Tag 1205 – Adventskalendergate reloaded.

Dieses Jahr ist mir die alljährliche „Diskussion“ über Adventskalender ja/nein/selbstgebastelt/gekauft/Schokolade/Spielzeug/KonsumIstBöse entweder entgangen oder es hat sich, was ja wunderbar wäre, der Konsens „jedem Tierchen sein Plaisierchen“ durchgesetzt. Trotzdem muss ich kurz was dazu loswerden.

Wir haben für die Kinder vor 2 Monaten oder so schon Lego-Adventskalender gekauft. Ja, nicht mehr ein größeres Set auf 24 Portionen aufgeteilt, obwohl ich das schöner fände, aber Arbeit und Streit und „Ich will aber Schtar Worsch!“. Außerdem gab’s die Vorjahres-Ausgaben beim örtlichen Spielwarenhändler zu dem Zeitpunkt zum halben Preis.

Dann habe ich mir ja neulich den Bare Minerals-Adventskalender gekauft.

Herr Rabe, der die letzten zwei Jahre Whisk(e)y-Adventskalender hatte, von denen er aber immer noch Fläschchen hier rumstehen hat*, sagte dieses Jahr: „Ach, was mit Schoko.“

Am Montag war ich deshalb Einkaufen und besorgte eine Süßkram-Vielfalt. Etwas blöd fand ich, dass ich vieles nur im großen Beutel bekam, da dachte ich dann aber, ach, kommt schon weg, bevor es in drei Monaten abläuft.

Montag Abend riefen wir dann meinen Schwiegervater an, weil er Geburtstag hatte. Und der fragte, ob denn „die Pakete“ schon angekommen seien. „Vom Nikolaus.“ Ok, der Schwiegervater schickt gern gute Schokolade, das freut mich auch immer, weil er viel dunkle Schokolade dazu packt, die ich am liebsten mag. Gemessen daran, dass ich Schokolade nicht so gern mag**, jedenfalls. Und ein bisschen was auf nem Adventsteller induziert auch nicht spontan Diabetes bei den Kindern.

Vorgestern kamen drei Pakete. Darin: sehr viele kleine Weihnachtsmänner (in dunkler Schokolade), Pralinen, große Weihnachtsmänner (werden für Nikolaus aufbewahrt, ebenso wie die) Lindor-Kugeln***, sowie drei Adventskalender, nämlich zwei mal Lindt-Kugeln mit Füllung und einmal Hachez-Täfelchen. Ohkay.

Ich löste die Schokoladenflut etwas auf, indem ich die tausend kleinen Weihnachtsmänner mit auf den Haufen für Herrn Rabes Adventskalender warf und diesen kurzerhand zum Familienkalender upgradete. Ich packte also gestern 24 mal 4 kleine Süßigkeiten (gut, dass es das alles nur in großen Beutelb gegeben hatte!) in Tüten und hängte die 24 befüllten Tüten an unsere Treppe. Fühlte mich nur ein bisschen schlecht, weil das schon viel Süßes ist, jeden Tag, für 24 Tage, für ein Drei- und ein Sechsjähriges. Und für mich, die ich ja gar keine Schokolade mag, aber nun wohl einen Lindt-Kugeln-mit-Füllung-Kalender gewonnen hatte. Die Hachez-Täfelchen kann man ja auch so auf die nun recht üppigen Adventsteller legen.

Heute klingelte es an der Tür und draußen lag ein Paket**** von der Schwägerin, darin: für jedes Kind ein Schokotäfelchen-Adventskalender.

Tjanun. Die Kinder werden nun also jeder 2 1/4 Adventskalender haben. Wir haben die Lindt-Kugeln mit Füllung ebenfalls zu Adventsteller-Zubehör degradiert. Möglicherweise haben drei***** der Familienmitglieder nach der Weihnachtszeit leichte Probleme, den Zuckerkonsum wieder auf ein Normalmaß zurückzuschrauben.

Und Michel mache ich einfach ein kleines Umhängeschild: „Opa und Tante H. sind die Besten und Mama kann nichts für die 3 Adventskalender“.

___

*nicht weil er die nicht mag, aber wer trinkt bitte 24 Tage lang täglich 2cl harten Schnaps? Ok, Alkoholiker, aber sonst?

**In der Familie wird die Geschichte herumgereicht, wie ich, ich konnte noch nicht viel Sprechen, ein Mars(?) angeboten bekam und angewidert den Kopf schüttelte und sagte „Schnuckelade igittigitt.“

***davon mag ich nur die schwarzen, aber die dafür sehr gern

****in Trondheim musste ich jedes Minipäckchen von der Post abholen, hier legen die Postmenschen es einfach vor die Tür, wenn es nicht in den Briefkasten passt.

