Tag 3775 – Eigentlich gut, aber.

Der (Arbeits-)Tag bekam einen so harten Dämpfer ganz am Schluss, dass ich immer noch total wütend bin deshalb, es ist ganz irrational, weiß ich auch, aber… AAAARRRRGGGHHH!

Danach wäre ich echt gerne noch zum Friseur gegangen, aber das hat auch nicht geklappt wegen Zeitdruck. Immerhin konnte ich mit Michel zu seinem Trompetenunterricht gehen, letztes Mal in diesem Jahr, und er hat das super gemacht. Stolze Mama.

Tag 3767 und 3768 – Piep.

Selbst wenn ich jetzt sofort einschlafe, klingelt in fünf Stunden der Wecker. Ich bin aber schrecklich aufgekratzt und kann gar nicht schlafen. Wir arbeiten zu viel und zu lange und zu Hause bei der Arbeit ist auch irgendwas im Gange. Ansonsten essen wir. Es ist sehr viel und zum überwiegenden Teil auch ausgesprochen gutes Essen, aber jetzt haben wir heute schon zum zweiten Mal das Abendessen einfach ausfallen lassen, weil einfach gar nichts mehr rein geht. Dagegen könnte man, selbst wenn man dafür Zeit hätte, gar nicht an-trainieren.

Also ja. Alles eigentlich gut, nur viel und so langsam auch so überreizt, dass ich zu Hause gern eine Woche ins Schweigekloster gehen würde. Wenn man da Geige spielen dürfte jedenfalls.

P.S.: kein Sonnenbrand! Nicht mal ein bisschen! Sonnencreme plus Sonnenkleidung hat es rausgerissen.

Tag 3753 – Nur Alltag.

Furchtbar langweilig tatsächlich. Aber auch sehr gut. Lauter Routinen. Arbeit/Arbeit/Schule/Schule. Danach fahren wir in einem überfüllten Zug nach Hause, Einkaufen, Essen machen, einer fährt mit Michel zum Trompetenunterricht (er ist seit einem halben Jahr doch umgestiegen, er wollte ja ursprünglich für immer beim Kornett bleiben). Ich habe Streichorchester, von dem ich hier noch nie was erzählt habe, glaube ich. Quasi ein Geheimnis. Es ist auch nix dolles, aber macht Spaß. Und ich lerne was. Danach mache ich noch Sport, Herr Rabe bringt Pippi ins Bett, Michel geht selbständig ins Bett, ich dusche und dödele dann noch ein bisschen rum und jetzt ist Schlafenszeit. Morgen Büro und dann Geigenstunde – Schauen, was ich in einer Woche mit der Rode Etüde habe ausrichten können. Und einen Blick auf Eine kleine Nachtmusik 4. Satz werfen, die ganzen Verzierungen bringen mich sehr stark ins Schwitzen.

Tag 3750 – Uffz, aber in gut.

Wir hatten „Abteilungstag“, vielleicht ist das einer der Tage im Halbjahr, den ich am meisten hasse. Das ist den ganzen Tag bei der Arbeit aufeinander hocken für „fachlichen Input“ (der irgendwie für 23 Leute mit komplett unterschiedlichen Aufgaben passen soll, also meist nur an der Oberfläche rumkratzt und keinen wirklich weiter bringt) und dann noch „was schönes“ miteinander machen. Also essen gehen. Um vier. Wie so Rentner.

Aber – es war (nach dem wirklich stellenweise quälend ätzenden Arbeitsteil) sehr nett und vor allem lecker beim Essen und weil danach ja noch sehr viel vom Abend übrig war, waren wir noch mit einigen in der Bar oben auf dem Munch-Museum und das war auch schön. (Anmerkung: das ist eine sensorisch angenehme Bar. Dunkel und nicht laut. Und man kann rausgucken und hat super Aussicht über Oslo.) Wir sind sogar fast ein bisschen versackt! Uiuiui.

Das Essen war Libanesisch, genauer große Meze-Platten zum Teilen für alle. Das war wirklich sehr sehr lecker. Falafel kriegt man hier äußerst selten in der Qualität, so gute habe ich zuletzt in Berlin gegessen.

