Tag 2800 – Weg mit der Sieben.

Siebenen sind unsympathisch. Total. Bäh.

Vom heutigen Tag gibt es so mittelviel zu berichten. Ich hatte bei der Arbeit ein Webinar (das geht auch morgen und Donnerstag noch weiter), das allerdings zu Anfang eher mäßige Relevanz für mich hatte, weshalb jetzt sämtliche Blumen/Topfpflanzen mal geduscht haben und mein Bügelstapel um 50% geschrumpft ist. Ich hasse Bügeln, warum habe ich überhaupt Kleidung, die gebügelt werden muss? Die zweite Hälfte vom Webinar habe ich aber tatsächlich konzentriert zugehört und was gelernt.

Danach ging der Arbeitstag aus Gründen steil bergab.

Um halb vier wunderte ich mich dann doch so langsam mal, wo Michel eigentlich bleibt. Der hatte halt nur seinem Vater Bescheid gesagt, dass er nach der Schule mit zu einem Kumpel geht. Der Vater war aber im Büro.

Abends war ich beim Ballett und bin jetzt komplett platt. 5 Minuten Kinder-Warm-up (wir hopsen im Kreis und so, wirklich wie beim Kindertanz), 20 Minuten Stange, 5 Minuten Mitte, 30 Minuten Choreografie. Mir lief schon nach der Hälfte der Stange der Schweiß. Die Choreografie ist noch neu und ich hab noch nicht raus, wo man schnell mal tief Luft holen kann, bevor es lächelnd und elfengleich weiter geht. Ächz. Wie Michel hinterher so lieb meinte (als ich ihm vorlas) „Mama, das ist nicht böse gemeint, aber ich glaub du musst mal duschen.“.

Tag 2793 – Bissig.

Tut mir leid, ich hab Laune, aus Gründen. Ich schreibe lieber nicht viel mehr als das.

Heute beim Ballett gewesen, war gut. Dann kam die Balletttrainerin mit „unseren“ (ich weiß noch nicht, ob ich dabei sein kann) Kostümen für die diesjährige Vorstellung. So sehr es alle meine Kleinmädchenträume erfüllt, sehe ich mit einem romantischen Tüll-Ballettrock doch leicht albern aus. Und die anderen Muttis zu 90% auch. Die 10% sind die 2, die gar keine Muttis sind und so schlank, dass ihnen chinesisch S von der Taille rutscht. Was gut ist an diesen Röcken: Hintern ist versteckt und diverse Technikunsauberheiten in den Beinen werden kaschiert. Ansonsten… naja man ist halt nicht mehr 15, ne?

Tag 2694 – I made it!

Inspektion überstanden und danach noch meine Kollegin durch das Erstellen einer Beschlussankündigung (Behördendinge) gecoacht. Jetzt kann ich guten Gewissens drei Tage nicht arbeiten.

Das IT-Projekt läuft auch super, wie ich erfuhr. Letzte Woche wurde uns gesagt, wir sollten diese Woche testen, Dienstag bis Donnerstag, total dringend, Bug fixes usw. Von 4 Inspekteur*Innen kann nur eine und auch nur heute und morgen. Heute war das Testsystem aber noch gar nicht fertig und es lagen auch keine Daten darin, auf denen wir hätten testen können. Spitzenmäßige Planung, Hut ab, 10 von 10 Punkten.

Auch das ist mir jetzt aber drei Tage lang egal.

Was sonst noch war: ich war beim Ballett und wenn man da nur alle Jubeljahre hin geht, ist das mörderisch anstrengend. Wenn der Kopf auch so voll ist, reicht die Konzentration auch nicht für ne ganze Stunde und man fällt am Ende fast über seine eigenen Füße. Außerdem habe ich den nur noch leicht verrotzten Michel schon mal darauf vorbereitet, dass wir es morgen mit Schule wenigstens probieren. Es bleibt spannend, weil natürlich im Onesie auf dem Sofa abhängen mehr Spaß macht. Pippi war heute wieder in der Schule, aber die ist ja eh immer sehr happy, wenn sie unter Leute darf. Michel eher nicht so. Die Kinder könnten echt unterschiedlicher nicht sein.

