Tag 1904 – Kacktag.

Es gibt jetzt norwegische Äpfel. Mjammi! Hab nur deshalb heute keine gekauft, weil ich sie nicht nach Hause schleppen wollte. Norwegische Äpfel sind, genau wie norwegische Erdbeeren, leider geil.

Heute habe ich was vermutlich erwachsenes getan und die Helsestasjon angerufen, weil wir Hilfe brauchen mit Michel, möglichst bevor wir ihn an der Tanke aussetzen. Erwachsen sein ist scheiße, nach wie vor. Nachmittags hab ich mir dann Baby- und Kleinkindbilder von ihm angeguckt und das war auch keine gute Idee. Ich will doch einfach nur mein Kind zurück.

Apropos erwachsen sein ist scheiße: Finanzplanung für die nächsten x Jahre ist auch scheiße. Versicherungen hier, Altersvorsorge da, sparen auf dies und das und tralala. Ich möchte das nicht. Wenn ich mir vorstelle, was 2050 in der Welt los sein könnte (und 2050 bin ich aller Voraussicht nach noch nicht in Rente!), kommt mir das alles komplett sinnlos vor.

Was war noch kacke: ach ja. Ich arbeite bei der Arbeit an so einem kleinen Projekt und das wird noch richtig unschön, das zeichnet sich schon ab. Also intern wird es unschön. Es ist ne krass undankbare Aufgabe, die aber ja irgendwer machen muss und ich nehme den K(r)ampf auch gern auf mich, aber naja. Beliebt mache ich mich damit nicht.

Das klingt jetzt alles sehr negativ. Vielleicht sollte ich einfach mehr schlafen.

Tag 1903 – Wrooooom.

Hier Motorengeräusch vorstellen.

Moment. Ein Elektroauto macht kein Motorengeräusch!

Für so eine Wallbox braucht man draußen am Haus ein bisschen mehr Strom als aus so einer normalen Haushaltssteckdose kommt. Das ist ein ziemlich dickes Kabel, das da rein geht. Deshalb hat der Elektriker heute auch ein dickes Loch in die Außenwand unseres Hauses gebohrt. Das Motorengeräusch stammt also von einer fetten Bohrmaschine. Und jetzt kommt mitten in der Wand ein dicker schwarzer Wurm raus und schlängelt sich nicht gerade unauffällig unter dem Carport lang zu der Ecke, an der wir das Auto immer laden. Tjanun. Bei passender Gelegenheit werden wir das Kabel einfach anmalen.

Aber es ist schon nett, das Auto jetzt deutlich schneller laden zu können.

Der Elektriker hat aber noch mehr Löcher gemacht, nämlich eins überm Stromkasten und dann eins vom Flur ins Bad. Durch die Fliesen. Wir haben jetzt Starkstrom im Bad und diese lustige Kombi an Warmwasserbereitern, bis der Wasserinstallateur wieder da war um den Durchlauferhitzer anzuschließen (und was wir dann mit dem Tank machen… tja. Keine Ahnung.)

Eins hat Wasser, eins hat viel Strom (aber die Sicherung ist noch raus).

Es war also immens gemütlich heute im Homeoffice, mit Gebohre und teilweise offen stehender Tür und Dreck im Flur. Und einem schweigsamen Elektriker, der aber immer mal wieder den Strom abdrehte. Aber jetzt ist es fast fertig. Hurra!

Ein kleiner Spannungsmoment kam noch, als der Elektriker die Hauptsicherung austauschen wollte, gegen eine größere (wie beantragt und bewilligt). Er fragte, wo denn der Hauptsicherungskasten sei und wir… waren aufgeschmissen. Keine Ahnung, wo das Ding ist! Wir suchten, fanden aber nichts, ich rief beim Netzbetreiber an und dir sagte „nordwestlich vom Haus, ist da eine Terrasse? Vielleicht unter der Terrasse?“ dafuq, ein Sicherungskasten unter der Terrasse? Herr Rabe stiefelte trotzdem mit dem Kompass Richtung Nordwesten los und fand tatsächlich kurz darauf den Sicherungskasten ungefähr 5 Häuser weiter, mitten in der Siedlung. Er und der Elektriker kamen zufrieden zurück zum Haus – und wunderten sich, dass das Licht noch an war, es sollte doch die Hauptsicherung raus sein? Und so fanden wir dann auch gleich heraus, dass die Beschriftungen in dem Kasten falsch sind waren (der Elektriker hat sie getauscht) und wir versehentlich bei den Nachbarn den Strom abgedreht hatten. Die sind aber am Wochenende ausgezogen, das hat da also niemand bemerkt. Aber jetzt haben wir also

  • 4 x 63 A
  • Eine Wallbox
  • Eine weitere App auf dem Handy (für die Wallbox)
  • Einen Durchlauferhitzer an der Wanf
  • Eine Badewanne

Es wird, es wird.

