Tag 1623 – „Ich muss Ihnen leider sagen, dass sie damit übergewichtig sind.“

Das ist nun zugegebenermaßen auch schon ein bisschen her. Genau genommen etwa fünf Jahre, da war ich nämlich schwanger mit Pippi. Anlass dieses Satzes war mein Gewicht im Verhältnis zu meiner Körpergröße und ich hatte damals nur ein müdes Achselzucken dafür übrig. Heute würde ich an die Decke gehen. Weil, nein. MUSS man gar nicht sagen. KANN man vielleicht auch einfach mal den Menschen angucken. KÖNNTE MAN! Macht man aber nicht, weil es so viel einfacher ist, Gewicht durch Körpergröße zum Quadrat und fertig, dann noch willkürlich irgendwelche hanebüchenen Grenzen setzen, wo das ominöse „zu fett“ anfängt und dann darf jeder Hinz und Kunz quasi verweigern, mit einer vernünftig zu reden, bevor man abgenommen hat.

Neulich ging ein „netter“ BMI-Rechner in meiner Timeline rum. Nett, weil der das Alter mit einbezieht, wenn es drum geht, auszurechnen, auf welche Art man falsch ist. Ich daddelte den aus Interesse auch einmal durch und freute mich, dass ich in 7 Wochen auf magische Weise ein extra Kilo geschenkt kriege, das ich noch haben darf, bevor mir wieder ein Arzt einen Satz wie im Titel an den Kopf knallen darf. Dabei könnte man es ja auch einfach lassen! Einfach ganz weg gehen von „Du wiegst x Kilo und bist y cm lang, OHHHHH SO GEHT DAS ABER NICHT!!!“ Könnte man, es wäre nun wirklich nicht so schwer! Man könnte zum Beispiel erst mal fragen, ob sich die Person fit und gut fühlt. Und, Spoiler, wenn die Antwort darauf Ja ist, BRAUCHT MAN EINFACH GAR NICHT MEHR NACHFRAGEN! Fertig.

Aber ich rege mich sinnlos auf. Ich veranschauliche das mal an einem ganz konkreten Beispiel. Ich kann leider nicht aus eigener Erfahrung vom fit dick sein berichten, da müssen sie anderswo nachlesen aber dafür kann ich ein Lied, ach was, einen ganzen Liederzyklus davon singen, wie es ist, unfit schlank zu sein (als ich nämlich krank war) und auch wie es ist, schwere Knochen zu haben wenn man fit, schlank und schwer ist, weil man eine signifikante Menge Muskelgewebe besitzt.

Gestern war ich nämlich bei der Helsestasjon und da ist eine Waage. Wie immer. Und weil ich auch ein Kind von 1985 und im Schlankheitswahneuropa groß geworden bin, weil ich weiß was die Duchess of Cambridge wiegt aber nicht, was sie studiert hat (hat sie studiert? Hat sie da nicht ihren Mann kennengelernt?), stieg ich drauf. Haha, Opfer. Wer darüber steht, so richtig von ganzem Herzen, der werfe die erste Coke Zero. Jedenfalls, ich wiege also 69,8 kg. Bei einer Größe von 169 cm und dem Arsch-BMI-Rechner, der bei mir der erste Google-Treffer ist, kommt da raus…

Aber Moment! Bis BMI 25 ist doch Normal und 69,8 kg ist eindeutig unter 70 kg! Tja, man kann sein Gewicht da nur in ganzen Zahlen angeben und offenbar hat das Ding eiskalt den BMI aufgerundet um mich dick zu nennen mir ein schlechtes Gewichts-Gewissen zu machen.

Und dann war ich sauer. Ich gab die Größe ein, die in meinem Personalausweis steht.

It’s magic.

Ich gab das Gewicht an, wenn ich 500g für Klamotten abziehe (dann natürlich abgerundet, it’s magic!!!).

Und aus Witz gab ich auch mal das Gewicht ein, das ich hatte, als meine Schilddrüse eskalierte und ich bei ca. 2500 kcal Zufuhr am Tag (grob geschätzt, aber mindestens eine extra Mahlzeit am Tag und viel zwischendurch) immer weiter abnahm.

Da guckten aus mir überall Knochen raus und wenn ich auf dem Boden saß, kam ich nicht aus der Kraft meiner Beine hoch, sondern musste mich abstützen oder hochziehen. Ich fühlte mich wie eine alte Oma. (Sorry, Omi.) Einmal fing ich auf dem Rückweg vom Tanzen an zu weinen, weil ich einfach nicht gekonnt hatte, was die Trainerin vormachte, ich konnte nicht springen und keinerlei Bodenarbeit machen, weil ich da lag wie ein Krebs auf dem Rücken. War ne super Zeit. Nicht.

Insofern…

Fuck this shit. Ich bin sehr glücklich mit meinem Körper. Ich habe eine Berufsunfähigkeitsversicherung (und mein damaliger BMI wurde damals genehmigt), ich will keine private Krankenversicherung und wenn mich noch mal ein Arzt fragt, was ich wiege oder wie groß ich bin, fordere ich ihn zum Armdrücken heraus oder lade ihn zu 20 Minuten HIIT ein und dann kann er hinterher gern beurteilen, ob ich wohl gesund bin oder nicht. Aber nicht anhand willkürlich festgelegter Formeln und Grenzwerte.

(Ha. Und das habe ich nun alles zu schreiben geschafft ohne dass ich ein Bild von mir gezeigt habe. Sie dürfen sich jetzt gerne alle fragen, ob ich wohl dick bin, Sie dürfen aber auch gerne kurz hinterfragen, warum sie das denn tun.)

