Tag 1692 – Corontäne Tag 19.

Auch heute war kein wirklich guter Tag, so ganz insgesamt gesehen, aber immerhin sah ich gut aus weil ich ein Video-Meeting mit externen Teilnehmer*Innen hatte und da kann ich ja nicht im Hoodie auflaufen – dachte ich, dann hatte mein Kollege einen Hoodie an.

Mit den Kindern Sport machen ist grandios gescheitert und ich denke, ich bin halt einfach die schlechteste Hobby-Lehrerin der Welt, so what, ich wollte das ja auch nie sein. Immerhin kenne ich aber mein Kind gut genug, um über folgenden, typischen Chat-Dialog mit der Lehrerin sehr zu lachen:

Michel: „Hallo A. wie geht es dir mir geht es gut“

Lehrerin: „Mir geht es auch gut, schön von dir zu hören! Hast du die Lösung des heutigen Rätsels?“

Michel: „Ja“

Mein Kind, Mutti ist sehr stolz, direkte Kommunikation, so wichtig!

Gut, dass Michel clever ist und die Lehrerin vermutlich ganz andere Fälle in der Klasse hat, da kann man mal verschmerzen, dass sein Bock auf die Schulaufgaben grad nonexistent ist. Ich will nämlich auch nicht täglich deswegen streiten.

Pippi ist auch weiterhin nicht so ganz einfach zu handhaben und ich hab das Gefühl, mit einem 1,15 m großen Pulverfass zusammenzuleben, das ist echt nicht so schön, ehrlich gesagt.

Aber immerhin sind wir noch alle gesund.

Tag 1691 – Corontäne Tag 18.

Zu wenig Schlaf macht mich nicht grad froh, und dann ist der Geduldsfaden sehr kurz und ach. Es war einfach kein guter Tag. Ich befürchte, das wird alles noch länger (also so bis zum Sommer) so weiter gehen und ich hab keine Ahnung, wie ich das machen soll. Wie wir das machen sollen. Das dauernde aufeinander hocken tut uns allen nicht gut. Dann rufen noch sowohl Kindergarten als auch Schule an, während die Kinder sich grad die Köppe einschlagen, und fragen „wies so läuft“. Jaha, wie soll es laufen, momentan machen wir zu zweit 28 Stunden Arbeit am Tag, ab morgen machen wir immer noch 24,5 Stunden Arbeit am Tag aber dann auch noch mit Geldsorgen. Danke, SUPER LÄUFTS! Den Kindern fällt die Decke auf den Kopf und ich ertrage das alles nicht mehr, dieses dauernde Geschrei und Gemotze und Gestreite und Wutanfälle DEN. GANZEN. TAG. Ohne ne Chance, mal weg zu können. Ohne die Aussicht, dass das zeitnah vorbei ist. Ich glaube nicht an „nach Ostern“. Ich wette ne Rolle Klopapier drauf, dass sie am 8. sagen werden, dass die Maßnahmen hier bis Ende April verlängert werden. Mark my words.

Die Kinder haben heute immerhin nach all dem Gemotze beim Putzen geholfen. Aber nur beim lustigen Teil vom Putzen.

Volle Action, deshalb sind beide Bilder unscharf.

Der Kollege, der sonst Rücken an Rücken mit mir sitzt, hat Covid19-Symptome. Wird aber nicht getestet, denn auch hier ist es nicht mehr möglich, alle zu testen, die man eigentlich testen müsste, denn die Tests sind knapp. Und bitte erzählen Sie mir nicht, Deutschland würde viel testen, wenn Deutschland so viel testen würde wie Norwegen, müsste Deutschland inzwischen fast 3,5 Millionen Tests durchgeführt haben und wie gesagt, bei uns reicht das noch nicht aus. Aber jaja, der Berliner Virologe sagt, es wird „viel“ getestet. Jaja.

Ich hab doch auch keine Lösung. Ich bin einfach komplett alle, schon nach zwei Wochen.

Tag 1690 – Corontäne Tag 17.

Kann mir nicht wer ein Plugin schreiben, dass die Titel automatisch generiert?

Herr Rabe macht ab Dienstag schon Kurzarbeit und aus diversen Gründen bin ich unfassbar wütend auf seinen Arbeitgeber. [Rant-Absatz gelöscht. Lieber Arbeitgeber von Herrn Rabe: falls ihr reden wollt (muhahahahhahaaaaaaaaa!) oder einfach nur wissen wollt, weshalb Leute echt sauer sind auf euch: man kann meine emailadresse googeln.]