Tag 1902 – Pandemiemüde.

Jaja, das klingt immer noch nach bockigem Kind, aber ich habe langsame hat die Schnauze voll von der Dreckspandemie. 2020, die alte Hupe, soll weggehen und nie wieder kommen. Auch wenn 2020 der Blitz beim kacken träfe, wäre das für mich ok. Jetzt sind die Zahlen in Oslo wieder so hoch gegangen und der Gesundheitsminister hat die Daumenschrauben so hart angezogen, dass Oslo die Coronamaßnahmen wieder verschärft und die umliegenden Kommunen irgendwelche Dinge besprechen. Heißt für mich und meine Arbeit mal wieder: nichts genaues weiß man nicht. Sicher dürfen wir für mindestens 2 Wochen nicht ins Büro. Vielleicht müssen wir wieder schon geplante Inspektionen verschieben. Sicher ist mir das alles schon wieder zu viel und ich will mich wie ein Kind auf den Boden werfen und „ICH WILL ABER JETZT NICHT MEHR!!!“ brüllen. Wenn das nur irgendwas hälfe*.

Wenigstens sind diese Woche Schulferien. Das heißt, niemand muss um acht irgendwo sein, halb zehn reicht auch. Außer morgen, da müssen wenigstens wir Erwachsenen um 07:30 Uhr fertig sein und alles gemacht haben, für das man Strom braucht (Kaffee, Grøt, Föhnen) oder ins untere Bad muss (duschen, möglichst vorm Föhnen), denn um 07:30 Uhr kommt der Elektriker. Oh, welch Freude.

Alles zu viel.

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*Trotz meiner erklärten Liebe zum Konjunktiv II musste ich diesen googeln.

Tag 1901 – Dumm og deilig.

Ein recht harmonischer Sonntag, also so harmonisch, wie es mit dem momentan nicht ganz im Gleichgewicht befindlichen Michel sein kann. Wir prödelten erst zu Hause rum, jetzt haben wir die Bücher fertig sortiert und können zu Schritt 1,5: Regale verkaufen und dann Schritt 2: Arbeitszimmer ausräumen und auch da gründlich ausmisten übergehen.

Danach gingen wir ins Kino. In unserem Kaff (gelobt sei das Kaff!) sind die Infektionszahlen nach wie vor niedrig, wir haben nur 4 neue Fälle seit Ende Juni. Während 60 km weiter südlich, in Oslo, die Post dermaßen abgeht, dass der Gesundheitsminister offen droht, die kommunalen Entscheidungen zu übergehen, wenn die Kommune nicht Zack Zack was macht. Was auch immer „was machen“ sein soll. Aber egal, wir waren in unserem Kaff-Kino, in dem an drei Tagen die Woche je ein Film gezeigt wird (oder so). Mit Abstand und Popcorn und der ganzen Familie. Im Knudsen&Ludvigsen-Film, das sagt Ihnen jetzt allen nichts, aber das sind berühmte Kindermusiker aus Trondheim, die sehr lustige Musik gemacht haben. Leider ist einer aus dem Duo schon vor ein paar Jahren verstorben. Aber die Musik kennen die meisten Norweger*Innen und die ist auch wirklich lustig. Unsere Kinder finden die auch gut und Michel hatte den Kinobesuch vorgeschlagen. Aus o.g. Gründen sind wir zur Zeit gewillt, Michel jeden nicht komplett abwegigen, finanziell machbaren Wunsch zu erfüllen, vor allem, wenn es was ist, was ihn mal wieder ein bisschen „klein“ sein lässt. Ich glaube nämlich, dass Michels Hirn sich grad mal wieder neu verdrahtet und dass die Phase zwischen klein und groß wie jedes Mal ziemlich herausfordernd ist, vor allem für ihn.

(Irgendwann schreibe ich einen ganz tollen Erziehungsratgeber mit dem Titel „Es ist bestimmt nur eine Phase“. Da wälze ich dann auf 240 Seiten, das scheint mir eine gute Größenordnung für einen Ratgeber, aus, dass es vermutlich nur eine Phase ist, man atmen und durchhalten soll, lieber ins Kissen als das Kind anschreien und wenn man Sorgen hat, zum Arzt gehen. Da werde ich dann reich mit.)