Tag 2680 – Der goldene Mantel des Schweigens…

… wird über den heutigen Arbeitstag gebreitet.

Ansonsten voll viel geschafft. Grippeimpfung, Zahnarzt (meh, kriege im Dezember nun doch meine ersten zwei Füllungen, zwei meiner Grad II-Löchlein sind zu Grad III progrediert), Pippi zum Schlagzeugunterricht gefahren, Tanzen, Meeting mit dem Programmkomitee.

Das klingt jetzt alles voll toll, aber ich kann das auch ganz anders darstellen und eigentlich hatte ich bis auf das Ballett und das Programmkomitee einen ziemlich beschissenen Scheißtag. Zum Ballett musste mich Herr Rabe auch quasi zwingen, aus Gründen. Mit dem Impfei am Arm war das auch vielleicht gar nicht so unglaublich schlau aber ich war seit ca. 8 Wochen nicht mehr da und merke von der Impfung außer am Arm gar nichts. Nicht mal Kopfschmerzen, und die bekomme ich ja normalerweise bei jeder Gelegenheit.

Tag 2381 – Elfengleich.

Pippi und ich haben schön getanzt, finde ich. Es war auch ansonsten einiges Schönes zu sehen bei der Show, allerdings war es halt bis auf die ganz Kleinen (Pippi) und die ganz Großen (mich) zweimal exakt die gleiche Show, was gelinde gesagt suboptimal für Michels Geduld und unsere Familienkasse war. Das und der unmögliche Ton der Tänzerinnenpolizei-Trulla werd ich so mal als Feedback zurückgeben, auch wenn niemand um Feedback gebeten hat.

Allerdings war es ein langer und aufregender Tag, und nicht nur die Kinder waren am Ende alle. Für Pippi war es natürlich seeeehr aufregend, für Michel war es aus anderen Gründen sehr anstrengend und zwischen den beiden Shows musste das bei ihm auch raus, was für alle unschön war. Dadurch wird es dann auch für die Eltern anstrengender als es sein müsste. Hoffentlich finden wir eine für alle annehmbare Lösung für solche Situationen, bald wäre wünschenswert.

Jetzt Bett. Morgen ist schon wieder eine neue Woche. Die Motivation, in den Lacksaufladen zurückzukehren, ist bei mir noch unter der Nachweisgrenze.

Tag 2379 – Protesthaltung.

Ich bin auf der Palme, wegen Arbeit und wegen Tanzen. Arbeit ist das IT-Projekt, in dem schon wieder alle Lack saufen. Und zwar keinen auf Wasserbasis. Tanzen – wir hatten heute Generalprobe und da waren ziemlich viele Muttis, die auf die ganzen Gruppen aufpassten, und eine davon hatte nicht ganz auf dem Schirm, dass „Ballett für Erwachsene“ eher aus 37-jährigen als aus 7-jährigen besteht und schiss uns an, weil wir 1. uns was zu essen gekauft hatten (wir waren alle direkt von der Arbeit gekommen), wir hätten nämlich was von zu Hause mitbringen sollen; 2. dies auch verzehrt haben und das 3. ohne unsere Kostüme vorher auszuziehen. Man könnte vielleicht mit Vorbildfunktion argumentieren, aber wir waren mit anderen Erwachsenengruppen in einem Raum allein. Alls zwei von uns auf dem Bildschirm in der „großen Umkleide“ (wo alle Gruppen außer den Erwachsenen und den sehr fortgeschrittenen Gruppen sind) den Jazz-Auftritt der anderen anschauen wollten, wurden wir von der selben Dame ebenfalls angeschissen, wir sollten zurück in unseren Raum gehen, bis wir geholt werden „den Gang runter und dann rechts, einfach da warten“. Da konnte ich nicht mehr an mich halten und teilte der Dame mit, dass ich weiß, wo unsere Garderobe ist. Leuten, die so mit minimaler Macht umgehen, sollte niemand Macht geben.

