Ich habe neulich einen sehr amüsanten Rant über das Wochenende in Bildern gelesen. Suse von femilyaffair ärgert sich über so ziemlich alles daran, aber hauptsächlich über den Druck, der durch all die hübschen Bilder von selbstgemachten Zimtschnecken und sauteuren Matschanzügen und Pizzaholenden Männern auf Familien außerhalb der Norm gemacht wird. Ich finde, vieles an dem Text ist schmerzhaft wahr. Wir machen ja auch nur relativ selten beim WiB mit, weil ich so oft denke, nee, das kannste nich zeigen, wie wir hier rumgeschlunzt haben, noch nicht mal im Wald gewesen sind wir, tzetzetze. Aber egal, jedenfalls habe ich beim Lesen direkt beschlossen, dieses Wochenende ein WiB zu machen und total ungeschönt unser Chaos und unsere Stubenhockerigkeit zu präsentieren. Deshalb hab ich mir für die Bilder diesmal auch nicht mal die Mühe gemacht, Chaos im Hintergrund zu beseitigen oder abzuschneiden, aber sehen Sie selbst.

Frühstück. Die Brötchen kommen diesmal aus der Tüte, weil ich es einfach verteilt habe, rechtzeitig welche zu backen. Chaos, Nähmaschine, Michel konnte wie immer nicht warten. Immerhin Blümchen, die hat mir Michel am Dienstag (?) vom Einkaufen mitgebracht.

Pädagogisch wertvoller Programmpunkt: Ostereier basteln. Michel hat die Lage voll im Griff und befiehlt (anders kann mans nicht nennen) Herrn Rabe, Lightning McQueen zu malen.

Derweil ist Pippi auf mir eingeschlafen. Ich bin noch ungeduscht und im Schlafanzug. Es ist 12:30 Uhr.

Waaaahhhh, ich muss ja Brötchen backen! Der Vorteig (rote Schüssel) quillt schon fast aus der Schüssel. Aber fürs Backen muss ich erst spülen, fürs Spülen muss ich erst gespültes wegräumen, fürs Wegräumen muss ich erst… und so geht es ewig weiter. Der Wok da hinten steht da auch seit Dienstag schon. Verantwortungsdiffusion nennen wir das. Die Geburtstagsgirlande kann da auch ein Liedchen von singen.

Eigentlich wollte ich ein Bild davon machen, wie Michel in seine Hand spuckt. Aber dann fing er an, rumzualbern. Ist auch noch im Schlafi. Es ist 14:00 Uhr.

Michel ist sauer, weil ich (total schlimme Mutter die ich bin) ihn nicht beim Brötchen kneten helfen lasse. Nein, nein und nochmals nein.

Natürlich hört das Kind nicht auf mich und das ist das Ergebnis und auch gleichzeitig der Grund, wieso ich das lieber alleine mache.

Apropos alleine: Alleine duschen ist auch nicht möglich. Ich dusche in einer künstlichen Erdbeerduftwolke von Michels Prinzessinnenbad.

Alleine ein Müsli essen und den Brötchen beim backen zuschauen? Nein.

Es kommt eine Herde Dinosaurier und ist gefährlich.

Inzwischen bin ich ziemlich aggro und deshalb sehr sehr froh, dass Herr Rabe die beiden Rübennasen mit in die Stadt nimmt, Bastelkram kaufen.

Und weil das meine Me-Time ist (haha), lasse ich sowas dann auch einfach mal liegen. Die Pause nutze ich zum Nähen.

Als die Familie wieder da ist, koche ich. Es gibt Tomaten-Mozzarella-Risotto. Optimale Abendessenzeit für mit zwei kleinen Kindern auch: 20:30 Uhr. Ich pule Michel sämtliche Tomaten aus dem Risotto, er probiert einen Minilöffel und beschließt, er will das nicht. Pippi verschluckt sich am Risottoreis so heftig, dass sie bricht. Idylle pur.

Voll super, so mit Blümchen auf dem Tisch. Sonst käme man vielleicht noch in die Versuchung, sich zu unterhalten.

Eine ausgelaufene Windel mit spontaner Dusche später. Optimale Zeit zum Spielen. 22:30 Uhr.

