Tag 554 – Und nun?

Drei Viertel meiner Krankschreibung sind rum. Die letzten zwei Tage verbrachte ich in weiten Teilen mit Pippi im Bett, was ein sehr komisches Gefühlsmischmasch ergab. Einerseits nämlich das Gefühl großer Ruhe, und zu Hause sein, wenn ich in Pippis schlafendes Gesicht sehe, ihre kleinen Hände an ihre Wangen gedrückt, den Mund leicht auf. Manchmal gebe ich ihr ein Küsschen auf die Stirn, um zu checken, ob das Fieber zurück kommt. Und weil ich sie so einfach auffressen könnte vor lauter Liebe, wenn sie so schläft. Und jetzt kann ich das auch wieder feststellen und genießen. 

Aber da ist noch ein anderes Gefühl, nämlich Nutzlosigkeit. Von Pippi ans Bett gefesselt lässt es sich wenig tun und für alles, das sich tun ließe, fehlt mir weiterhin die Motivation. Durch das spazieren Gehen letzte Woche hatte ich was zu tun und die ärztliche Anordnung war genug Motivation. Ja, so simpel ticke ich im Moment: sag mir was ich machen soll und ich mache es. Sag es mir nicht und ich mache… nichts. 

Das schlimmste Gefühl ist aber erst in den letzten zwei Tagen dazu gekommen. Das Gefühl nämlich, daraus jetzt Konsequenzen ziehen zu müssen. Und nicht zu wissen wie. Arbeitsstunden reduzieren? Wäre vielleicht schlau (um mein Projektgeld zeitlich in die Länge zu ziehen), vielleicht aber auch total dämlich angesichts eventueller Arbeitslosigkeit irgendwann und entsprechend weniger Arbeitslosengeld. Außerdem: ich kenne mich doch. Als würde ich dann tatsächlich weniger arbeiten. Das Problem ist glaube ich auch nicht die Arbeit, sondern dass sie mich nie loslässt. Und das sich das Abschließen wie so ein unbezwingbarer Berg vor mir auftürmt, mit einem Bergführer, der eh nicht damit rechnet, dass das dieses Jahr noch was wird und nach dem Aufstieg hisse ich dann mein kleines Fähnchen und hopse in den Abgrund, oder wie? Ein weiterer Punkt ist, dass ich nur sehr schlecht damit leben kann, wenn Herr Rabe dann noch deutlicher mehr verdient als ich. Also Stunden reduzieren ist nur so mittel. Aber was dann? Ja, wir haben jetzt eine Putzfrau (Hurra!!!), da ist also für Entlastung gesorgt. Unsere eh schon nur sporadisch Zeit habende Babysitterin wird hoffentlich trotzdem weiter kommen, vielleicht zu anderen Zeiten, dann haben vielleicht auch Herr Rabe und ich mal wieder Zeit füreinander. Der Frühling kommt bestimmt (in drei Monaten, haha) und damit hoffentlich weniger oft kranke Kinder. Vielleicht kann ich ein paar mal die Woche spazieren gehen in meinen Alltag integrieren*, aber reicht das dann?

Ich hasse es, weder Pläne noch Ahnung zu haben. So. 

*Nein, ich werde mir definitiv keinen Hund anschaffen. Das ist echt, was ich nicht brauche: noch mehr Verantwortung für ein hilfloses Wesen. Und was sollen wir machen, wenn wir mal in den Urlaub fahren? Wir haben ja kein soziales Netz. Nein, jemand wie ich** sollte keinen Hund haben.

**der überdies keine Hunde mag