Tag 1621 – Tag in Bildern.

Bloß weil man sich fühlt als könne man Bäume ausreißen, sollte man das nicht unbedingt machen, schon gar nicht mit nur einem Smoothie und einer Tasse Kaffee intus. (Man beachte die Uhrzeit, zu der ich trainiert habe.)

Und überhaupt, die armen Bäume.

Jedenfalls, wenn man die Bäume dann ausgerissen hat, hat man Mittags so einen Hunger, dass man ein halbes Schwein essen könnte, zur Not lebendig, aber das schlechte Gewissen bestellt Blumenkohl.

Das war aber super lecker und vor allem in bester Gesellschaft und es ist so so so schön, ab und zu mal rauszukommen und mit normalen anderen Leuten unter 50 zu reden. Hach!

Nun ja, Arbeit, Arbeit und dann zack, zack, Kinder abholen. Wenigstens machte Norwegen wieder kitschige Himmelsachen:

Klares Wetter wurde auch Zeit, nach diesem bisher total verregneten und viel zu warmen Januar. Selbst wenn man wollte, könnte man nicht Ski fahren.

Aber, die Bäume, oh je, jedenfalls konnte ich mich kaum bewegen, als wir zu Hause waren und so habe ich weder noch fertig gearbeitet noch um sechs das Essen fertig gehabt. Und auch nach einer großen Portion Nudeln mit Lachssauce habe ich noch Hunger und deshalb widme ich mich jetzt einem heimlichen Gelüst, das ich nur ganz selten habe:

Nicht im Bild: der Liter Wasser, den ich heute noch zu trinken gedenke, auf das ich morgen wieder denke ich könnte Bäume ausreißen fitter bin.

Tag 1278 – 4.29.

Heute gelernt: einen 4.29 kann man immer machen, wenn einem sonst nix einfällt.

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Michel erzählte heute morgen, seine Klassenkameradin, nennen wir sie mal frei erfunden Lise, könne Spagat. In jede Richtung. Erwachsene können nicht so gut Spagat, weil die Beine länger sind und dann ist der Abstand so groß. Er kann auch keinen Spagat. (Ich fügte an dieser Stelle an, dass ich auch mal Spagat konnte, auch als ich schon erwachsen war und er das auch nur üben müsste, dann könne er das auch irgendwann.) Aber die Lise, die kann das, die geht nämlich zum Turnen.

Und beim Turnen, ne Mama, da nimmt man auch ab.

Der Satz hat mich wütend und traurig und alles gleichzeitig gemacht und ich habe Michel dazu erst mal ein paar Takte gesagt, nämlich

  • Dass man Sport nicht macht um abzunehmen, sondern zu allererst mal weil’s Spaß macht und dann vielleicht irgendwann weil man davon fitter wird
  • Dicke Leute können viel Sport machen und sehr fit sein und sich pudelwohl fühlen
  • Schlanke Leute machen umgekehrt auch nicht alle Sport und sind vielleicht ganz und gar nicht fit oder gesund
  • Und überhaupt und ganz wichtig: SECHSJÄHRIGE SOLLTEN SICH ÜBERHAUPT NOCH KEINEN KOPF UMS ABNEHMEN MACHEN
  • Herrschaftszeiten. Das wird ein schöner nächster Elternabend. Da freue ich mich jetzt genauso drauf, wie auf den im Kindergarten, wo ich mal anmerken werde, dass Leuten, die beim Abliefern und Abholen vorm Kindergarten das Auto einfach laufen lassen, offenbar an der Zukunft ihrer Kinder nicht so viel gelegen ist, jedenfalls an keiner auf einem Planeten mit halbwegs in-Ordnung-em Klima.
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  • Heute zum ersten Mal im nicht-mehr-ganz-Dunkeln das Haus verlassen, um 07:03 wurde der Himmel im Osten schon blau. Auch im noch-nicht-ganz-Dunkeln nach Hause gekommen. Wäre nicht der Zug hoffnungslos verspätet gewesen (ich habe von Schreibtisch zu Couch 1 Stunde 50 Minuten gebraucht), wäre es noch heller gewesen und das tut dem Gemüt außerordentlich gut sage ich Ihnen. Das schafft keine Vitamin-D-Tablette, was länger werdende Tage mit mir machen. Noch 5 Wochen ca. und dann ist es endlich wieder länger hell als dunkel (und ja, der Tag der Tag-und-Nacht-Gleiche ist überall gleich, dieses Jahr am 20. März). Hach!
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  • Das mit dem total verspäteten Zug war aber doof, denn ich musste erst sehr lange warten, dann fuhr der Zug auf einem anderen Gleis, was ich aber erst raffte, als er auf dem anderen Gleis einfuhr und dann musste ich sehr schnell sprinten (was ich hasse und normalerweise tue ich mir würdeloses Rennen zum ÖPNV nicht an, aber ich hatte ja schon ewig gewartet) und dann war natürlich in Eidsvoll auch kein Bus zu kriegen und ich musste vom Bahnhof aus nach Hause laufen. Letzteres war noch am wenigsten schlimm, dachte ich erst, aber mein Uterus meinte dann ab der Hälfte des Wegs, er hätte nun genug und krampfte sich um die Spirale und das war dann sehr unangenehm. Zu Hause plumpste ich auch nur noch aufs Sofa und schlief recht bald bei Mickey Mouse ein.