Jetzt bin ich aber auch echt geschafft von dem Tag, meine Güte, war der lang. Und so viele Leute.

Tag 3746 und 3747 – Erste und letzte Male.

Gestern war Nix. Nur Büro. Naja, und unsere Chefin wird nicht weg befördert. Das kam auch gestern offiziell raus (ich wusste das schon länger, weil ich Hobbydetektivin bin). Die Chefin ist darüber, das wurde heute sehr deutlich absolut nicht amused. Der Direktor hat sich aber auch denkbar ungeschickt ausgedrückt. Anyway, sie bleibt uns erhalten.

Heute hatte ich quasi den ganzen Tag Meetings mit dem Lieblingskollegen, um die Indien-Inspektion vorzubereiten. Dazu hatte ich (unter anderem, man kriegt ja bei uns nicht für nen ganzen Tag nen Raum, wenn man den nicht ein Jahr im Voraus bucht) den größten Meetingraum, den wir haben, gebucht, damit wir auch die größte Leinwand haben, denn manche Dinge muss man in WIRKLICH, WIRKLICH groß sehen, um sie… naja auch dann nicht so richtig zu verstehen. Diese Firma hat irgendwie eine ganz eigene Logik, die sich uns nicht erschließt. Aber das ist nur eine Nebengeschichte, denn wir haben heute auch Abschied von eben diesem Meetingraum genommen. Ab morgen ist das ein „Nationaler Bereitschaftsraum“, abhörsicher, diesdastralala und dann eben auch Zugangskontrolliert. Normalsterbliche wie wir kommen dann da einfach nicht mehr rein. Warum man, in einem Haus, in dem ständiger Meetingraummangel herrscht, einen von zwei großen Meetingräumen für den weit überwiegenden Teil der Belegschaft sperrt, weiß der Geier. Ich habe mich beschwert, mehr kann ich auch nicht machen.

Abends beim Ballett war „Freunde-Woche“, man konnte eine*n Freund*in mitbringen und die konnten dann mitmachen. Ich habe keine Freund*innen… äh… mitgebracht, ähäm, aber andere hatten das und da waren heute vier sehr tapfere Damen, die durch eine komplette Ballettstunde mit nur minimalen Modifikationen geschleift wurden. Teilweise taten sie mir ein bisschen leid, wer muss schon in der ersten Ballettstunde seines Lebens direkt Pirouetten drehen (aus der fünften!!!), aber sie haben sich wacker geschlagen, hatten Humor dabei und keuchten nur gelegentlich. Applaus an die Truppe, Respekt, echt.

Heute hat es auch das erste Mal in diesem Winter geschneit. Nur ein bisschen, aber Auto fahren war trotzdem etwas langwieriger als sonst so. Man muss sich jedes Jahr aufs Neue dran gewöhnen, auf Schnee und glatten Straßen zu fahren. Alle anderen auch. Die ersten Tage sollte man da wirklich etwas Nachsicht zeigen und etwas mehr Zeit einplanen, dann geht das auch bald alles wieder. Was aber spannend war: das erste Mal unsere beheizte Straße hoch.

Es ging tatsächlich ganz ok. Augen zu, „Gas“ geben, und durch. Vorher, das haben wir als Tipp bekommen, ein paar mal Lichthupen, FALLS von oben wer kommt, denn man möchte sich wirklich nicht plötzlich gegenüberstehen, sonst muss man rückwärts wieder runter (was wohl öfter mal schief geht). Dann sollte man lieber waren, bis das Auto von oben unten angekommen ist.

Tag 3739 – 3741 – Es lässt mich nicht los.

(Hier passiert nicht viel interessantes. Chefin nervt. Arbeit nervt. Früh aufstehen nervt kolossal. Und leider wird vermutlich mein Ballett ab nächstem Jahr eingestampft, wegen zu wenigen angemeldeten. Das finde ich sehr traurig. Und weiß auch noch nicht, was ich dann mache. Aber das überlege ich mir dann zu gegebener Zeit.)