*****Ach, machen wir uns nichts vor. Ich werde Grümmel-Nuss-Plätzchen backen, ich werde also auch pausenlos Zucker essen.

Tag 1204 – Winterkind.

Der Winter ist meine liebste Jahreszeit. Selbst ohne Schnee finde ich es so schön, wenn es knackig kalt ist. Gegen Kälte kann man sich anziehen, bei Hitze sind dem halt Grenzen gesetzt, irgendwann kann man nur noch Sachen ausziehen, wenn einen niemand sieht oder man in Kauf nimmt, Bußgelder wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses zahlen zu müssen. Aber egal, ich schweife ab, es war hier die letzten Tage jedenfalls sehr kalt und in Verbindung mit dem vielen Nebel, den wir hier so haben, ergab das ein Raureif-Paradies. Auf mich wirkt diese farblose Welt unheimlich beruhigend, als müssten sich die Augen und auch das Gehirn endlich mal etwas weniger anstrengen. Deshalb habe ich gestern davon einige Fotos gemacht. Alle ohne Filter, echt wahr.

Und dann nochmal eins, als die Sonne unterging.

1203 – Fertig!

Heute das Kleid fertig genäht (Schnitt Fouras von Schnittquelle) und Hach, ich bin ganz begeistert. Es ist ganz gemütlich und warm und weich und ich kann sogar die Wolle gut auf der Haut haben. Obendrein finde ich es macht durchaus was her. Und das Muster ist gerade! Hahaaaaa! Jetzt hätte ich gern noch hübsche Holzperlen oder so für die Raffbänder als Abschluss. Das ist aber nicht so wirklich dringend.

Das letzte Foto hab ich selbst mit Spiegel gemacht, aber Herr Rabes Handy ist besser und allein ist es eben nicht ganz so leicht sich zu fotografieren. Ich bewundere Frau Mutti für ihre Wanderspiegelskills! Hammer. (Problem wenn mich Herr Rabe fotografiert: ich mache immer lustige Sachen mit meinen Armen, es ist immer unentspannt, meine Arme sind mir dann auch übermäßig bewusst, es ist furchtbar.)

Ich hab mich übrigens extra fürs Bild geschminkt. Im Moment bin ich da immer zu faul zu, obwohl mir das so gut gefällt, das ist wie mit dem Spazieren gehen: ich weiß, es tut mir gut, aber die Zeit mag mich mir manchmal nicht nehmen. Aber dann hab ich Bossy drauf und fühle mich direkt insgesamt viel toller. Mal beobachten (ganz achtsam, hust).

Heute Abend das riesige Paket mit bestellten Blusen und co. aufgemacht und alles anprobiert. Ich behalte:

  • Einen blauen Woll-Minirock
  • Eine graue Skinny Jeans (als Ersatz für meine (ehemals) schwarze, die ein Loch am Knie hat, wie bei so Dreijährigen).
  • Eine petrolfarbene Bluse
  • Eine Navy-farbene Bluse
  • Eine blaue Dreiviertelarm-Bluse, die rote Punkte hat, die gar keine Punkte sind, sondern ganz kleine Marienkäfer (gewohnt seriös von mir, jaja, dochdoch. Aber erstmal kann ich mir den Dresscode ja auch angucken und Marienkäferblusen kann man ja auch so mal tragen.)

Damit geht über die Hälfte des Pakets zurück, vieles davon wegen Materialien, die ich nicht auf der Haut haben kann, der Rest weil es saß wie ein Sack. Bei einem Teil war ich unsicher, aber da guckt mein Tattoo ein bisschen raus und das bricht dann mit der restlichen Spießigkeit des Teils doch sehr. Und ein Teil wurde falsch geliefert. Statt der etwas seriöseren Version der Marienkäferbluse mit Blumen und… Ameisen glaube ich (irgendwas ist ja immer) habe ich im Paket einen Feinripp-Body gehabt, in Größe 12-Jährige mit Untergewicht. Seltsam.

Tag 1203 – Strumpfhosentag.

Heute machte ich mich nach meinem Workout und einer ausgiebigen Dusche direkt an das Kleid. Weil ich zuversichtlich war, das recht schnell fertig zu bekommen, zog ich nach der Dusche nur eine dicke Strumpfhose, ein langes Top und eine Fleecejacke an. Es lief dann auch alles super gut, ich habe wie immer an den Hüften das Kleid enger machen müssen, also eigentlich von der Taille bis zum Po, da bin ich viel gerader als die Standard-Frau, an der Schnittmuster gemacht werden. Am Rücken habe ich auch die Abnäher noch breiter gemacht, dann hab ich meine weißen Heftnähte wieder aus dem Stoff gefummelt und war so stolz!

