Schrieb ich gestern. Und wie toll ich vorbereitet sei. Yeah.
Von da zu „Ach du Scheiße, ahhhh, alle rein in die Klamotten, hier, nimm nen Smoothie mit als Frühstück!“ waren es nur 10 Stunden.
Und das kam so: um 04:50 kam Pippi angetappst um Banane zu essen. Davor war ich schon geraume Zeit von Michel zwangs- und kampfbekuschelt worden. Nachdem Pippi mit Banane und Wasser und „mir ist kalt“ und Gewühl fertig war, schlief sie wieder ein. Ich überlegte, ob ich aufstehen soll, tat es aber dann doch nicht und schlief kurz vor dem Weckerklingeln auch wieder ein. Es folgte ungut langes Snoozegedrücke. Aber ich war ja vorbereitet, kein Problem!
Ich stand irgendwann dann doch auf, wusch mir die Haare und das Gesicht, zog mich an und machte einen Kaffee. Pippi wurde von Michels Gewühl wach. Sie war aber zufrieden damit, den Rest Nudeln von gestern zu frühstücken, ich nahm also meinen Kaffee mit ins Bad und wollte grad anfangen, mich zu schminken, als Michel kam und direkt fünfunddreißig Dinge von mir wollte, dann war auch Pippi wieder da und sagte, ihr sei kalt, also zog ich erstmal Pippi um und versuchte, Michel dazu zu überreden, Wollsachen anzuziehen. Es sind -15 Grad und Mittwochs ist Ausflugtag, da ist das eigentlich keine Diskussion, es wird lange Wollunterwäsche angezogen und auch Wollsocken. Michel sieht das mit dem „keine Diskussion“ aber ganz und gar nicht so und diskutiert das tagtäglich mit mir aus. „Ich mag die Socken nicht.“ „Ja, ich weiß, aber frieren magst du noch weniger.“ „Aber vielleicht gehen wir heute gar nicht raus.“ „Ihr geht jeden Tag raus und heute ist Tourtag, da ganz sicher.“ „Ist heute Skitag?“ „Hä? Nein, es ist ganz normaler Tourtag.“ „Bist du sicher? Kannst du eine SMS schicken?“ „Ich kann das in meinen mails nachgucken. Aber egal wie, du musst die Wollsachen anziehen!“ „Kannst du das jetzt nachgucken?“ „Ja, ich mache ja schon.“
Ja, raten Sie mal.
„Skitag für Jahrgänge 2012 und 2013, Schlittentag für 2014 und 2015. Treffen spätestens 08:30 Uhr.“
Es ist 08:10 Uhr.
Ich bin dann mal wach.
„Aber wir haben eh keine Ski für dich, die hab ich L. zurückgegeben! Du kannst deinen Schlitten mitnehmen. Aber wir müssen in 10 Minuten los, zieh dich jetzt sofort an.“
Bei Michel kam nur „keine Ski“ an. Und er weint jetzt. Und weil ich mit Stress ja total gut umgehen kann, schnauze ich ihn an, dass ich das jetzt halt auch nicht ändern kann aber wenn er heult, kommen wir zu spät und dann sind die schon weg und er muss mit den Babys im Kindergarten bleiben. Das hilft insofern, dass Michel sich jetzt endlich anzieht. Mir fällt ein, dass die Skischuhe noch auf dem Dachboden sind, die waren der Tochter von L. nämlich zu klein. „Dann kannst du dir vielleicht von jemand anderem Ski ausleihen.“ Ich renne auf den Dachboden und hole die Schuhe. Mache Michel Cornflakes und öffne Pippi einen Smoothie – die hatte ja vor 3 Stunden ne komplette Banane. Michel sagt „Aber die Ski sind doch im Keller…?“, ich erinnere mich vage an sowas wie „Wir brauchen nur die Stöcker zurück, H. hat jetzt längere Ski.“ und renne in den Keller. Da sind tatsächlich die Ski. Und die Stöcker auch. Hupsi. Haben wir wohl vergessen, zurückzugeben. Ganz offensichtlich. „Organisation ist alles.