Aber zurück zum Film: der war herrlich drüber, bunt und schrill und mit einem Humor, über den Kinder (hihi, Pups) wie auch Erwachsene (hihi, Drogenrausch) lachen können. Dass zwischendurch gesungen wird, ist ja irgendwie klar und ist auch etwas aufdringlich, aber da hätte ich für die Erwachsenen als Tipp, auf die Texte zu achten. So ein herrlicher Blödsinn! Und ganz viel Trøndersk, das erfreut mein da geschultes Dialektohr. Ich mag ja Trøndersk, im Gegensatz zu vielen Norweger*Innen, die das schrecklich finden. Aber hach. Hach, hach.

Es war jedenfalls ein sehr gelungener Ausflug, ich habe jetzt, zum drölfzigsten mal, für eine Woche einen „Juba Juba“-Ohrwurm. Vor allem Pippi machte vor allem den Rückweg super gut mit, wir gingen nämlich zu Fuß, und quatschte mir ein kleines Schnitzel an den Rücken. Das war schon auch sehr schön, mal mit ihr eine Dreiviertel Stunde spazieren zu gehen.

Apropos Pippi: abends fand ich Pippis „Baby“, das tagsüber gebadet wurde, im Badezimmerschrank, ordentlich zugedeckt und mit Kuscheltier. Manchmal könnte ich die kleine Maus einfach abknutschen, auch wenn sie da schon längst schlief.

Tag 1900 – Wochenende.

Es gibt nicht viel zu erzählen. Wir haben Wochenende, was heißt, dass wir hauptsächlich im Haus herumrödeln. Wir müssen immer noch ausmisten, bevor überhaupt irgendwas weiteres passieren kann. Michel hofft zwar, dass er bis zu seinem Geburtstag in zwei Wochen in sein eigenes Zimmer gezogen sein kann, aber ich sehe da ehrlich gesagt schwarz. Das Fenster ist zwar bestellt, aber mehr auch nicht.

Alles zu schnell, alles zu langsam. Zyklusende bedingtes Luftraussyndrom. Und das Flauschschwein Muffin hat den nächsten Tierärztinnenbesuch gewonnen, es ist doch wirklich zum Haare raufen.

Tag 1899 – Supereltern.

Pippi und ihre Kindergartenfreundin kamen gestern beim Abholen auf die Idee, dass die Kindergartenfreundin doch mit zu uns kommen könnte. Gleich sofort. Gleich sofort ging natürlich nicht, aber ich versprach den beiden, dass ich das mit der Mama von M. absprechen würde, ob M. morgen (also heute) mitkommen könnte. Konnte sie und deshalb holte ich heute zwei sehr sehr aufgeregte und jubelnde kleine Mädchen aus dem Kindergarten ab. Das war schon ziemlich niedlich, wie die zwei wie die Königinnen zum Tor stolzierten, und ich wie der Hofnarr mit 1000 Dingen beladen* hinterdrein.

Zu Hause angekommen war kurz alles sehr aufregend und ich erlaubte zur allgemeinen Beruhigung eine Folge iPad (Mia and Me). Dann musste Pippi ihrer Freundin unbedingt die Badewanne zeigen, und sie standen beide mit Hundeblick in der Küche, ob sie baden könnten? Biiittäääää? Äh, ja, ok, grad mit M.s Mutter abgeklärt und dann hatte Herr Rabe die zwei schon in die Badewanne gesteckt. Ich hörte sie oben plantschen („Uiiiii guck wie dreckig das Wasser ist!“) und machte unten Kaffee, das war schon sehr Bullerbü-mäßig. Also mein Bullerbü. Meine ganz persönliche Familienidylle. Herr Rabe wusch den Mädchen die Haare und sie durften selbst ausspülen durch Untertauchen. M. kann sehr lange die Luft anhalten. Beunruhigend lange. Dann rissen beide Mädchen gackernd die Köpfe hoch, sprotzten mit den nassen Haaren das ganze Bad voll und das war auch alles immer noch sehr idyllig. Ich wollte dann eigentlich M. beim Abtrocknen und Anziehen und Föhnen der polangen Haare helfen, aber dieses Kind kann alles selbst. Und macht das auch! Meine Kinder können das ja durchaus auch, aber Mamas oder Papas Hilfe ist trotzdem mehr als willkommen. M. kämmte ihre Haare, trocknete sich ab, zog sich an, föhnte (eher halbherzig, aber verständlich, bei so langen Haaren) und machte sich zum Schluss sogar noch zwei Zöpfe. Mit noch nicht mal fünf Jahren. Faszinierend.