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    Pippi kuschelte sich beim Fernsehen an mich und als ich wieder wach wurde konstatierte, ich sei sehr weich und würde gut riechen. Das ist doch mal ein schönes Kompliment.

    Tag 1265 – Backtschickebumm.

    Leider ein Tag für die Tonne. Das Gras, was ich wachsen höre, lässt sich nicht mehr ignorieren und erfordert meinerseits Klärung, das finde ich nicht schön, aber es gibt ja noch einen Funken Hoffnung, dass das alles nur ein großes Missverständnis ist. Selbst wenn, möchte ich das Aufkommen solcher Missverständnisse in Zukunft vermieden wissen, schon allein deshalb muss ich das wohl klären. Mimimi. Sorry für die Kryptik, geht bestimmt bald wieder.

    Morgen wird das mit dem Gespräch aber nix, nicht mal mehr diese Woche, fällt mir dabei ein, denn ein Teil des Grases ist nicht da und ich bin morgen auch nicht da, denn ich werde Pippi betuddeln, die heute im Kindergarten nach viel Genörgel einfach einschlief. So geht das natürlich nicht, sie ist noch nicht fit genug, ich hoffe, dass ein Tag ohne Kindergarten das richtet.

    Die Anrufe vom Kindergarten hörte ich wieder nicht, denn ich war, und darüber wollte ich eigentlich schreiben, beim Zumba. Wir haben ja dieses Angebot, eine Stunde pro Woche während der Arbeitszeit Sport zu machen, solange wir das dann auch mit Kolleg*Innen machen. Da gibt es recht viel, ganz neu: Zumba. Zumba ist so: man legt _sehr grob_ lateinamerikanische Partykracher auf und dann macht man dazu Fitness mit viel Hüfte und verschnörkelten Armen.

    Pro:

    • Musik
      Tanz
      Puls hoch, Schweißdrüsen auf
      Aber auch Kraftaspekte
      Sehe Potential, dadurch Rumpf und Arme zu trainieren

    Contra:

    • Die Musik muss man schon mögen und naja, geht so
    • Für wen der fast 30 Jahre lang getanzt hat, auch lateinamerikanisch, auch Samba, auch Salsa, halt sehr sehr wenig anspruchsvoll
    • Könnte anstrengender sein, auf allen Ebenen

    Mein Fazit ist: kann man schon machen, definitiv mehr Anstrengung als welches Yoga auch immer, ich sehe es halt eher als Fitness denn als künstlerisch wertvollen Ausdruckstanz. Hat mit „Tanz“ halt soviel zu tun wie olympisches Gewichtheben mit einer Bodybuildershow. Ich werde nicht unendlich doll weinen, weil ich nicht regelmäßig werde teilnehmen können, aber in den Wochen wo ich nicht kann, muss ich mir was anderes einfallen lassen, weil so ein Gruppengeschwitze ja eigentlich auch sehr nett ist, finde ich jedenfalls. Auch wenn es in diesem speziellen Fall ein wenig lustig ist – hatte ich erwähnt, dass ein Großteil meiner Kolleg*Innen deutlich älter ist als ich? Und mit deutlich meine ich, ein signifikanter Teil da könnten altersmäßig meine Eltern sein.

    Spaß hat’s schon gemacht und auch ein paar meiner Aggressionen erfolgreich abgebaut. Wie gesagt: kann man schon mal machen.

    Pippi war dann übrigens schon von Herrn Rabe abgeholt worden und guckte sich die Augen viereckig. Eigentlich geht es ihr nicht mehr so besonders schlecht. Trotzdem ist der Tag ohne Kindergarten und Rotzvermischung wohl eine gute Idee. Meetings verschieben kann ich ja auch mal von mir aus, nicht wahr?

    (Ach Mann. Ich lese das und es klingt so negativ. Vermutlich PMS in Kombination mit zu vielen Gummibärchen, die mir nun, haha, sauer aufstoßen. Und halt der Kacktag. Zumba ist schon gut, lassen Sie sich da von der Miesepetra aus dem Internet nix einreden.)

    Tag 1192 – Läuft so.

    Kleiner Hänger im Projekt Lerche, erst um zwanzig nach sechs, obwohl ich wach war, aus dem Bett gequält. Aber diese Woche bisher alle meine per FitBit definierten Gesundheitsziele erreicht, also Schrittziel, stündliche Bewegung, 3 L Wasser, mindestens 30 Minuten Bewegung an mindestens 5 Tagen in der Woche (wobei da auch Gehen einbezogen wird und dann ist das mit dem Schrittziel irgendwie doppelt gemoppelt, aber da sehe ich mal elegant drüber hinweg). Ich gehe wieder viel und das tut gut, sehr, auch im grauen, diesigen November ist es eine gute Sache, diese gute Stunde KiTa-Wege zu laufen.

    Ansonsten so: Pippi war heute deutlich besser drauf und meinte sogar um halb sieben schon, sie wolle ins Bett. Sie hat dann noch was gegessen und dann haben wir alle in der Küche getanzt, sodass sie dann doch erst um halb acht im Bett war, was gut ist, weil ich keine Lust habe, morgen auch noch um sechs aufzustehen.