Am Samstag war ja nicht nur doofes Spiel spielen*, sondern davor war in umgekehrt chronologischer Reihenfolge ein Galadinner, bei dem man seinen Platz finden musste, indem man das richtige Puzzle zu seinem zugelosten Puzzleteil fand, und Quiz. Ich konnte beim Quiz tatsächlich mal was beitragen, weil ich mehr als di*er durchschnittliche Norweger*in über Berlin weiß (yeah!) aber an folgendem haben wir uns alle die Zähne ausgebissen, kollektiv der ganze Raum. Ein Raum voller Leute, die in genau sowas eigentlich überdurchschnittlich gut sind. Tipp gibt es dann morgen.

Die Frage, die vorgelesen wurde, war: welche Zahl kommt als Nächstes in der Reihe? 2, 3, 5, 9, 7, 33.

Ich hab mein Puzzle sofort gefunden.

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*das ich heute gekauft habe, genau wie das hier, das ich letztes Jahr verzweifelt gesucht und nicht gefunden habe (weil ich den Titel nicht wusste):

Das kann man bestimmt auch mit den Kindern mal spielen, das ist sehr kurzweilig und lustig.

Tag 3733 – 3735 – Arbeit Arbeit und jetzt nicht mehr.

Zwei Tage Homeoffice. Meine Produktivität war… sehr durchwachsen. Ich versuche, zu akzeptieren, dass das nun mal so ist, und mich dafür nicht fertig zu machen. Das ist manchmal nicht einfach. Aber am Ende kommt ja immer noch eine überdurchschnittliche Arbeitnehmerin (mit unterdurchschnittlichem Gehalt) dabei raus.

Heute hatte ich aber frei. Morgen habe ich auch frei. Ich bin nämlich wieder auf dem Landestreffen des 2%-Clubs. Das stresst mich offenbar, denn ich habe direkt erst mal meine Kosmetik- und sonstige Badezimmersachen fein säuberlich aufgereiht und symmetrisch ausgerichtet. Aber es ist wie auch beim letzten Mal: alle hier sind so nett und interessant, es macht mich sehr glücklich. Selbst Sauna mit mir völlig unbekannten Leuten war gut. (Anmerkung: man geht hier in Badekleidung in die Sauna. Immer.) Es ist echt lange her, dass ich in einer Sauna Bier getrunken habe. Zwischen den Saunagängen habe ich mich sogar im Kanal abgekühlt, also fast Eisbaden, das Wasser kommt aus dem Fjord. Beim letzten Mal war ich sogar bis zum Bauchnabel drin!

Danach noch viele schöne Gespräche gehabt, aber um elf war die Luft bei aller Liebe raus und ich begab mich auf mein Zimmer. Platt wie ein Brötchen.

Tag 3732 – Uffz.

Nach einem Tag im Büro mit allen Aufs und Abs, die das so mit sich bringt, bin ich hundemüde und habe Kopfschmerzen. Ich gehe jetzt ins Bett und hoffe, dass das dann auch das Ende des Jetlags ist.

Die letzte session des Sportprogramms muss auch bis morgen warten, ich bin echt erschossen.

Derweil hat sich Herr Rabe heute eine Winterjacke gekauft, von so einer sehr bekannten nordischen Outdoormarke, weil eine Kollegin da Rabattcoupons hatte. Er liegt mir schon seit 1,5 Wintern damit in den Ohren, dass er mal eine neue Winterjacke braucht, weil seine einfach ziemlich fertig ist, aber irgendwas in nicht schwarz, dunkelblau, braun oder dunkelgrau zu kriegen, ist echt schwierig. Seine neue wird jetzt feuerrot und der Stoff ist so Special, dass er auf der Webseite mit einem Hans Zimmer-artigen Soundtrack untermalt wird. Man könnte von der Marke auch Jacken für Expeditionen in die Arktis kaufen, aber da hab ich dann doch ein Veto eingelegt, das fand ich dann fürs Pendeln zwischen Eidsvoll und Oslo sowohl optisch als auch preislich etwas überkandidelt.

Tag 3715 – 3717 – Wochenende plus.

