Eine Nacht in New York, nur eine, weil das wirklich absurd teuer ist. Dabei war ja nun gar nicht Saison, nichts, es war einfach ein normaler Samstag im Oktober. Das Hotel war auch nicht luxuriös oder so, ich hatte nicht mal ein Fenster zum rausgucken, weil das Zimmer im sage und schreibe zweiten Stock war. Aber egal. Ich beschwere mich nicht, es war ein tolles Wochenende insgesamt. Den exzessiven Gebrauch von Männerparfum-Raumspray in der Lobby hätten sie sich vielleicht noch sparen können.
New York war wie immer total überwältigend groß, voll und laut. Mehr als zwei Tage würde ich da vermutlich nicht ertragen. Leider hat es auch dieses Mal überhaupt nicht gut funktioniert, eine Hop on Hop Off Bustour zu machen, da kam einfach nie ein Bus. Rausgeschmissenes Geld. Aber ansonsten…




Abends sind wir in „The Book of Mormon“ gegangen, meine erste Broadway-Show. Das ist ein sehr sehr unterhaltsames, quatschiges Stück. Man sollte aber den Humor von South Park mögen. Aber sehr kunstvoll, wie man da als weißer Mensch die ganze Zeit denkt „oha, darf man das sagen? Darf man darüber lachen? Ist das nicht rassistisch? Ist es ok, wenn es ein schwarzer Schauspieler gesagt hat?“, während es natürlich total ok ist, aufs übelste über die Mormonen (nun mal alle weiß, und jetzt hab ich auch gelernt, wieso) herzuziehen. Ich wusste vorher sehr wenig über Mormonen, jetzt weiß ich die sehr verkürzte Darstellung eines satirischen Musicals und naja, mehr muss ich auch gar nicht wissen, glaube ich. Über Uganda weiß ich allerdings tatsächlich zu wenig und habe Lust bekommen, mehr über Uganda und Afrika generell zu lernen. Bildungsauftrag erfüllt.

Am nächsten Tag gingen wir erst durch Little Italy, Chinatown und Soho spazieren und dann, mit einem Umweg über diverse Läden, aufs Rockefeller Center. Von da hat man wirklich eine tolle Aussicht, völlig surreal eigentlich. Ich hatte Schwierigkeiten, zu realisieren, dass das das ganz echte New York ist.






Rockefeller Center ist zum Fotos machen besser als One World Trade Center, weil man draußen ist. Ansonsten war das ein alle Vorurteile gegenüber Amerikanern bestätigendes Erlebnis. Vor der Aufzugfahrt läuft ein Film zur Entstehung des Rockefeller Centers und naja, das ist eine schamlose Verherrlichung der Ausnutzung der Finanzkrise in den 20ern und zahlloser Arbeiter, die überhaupt keine Rechte hatten und wo Arbeitsschutz ein Fremdwort war. Aber ist er nicht ein Held, der Herr Rockefeller???
Danach waren wir platt wie Brötchen und zwar alle drei. Nie war ich so froh, wieder in einem halb verschlafenen Kaff in New Jersey zu sein, wie an diesem Abend. Man bezahlt da auch keine halbe Niere für ein Abendessen, deshalb haben wir da gegessen.

Unvorsichtigerweise dazu ein Lime-Margharita. Der war gut, aber hat auch gut funktioniert. Ich habe danach geschlafen wie ein Stein und bin Montag das erste Mal erst vom Wecker wach geworden – um fünf, damit ich noch Sport machen kann. Finde mich selbst ziemlich bekloppt.