    Apropos Tanzen: Michel macht jetzt immer Breakdance. Es ist zu putzig, er wurschtelt mit seinen Beinen möglichst schnell auf dem Boden rum und dreht sich wild und dazu möchte er jetzt immer „Treestyler“ hören, also Freestyler von Bomfunk MC. Dann denke ich an den Pfarrer, der Herrn Rabe und mich damals kirchlich getraut hat und der ganz Pastorenmäßig andächtig als Einleitung für eine der Ansprachen sagte „Ihr mögt Bäume.“* und wie ich hörte wie meine beste Freundin hinter mir mühsam beherrscht durch die Nase prustete. Nun gut, wir hören also Treestyler und ich finde ein bisschen traurig, dass ich nach nur 20 Jahren alles aus den HipHop-Breakdance-Kursen vergessen habe. Vielleicht muss ich das mal heimlich üben um Michel zu beeindrucken.

    Wobei! Das ging heute voll in die Hose. Michel wollte nämlich Kopfstand gegen die Wand machen, das hat er in der Schule geübt, gegen eine Turnmatte. Wir haben keine Turnmatte. Er meinte, das geht nicht, weil da eben keine Matte ist. Ich machte Handstand gegen die Wand (ich kann das auch ohne Wand, zumindest kurz). Michel war sauer und meinte dann: „Wenn wir das nächste Mal umziehen, dann will ich ein Haus haben, das eine Turnmatte hat!“.

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    *Bei der standesamtlichen Trauung brachte die Standesbeamtin ein Nietzsche-Zitat, an das ich mich ums verrecken nicht erinnere, da konnte die beste Freundin auch schon kaum an sich halten. Wir haben scheinbar ein Talent, komische Sätze mit uns in Verbindung zu bringen. Und meine beste Freundin hat kein Pokerface.

    Tag 1177 – Skinoob.

    Seit drei Wochen versuche ich, über Finn.no gebrauchte Kinderski zu kaufen. Seit drei Wochen bekomme ich von niemandem irgendeine Antwort. Das nervt mich natürlich, vor allem hängt mir aber auch Michel auf der Tasche, dass er UN-BE-DINGT Ski braucht, jetzt sofort.

    Heute habe ich deshalb kurzentschlossen die Kinder eingepackt und fuhr mit ihnen nach Jessheim, um Ski zu kaufen. Support your local schön und gut, aber wenn mich das dann das doppelte kostet… hmm. Ein Dilemma. Egal, Michel wollte eh mal Pippi abholen und so holte ich Michel direkt nach dem Mittagessen vom Hort ab und wir gemeinsam dann Pippi.

    Die Schatten, äh, Matscheseite von Kindergarten.

    Wir steuerten erstmal Coop Obs an, weil wir noch eine Reihe anderen Kram brauchten. Eine Schneehose, ein paar Handschuhe, gefütterte Winterstiefel und fünf Thermoleggings später stand ich wie der Ochs vorm Berg in der Skiabteilung.

    Länge ist gut, aber welche sind nun besser?

    Und da auch nach zwanzigminütigem sehr offensichtlich hilflosem Herumstehen niemand kam, hat Coop Obs an uns heute halt keine 1200 Kronen verdient. Tja.

    Wir gingen dann in einen Sportladen, dessen Werbung ich neulich mal durchgeblättert habe. Und da kam, nach nur ein mal freundlich winken, ein netter Mensch und erklärte uns die Kinderski. Wachsfrei, darum hatte ich gebeten, gibt es zwei Möglichkeiten, nämlich einmal mit so einem… Riffelmuster in der Mitte, was halt verhindert, dass man rückwärts den Berg runter rutscht, und einmal mit Fell. Das ist so eine Art Fleece, wenn man vorwärts gleitet, liegen die Haare an, wenn man aber den Berg hoch will stellt man die Haare gegen den Strich und dann bremsen die. Weil das so ist, kann man mit denen schneller und müheloser vorwärts fahren als mit den klassischen Wachsfreien. Für den angehenden Skistar natürlich nur das Beste* und jetzt hat er Fellski. Mit passenden Schuhen, die der nette Mensch noch erklärt und nach der Größe geguckt hat, ich habe ja absolut gar keine Ahnung, wie die sitzen müssen (schon recht eng) und ob die zum Beispiel vorne noch Luft haben dürfen (ja).

    Und nach nur einem kurzen YouTube-Video wissen wir jetzt auch, wie man die Schuhe vom Ski wieder abbekommt. Man lernt ja nie aus, ne? (Für’s Protokoll: ich kenne nur die, wo man mit dem Stock vorne irgendwo draufdrücken muss und dann kommt man raus. Ich wusste noch nicht mal, dass Michel da jetzt offenbar eine Rottefella-Bindung hat, geschweige denn was das heißt**.)

    Knapp 2 Stunden Shoppingtour und 300 Euro später. Ich bin total dankbar, dass wir sowas machen können, ohne dass es heißt, dass es den Rest des Monats nur noch Nudeln mit Ketchup gibt. Als ich in Michels Alter war, war das anders. Trotz allem Mist sind wir immer noch sehr privilegiert und Michels Sparkonto ist, obwohl ich die Ski davon bezahlt habe, noch besser gefüllt als meines. Für mich muss ich dann doch nach gebrauchten Skiern gucken***.

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    *Außerdem war der Preisunterschied dann nur noch 300 Kronen zu Skiern zum wachsen, dann braucht man ja plötzlich auch noch drülfzig Sorten Wachs und Bügeleisen und Strom und und und…

    **das weiß ich immer noch nicht so genau. Offenbar kann man diese Bindung auf dem Ski verschieben. Was sowas bringt muss mir dann demnächst das Kind erklären.

    ***Ich höre Sie schon lachen, aber ich hab da grad tatsächlich Bock drauf. Vielleicht bin ich auch einfach untersportelt.

    Tag 1168 – Wieder zu Hause.

