlich nach anverdauter Banane riechendem Auto zu Hause ankamen. 

Heute war der Rest des Tages entsprechend geprägt von massivem Durchhängen wegen Magen-Darm (Pippi und ich), Auspacken und Wäsche waschen (Herr Rabe), Unausgelastetheit (Michel) und einem furchtbar schlechten Gewissen gegenüber sämtlichen Menschen, die wir gestern eventuell angesteckt haben könnten. Einziger Lichtblick: Herr Rabe und Michel geht’s gut. 

(Langsam reicht’s dann auch mal mit dem Kranksein, finde ich.)

Tag 620 – Katzensabber und Autospaß. 

Nach einem wirklich schönen Tag mit Geburtstagsnachfeierei und durchweg niedlichen Kindern und Babys und grade so nicht mehr Babys und leider auch Gliederschmerzen und diffusem Unwohlsein meinerseits sind wir jetzt auf dem Rückweg. Wir werden voraussichtlich irgendwann mitten in der Nacht ankommen, dann können wir morgen durchhängen und übermorgen wieder frisch und fröhlich arbeiten gehen, juhu. Und außerdem werde ich Montag in Erfahrung bringen, wie man in Norwegen einen Allergietest machen lässt. Wir vermuten nämlich, dass Michel gegen Katzensabberenzyme allergisch ist. Umgangssprachlich nennt man das Katzenhaarallergie, aber ist ja egal, wie man es nennt, jedenfalls hatte Michel immer nachdem er mit der Katze gekuschelt hatte rote Flecken um den Mund, rieb sich die kleinen, roten Augen und sagte, seine Nase juckt. Im Nachhinein erklärt das auch die komische „Oma-Reaktion“, dass er immer, wenn meine Mutter uns in Bielefeld traf, anfing, sich die Augen zu reiben, die dann auch rot und geschwollen waren. Armes Kind und arme Mama, die ja so gerne wieder ne Katze hätte. Und ja, ich weiß, dass es „Allergikerkatzen“ gibt, aber da müsste man dann aufs einzelne Tier testen und, ach. Erstmal gucken, vielleicht bilden wir uns das ja alle auch nur ein. Pippi will auf jeden Fall auch ne Katze. 

Habe ich jemals über das langweilige Fahren in Norwegen gemeckert? Nach anderthalb Wochen als Beifahrerin in Deutschland singe ich hier Loblieder auf das Autofahren. Wie unglaublich entspannt das ist! So eine begrenzte Maximalgeschwindigkeit hat schon was, vor allem da wo die Straße trotzdem gut ausgebaut und mehrspurig ist. Tempomat auf 120* und lass laufen. Wenn man mal wen überholen möchte, ist das kein Affront, sondern wird einfach ohne besondere Eile erledigt, man lässt sich gegenseitig Platz, niemand fährt einem halb auf die Stoßstange oder versucht einen auszubremsen. Auch da wo die Straße nur einspurig ist, nimmt man gegenseitig Rücksicht und macht an günstigen Stellen den Hinterherfahrenden Platz zum Überholen. I f*cking love it!

*Jaja, eigentlich natürlich 110.