Pippis Kapazität, die dauernde Fremdbestimmung auszuhalten, war heute erschöpft. Ein kleines Wutzwergchen wollte sich nicht anziehen und diverse andere unmögliche Dinge, weil es einfach ums Verrecken nicht mit wollte zu Michels Freund B. Einfach nein, einfach gar nicht. Nur leider sagt sie das nicht so, sondern schreit und tritt und tobt und kreischt und weint. Nachdem ich dann mit ihr zu Hause blieb und Herr Rabe mit Michel gefahren war, war alles ok, wir spielten erst zusammen, dann durfte ich auch allein was machen und nach zwei Stunden war es auch ok, dass Herr Rabe uns abholte und wir zum Essen zu B. fuhren, wo sie dann gewohnt fröhlich war.

Es ist echt grad echt schwer für alle.

Herr Rabe meinte heute morgen, die Küche sähe nach meiner Putzaktion aus, als wolle ich sie verkaufen. Ich bin jetzt ein bisschen stolz auf mich und muss kurz damit angeben.

Wir socializen jetzt echt mehr als ohne Corontäne. Es ist ein seltsamer Effekt. Aber irgendwie auch vorhersehbar. Wir kommen ja sonst nie raus, andere aber schon. Jetzt kommen alle nie raus.

Blöde Zeitumstellung soll sich gehackt legen. Jedes Jahr der gleiche kack. Jetzt ist es halb eins und ich nicht müde. Vielleicht stehe ich einfach morgen um fünf Uhr auf um mir einen ordentlichen Schlafmangel zu verpassen, damit ich morgen Abend müde genug bin um um neun zehn ins Bett zu gehen. Ach nee, ich muss ja abends noch nacharbeiten. Beschissenster Tag des Jahres in beschissenstem Monat seit immer August 2018.

Morgen geht eine neue Woche los. Ich mag nicht mehr.

Tag 1689 – Corontäne Tag 16.

Großer Putztag, aber spät, weil erst noch Putzmittel eingekauft werden mussten. Ok, ein Putzmittel. Und Lebensmittel. Es war eigentlich abgemacht, dass Herr Rabe schon mal mit dem Putzen anfängt, während ich das eine Putzmittel besorge. Man hätte ohne dieses Putzmittel schätzungsweise etwa 97% des Hauses putzen können. Ich kaufte also ein. Das war schön, so alleine, und überall wenige Leute, die alle auf Abstand achten, überall lagen Handschuhe und Desinfektionsmittel aus, und bis auf Hefe und geschälte Tomaten in der Dose gab es auch alles noch. Ich kaufte, weil es die gab*, Hanteln, damit ist jetzt jede Ausrede weg und ich kann deutlich effektiveres Krafttraining für die Schulter machen auch wenn ich zur Zeit nicht in den Fitnessraum bei der Arbeit oder das Fitnessstudio kann. Ich kaufte auch einen neuen Mopp, weil ich dachte, das würde vielleicht motivieren, aber Herr Rabe mobbt den Mopp und hätte lieber einen Wischer, aber die sind leider, leider alle weggehamstert**.

Jedenfalls kam ich nach Hause, verräumte die Einkäufe und wollte nur eben Herrn Rabe mitteilen, dass nun auch die letzten 3% geputzt werden können, aber als ich nach oben kam, entfleuchte mir ein „Oh je.“. Herr Rabe hatte nämlich irgendwie zu Anfang des Putzens aus Gründen den Lagerraum betreten und dann da angefangen aufzuräumen. Dazu wurde der ganze Raum zunächst ausgeräumt, diverses umsortiert und manches wieder zurückgeräumt, aber nicht alles und das lag alles lustig verstreut und aufgetürmt vor dem Lagerraum herum. Man kennt das – putzen wollen und dann erst mal mehr Chaos veranstalten, weil man im so ziemlich unwichtigsten Raum des Hauses drauf kommt, dass die Weihnachtsbaumkugeln in einer durchsichtigen Box doch besser zur Geltung kommen.

Also Herr Rabe kennt das. Ich kenne sowas überhaupt gar nicht, ich kann ja bei einem Plan von diesem nicht abweichen. Inzwischen hatte ich fast 13 Jahre Zeit um mich daran zu gewöhnen und an guten Tagen, so wie heute, kann ich mit Herrn Rabe zusammen über unsere manchmal schwer zu vereinbaren Eigenheiten lachen. An schlechten (die deutlich überwiegen) flippe ich wegen sowas gerne aus und wir kriegen uns darüber furchtbar in die Haare.

Immerhin haben wir jetzt einen sehr aufgeräumten Lagerraum und Herr Rabe hat auch noch Bilder aufgehängt. Und unter dem Bett gesaugt.

Ich habe die Küche geputzt und die Bäder so halb. So zum Vergleich.