    Wir durften das Krankenhaus verlassen. Natürlich nur, nachdem ich versprochen hatte, bei der kleinsten Blutung anzurufen und nachdem dann auch noch mal betont werden musste, dass die Entscheidung, ob das Kind vorgestellt werden muss, dann bei ihnen liegt. Also genau genommen: Sie müssen anrufen, wir sagen dann, Sie müssen kommen und wenn Sie nicht kommen, dann passiert aber was*!

    Egal, wir sind jedenfalls zu Hause, Pippi darf in Zukunft nicht mehr, auch nicht ausnahmsweise, auf Michels Sitz mitfahren, weil sie erstens viel zu leicht da rausklettern kann und das dann auch tut und außerdem hat sie heute auf der Autobahn die Tür einfach aufgemacht (ok, ich hatte einfach vergessen, die Kindersicherung reinzumachen) und ich hatte fast einen Herzstillstand. Also, nein, Rübennase, vergiss es. Der Sitz ist erstmal gestrichen.

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    Michel war heute das erste mal beim Skitraining. Erst wollte er unbedingt, dann gar nicht mehr, dann war ihm kalt, dann gingen sie joggen und dann spielten sie Hockey (es ist halt noch kein Schnee, es wird erstmal an der Grundfitness gearbeitet) und am Ende war es ganz toll und Michel wäre gern noch eeeeewig dageblieben. Leider war das alles so aufregend, dass wir zu Hause dann einen Kaktus auf Konfrontationskurs zu uns hatten. Hoffentlich gibt sich das wieder, weil ich glaube, ein Draußensport wäre gar nicht schlecht für Michel und er hatte ja wirklich Spaß. Aber hinterher als Blitzableiter und Punchingball herhalten macht absolut keine Freude, selbst wenn man sich schon fast drauf einstellen kann.

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  • *Ich kann mir vorstellen, dass sie dann zum Beispiel Meldung an die norwegische Version des Jugendamts machen.
  • Tag 1040 – Übertrieben.

    Meine Erkenntnis des Tages ist: bloß weil ich irgendwas kann, heißt das lange noch nicht, dass ich das machen sollte.

    Anders gesagt: ich habe es heute mal wieder mit Laufen probiert. Also Joggen. Alle Welt geht Joggen, das kann so schwer (und so schlimm) also gar nicht sein. Und so ein tolles Workout ist das ja und überhaupt SO VIEL MEHR ALS SPORT!!1elf! Auf vorm Fernseher hopsen hatte ich auch irgendwie keine Lust, das Wetter war optimal, also zog ich meine Turnschuhe an und lief los. Und war tatsächlich überrascht, dass mein Körper inzwischen eine knappe Stunde Laufen durchhält, ohne allzu starke Ausfallserscheinungen. Früher(TM) als ich noch rauchte und auch ein paar Jahre danach noch hatte ich immer nach spätestens einem Kilometer das Gefühl, meine ganze Lunge stünde in Flammen und ich müsste die gleich am Stück raushusten. Alternativ hämmerte mir mein Herz sehr unangenehm quasi direkt in der Kehle. Heute gingen sowohl Herz* als auch Lunge echt gut, sodass ich mich voll auf „Aua, die Waden!“ und „Hoffentlich sieht mich keiner, den ich kenne, mein Gesicht sieht ja schon wieder aus wie kurz vorm Hitzetod.“ konzentrieren konnte. Man muss dazu sagen, dass ich wirklich langsam gelaufen bin. Noch langsamer wäre gehen gewesen, ehrlich, Kinder auf Laufrädern haben mich überholt. In diesem Schneckentempo war ich also im Endeffekt eine Stunde unterwegs. Ich fand es durchweg nicht schön, wenig überraschend. Laufen ist einfach nicht meins, auch nicht mit Podcast auf den Ohren, auch nicht durch die schöne Natur, einfach gar nicht. Nach etwa 30 Minuten hätte ich einen See aussaufen können und wollen (und, Spoiler, auch sollen). Aber immerhin hielt ich durch, ich verreckte nicht irgendwo und ich begegnete zwar ca. 12.000 deutschen Touristen aber null Bekannten. Ich kam nach Hause und Michel stellte fest: „Mama? Du bist rot im Gesicht.“ und dass das doch viel besser gewesen wäre, ich wäre Fahrrad gefahren**, dann hätte es nicht so lange gedauert. Freches Kind. Ich trank gefühlte fünf Liter*** Wasser, dehnte und als ich nach nur 30 Minuten dann auch mal zu schwitzen aufgehört hatte, ging ich duschen. So weit, so gut.

    Kurz darauf begannen die Kopfschmerzen. Und die Übelkeit. Und das dringende Bedürfnis, einfach direkt ins Bett zu gehen und nie mehr aufzustehen. Nach etwa drei Stunden fand ich mich auf dem Küchenfußboden (keine Sorge, da war ich kontrolliert und beabsichtigt gelandet) und googelte „Überanstrengung Symptome“, weil ich einfach nicht mehr hochkam. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er platzen müssen, mein Kreislauf war komplett im Keller und meine Muskeln bar jeder Kraft. Immerhin ergab das Googeln, das ich mit meiner Befürchtung recht hatte und es einfach total übertrieben hatte mit der Stunde. Auch wenn es sich in dem Moment gar nicht so angefühlt hatte, hatte ich mich doch sehr übernommen und das war jetzt die Quittung.

    Als ich zu Herrn Rabe sagte, dass ich gedenke, nie wieder Sport zu machen, lachte er nur und sagte, das sei wie mit dem „Nie wieder Alkohol!“ wenn man einen Kater hat. Da mag er recht haben, aber Laufen gehe ich wohl wirklich eher nicht noch mal.