Und dann hab ich den Kragen falschrum angenäht. Mal wieder*. Das wieder Auftrennen hat über zwei Stunden gedauert, in erster Linie weil ich eben nicht weiße Heftnähte genommen habe sondern gleich in die Vollen gegangen bin, mit Overlock-Naht, schwarz, auf dem dunkelstgrün-schwarzen Untergrund (Wollstrick! Ganz weich und flauschig und der Faden versinkt da quasi einfach drin!) fast unsichtbar. Wundervoll! Nicht.

Jetzt ist der Kragen wieder ab und morgen mache ich ihn dann eben wieder dran. So ein Tag in Unterwäsche ist nicht schlimm, aber wird jetzt auch kein Hobby.

___

*Ich find das nicht! Ich hab mir doch das blaue Kleid genäht mit dem Maxikragen, das dann obendrein auch noch zu eng und zu kurz wurde und die Taschen mitten auf dem Bauch hatte. Abgesehen davon, dass ich halt den Kragen zwei mal auf unterschiedliche Weise falsch herum angenäht hatte, hatte ich nämlich auch die Kontrollquadrate nicht nachgemessen und der Drucker hatte das fröhlich auf 97% skaliert. Hab ich nach dem Nähen gemerkt. Ich ziehe es trotzdem an, nach fünf Minuten tragen kann ich meist sogar drin atmen.

Tag 1202 – Wie ich mal über ein paar Schatten sprang.

Ich habe heute zwei Dinge getan, die ich nicht oft tue. Heute morgen habe ich kurzerhand eine Mutter, die ich neulich mal auf der Straße traf, die außerdem Elternvertreterin in Michels Klasse ist und deren kleineres Kind in Pippis neuer KiTa-Gruppe ist, angeschrieben, ob sie nicht Lust auf einen Kaffee hätte, ich hätte eh einen Friseurtermin im Ort. Und dann war ich bei eben jenem Friseurtermin, neue Friseurin ausprobieren, eine Lehrling, von der ich im Vorfeld nicht wusste, dass die noch nicht soooo lange Lehrling ist, nämlich seit etwa vier Monaten. Und ich bin da ganz ruhig sitzen geblieben, eine halbe Stunde länger, als im Worst Case von mir veranschlagt war, habe ganz viele seltsame Zwischenstufen einer Frisur auf meinem Kopf kommen und gehen gesehen, wir hatten seeeehr viel Zeit, Millimeterweise pirschte sich die Lehrling an die von mir gewünschte Haarlänge (halt eher -kürze) heran und ich bin nicht irgendwann rausgerannt und hab geschrien „jetzt ist aber echt mal gut hier!“ Ich habe den Ratschlag der Chefin „Einen femininen Schnitt kriegst du hin, wenn du hier am Gesicht das so fedrig ausdünnst und ins Gesicht ziehst.“ einfach mit „nein, das möchte ich nicht, keine Federn, einfach kurz, ganz kurz!“ abgeschmettert und irgendwann lerne ich noch mal die Ausdrücke für „flott“ und „pfiffig“ auf Norwegisch um klipp und klar* sagen zu können, dass ich das auf gar keinen Fall will. Es wurde dann hinterher schon noch ok, sonst wäre ich nicht gegangen, bis dann die Lehrling ihre Rundbürste auspackte um mir die Haare über meinen Wirbel zu föhnen. Warum??? Ich sehe dann aus als hätte ich mir den Hinterkopf toupiert, wie in den 90ern. Yierks. Nun ja. Dafür habe ich auch nur die Hälfte bezahlt und die Lehrling weiß jetzt, dass ich die Maschine meine, wenn ich Maschine sage. Und keine Federn, bittedanke.

Der Kaffee mit der Mutter war dann ausgesprochen nett und wir haben uns ganz ordentlich verquatscht. Sie ist Schneiderin und Designerin, schreibt Nähbücher und gibt Nähkurse. Und das nicht so ein bisschen als Hobby, sondern sie lebt davon. Dabei aber herrlich entspannt und ich glaube ich habe oft genug gesagt, dass ich nur so hobbymäßig nähe, null kreativ bin und vor allem das alles nur durchs Machen gelernt hab, dass ich keine Angst haben brauche, mich mit Problemen oder bei Ratschlagsbedarf an sie zu wenden. Ich habe auch direkt von meinem Mantelprojekt erzählt und dass ich da schon gern ein Mantelfutter drin hätte und sie meinte, das sei gar nicht schwer, es gäbe zwar ein paar Kniffe, aber wenn man die verstanden hätte, wäre es ganz einfach. Und das könnten wir gerne mal an einem Abend machen, dafür brauche ich nicht zum Nähkurs kommen. (So nen Mantel näht man ja auch nicht an einem Tag. Aber vielleicht lache ich mir ja noch mal so ein beklopptes Projekt wie das blaue Kleid an, dafür wär so ein Kurs sinnvoll gewesen. Oder ich lasse mir mal wirklich zeigen, wie man Schnitte anpasst. Oder so.) Jedenfalls war es wirklich ein sehr schöner und unerwartet ausgedehnter Kaffee und ich hab am Ende sogar zugegeben, dass das für mich ein Riesen Schritt war, mich einfach so zu verabreden, weil Westfale und dann unter Norwegern, uiuiui, alles kompliziert.