Während des Ganzen hatte ich übrigens den ganzen Tag „Pink fluffy unicorns dancing on rainbows“ im Ohr, weil Pippi gestern ein Bastelset von der Tante bekam und den ganzen Tag rosa Einhörner anmalt.

In meinem Kopf war es heute sehr lustig.

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*online sind Hanteln und vieles andere Sportzeug überall ausverkauft

**nicht wirklich aber wer den Mopp kauft hat die Macht, so will es das Gesetz

Tag 1688 – Corontäne Tag 15.

Alle Tage sind gleich.

Die Blumen wachsen.

Herrn Rabes Firma macht Geld mit Sport. Also grad nicht.

Herrn Rabes Firma führt Kurzarbeit ein.

Arbeit für mich – alles eskaliert.

Abends möchte ich eigentlich um acht ins Bett, klappt nie.

Twitterkneipe – weiter viel Liebe.

Die Kinder sind motzig. Heute vor allem Pippi. Völlige Verweigerung gegen alles wegen nix.

Michel ist ein großer Spatz. Wir sind heute zusammen spazieren gegangen, er und ich, das war schön. Haben wir uns auch hinterher gesagt.

Ich vermisse meine Kollegen doll.

Und normale Arbeit auch.

3.581 Fälle, 302 im Krankenhaus, 81 zur Zeit auf der Intensivstation.

16 Tote.

78.036 durchgeführte Tests.

Scheiß Film.

Tag 1687 – Corontäne Tag 14.

Huff, schon 2 Wochen! Erst 2 Wochen!

Heute war wenig los. Ich hab für die Nachmittagsarbeit den Bildschirm aufgebaut, jetzt haben wir quasi zwei Arbeitsplätze (der Stuhl ist da aber ganz und gar nicht ideal, vielleicht hole ich doch noch meinen Stuhl aus dem Werk).

Solange Kaffee da ist, ist alles gut.

Ansonsten heute aus Gründen rausgefunden, wie das mit Kindkrank-Tagen dieses Jahr läuft und wie mit Kurzarbeit* und vielleicht ist doch kein so guter Zeitpunkt, um ein neues gebrauchtes Auto zu kaufen. Hmmseufz.

Die Arbeitssache eskaliert weiter ein wenig. Immerhin heißt das, dass ich was zu tun hab, insofern keine Klagen hier.

Sonst war nix.

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*anders** als sonst, wegen Corona. Coronhier, Coronda, Coronüberall.

**sozialer, großzügiger, den Staat mehr kostender***

***I <3 den Sozialstaat hier grad so hart

Tag 1686 – Corontäne Tag 13.

Heute hatte ich den Vormittag mit den Kindern und ich hatte einen Ausflug ins Werk ausgelobt, falls Schulaufgaben zügig erledigt würden und Sport gemacht würde. Hat so einigermaßen geklappt, allerdings habe ich mich beim Sportprogramm für Grundschüler von Alba Berlin einigermaßen zum Horst gemacht. Die Kinder fanden es aber ganz ok.

Der Ausflug ins Werk war dann, um einen hastig beschafften extra Bildschirm abzuholen. Jetzt können wir Nachmittags, wenn die Kinder Medienzeit haben, beide arbeiten – eine*r oben, eine*r unten. Dann muss abends nicht mehr ganz so viel nachgeholt werden.

Nachmittags dann Arbeit, da ist versehentlich was eskaliert und jetzt hab ich eine lustige kleine Covid19-Sache an der Backe, mal gucken, was daraus noch wird. Jedenfalls musste ich nach einem Telefongespräch mit anderen Leuten zwecks gemeinsamen Haareraufens erst mal meinen Kollegen anrufen.

Apropos Haare raufen: ich werd am Ende dieses Lockdowns echt schlimm aussehen, ich müsste eigentlich ca. jetzt dringend Haare schneiden. Ob ich Herrn Rabe ranlasse? Sieht ja eh keiner von nahem in den nächsten 3,5 Wochen.

Nach der Arbeit war ich dann das erste mal seit Freitag dem 13. mittags eine signifikant lange Zeit ohne die Familie, nämlich bei der Apotheke und ein paar Lebensmittel einkaufen – zu Fuß. 15 Minuten hin, 10 Minuten für die 2 Einkäufe, 20 Minuten zurück (bepackt und bergauf). Ehrlich gesagt war das sehr schön.

Huch, ein Haus! Das war da neulich noch nicht.
Supermarkt-Impressionen 1.
Supermarkt-Impressionen 2.

Was 45 Minuten für die Laune ausmachen.

Dass ich das immer wieder vergesse.

