Tag 3226 – Leicht anstrengende Heimreise.

Zweiter Kurstag, im wesentlichen Workshops. Inspekteure sind, selbst wenn sie geballt auftreten, oft erstaunlich schüchtern und niemand will präsentieren. Aber ich will mir ja gerne nen internationalen Namen machen, da schadet es ja nicht, aufzufallen. Rede ich mir ein.

Mein Akku war danach ziemlich leer und die rosa Brille musste her. Ich merke aber: der Lieblingskollege ist eine der wenigen Personen (eigentlich nahezu der einzige außerhalb meiner Familie) die mich nicht sozial zusätzlich noch auspumpen. Dafür kriegt er gleich noch ein Sternchen ins Schönschreibheft. Da macht dann auch nicht so viel, dass nahezu einer meiner wiederkehrenden Albträume wahr wurde. Der Zug zum Flughafen war nämlich plötzlich 25 Minuten verspätet und wir überlegten sehr schnell hin und her ob wir am Bahnhof raus springen und stattdessen ein Taxi nehmen sollten. Wir harrten aber dann doch im Zug aus, dann waren’s auch zwischendurch nur noch 17 Minuten und dann aber doch wieder etwas über 20, und am Ende kamen wir 50 Minuten vor Abflug am Flughafen an. Natürlich online schon eingecheckt, aber das hilft ja nicht viel. Also joggten wir durch den uns beiden (bis auf den Hinflug) unbekannten Flughafen direkt durch zur Sicherheitskontrolle, wo wir uns auch an zwei, drei Gruppen vor sich hin schlurfender Ferienreisender einfach kackdreist vorbei mogelten. Mein Albtraum ist, dass ich in der Kontrolle dann nichts geregelt bekomme und alles durchsucht werden muss und ewig dauert und ich deshalb den Flug verpasse. Das war aber nicht so, ich zog noch im Laufen Gürtel und Uhr aus, warf alles in eine Kiste, holte Flüssigkeitentüte, Kaffebecher und Laptop aus dem Rucksack und warf all das in eine zweite Kiste (den Kaffeebecher aufgeschraubt, damit klar ist, das der leer ist), ging durch den Metalldetektor, nichts piepte, bekam an der anderen Seite mein Zeug problemlos wieder, packte alles in Windeseile in den Rucksack zurück und zog mir wieder im Laufen Uhr und Gürtel wieder an. Wir waren tatsächlich 7 Minuten nach Ankunft des Zuges durch die Sicherheitskontrolle durch und hatten dann auch erstmal eine entspanntere Zeit und konnten zum Beispiel den dringend benötigten Toilettengang endlich erledigen und ein Sandwich kaufen, um nicht zu verhungern. Ich brauche das jetzt nicht so dringend noch mal, ehrlich gesagt. Also durch Flughäfen joggen.

Der Flug war dann unspektakulär. Ich liebe meine rosa Brille bisher sehr, das fiel im Flugzeug mit dem künstlichen Licht überall sehr auf. Am Ende wurde es noch mal etwas hektisch, weil das (pünktliche) Flugzeug schon mal zur Übernachtungsposition fuhr und wir dann mit dem Shuttle zum Terminal fahren mussten, was natürlich Zeit fraß. Mein Zug nach Eidsvoll war dann aber genau die passenden 2 Minuten verspätet, die ich extra brauchte, um ihn noch zu kriegen (mit einem weiteren kleinen Sprint). Und so kam ich doch schon um kurz vor halb eins zu Hause an. Der nächste Zug wäre halt erst eine halbe Stunde später gefahren.

Morgen arbeite ich dann erst ab mittags. Mir stehen 11 Stunden frei zwischen zwei Arbeitstagen zu.

Tag 3225 – Luxuskurs.