(Danach war ich im überraschend gut sortierten Strick- und Nähladen im Ort und da haben die nicht nur (dünnen) Vadmel, sondern auch drülfzig Sorten Bänder und Kordeln und Tralala, ich hab jetzt also alles beisammen, was ich für das Kleid brauche und morgen geht’s los. Sollte schnell gehen, ist ja nicht besonders kompliziert.)

___

Lippenstifte von Colour Pop. Uff. Also in Kurz, weil es schon wieder so spät ist**: Ich habe

  • Blotted lips: alle super.
  • Matte Lippie Stix: Alle super. Halten Bombe. Sind nicht so matt, wie der Name vermuten lässt.
  • Einen X-tra Matte Lippie Stix: super, schon sehr sehr matt. Würde vermutlich auch drei Tage halten.
  • Einen Ultra Matte Lip: Superst. Hätte nie gedacht, dass ich matte Lippenfarbe überhaupt mögen würde, aber der ist der Hammer. Ich habe halt nur den einen, Top8, ich glaube der ist aus dem Programm genommen worden. Deshalb weiß ich nicht, ob ich damit das gleiche Problem hätte, wie mit den
  • Ultra Satin Lip. Ich habe… neun glaube ich und die Qualität ist durchwachsen. Erst sehen die alle gut aus. Dann gibt es aber deutliche Unterschiede. Je dunkler, desto weniger gut halten sie. Das ist immer noch kein Vergleich zu allen anderen Lippenstiften, die ich sonst so habe und die man nach jedem Kaffee nachziehen muss, aber man wird ja verwöhnt. Denn alles was pink, rot, Himbeere… ist, hält bei mir ewig. Auch ohne Nachziehen. Und dann habe ich noch zwei nude-Töne und die sind nix. Bei mir werden die nach ner Zeit ganz seltsam ledrig und stumpf und sehen dann wirklich nicht mehr schön aus. Das kann dann nur Gloss optisch retten, aber dann klebt’s halt wieder.

Zu beachten gäbe es vielleicht noch: bei mir sehen am Bildschirm grundsätzlich alle Farben dunkler und weniger pink aus, als sie dann tatsächlich sind. Die Lipliner finde ich nicht gut, mir sind davon schon ein paar trocken geworden und dann bröselt die Mine weg. Der Primer ist gut und den benutze ich immer, schon allein weil man dann die Farbe besser auch wieder runter kriegt.

Meine Lieblingsfarbe ist nach wie vor Lyin‘ King, dicht gefolgt von Bossy. Aber das ist ja sehr Geschmackssache.

___

*Klipp und klar wäre so ein super witziger Friseursalonname, den verstehen dann aber nur so Deutschnorweger, weil klipp = Schnitt und klar = fertig. Hihi.

**Projekt Lerche wird wieder verstärkt voran getrieben. Heute früh habe ich es mal mit Sonnengrüßen probiert. Waren halt eher so Tageslichtlampengrüße, aber vielleicht kann das ein gutes Mittel werden, mich morgens fit aber nicht ausgepowert zu kriegen.

Tag 1201 – Mit Kindern wohnen.