Abends sehr lecker gegessen (Crêpes mit Käse für die Kinder, Crêpes mit Champignons, Zwiebeln und etwas Käse für mich), Kinder ins Bett verfrachtet und dann ins Hochzeitsoutfit (!) geschmissen für die Twitter-Kneipe. Da kam neulich eine Frage: wir machen das über Zoom, der Host braucht da einen Account, die anderen loggen sich einfach ins Meeting ein. Sehr einfach und gute Qualität des Gesprächs.

Tag 1685 – Corontäne Tag 12.

Ein Tag der Anpassungen. (Eigentlich schon die letzten Tage, aber wir setzen es jetzt um.) Der Tagesplan wurde etwas umgestellt, nach einer gründlichen Evaluierung der implementierten Maßnahmen am Wochenende. Und zwar ist jetzt nach dem Essen erst Spaziergang/Draußenzeit FÜR ALLE, dann Aufräumen und dann Medienzeit. Wir erhoffen uns dadurch bessere Compliance bei Draußenzeit und Aufräumen und mehr frische Luft für die Erwachsenen. Auch diese Maßnahmen werden nach einer Woche kritisch bewertet und gegebenenfalls nachjustiert werden.

Naja und beim Essen wird auch immer mal hin und her verschoben.

Weiterhin wurde das Kanban-Board vervollständigt, ich ärgere mich jetzt schon über die schlechte Klebequalität der Post-it’s…

Jede/r eine Farbe und manche Tätigkeiten (Putzen…) stehen jeweils auf 2 Zetteln, sind ja 2 Erwachsene hier im Haus.

Wir haben unsere Steuererklärungen angepasst (alle Jahre wieder Ende März/Anfang April, weiter ganz einfach) und abgeschickt, unser Kreditzins fürs Haus wird angepasst (erheblich gesenkt, weil die norwegische Bank den Leitzins gesenkt hat), die Dauer der Kindergarten- und Schulschließungen wurde angepasst (verlängert) und das Wetter hat sich an die allgemeine Doomsday-Stimmung angepasst.

Sah in echt viel bedrohlicher aus.

Und ich hab jetzt die Maus wieder links. Aua, aua.

Tag 1684 – Corontäne Tag 11.

Tja, nichts passiert so richtig. Alles zäh. Finde die Kollegen doof, die sich über SO UNFASSBAR VIEL ARBEIT!!! beschweren, während ich reinste Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen machen soll. Das sind, so ungefähr jedenfalls, alle. Aber angeboten habe ich mich echt oft genug. Viel zu wenig Bewegung, die Schulter tut weh. Die Kinder Michel motzig. Alle nur zufrieden, während man draußen ist und das ist man zu kurz. Nicht mal wirklich Bilder habe ich gemacht.

Es sprießt schon was!
Wir haben jetzt ein Familien-Kanban-Board. Meine Zettel hängen noch nicht, morgen zeige ich das mal detaillierter.

Tag 1683 – Corontäne Tag 10.

Wir haben uns heute an eine Familie gebunden, die nun unser Kontakt für die nächsten Wochen wird. Gegenseitig. Und falls die Maßnahmen nicht – wie in Deutschland – doch noch verschärft werden. Die Wahl fiel, aus Gründen, auf B. und seine Eltern. Wir haben da nämlich ein Projekt, wir nennen es Casa Corona und es wird ein Baumhaus im Wald für die Jungs.

Michel fremdelte zunächst sehr mit der Situation. Das wird noch lustig, wenn hier irgendwann wieder normaler Betrieb losgeht (sicher nicht nächsten Freitag wie ursprünglich geplant). Es brauchte etwa eine halbe Stunde, bis sich Michel traute, ins Haus der Freunde, wo er schon drülfzig mal war, zu kommen.

Nach einem kleinen Update drinnen und einer Runde Händewaschen für alle ruinierten wir dann den Unterboden des Prius endgültig (es fielen weitere zwei Teile ab) und wir denken jetzt doch verschärft über den Kauf eines Traktors als neues Auto nach, aber so weit ist es auch wieder nicht zum Casa-Corona-Wald und wir wissen jetzt ja, dass das Auto für den Weg nicht geeignet ist. Jedenfalls war es da total schön und der ganze Nachmittag nahezu normal und so dringend nötig und dass wir eine Waldbrandwarnung haben, haben wir erst hinterher gesehen, ’schwör!

Wir haben sogar noch Würstchen über dem Feuer gegrillt. Wir sind so eingenorwegert!

Ansonsten: mir geht’s nicht so gut, das merkt man daran, dass ich um halb sieben wach war, nicht mehr schlafen konnte, und um viertel vor acht aufstand um das Bad zu putzen. Ich finde den Film nach wie vor scheiße.