Tag 2393 – Rosa.

14 Jahre bin ich drum rum gekommen, mir rosa Ballettschläppchen zu kaufen. Ich hatte immer schwarze, einfach, weil ich rosa hässlich finde. Zumindest dieses Ballett-Schweinchen-Pseudohautfarben-Rosa. Ich bin ja schon sehr Hauttyp Ferkel, und trotzdem ist das nicht mal in der Nähe meiner Hautfarbe.

Jetzt lösten sich aber meine schwarzen Schläppchen leider auf. Frechheit, die hatte ich noch nicht mal 10 Jahre! Es passierte auch nicht das Übliche, nämlich ein durchgeschubberter großer Zeh, sondern die Naht, mit der die Ledersohle am Segeltuch befestigt ist, ging auf. Ich habe noch versucht, es selbst zu fixen, bin aber kläglich gescheitert. Also mussten neue her und ich wollte gerne mal welche mit Stretch ausprobieren. Tja. Die gibt es in Norwegen nur in rosa und weiß. Weiß! Pfft.

Leider, wirklich leider, sind die so gut, dass ich mit der Farbe einfach leben muss. Sie fühlen sich an, als hätte man nur eine Socke an, bei der sich aber auf magische Weise die Lederpatches an der Sohle exakt an Ort und Stelle halten. An der Ferse ist es ein bisschen gepolstert, am Ballen etwas weniger. Es verrutscht absolut gar nichts, ich war erst etwas skeptisch, weil die Ferse nicht sehr hochgezogen ist, dass sie mir hinten vom Fuß rutschen könnten, aber nein. Nix. Keinen Millimeter.

Wegen ungewohntem Fußgefühl hab ich die erste Pirouette mit normalem Schwung angefangen und schaffte es dann nicht, zu bremsen, bevor ich versehentlich 1,5 Drehungen hingelegt hatte.

Approved, würde ich sagen.

(Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, googeln Sie nach Hanami mit passenden Suchwörtern dazu. Nicht dass ich hier noch in Teufels Küche komme wegen Markennennung.)

Tag 2386 – Kopfarbeit.

Heute war Ballett, wir waren wieder nur zu viert. Beim warm machen knackte was in meinem linken Fußgelenk und danach zwirbelte es bei unbedachter Belastung immer mal wieder, als wäre irgendwas verklemmt. Insofern ließ ich es ruhig angehen und konzentrierte mich lieber auf sehr bewusste Bewegungen, das ist sowieso gut, egal was man macht. Allerdings bin ich nicht gut genug, als dass sich bei großer Konzentration auf die Fußgelenke nicht sofort anderswo Seltsamkeiten einschleichen würden, wie hängende Hände oder ein Kopf, der sich ums Verrecken nicht mitdrehen will. Naja. Nächste Woche ziehe ich wieder die extra dicken Wollsocken an, damit die Fußgelenke auf jeden Fall nicht eiskalt sind, wenn wir anfangen. Oder ich hab Omicron. Wer weiß.

Morgen fahre ich ins Büro. Vielleicht denke ich ja dran, Fotos von der Trostlosigkeit des langsam leerer werdenden Großraumbüros zu machen. Unser free seating wird wohl bald beginnen und überall verschwinden die persönlichen Dinge. Ich selbst habe keine Dinge von zu Hause an meinem Arbeitsplatz, keine Kinderfotos, keine gemalten Bilder, keine Ü-Ei-Figurensammlung und keine Topfpflanze, aber es stört mich auch bei anderen nicht, die das haben, im Gegenteil. Aber weiße Tische mit grauen Trennwänden, weißen Schränken, schwarzen Bildschirmen und schwarzen Stühlen, Reihe an Reihe, erinnert an Galeere. Mein persönliches Grauen, nur getoppt von der Vorstellung, dass um mich rum dann auch noch vier Leute in drei verschiedenen Teams-Meetings sitzen und in ihre Headsetmikrofone labern.