Ich war heute bei Michels neuem Freund B. Ich war da schon mal, da wusste ich aber noch nicht, dass der B. da wohnt. Außerdem waren wir da ja auch nur draußen und die Wohnbereiche aus gutem Grund abgeriegelt. Jedenfalls wohnen die da also in einem alten Bauernhaus und da renovieren sie das ganze Haus. Damit sind sie noch nicht fertig. Aber selbst da wo sie noch nicht fertig sind, ist dieses Haus wun-der-schön. Es ist riesengroß, mit sehr großen Räumen und in jedem Raum ist ein Kamin. Sie haben sehr viele Fenster und die Rückseite des Hauses geht zum Fluss raus, dazwischen ist nur ein Feld und der Ausblick schon allein der Wahnsinn. Dann haben diese Leute einfach einen tollen Stil. Sie haben ganz viele wirklich alte Bauernmöbel, aber in diesen vielen, riesigen Räumen wirkt das trotzdem sparsam möbliert. Diese alten Schränke, Kommoden, Truhen, Anrichten… sind kombiniert mit hochwertigen modernen Möbeln in weiß und Glas und Alu und riesigen Sofas in hellgrau. Da mir keine Lampen aufgefallen sind, gehe ich grad von Downlights aus, die Decke ist aber nicht deutlich abgehängt, sodass die Räume immernoch sehr hoch sind. Hohe, helle Räume. Damit kriegt man mich sofort. Und dann die Küche. Kochinsel mit so einer „Stell einfach irgendwo in dieser Zone den Topf hin“-Induktionsplatte. Echtholz-Arbeitsplatte (Monströs. Natürlich). Auf der Wandseite weiße Hochglanz-Schränke bis unter die Decke. Über der Kochinsel die Dunstabzugs-Beleuchtungs-Einrichtung unter der Decke, ganz dezent und ohne Kopfstoß-Gefahr. (Einbau-)Mikrowelle und Backofen auf Arbeitshöhe. Insgesamt sah alles so aus, wie in einem Schöner Wohnen-Heft unter der Überschrift „Der moderne Landhaus-Traum“. Ich kriegte den Mund gar nicht mehr zu, so überwältigt war ich von der Schönheit.

Was mir erst hinterher auffiel: Bis auf eine große Playmobil-Ritterburg sah man dem Haus in den Räumen, in denen ich war, nicht an, dass da ein Kind wohnt. Das Spielzeug war zu 99,9% im Kinderzimmer, in bunter Unordnung, in der sich Michel direkt wohlfühlte, als sie sich auf der Flucht vor Pippi, die unbedingt zum Bringen mitkommen wollte, dorthin zurückzogen. (Vorher hatten sie erst Dinojagd gespielt, denn man kann natürlich im Kreis durch die Wohnung rennen, und dann Detektive, indem sie sich gegenseitig in ihren Erstklässlerschriften PostIts mit Hinweisen geschrieben und versteckt haben, das war ganz putzig.) Es standen zum Teil zerbrechliche Dekogegenstände herum, es gab brennende Kerzen und scharfe Kanten und weiße Stoffe.

Ich mag das so. Und ich arbeite dran, dass wir hier auch recht deutlich getrennte Bereiche haben. Aber wie ich schon auf Twitter feststellte, gibt es dazu unterschiedliche und zum Teil recht festgegossene Einstellungen.

https://twitter.com/rabensalat/status/1066398960468807685?s=21

Ich habe nach diesem Tweet und der daraus entstehenden Diskussion das Gefühl, es gibt grob drei Eltern-Wohn-Typen.

Eine Gruppe könnte man „Bullerbü“ nennen. Diese geht so sehr im Elternsein auf und identifiziert sich so sehr damit, dass sie genuin glücklich macht, was die Kinder glücklich macht. Bei diesen Leuten hängen Schaukeln von der Decke und liegen Turnmatten auf dem Boden und das Wohnzimmer ist das erklärte Familienzimmer, der Lebensmittelpunkt, an dem alle zusammenkommen um da zu tun, was Kinder oder halt auch Erwachsene eben so tun. Sie beschreiben das gerne mit „leben, lieben, lachen“ oder ähnlichem, das stößt mir dann immer sauer auf, weil es sich so anhört, als würden andere Leute den Kindern das leben, lieben oder lachen versagen. Aber gehen wir mal davon aus, dass sie das nicht so meinen. So kinderzentriert zu wohnen ist zwar nicht mein Fall, aber ich freue mich wirklich für alle, die zu dieser zufriedenen Kategorie gehören und nicht zu den…

…Unzufriedenen. Während der Bullerbü-Typ sich über die Eisenbahn, die durchs Wohnzimmer in die Küche und zurück führt, freut, weil sie so liebevoll mit Selbstgemaltem verziert ist, seufzen die Unzufriedenen über die Macken, die vom vielen Gedengel mit Spielzeugautos ins Parkett gekommen sind. Die Unzufriedenen haben aus den verschiedensten Gründen – kein Platz, Kinder noch klein, keine Lust selbst dauernd im Kinderzimmer rumzusitzen (in Kombination mit Kindern, die nicht allein spielen), etc. – den Wohnbereich auch zum Kinderbereich gemacht. Viele empfinden es so, als hätten die Kinder diesen Bereich erobert. Es kann sich dann anfühlen, als hätte man selbst was verloren. Been there, in Trondheim war ich auch eine Unzufriedene, es ging mir wirklich gegen den Strich, dass für die Kinderküche und auch das meiste Spielzeug einfach kein Platz im Kinderzimmer war. Herrje, da passte ja noch nicht mal alles an Kinderwäsche rein, wie sollen dann da tonnenweise Duplo und Brio-Bahn untergebracht werden. Und weil es einfach anders nicht ging, wurde im Wohnzimmer gespielt und am Esstisch gemalt. Und jeden Abend war ich genervt, wenn ich das Zeug wieder in seine Kisten räumte, aber die Kisten, die waren halt immer noch da und die Spielküche auch und nein, mein Stil ist vielleicht nicht so ausgereift wie der der Eltern von Michels neuem Freund, aber Kinderküchen und Autoteppiche im Wohnzimmer gehören nicht zu meiner bevorzugten Einrichtung. Manche Unzufriedene scheitern auch am Selbstanspruch, durch Kinder nun irgendwie wie die Bullerbü-Gruppe zu werden. Ganz übel wird es meiner Meinung nach, wenn die Erwachsenen in einem Haushalt zu unterschiedlichen Gruppen gehören. Wenn einer freudestrahlend die Turnmatte ausrollt, während die andere die Kristallvase auf der Anrichte poliert, ist Ärger vorprogrammiert.