“ Egal, ich raffe alles zusammen und renne wieder in die Wohnung hoch. Die Kinder sind so mittelfertig mit ihrem Frühstück, es ist 08:20 Uhr, ich scheuche beide ins Bad zum Zähneputzen und Kämmen. Michel ist jetzt auch sehr sehr aufgeregt. Den zähnegeputzten Kindern sage ich, sie sollen ihre Skianzüge anziehen, während ich die Brotdosen und Wasserflaschen und den angefangenen Smoothie auf die Rucksäcke verteile. Geht natürlich nicht, weil Pippi auf Michels Ski eifersüchtig ist und Michel sich darauflegt, damit Pippi nicht drankommt. Ich schnauze nochmal beide an. Es ist 08:27 Uhr. Ich schreibe dem Kindergarten die leicht euphemistische SMS „Sind auf dem Weg.“, stopfe Pippi etwas unsanft in ihren Anzug, helfe Michel bei seinen Reißverschlüssen, überrede Pippi zum Tragen von Schuhen, Michel klemmt Ski und Stöcker unter den Arm, ich die Rucksäcke und Skischuhe, grabsche auf dem Weg aus der Tür noch schnell meine Handschuhe und unten Pippis Schlitten und dirigiere irgendwie die Kinder über die Straße. Keins wird überfahren. Um 08:33 Uhr ist alles Gedön im Kofferraum und wir alle angeschnallt. Pippi hat Rotzwürmer und ich kein Taschentuch. Es ist wirklich saukalt, so ohne Mütze merke ich das doch sehr. Um 08:36 Uhr sind wir an der KiTa. Michel nimmt wieder seine Ski und ich den Rest. Der KiTa-Bus steht da noch – weil er nicht startet. Die großen Kinder sind auf dem Weg raus, die Kleinen sind aber drin. Michel braucht Hilfe mit den Skischuhen. Die sind echt sehr sehr eng. Pippi und ihre Rotzwürmer stehen verloren mitten im Große-Kinder-Gewusel, Michel zappelt und erzählt mindestens drei Leuten gleichzeitig, dass ich vergessen habe, dass Skitag ist, und dass ich vergessen habe, meiner Kollegin die Ski zurückzugeben. Nach gefühlt ewigen fünf Minuten habe ich Michel in die Skischuhe bekommen, da fehlt sein Handschuh. In der KiTa-Garderobe sind gefühlte 30 Grad. Pippi will hoch, alle anderen Kinder reden, rufen, brüllen und meine Synapsen laufen langsam vor Transmittern über. Ich sage unwirsch zu Michel, dass sein Handschuh nicht weg sein kann, der war ja vor drei Minuten noch da und bringe Pippi nach oben. Die ist erst happy, ihre Freunde zu sehen, stößt sich dann aber den Kopf und weint und will, weil ich noch da bin, natürlich nicht von der Betreuerin getröstet werden, sondern von mir. Aber immerhin darf die Betreuerin ihr endlich die Nase putzen. Als ich unten aus der KiTa komme, ist es 08:51 Uhr. Aber ich kann noch nicht nach Hause fahren, denn ich werde von Michel überfallen, der seinen einen Ski nicht anbekommt. Mit langsam absterbenden Ohren und Fingern helfe ich ihm bei seinem Ski, was sich schwierig gestaltet, weil er die ganze Zeit nervös herumhampelt und als dann der Bus endlich startet, ist alles vorbei. Glücklicherweise kriege ich in der selben Sekunde den Ski fest.
Um 09:02 Uhr bin ich wieder zu Hause, völlig im Eimer.
Organisation ist halt alles, ne?
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Auto-Lobhudelei: Herrje. Überlebt. Kinder haben warme Dinge an, Essen dabei und waren nahezu pünktlich da. Und inzwischen bin ich auch bei der Arbeit.