Aaaaaalso, nichts gegen Brüssel, aber hier haben wir drei-Gänge Menü zum Mittag- und Abendessen und abends sogar Wein zum Essen, sowas kenne ich ja gar nicht mehr, dass das einfach mit drin ist. In Norwegen ist Alkohol nie einfach mit drin, weil sich Norweger sonst sofort kollektiv unter den Tisch saufen. Anyway, ich habe mich beim Wein doch sehr zurückgehalten, das ist hier eh alles schon viel, es braucht nicht noch einen Kater oben drauf.

Ansonsten alles gut, ich finde, ich schlage mich wacker im Socializen. Der Lieblingskollege (der sozial noch mehr awkward ist als ich, aber selbstverständlich ganz normal, ähäm) auch. Wir sind sehr flink. Schulterklopf und ab ins Bett.

Tag 3224 – Winke vom Lago Maggiore!

So, den ganzen Tag gereist, und abends sehr nett mit dem Lieblingskollegen Essen gewesen. Der Lieblingskollege ist nicht umsonst eben jener, es war wirklich schön und lecker und wir hatten Besuch von (neu)gierigen und etwas frechen Spatzen. Was will man mehr. Ich habe mich sogar getraut, Weißwein zu trinken, der ebenfalls sehr lecker war. Ein lokaler aus dem Tessin, fruchtig und frisch.

So sieht es vor meinem Zimmerfenster aus:

Berge, See, Grün und ein sehr hübscher Ort.

Jetzt werde ich die Augen zumachen. Morgen ist den ganzen Tag Kurs und danach noch soziales Tralala, da sollte ich ausgeruht sein.

Tag 3199 – Voll.

Mein Kopf. So voll. So. Viel. Information.

Ich liebe es.

Minus den Part, wo ich jedes Mal, wenn ich eine „doofe“ Frage stelle, was ich gerne tue, bereits drei mal (die meisten haben sich bisher exakt null mal irgendwie geäußert), auf dem Video bin. Vor 30 physisch Anwesenden und 562 (!) Teilnehmenden online, von denen ich ein paar sogar kenne.

Das Niveau von Fancyness des Hotels: da sind kleine Schonerchen im Badmülleimer.

Tag 3198 – Grüße aus Brüssel!

Bisher immer nur mal durchgefahren und das letzte Mal ist auch das schon knappe 14 Jahre her. Und jetzt gleich drei Tage Schulung bei der Europäischen Kommission. Es ist alles sehr seltsam, irgendwie. Bestimmt merkt bald wer, dass ich nur so tue als wäre ich Inspekteurin. Und erwachsen.

Brüssel hat bisher bei mir einen so lala Eindruck hinterlassen. Ich glaube, es gibt schönere Städte. Könnte aber auch am Regen liegen. Auf jeden Fall ist es sehr grün, das ist ja für uns aus dem Norden grad eine reine Augenweide.

Fun fact: die Schilder der EWR-Staaten standen zu Anfang nicht auf dem Tisch, sondern auf einem Schrank. Wir waren aber so früh, dass wir uns einfach irgendwo hin gequetscht haben, zufällig sogar alphabetisch passend zwischen den Niederlanden und Österreich.

Was allerdings ein bisschen abgefahren ist, ist das Hotel. Mein Zimmer geht über zwei Etagen*:

Und wären wir essen waren, war jemand da, hat das Bett fertig gemacht, Schokotäfelchen auf die Kissen gelegt und die Gardine zugezogen. Wären nicht alle verfügbaren Hotels in der gleichen Preiskategorie gewesen, würde ich mich für diese Dekadenz schämen, aber so finde ich es für zwei Nächte schon auch mal ganz nett.

___

*sehr passend, da ich seit gestern Abend als ich ins Bett wollte sehr aua in meinem linken Knie habe. Treppe steigen geht aber, was nicht so gut geht sind die ersten Schritte nach längerem Sitzen. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt dafür als eine Woche vor der Tanzaufführung. Möchte meinen Körper manchmal gerne reklamieren, fürchte aber, die Garantie ist schon lange abgelaufen.