Was macht man am Sonntag morgen vorm Frühstück? Wäsche aufhängen. Zwei Maschinen. Zwei Maschinen? Ja, die eine stand die ganze Nacht schon gewaschen im Bad, weil ich gestern Abend zu faul war. Und Herr Rabe auch.

Nach dem Frühstück. Ich wette innerlich mit mir selbst, wie lange es dauern wird, bis jemand den Tisch abräumt. Am Ende geht es ganz fix, Herr Rabe räumt ab und ich verliere meine Wette.

Ich habe Michel erfolgreich mit Süßigkeiten bestochen, Hustensaft zu nehmen. Mir ist es lieber, er hustet den ganzen Schleim am Tag raus, als in der Nacht.

Es wird weiter gebastelt, ich backe. Michel versucht mir zu helfen, drückt einen Knopf an der Waage, alles verstellt, ich schnauze ihn an, Herr Rabe schnauzt mich an, wir schnauzen alle ein bisschen,

Große Krise: der arme Michel schafft es nicht, die Bilder genau wie die Vorlagen auszumalen. Er heult Rotz und Wasser und ich möchte dieses Dreckbuch gerne einfach im Ofen verfeuern.

Den zweijährigen will ich gerne mal sehen, der das so ausmalen kann. Wieso überhaupt Vorlagen? Ich verstehs nicht. Michel heult und heult. Am Ende schläft er auf dem Sofa ein.

Ganz toll: ich hab mir auch noch beim Spülmaschine ausräumen beim Aufstehen den Kopf unter die Schranktür gehauen. Jetzt bin ich ein Einhorn.

Brot Nummer eins: Paderborner Landbrot. Saulecker, ist aber trotz wirklich langer Gare aufgerissen. Naja, Irgendwann krieg ich das auch noch hin.

Brot Nr. 2: ein reines Weizenbrot. Dieses Brot hingegen hätte ruhig ein bisschen mehr aufreißen können. Egal. Schmecken tuts ja trotzdem.

„Ich schreib dann mal was auf die Karten.“

Wäschestapel. Zu den zwei aufgehängten Maschinen haben wir hier noch drei (!) die schon trocken sind, aber noch zusammengelegt und verräumt werden müssen. Joa, mach ich das eben auch…

Herr Rabe kocht, ich räume die Kinderbücher auf und ein. Der Fußbodenstapel war in Michels Zimmer.

Und während Herr Rabe so weiter kocht, schleppt Michel sechs Tonnen Spielzeug in die Küche. Ich schleppe Pippi rum. Und ja: Michel hatte heute den ganzen Tag seinen Schlafi an.

Das hier passiert fast täglich und es regt mich total auf: Ich esse noch, sitze aber alleine da, weil Michel von Herrn Rabe Hilfe beim Spielen einfordert. Und Herr Rabe nicht nein sagt. Grrrrrrr… (Ach so, die Lasagne ist für morgen noch mit, Herr Rabe hat nicht viel zu viel gekocht.)

Und so sieht es aus, wenn Pippi gegessen hat. Und auch jetzt, drei Stunden später, sieht es noch genauso aus. Möglicherweise erbarmt sich wer kurz vorm ins Bett gehen. Wahrscheinlich aber nicht.
Dem aufmerksamen Beobachter wird nicht entgangen sein: Wir haben heute die Wohnung nicht verlassen, ich habe sie sogar das ganze Wochenende nicht verlassen. Der einzige Ausflug den die Kinder gemacht haben war zum Bastelladen. Wir sind Couchpotatoes. Alle. Ich könnte mich jetzt rausreden mit dem Mistwetter (5 Grad und horizontaler Nieselregen), aber wozu? Wir schlunzen gerne mal rum, so Brote backen dauert auch einfach, und solange die Norweger nicht lernen, vernünftiges Brot zu backen, mach ich das eben selbst. Wir haben alle Zeit der Welt zum Aufräumen, schließlich haben wir jetzt alle frei. Natürlich könnte man sich verabreden mit anderen Familien (idealerweise mit welchen außerhalb der gesellschaftlichen Norm, gell?) und dann tolle Sachen machen, aber dieses Wochenende bot es sich eben einfach nicht an und war auch ganz gut so. So. und jetzt können Sie alle bei Geborgen wachsen viel schönere, pädagogisch wertvollere, aufgeräumtere Wochenenden in Bildern angucken gehen. Ich trink mein Bier solange aus.