Die dritte Gruppe, zu der offenbar auch B.s Eltern und ich gehören, sind die Tanzbereichlern. Die Tanzbereichler möchten einen Bereich für sich, für Erwachsene. Die Kinder sind da willkommen, dürfen auch Spielzeug mitbringen, aber das Spielzeug hat seinen Platz im Kinderbereich und wandert nach dem Spielen da auch wieder hin, unter mehr oder weniger großem Elterndruck. Spätestens wenn die Kinder im Bett sind, haben die Eltern einen Wohnbereich, der ganz ihnen gehört und der so eingerichtet ist, wie sie das schön finden, nur sie. Vielleicht fanden sie es so auch schon vor den Kindern schön und sie haben es einfach beibehalten, vielleicht mussten sie auch erst, wie wir, durch einen klaren Schnitt wie einen Umzug festlegen: hier ist euer Bereich, hier ist unserer. Die Tanzbereichler nehmen sich nicht zurück, können sogar rücksichts- oder lieblos erscheinen. Meiner Beobachtung nach sind die Tanzbereichler überwiegend sehr zufrieden. Obwohl die meisten da durchaus Arbeit reinstecken, den Status Quo aufrechtzuerhalten. Denn ja, da wird viel geräumt. Da geht auch mal was kaputt. Wenn ich auch im Alltag von schönem, nicht ganz billigem Geschirr essen möchte, muss ich damit rechnen, dass mal ein Teller runter fällt, das kann mir genauso passieren wie den Kindern. Wenn ich Kerzen auf dem Tisch haben will, rechne ich mit Pulerei und beim Auspusten mit Spritzern. Den schönen Tisch muss ich, wenn die Kinder da malen, vorher mit einer Wachstuchdecke schützen, hinterher muss ich das alles wieder abräumen, sauber machen, das macht alles Arbeit, die ich mir nicht machen müsste, wenn mir egaler wäre, dass die Wohnung sehr nach Kindern aussieht. Ist es aber nicht und ich genieße nach wie vor jeden Abend auf meinem Sofa, von dem aus ich den Ausblick auf alles außer Spielzeug habe. Und ich freue mich auf den Tag, an dem wir wagen, ein Sofa mit nicht mal eben waschbarem Bezug zu kaufen.

So. Das Wort zum Sonntag: Ich freue mich für jeden, der mit seiner Wohnsituation glücklich ist. Den anderen kann ich sagen: Kinder werden größer. Die spielen irgendwann nicht mehr nur im Wohnzimmer, keine Sorge. Wohnungen werden leider nicht größer und wenn der Platz das Problem ist, hilft wohl nur, sich damit abzufinden (Kinder werden auch hier größer und das Barbiehaus ist nicht für die nächsten 20 Jahre im Wohnzimmer festgewachsen!) oder radikal umzustrukturieren und Grenzen zu ziehen (Kaufladen ja, Barbiehaus nein). Wenn die Eltern unzufrieden sind, gleicht das keine Turnmatte im Wohnzimmer aus.

Tag 1200 – Selbermachen.

Wir werden eine Lampe bauen. Ich habe sehr klare Vorstellungen von einer schönen Lampe und die trifft grad nicht unbedingt die Mode (die, wie ich erschrocken feststellen musste, daraus besteht, nackte Glühbirnen in Käfigartige Gebilde zu stecken). Erschwerend kommt hinzu, dass wir zwar im Flur allein vier Lampen mit Schalter haben, im riesigen Wohnzimmer aber nur eine (wer denkt sich sowas aus, bitte? Hassen Architekten Menschen?). Dann habe ich noch so fancy-schmancy getönte Riesenglühbirnen ausgesucht, die dann nackt da rumbaumeln sollen, die sollen natürlich alle zusammengeschaltet sein und dann auch noch dimmbar. Yeah! Hab ich erwähnt, dass ich absolut gar keine Ahnung von Elektrik habe? Alles, was mit Strom zu tun hat, jagt mir einen Heidenrespekt ein, da lass ich die Finger bei wech, wie man im schönen Ostwestfalen sagt. Das muss also Herr Rabe machen und dank meiner außerordentlich guten Norwegischkenntnisse haben wir dann sogar alles zusammengesucht bekommen, was er braucht, um diese Lampe mit einem neuen Lichtschalter zu verbinden. Einem an der Wand! Ich bin begeistert, ich hab schon einen tollen Mann. Und weil ich ja eher so die Frau fürs Grobe bin, hab ich gestern einen halben Baum, den ich im Wald fand, nach Hause geschleppt, Sie dürfen also gespannt sein.