Freitag war eigentlich nur Arbeit. Furchtbar langweilig, wenn man nicht dabei war. Wenn man dabei war, war es nur so normal Arbeit halt. Ich habe ein Uber gebucht, das war ca. das spannendste. Abends sind Herr Rabe und ich sehr unvernünftig lange vorm Fernseher versackt. Das war aber auch schön.

Gestern waren wir Bowlen, die ganze Familie, denn das hatte Pippi sich gewünscht. Pippi war nämlich letztes Wochenende sehr traurig, dass sie nicht mit in den Trampolinpark durfte, als Michel seinen Geburtstag gefeiert hat. Nun ist es aber ja nun mal so, dass Pippis Mutter zwei Kinder durch ihren Beckenboden gepresst hat, und das mit dem Trampolin macht danach nur noch bedingt Spaß (bitte keine Tipps für Training, been there, done all of that, hat nicht funktioniert, bin sehr müde, das zu diskutieren). Deshalb Bowling. Das war auch eigentlich sehr schön, bis Pippi aufging, dass wir alle besser sind als sie und dann war Krise und Heuli und aufgelöstes Kind. Ich war in dem Alter exakt genau so und kann das sehr gut verstehen. Dass Michel dann schlaue Tipps und/oder blöde Kommentare von der Seitenlinie reinruft, macht nichts besser. Pippi spielte dann halbwegs tapfer die Runde zu Ende und wurde mit einem Slush getröstet. Danach haben wir die Kinder gezwungen, mit uns Essen zu gehen (Thai/Sushi, also für die Kinder Sushi und für die Erwachsenen Thai), weil wir Monster sind, jedenfalls wenn man Michel Glauben schenkt. Kinder, so schön. Wenn man unbedingt jemanden will, dessen Emotionen man ständig managen (also auffangen, aushalten, regulieren, erklären…) muss, empfehle ich Kinder wärmstens. Obendrein tut mir vom Bowling der rechte Ringfinger weh und er ist auch dick am Gelenk, den Ehering kriege ich nicht mehr ab. Ich hoffe sehr, dass das bis Mittwoch weg ist.

Abends haben Herr Rabe und ich die 2. Staffel Wednesday fertig geguckt. Das war schön, wenn auch ein wenig vorhersehbar.

Heute Haushalt und Sachen für die Reise raussuchen. Ich werde sicher nicht schlafen können, bevor ich eine Packliste zumindest angefangen habe, also mache ich das gleich noch. Es wurde ein etwas späterer Abend als wünschenswert gewesen wäre, weil ich mit Michel erst noch einen Plan für seine Verpflichtungen und Freizeitgestaltung gemacht habe. Er hat da aufgrund seiner Neurodiversität grade mal wieder große Probleme, sich zu strukturieren und braucht viel Hilfe, aber wenn wir ihn (für ihn) aus dem Blauen heraus an irgendwas erinnern, das er machen soll, explodiert er ganz gerne mal und verweigert sich total. Also haben wir, nachdem er sich abgeregt hatte, uns hingesetzt und aufgelistet, was er alles machen will und was er machen muss, und was von den „muss“-Sachen eigentlich ganz gut läuft (Hausaufgaben zum Beispiel, Brotdose machen, und an den richtigen Tagen das richtige Sportzeug dabei haben) und was für ihn schwer ist. Bei den schwierigen und unbeliebten Sachen haben wir abgemacht, wann er die am besten machen kann, weil es ihn da am wenigsten nervt, und vor allem ob und wann wir ihn daran erinnern. Ich hoffe, das wird ihm ein bisschen helfen. Und ich hoffe, dass er uns vielleicht nicht jedes Mal ins Gesicht springt, wenn es eine Abmachung gibt, dass wir ihn jeden zweiten Montag fragen, ob er die Hausaufgaben für die aktuelle Zwei-Wochen-Periode schon fertig hat. Ich hoffe (und glaube eigentlich auch), dass er versteht, dass wir ihm nur helfen wollen, auch wenn sein ADHS-Gehirn Routinen furchtbar langweilig findet. Aber Struktur muss sein, sonst entgleitet (ihm) alles und es gibt dann Frust, weil er ja eigentlich xyz machen wollte oder abc hätte machen müssen.

Positiv betrachtet wird es nicht langweilig hier.