    (P.S. Nein, danke, ich möchte wirklich keine Tipps, wie ich das mit dem Laufen anstellen könnte, dass es mich nicht voll aus den Latschen haut. Ich mag es nicht, mein Körper mag es nicht, ich bewege mich anderweitig durchaus ausreichend, ich sehe nicht, wieso ich auch noch laufen sollte.)

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    Auto-Lobhudelei: tatsächlich auf dem Küchenfußboden festgestellt, dass es jetzt halt so ist, dass nix mehr geht und daraufhin die To-Do-Liste To-Do-Liste sein gelassen und mich ins Bett verkrochen.

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    *Den Beta-Blocker habe ich vor vier Wochen abgesetzt, also der müsste inzwischen auch aus dem System raus sein.

    **Fahrrad fahren ohne Ziel ist für mich noch weniger verlockend als durch die Gegend rennen ohne Ziel.

    ***In Wirklichkeit war es direkt beim Heimkommen etwa ein Liter (verteilt auf drei Gläser), in den nächsten drei Stunden weitere zwei Liter und jetzt grade bin ich bei viereinhalb.

    Tag 646 – Der moderne Neandertaler.

    Seit längerem nagt etwas an mir. Ich mache zu wenig Sport. Ich bin unfit, das stört mich am meisten und meine komplette Körpermitte ist… weich. Das gefällt mir so nicht. Das soll wieder fest sein und ich möchte auch bitte nicht mehr schnaufend im vierten OG ankommen, wenn der Fahrstuhl mal wieder vom Roboter belegt ist. Nun ja, man weiß, aus dieser Situation gibt es drei potentielle Auswege:

    1. Mehr Sport
    2. Weniger oder anders essen
    3. Akzeptieren, dass der Körper nicht mehr 20 ist (der Geist natürlich schon! Nur müder.)

    Das Zweite kommt gar nicht in die Tüte. Ich esse gerne und noch viel lieber gut und Hunger ist für mich das absolut am schwersten zu ertragende Gefühl überhaupt. Diät wäre gar nicht mein Fall, egal welche. Ernährungsumstellung hin zu, keine Ahnung, low carb, low fat, Mediterranean blabla, wäre schon eher möglich, aber, haha, doch nicht mit kleinen Kindern. Oder ich koche demnächst immer zwei Mahlzeiten: eine für mich und eine für den Rest der Familie. Haaaahahaha. Nein. Also der Punkt ist für die nächsten 6-13 Jahre (je nachdem, wann hier welches Kind kochen lernt) raus. Bleibt ein Balanceakt zwischen 1. und 3. Und da kippte der Zeiger eben immer mehr zum Sport, bis meine Kollegin mir am Dienstag erzählte, sie habe vor Dienstags und Donnerstags zum Sport zu gehen, da sei Sport für Angestellte auf dem Hauptcampus. Das steht uns ja eh zu, zumindest einmal die Woche jedenfalls. Bisher ging ich zum Yoga, aber, wie soll ich sagen: morgens um acht in irgendeinem Raum auflaufen und nicht total abgehetzt sein, das klappt höchstens einmal im Monat. Deshalb erschien mir Sport am anderen Ende des Arbeitstages irgendwie praktikabler und ich sagte meiner Kollegin, dass ich heute gerne mitkäme. Und startete den Tag damit, hektisch meinen Sport-BH zu suchen*.

    Meine Kollegin hatte keine Sportsachen dabei, weil sie vor Muskelkater von Dienstag kaum laufen konnte. Ich ging also allein. (Memo to self: nächstes Mal ein Vorhängeschloss mitnehmen. Und ne Wasserflasche.)

    Heute war „Krafttraining“, da denke ich ja immer an Bankdrücken, aber schon in der Beschreibung hatte es geheißen, man benutze sein Körpergewicht für das Training. Der Raum war recht gut gefüllt mit mittelalten (45), mitteljungen (28) und ein paar ziemlich alten (65) Universitätsangestellten. Der Frauenanteil überwog deutlich. Fitnessstufen waren allesamt vertreten, von der ziemlich alten, hardcore durchtrainierten Frau bis zum Mann mit 9. Monats-Wohlstandswampe (Ich verzichte hier für die Fallbeschreibung mal auf Sternchen und so, die wirkten alle sehr im Einklang mit ihrer Geschlechtsidentität.). Das Training an sich sah so aus: 5 Minuten Aufwärmen mit Aerobic, dann immer so Intervalldinger: 25 Sekunden irgendwas tun (Liegestützen, Planking, Bauchmuskelzeug), 10 Sekunden Pause und Stellungswechsel, dann wieder 25 Sekunden irgendwas tun (Kniebeugen, Burpees, Telemarkhopp), das ganze vier mal, dann neue Übung. Am Ende gab es das kürzeste Dehnprogramm ever und es wunderte mich danach auch nicht mehr, dass meine Kollegin so üblen Muskelkater bekommen hat. Ich dehnte jedenfalls noch ein bisschen extra, so viel Zeit muss sein. Soweit ich das beurteilen kann, ist das Trainingsprogramm so aufgebaut, dass sich alle verausgaben können, die wollen. Es gibt genug „Extras“ für die besonders fitten und genug „Schonendes“ für Leute mit Zipperlein oder einfach keinem so hohen Trainingsanspruch an sich selbst. (Eigentlich war es ziemlich genau wie der Muttisport**, nur mit einer anderen Zielgruppe und ohne Babys und nicht in rosa. Und ohne Singen!) Ich verausgabte mich vorsichtig (hier Smiley mit Sonnenbrille denken) und beobachtete die Menschen um mich rum. 