Dann habe ich ein Schnittmuster gefunden, das, wie ich glaube, wunderbar für meinen vor langer Zeit gekauften Merinostrickstoff passen würde. Ich war aber etwas angespannt, ob der Stoff reichen würde, denn in der Anleitung heißt es, man brauche 2,20 m bei 1,40 m Stoffbreite. Mein Stoff liegt nur 1,30 m breit und ist auch nur 1,60 m lang. Aber Versuch macht kluch, ne? Ich habe also gestern das Schnittmuster zusammengepuzzelt und direkt erstmal die Nahtzugabe auf die Hälfte der vorgesehenen 1,5 cm gekürzt. Dann ein wenig Tetris und tadaaaa:

Ja, der zweite Ärmel passt da oben auch noch hin.

Ach ja: der Loden. Es ist kompliziert, vielleicht muss ich einfach drei Mäntel nähen.

Das schneide ich jetzt noch zu und dann ist Bettzeit. Morgen dann Sägen und irgendwas mit Lüsterklemmen machen.

Tag 1199 – Zauberer.

„Pippi, soll ich dir zeigen, wie ich zaubern kann?“

„Jaaa!“

Pippi geht zu Michel, leuchtende Augen, jetzt wird gezaubert!

„Du musst die Augen zumachen.“

Pippi macht die Augen zu.

Michel knüllt umständlich einen Papierfitzel zusammen und wurschtelt dann an Pippis Ohr rum.

„Du kannst die Augen wieder aufmachen. Guck, was in deinem Ohr war!“

„Boahhhhh! Mama! Da war Kitzel in mein‘ Ohr! Mama, guck!“

„Mama, ich will jetzt auch Kitzel-Zaubern! Du musst Augen zumachen.“

Ich mache die Augen zu, merke, wie Pippi nur bis knapp über meinen Bauchnabel reicht, gehe tiefer runter.

„Killerkillerkiller!“

Pippi kitzelt mich mit dem Papierknüllchen. Unsanft.

„Kannst Augen aufmachen!“

Ich mache die Augen auf.

„Guck Mama, das war in mein‘ Ohr!“

Tag 1198 – Nicht viel zu erzählen.

Herr Rabe ist jetzt drei Tage in Trondheim. Heute lief es mit den Kindern… total entspannt. Ich habe das ja schon öfter festgestellt: wenn kein Backup-Erwachsener da ist, niemand, der halt vielleicht auch irgendwann die Spülmaschine ausräumen kann, klappt hier alles geschmeidiger. Keine Verantwortungsdiffusion. Das ist interessant.

___

Projekt Lerche läuft grad nicht so. Also ich bin zwar wach, aber stehe halt nicht auf. Ohne Bewegung geht nix am Morgen, wirklich nix, auch nicht mit Kaffee intravenös. Ächz. Und dann bin ich den Tag über träge, bis abends, da bin ich wach. Es ist zum Mäusemelken.

___

Heute kam der schriftliche Vertrag, ich habe unterschrieben und ihn direkt zurückgeschickt. Ich war um vier an der Post, der Postmann, der um vier den Kasten leert, hat extra noch gewartet, bis ich die Briefmarke gekauft hatte. Hach! Damit ist es jetzt wohl wirklich fest, ich bin immer noch so aus dem Häuschen, dass…

___

… auch die To-Do-Listen-Abarbeitung irgendwie stagniert. Immerhin hab ich die Gardinen fürs Wohnzimmer fertig genäht und gleich schneide reiße ich noch die Kissenbezüge zurecht. Heute habe ich Reißverschlüsse gekauft, aber für Gedön für ein Raffrollo muss ich wohl wirklich in die Hauptstadt fahren.

___

Apropos Nähen. Ohhh, so viele Pläne. Und so schwierig, die passenden Stoffe zu finden. Oder Schnitte für die 4 Kisten Stoff, die ich schon habe. Ähäm. Irgendwie habe ich auch heute morgen gedacht, es sei ne gute Idee, für das Schul-Weihnachtsfest ein paar selbstgenähte Mützen als Losprämie zu versprechen. Vielleicht verwachse ich einfach mit der Nähmaschine.