Danach gab es Essen, in der etwas untypischen Reihenfolge erst Kuchen, dann direkt Pizza, was bei meinen Kindern eher schlecht als recht funktioniert (im Sinne, dass sie sich nicht nur Kuchen reindrücken, bis sie platzen) aber M. schob sich etwa eine halbe Pizza rein, davor und danach Kuchen, dazu 2 Gläser Milch und hätte dann auch noch Eis gegessen, aber da schickte ich die Mädels erst mal raus aufs Trampolin, ein bisschen von dem Zuckerrausch raushüpfen. Da hüpften sie dann mit ihren wippenden Zöpfchen laut johlend und es war immer noch alles sehr Bullerbü.

Mit ein wenig Zwang spielte Michel auch noch seine fünf Minuten Kornett und lachte mich aus, weil ich da nur klägliche Töne rausbekomme. Michel muss jetzt immer C-D-C-D spielen, aber irgendwie ändert sich der Ton nur minimal, wenn er die Ventile drückt und ich fragte ihn irgendwann, ob er da überhaupt einen Unterschied hört. „NEIN!“ motzte er mich an. „NUR DER EINE IST DU KLER UND DER ANDERE HELLER!“ Ach so, ja, also doch ein Unterschied. Da lässt sich ja mit arbeiten.

Als M. abgeholt wurde gab es noch dicke Umarmungen und das versprochene Eis und dann hatten wir alle den Spielbesuch mit Bravour bestanden, finde ich. Fand Pippi auch. M. darf gern öfter kommen.

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*freitags ist der einzige Tag, an dem wir Eltern in den Kindergarten dürfen. Und das auch nur, um Klamotten, Schuhe, Regensachen und solche Dinge zu checken und gegebenenfalls mitzunehmen, zu waschen und montags wieder in das schwarze Loch Kindergarten abzuliefern. Es ist manchmal etwas faszinierend, was man da freitags alles findet. Und dann noch von zwei Kindern! Ein Abenteuer.

Tag 1899 – Schöne digitale Welt.

Ich sagte es neulich schon mal auf Twitter: dass, bei all dem Abfuck, den 2020 bisher so zu bieten hatte, viele Konferenzen und Seminare plötzlich als online-Versionen angeboten werden, finde ich richtig gut. Es ist einfach was ganz anderes, ob ich mich in ein Flugzeug setzen, um die halbe Welt fliegen, mit Jetlag Vorträgen lauschen und noch casual mit mir völlig unbekannten Menschen interagieren muss, oder ob ich mich zu Hause an den Computer setze, meinen eigenen guten Kaffee trinkend Vorträgen lausche, niemand sieht mich, niemand hört mich… hach! Für so introvertierte wie mich ist das Gold wert, das senkt die Hemmschwelle ungemein. Ich konnte quasi in meinem eigenen safe space meine ersten Erfahrungen mit einer großen, internationalen Inspektions-Organisation machen und es hat gar nicht nicht weh getan. Angesichts des Klimas ist es auch nur von Vorteil, wenn nicht Menschen aus aller Welt in Flugzeuge steigen, um sich irgendwo zu treffen. Ich wünsche mir, dass wir ein bisschen davon aus der Coronazeit mitnehmen.

Jetzt weiß ich auch mehr als vorher über Quality Risk Management und vor allem diese Organisation und ihre Arbeit. Die klingen gut, da muss ich noch mal mit meinem Kollegen sprechen, ob er meint, dass ich auch Mitglied werden und darüber einige Kurse belegen sollte. Hab plötzlich Bock auf Quality Risk Management, Zwinkersmiley, Werbeopfer.

(Tatsächlich mag ich das Thema, aber die entsprechende ICH-Guideline ist so unglaublich langweilig, dass ich mehrere Anläufe brauchte, die zu lesen ohne einzuschlafen.)

Ansonsten war heute nur noch Hip-Hop, das war gut, aber meine Blase an der Ferse ist wieder aufgegangen, weil die billigen Blasenpflaster nicht gescheit halten. Das tut jetzt natürlich weh. Aber das ist es auch wert, wenig macht so schnell Glücksgefühle bei mir, wie mich zu Musik zu bewegen.

Tag 1898 – Schlimme Prokrastination.