Insofern muss ich mich noch darauf vorbereiten, morgen und vor allem in Zukunft in das immer unpersönlichere Büro zu fahren. Die physische Zusammenarbeit muss das wett machen, sonst lockt mich in Zukunft da nicht vieles hin.

Wir sind doch keine Ameisen.

Tag 2379 – Bettschwer.

Hurra, frohlocket, es ist wieder Ballett. Ich fürchte, ich werde das morgen bereuen, aber es war sehr gut, beziehungsweise hat einfach sehr gut getan. Wir waren vier Teilnehmerinnen, das ist gegenüber dem letzten Termin vor den Ferien eine glatte Verdopplung, aber immer noch sehr komfortabel wenig. Natürlich sind das immer noch 4 eigentlich nicht nötige* Kontakte, aber es sind immerhin nur 4 und nicht 12. Man kann dann sogar Abstand halten, der ja nur leider nichts bringt, wenn man kreuz und quer durch die Aerosolwolken der anderen durch einen geschlossenen Raum hopst.

Nach dem Sport und allem danach (Haushalt…) bin ich jetzt aber ganz schön platt. Morgen fahre ich ins Großraumbüro, dafür habe ich schon gepackt, weil ich kaum noch weiß, wie das geht, zum Arbeiten irgendwo hin zu fahren. Morgen fahre ich hin, weil wir ein technisches Test-Meeting mit einer Firma haben, die wir Donnerstag fern-inspizieren – noch so was, wo ich kaum noch weiß, wie das geht. Donnerstag bin ich also auch schon wieder im Büro. Huiuiui.

Ich freue mich ja schon ein bisschen darauf. Großstadtfeeling!

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*allerdings ist nach zwei Jahren Pandemie sowohl Sport, als auch „mal rauskommen“, als auch wohldosierter Kontakt mit Menschen in 3D ziemlich nötig, bei mir jedenfalls. Am wichtigsten ist „mal an was anderes denken als Arbeit, Kinder und Pandemie“.

Tag 2260 – Noch platter.

Sport, also, warum macht man das überhaupt. Au Füße. Au alles.

Ich hoffe wenigstens auf guten Schlaf zur Belohnung.

Ansonsten ist Homeoffice ja auch ganz schön, Homeoffice alleine hat auch was für sich. Das muss alles in die Planung der teilweisen Rückkehr ins Büro mit einfließen.

Michel hatte heute wie jeden Dienstag Korps und fand das zwar nach dem Hort erst eine totale Zumutung, nachdem er was gegessen hatte gar nicht mehr so schlimm und dann war es wie immer gut. Was haben sie gemacht? „Na Musik.“ Ja, ach so. Hinterher meinte er zu mir, ich könne mich doch auch beim Korps anmelden, einem für Erwachsene und mit Geigen. Das gäbe es nämlich. „Meinst du ein Orchester?“ Ja, das meinte er. Aber Korps für Erwachsene mit Geigen find ich auch gut.

(Tatsächlich hab ich da schon öfter drüber nachgedacht, aber ich hab so unregelmäßig Zeit, das macht mich als Ensemblespielerin nun nicht sonderlich attraktiv. Naja, mal gucken.)

Mehr war heute nicht. Doch – ich hab eine Erinnerung bekommen, doch bitte mal wieder zur Gebärmutterhalskrebsvorsorge zu gehen. Sind schon wieder drei Jahre rum, na sowas. Mache ich natürlich, man muss hier in Norwegen jede Vorsorge mitnehmen, die man kriegen kann.