    Nun ist es ja so, dass ich seit der Schule seit der späten Uni-Zeit mit latenter Fitnesssucht nur noch tanzender und Yoga machender Weise unterwegs war. Yoga ist kein Wettbewerb (Naja… meistens nicht. Da fällt mir immer das Lied Wettentspannen von Peter Licht ein.) und beim Tanzen soll ja alles federleicht und einfach gaaaar nicht anstrengend wirken. Außerhalb des von mir gewohnten Kontexts war ich deshalb echt überrascht vom Trainingsverhalten erwachsener Männer. Vor allem im Kontrast zu den Frauen. Achtzehn von Achtzehn Frauen (ja, ich hab nachgezählt) schienen mittelmäßig angestrengt. Keine wirkte wirklich kaputt, obwohl viele das volle Programm ohne zu Murren durchgezogen hatten. Gegen Ende entwich manchen ein „Puh.“ und man konnte verstohlenes Handtuchtupfen und vermehrtes Trinkflascheansetzen beobachten.

    Fünf von sechs Männern führten sich auf, als müssten sie grade mit bloßen Händen einen Bären erwürgen. Und zwar von Anfang an. Da wurde lautstark geächzt, gestöhnt, geflucht. Das Gesicht Todeskampfgleich verzerrt. Dem Kumpel in den Pausen zwischen den Übungen anerkennend-mitfühlend auf die Schulter geklopft, während der Kumpel vornübergebeugt, die Hände auf den Knien abgestützt den Kopf hängen lasst und „Gläääärchchchch“-machend die Lefzen hochzieht. Es war faszinierend. Wie im Discovery Channel! „Hier ein männliches Exemplar der Gattung Mensch. Um die Jagd nach Beute und die Flucht vor Feinden zu simulieren, trainiert er im Spiel mit seinen Artgenossen seine Ausdauer und Kraft. Erkennbar ist dieses Verhalten an den neonfarbenen Fußkleidern, die extra zu diesem Zweck angelegt werden. Das Ausstoßen gutturaler Grunzlaute während des Spiels ist ein nicht unerheblicher Bestandteil der sozialen Interaktion.“

    Ich habe für die Diskrepanzen zwischen dem männlichen und dem weiblichen Trainingsanstrengungskommmunikationsverhalten folgende Erklärungsansätze:

    • Die Männer haben sich einfach echt viel viel mehr angestrengt.
    • Die Frauen waren alle viel fitter als die Männer.
    • Frauen fallen die Übungen leichter.
    • Frauen untertreiben sehr stark wenn sie angestrengt sind und lassen sich nichts anmerken.
    • Männer übertreiben sehr stark wenn sie angestrengt sind um Weibchen anzulocken und konkurrierende Männchen mit ihrem Imponiergehabe zu verscheuchen.

    Ich werde das in der nächsten Zeit etwas beobachten. Ganz neutral, versteht sich.

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    *war in der Schublade mit den Sportsachen. Überraschung.

    ** Meine Güte, war Pippi da noch klein! Keine sechs Wochen!

    Tag 576 – Wheeeeee und oh. 

    Heute hier was unterhaltsames und was trauriges. Das Traurige zuerst.

    Letzte Woche bekamen wir eine Mail vom Kindergarten, in der für heute ein „außerordentlicher Elternabend“ anberaumt wurde. Es solle um den Mietvertrag und die nächsten Schritte gehen. Tja und leider klingt das fast so bescheiden wie es ist: der Mietvertrag des Kindergartens läuft am 1.7.2018 aus und wird nicht verlängert werden. Die Schule braucht nämlich wegen der vielen neuen Wohnungsbauprojekte in unserer Gegend die drei verwinkelten Räumchen selbst. Angeblich. Die Kommune möchte aber auch die Form des Kindergartens (eine altersübergreifende Gruppe) aus ökonomischen Gründen nicht weiter unterstützen und ist deshalb keine Hilfe bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Dass das alles total hirnrissig ist, in einem schnell wachsenden Stadtteil mit vielen Familien KiTas nicht nur nicht auszubauen sondern sogar noch zu schließen, scheint auch weder bei der Kommune noch bei den Bauträgern irgendwem aufzufallen. Damit bleibt dem Kindergarten die (aussichtslos erscheinende) Suche nach neuen Räumlichkeiten in der Nähe, oder vielleicht auch nicht ganz so in der Nähe, oder am anderen Ende der Stadt. Oder sie lassen sich von einem größeren Träger übernehmen, müssten dann aber vermutlich das Konzept aufgeben. Und obwohl das uns nicht mehr betreffen wird (Michel eh nicht, der kommt im August 2018 in die Schule), weil wir höchstwahrscheinlich dann nicht mehr hier wohnen werden, war die ganze Situation so traurig, dass ich am Ende mindestens so viel Pipi in den Augen hatte, wie die Leiterin der KiTa. Die hatte schon den Redepart dem „Busfahrer“ (der arbeitet Teilzeit da als Pädagoge mit Busführerschein und fährt eben den KiTa-Bus wenn die Kinder Ausflüge machen: mindestens Mittwochs, manchmal auch Montags und/oder Freitags) überlassen und saß die meiste Zeit nur wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl. Am Ende rang sie sich zu einem „das ordnet sich bestimmt“ durch, aber, ach. Ich glaube, sie weiß ziemlich genau, dass das mindestens schwer wird oder Lottogewinn-Level Glück braucht. Sehr traurig eben, das ganze. Es ist ein toller Kindergarten. So. 