Ich gebe es nur ungern zu, aber meine Prokrastination in Verbindung mit Homeoffice nimmt ungute Züge an. Erschwerend kommt hinzu, dass mein Gedächtnis momentan nicht das beste ist und wenn ich mir nicht alles als To-Do abspeichere… tja. Ich hatte ja gehofft, dass das mit dem Homeoffice bald wieder etwas weniger werden könnte, aber Pustekuchen. Oslo ist komplett rot. Als Sahnehäubchen streiken die Busfahrer*Innen. Und jetzt kommt auch noch Sturm. 2020 ist echt zum Abgewöhnen.

Ob ich jemals wieder ins Büro darf? Ob wir unsere Inspektionen wie geplant durchführen können? Wer weiß das schon.

(Ganz im Ernst: ich glaube, das ist der Grund für meine ausufernde Prokrastination. Corona macht mich mürbe, ich ertrage die Planungsunsicherheit nur mit Mühe überhaupt. Diese Mühe frisst extrem viel Energie.)

Tag 1897 – Matschetag.

Habe den ganzen Tag furchtbare Kopfschmerzen gehabt, das ging gestern schon los, wurde aber nie eine „richtige“ Migräne, sondern blieb einfach bei starken Kopfschmerzen. Migränetabletten hatte ich fahrlässiger Weise eh nicht mehr, Ibuprofen wirkte erst bei der dritten Dosis. Danach war der Kopf ziemlicher Matsch von den überstandenen Kopfschmerzen, davor wegen der Kopfschmerzen selbst. Das war gar nicht mal so toll, ich hoffe, ich habe den Menschen da draußen keinen Mist per Mail geschrieben.

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Pippi hat jetzt richtig Spaß am Tanzen. Das ist sehr schön zu sehen. Da es aber eh keinen Sinn macht, für die Zeit, die sie da ist, nach Hause zu fahren, sitze ich meistens im Café im Einkaufszentrum und arbeite noch ein bisschen und trinke Kaffee. Falls was ist (vorletzte Woche hat sie sich den Kopf an der Ballettstange gestoßen), findet sie mich da, ansonsten hole ich nach einer Stunde ein fröhlich hopsendes Mäuschen ab, das mir die neuesten Moves vorführt und auch für ein paar Tage nicht damit aufhört. Herr Rabe hat sie heute für den HipHop-Kurs gestylt und weil sie aussehen wollte wie Missy Elliot, ging sie mit Caps über Beanie da hin. Hach! Klappt das mit der Tanzliebe also doch noch.

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Herr Rabe ging heute mit Michel noch eine Runde Pokémon fangen. Das beruhigt Michels Gemüt wenigstens einigermaßen. Am Sonntag haben wir das auch schon gemacht, da hat er wegen Community day an Norwegens bestem Pokémon-Go-Spot bei uns um die Ecke auch noch ein paar Schulfreunde getroffen und war zufrieden. Insgesamt sind wir ja grad in so einer etwas anstrengenden Phase, wo sich anscheinend innen und außen alles mögliche mal wieder neu anordnet und… puh. Ich möchte mein kreatives, lustiges, empathisches Kind zurück und würd auch ganz gern weniger angeschrien werden. Dafür kriege ich jetzt einen großen Sohn, der von einer Woche auf die nächste plötzlich aussieht wie ein großes Kind. Also so, dass es selbst uns, die wir ihn ja täglich sehen, auffällt. Vielleicht ist es auch das, diese gemeine Zeit, in der man für vieles (zu) groß und für vieles (zu) klein ist. ich erinnere mich an ätzende Zeiten. Hmm.

Was ich aber unheimlich niedlich finde, sind seine Eigenheiten beim Sprechen. Zum Beispiel sagt er immer, bevor er eine Frage stellt: „Mama, ich habe eine Frage.“ Oder „Mama, ich möchte dir etwas sagen.“ wie so eine kleine Einleitung und Vorbereitung auf das was kommt. Und natürlich ist er weiterhin klug, weiß total viele scheinbar random Fakten zu allen möglichen Themen und erzählt auch gern darüber besonders gerne wenn er damit seine kleine Schwester korrigieren kann. Und eigentlich will ich doch nur, dass es ihm gut geht und er glücklich ist. Seufz.

Die Hinweise verdichten sich, dass ich wirklich ein kleines Mini-Me habe. Der so klein gar nicht mehr ist, sondern zur Zeit für sein Alter eher groß. Wo ist die Zeit hin?

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Vor sieben Jahren und vier Tagen kamen wir in Norwegen an. Mit Speckzwergi Michel (damals 11 Monate alt) und einem Sprinter und dem Prius voll Kram. Und jetzt haben wir zwei Kinder, ein Haus und zwei echt gute Jobs. Und eine Badewanne. WO IST DIE ZEIT HIN???