___

Wenn wer nen Tipp hat, wo ich flaschengrünen Loden herbekomme, schweren, festen Wollstoff, gewebt, nicht gestrickt, immer her damit. Ich möchte mir einen Mantel nähen, in dessen Anleitung steht „mitteldicker Loden“. Ich habe den halben Tag damit zugebracht, herauszufinden, dass das hier „Vadmel“ heißt. Vielleicht jedenfalls, weil in der Hand gehabt hab ich noch keinen. Es ist alles nicht so einfach. Jedenfalls gab es bei einem Onlineshop in Norwegen „Vadmel, flaskegrønn“ und mein Finger zuckte schon zum Bestellknopf, da war der Knopf grau weil der Stoff ausverkauft ist. Gnaahh! Ob ein Laden nach Norwegen versendet, ist egal, weil meine beste Freundin zu Weihnachten kommt und das mitbringen kann.

___

Joa. Das wars auch schon. Das nicht so interessante Hausfrauenleben grad.

Tag 1197 – Die Chipsfabrik ist tot!

Heute war Insolvenzeröffnung. Ich war ein bisschen aufgeregt, im Nachhinein ganz unnötig. Es war so eine Enttäuschung, dass ich, hätte ich nicht vorher eine wunderbare halbe Stunde und einen guten Kaffee mit dem eplefrøken gehabt, die zwei Stunden Autofahrt wohl bereut hätte.

Im Prinzip lief das nämlich so:

Richterin: „Wer ist denn alles da?“

Chipsmann, Techniker und Ich sagen unsere Namen auf.

Richterin: „Der Vorstandsvorsitzende also nicht?“

Chipsmann: „Nein.“

Richterin: „So, Herr Techniker. Sie sind derjenige, der den Konkurs der Chipsfabrik begehrt. Warum?“

Techniker: „Die zahlen meinen Lohn nicht.“

Richterin: „Wie viel denn?“

Techniker: „Drei Kühe.“

Richterin: „Und bei Ihnen, Frau Rabe?“

Ich: „Brutto 9 Kühe. Und der Italiener kriegt auch noch mal 3.“

Richterin: „Herr Chipsmann, was sagen Sie dazu?“

Chipsmann: [langes umständliches Geschwafel, abgelesen von einem Brief] „Stimmt, also ich komme zwar nur auf insgesamt 9 Kühe netto, aber ja, bezahlen können wir auch das nicht.“

Richterin: „Gut. Dann ist die Insolvenz hiermit festgestellt. Das Gericht bestellt Den Anwalt als Insolvenzverwalter und beraumt das nächste Treffen für den 14.12. an.“

und das war’s dann auch schon.

Der Techniker und ich haben dann noch mit Dem Anwalt telefoniert, weil wir schnell ein physisches (!) Treffen mit ihm wollen, um diesen ganzen Schlamassel zu zerpflücken, und ein bisschen gegen das zu arbeiten, was ihm der Chipsmann sicher an Lügen und Schummeleien auftischen wird. Heute zückte er schon wieder diesen von vorne bis hinten falschen und betrügerischen Businessplan, ich dachte ich spinne.

Interessant war an dem Treffen: die Chipsfabrik ist aus den Räumlichkeiten geflogen, am 31.10. Dabei hatte der Chipsmann immer behauptet, die Vermieter seien total auf seiner Seite. Offensichtlich nicht. (Und da wollte er mich wirklich gerne weiter beschäftigen. Es ist doch einfach nicht zu glauben!) Und in dem langen Blabla und dem Brief, den er vorgelesen hat, kam mir die Zahl zu ausstehenden Lohnnebenkosten irgendwie seltsam klein vor. Heute Abend fand ich raus, wieso: ich bin nie als deren Arbeitnehmerin registriert gewesen, das Finanzamt weiß also gar nicht, dass ich da gearbeitet habe. Das ist, mit Verlaub, eine Riesenscheiße, die sie da schon wieder angerichtet haben. Versicherung, Krankenversicherung, Sozialabgaben, Steuern… alles nix! nix bezahlt!

Es sieht jetzt also ein bisschen aus, als hätte ich da schwarz gearbeitet. Wenn Sie mich denn bezahlt hätten, was sie ja taktvoller Weise nicht getan haben.

Jetzt hoffe ich, der Insolvenzverwalter kann mich nachregistrieren.

Oh the joys.

Darauf einen Ginlikör. Von dem ich seine Likörigkeit nicht auf dem Schirm hatte, deshalb Eis.

___

Auto-Lobhudelei: ganz cool geblieben wärend der Verhandlung.