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    Zur Aufmunterung: ich war am Dienstag Abend Ski fahren. Ja, wirklich. Ich. Ski. Das kam so:

    Ich fragte am Montag meine Kollegin L., deren jüngere Tochter etwas älter ist als Michel, ob sie zufällig Ski in Michels Größe hätten, weil der Kindergarten am Mittwoch einen Skiausflug machen wollte. Hatte sie und brachte sie am Dienstag mit. Wir plauderten ein bisschen darüber* und sie fragte mich, wieso wir denn Michel nicht selbst Skifahren beigebracht hätten. Ich sagte, dass wir nicht Skifahren können. Zumindest ich nicht, Herr Rabe fast nicht, aber ich, so erzählte ich auch ihr wahrheitsgemäß, habe mich bei meinem bisher einzigen Versuch mit Langlaufskiern so dermaßen an einem vereisten Hügel auf die Fresse (leider wörtlich, ich bin aufs Gesicht gefallen und wegen der lächerlich langen Stöcker konnte ich mich leider auch fast gar nicht abfangen) gelegt, dass mir die Luft wegblieb und ich kurz dachte, ich hätte mir mindestens alle Knochen gebrochen oder schlimmeres und daraufhin habe ich dem norwegischen Volkssport Langlauf für immer abgeschworen. Und sie, was macht sie? Fragt „Hast du Lust, heute Abend mitzukommen? Ich will eh Ski fahren, ich bin die schlechteste norwegische Skifahrerin, du kannst Ski von mir leihen, die sind ganz langsam und ich brings dir bei.“ Und ich sagte zu. Schlafmangel macht mich unzurechnungsfähig, sage ich Ihnen! 

    Abends machte ich mich, als alle im Bett waren, auf den Weg. Die Loipen sind hier beleuchtet, ist also egal, wann man losgeht. Ich holte L. von zu Hause ab, das war alles recht chaotisch wegen WosindnochmaldieStöckerOhichmussjaWachsmitnehmenVerdammtwoistderAutoschlüssel, aber irgendwann waren wir dann doch unterwegs zum Nissebyen. L. wachste noch grad ihre Skier (es war -8 Grad und das Wach was drauf war war -2 – 4 Grad oder so.), ich schaute den ganz leichten Polarlichtern zu und dann machten wir los. 

    Die Loipe war extrem gut gepflegt und wegen der späten Uhrzeit auch kaum Leute unterwegs. Soviel zum positiven. 

    Viel zu lange Ski, für meinen Geschmack.

    Puh. Langlauf ist sehr anstrengend, soviel vorweg. Und auch eine angeblich super schlechte Skifahrerin aus Stavanger ist erstaunlich flott unterwegs. 

    Den ersten Kilometer oder so ging es flach voran, ich übte also geradeaus fahren. Peinlicher Weise scheiterte ich erstmal an der Arm-Bein-Koordination. Man sollte meinen, eine Tänzerin kann das. Hahaha. Nein. 

    Dann kam ein Hügel. Ein langer. Relativ flach zwar, aber für mich mit meinen negativen Erfahrungen sehr angsteinflößend. L. zeigte mir, wie man bremst. Und wie man fällt, wenn man fällt. Wie man vermeidet, zu fallen. Ich tat wir mir geheißen und fiel nach etwa 30 Metern ziemlich Sackmäßig auf meinen Po. Die Knie in einem mörderisch unbequemen Winkel und völlig unfähig, aus der Position wieder aufzustehen. Aber laaaaaaaaaange nicht so schlimm wie beim ersten Mal. L. zeigte mir, wie ich über die Seite aufstehen muss (einfacher gesagt als getan mit 1,80 m langen Dingern an den Füßen) und ich hievte mich elegant wie eine Seekuh zurück in den Stand. Dann fuhr ich in Zeitlupe den restlichen Berg herunter. 

    Leider kam nach dem Bergab direkt ein Bergauf. L. zeigte mir also, wie man den Berg heraufklettert. Das sieht im Fernsehen immer so einfach aus und auch L. schien sich nicht allzu sehr anstrengen zu müssen. Ich, naja, ich wahr, als ich endlich oben war, komplett durchgeschwitzt, aus der Puste und meine Knie taten weh vom Kippen der Skier. Und schon ging es wieder bergab. Diesmal fiel ich schon viel eleganter auf die Seite. Beim dritten Mal fiel ich gar nicht mehr. Beim vierten Hügel aufwärts hatte ich den Dreh mit der Gewichtsverlagerung raus und kam nicht mehr total fertig oben an. Geradeaus war zwar mit den stumpfen Skiern wirklich anstrengend, ging aber irgendwann auch. Und am Ende schaffte ich den steilen Hügel bergab mit Linkskurve ohne Hinfallen und hatte fast sowas wie Spaß. Fast. 

    Gestern ging es mir übrigens überraschend gut. Nur im Po und im Nackenbereich hatte ich Muskelkater. Heute hingegen möchte ich am liebsten sterben. Po, der ganze Rücken, die Oberschenkel, die Trizepse (halleluja, die Trizepse!), alles ist Muskelverkatert. Aua. 

    Aber insgesamt war’s schön. Mit L. etwas unternehmen, hat Spaß gemacht und das Meisterungsgefühl war am Ende einfach gigantisch. Vielleicht machen wir das ja nochmal…