Tag 3468 bis 3470 – Huff, huff.

Es war ein bisschen viel alles, die letzten Tage. Jedenfalls zu viel um abends noch zu bloggen. Ich bin immer so gegen 5 Uhr aufgewacht, mit oder ohne Wecker. Dann hab ich aber meistens auch noch lange im Bett rumgelümmelt (was soll man auch sonst um 5 Uhr machen?). Irgendwann bin ich in den Trainingsraum gegangen und habe da irgendwas gemacht, wofür die Energie reichte. Seit gestern geht da auch wieder mehr, schon allein, weil gestern auch ein neuer Zyklus angefangen hat. Heute war sogar richtig gut, ich hab ein ganzes Training ohne große Probleme durchgezogen.

Meine Stimme ist immer noch ziemlich daneben. Und wegen gestern neuer Zyklus (abends) hatte ich natürlich Donnerstag und Freitag früh Migräne. Was toll ist, auf ner Inspektion, wo man ja irgendwie 1. anwesend, 2. wach und 3. konzentriert sein muss. Ging irgendwie, war aber nicht optimal und schön auch nicht. Gestern und vorgestern habe ich auch eigene Teebeutel mit Ingwer-Zitrone-Tee mit zur Site genommen und da Unmengen Tee getrunken, weil ich mir einbilde, dass das immerhin ein bisschen hilft, meine Stimmbänder zu schmieren.

Die Inspektion war wegen der Verspätung ungeplant stressig, dann kam noch das Wetter dazu und wir mussten unsere ganzen Begehungspläne mehrmals umschmeißen, zuletzt, weil wegen des Frosts bei der Site ein Leck entstanden war und im einen Gebäude keine Produktion stattfinden konnte. Bekanntlich bin ich überaus flexibel was Planänderungen angeht und fand das deshalb total gut.

Die Niederländerinnen sind wahnsinnig nett und auch ein bisschen seltsam, wie ich, wir waren ein gutes Team. Sie waren beide einigermaßen erstaunt, dass ich mich traue, mit meinen pinken Haaren und meinen Klamotten so beim Hersteller aufzulaufen, aber im positiven Sinne erstaunt. Also so ein bisschen, dass ich die Eier habe. Ich finde meine Kleidung, die ich bei Inspektionen trage, ja überaus seriös und weiß gar nicht, was die meinen. Also ja, am ersten Tag hatte ich einen karierten Minirock und rote Strumpfhosen an, aber ein dunkelblaues, sehr seriöses Hemd. Am zweiten Tag war das Hemd pink, aber ein dunkelblauer Blazer und dunkelblaue Hosen dazu (und die in diesem Fall obligatorischen bunten Socken). Am dritten Tag ein knielanges, hoch geschlossenes Kleid, bei dem der Brustbereich grau mit schwarzen Polka-Dots ist (der Rest ist schwarz). Am letzten Tag ungewöhnlich für mich ganz in schwarz, mit einer Seidenbluse mit etwas flatterigen Ärmeln und einer schwarzen Hose. Also total seriös alles und gar nicht irgendwie abgefahren! Sie meinten trotzdem, ihre Chefin würde nen Herzinfarkt kriegen, wenn sie so rumlaufen würden. Ich habe dann gesagt, dass ich sehr sicher bin, dass meine Chefin davon auch nicht begeistert ist, insbesondere von den Haaren, aber dass mir das herzlich egal ist. Ich muss mich ja auch wohl fühlen und das ist für mich das richtige Maß an Verkleidung. Und es muss ja auch Vorteile haben, mit und für konfliktscheue Norweger*innen zu arbeiten, die niemals aussprechen würden, dass ihnen was missfällt.

Wir sind mit der Inspektion fertig geworden, aber es waren lange Tage. Es waren auch deshalb lange Tage, weil die Norwegerinnen so nett waren und wir sehr viel gequatscht haben. Ich freue mich jetzt noch viel weniger auf die „heiße Phase“ der Perimenopause, um’s mal vorsichtig auszudrücken. Die Site war sehr interessant und seeeeehhhhr amerikanisch, das heißt, alle Standard Operating Procedures waren furchtbar lang, wordy, detailliert und meistens gab es so 2-3 für jede pisselige Aufgabe. Das ist ungewohnt, in Europa ist es meist nicht so. Ich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendwer das ganze Zeug tatsächlich liest.

Die Location der Site, also der Ort in dem wir waren, war auch sehr amerikanisch, aber ich möchte da echt nicht tot überm Zaun hängen. Dabei gab es nicht mal Zäune. Eigentlich gab es irgendwie nur Straßen. Alles platt, alles weit, alles groß. Man kann nirgends zu Fuß hingehen, weil der Ort, der auch keinen richtigen Kern hat, wie ausgewalzt ist. Es bekommt dieser Art Orte scheinbar nicht, dass da so viel Platz ist, die wachsen dann nur in die Breite, wie eine Ölpfütze, die sich ganz dünn immer weiter ausbreitet. Warum eine 90.000-Einwohner-Kleinstadt dringend überall 6-spurige Straßen braucht, erschließt sich mir auch nicht. Aber egal. Ich muss da ja nicht wohnen.

Um die überstandene Inspektion zu feiern, waren wir gestern in einem mexikanischen Restaurant, was total trashig war, inklusive Sombrero-Band, die für Leute Happy Birthday gesungen hat, aber das Essen war super lecker. Natürlich viel zu viel. Wie immer. Dabei haben wir schon eine Platte für 2 zu dritt geteilt. Aber es war super Essen. Und ich habe kein Foto davon gemacht. Tja. Wir haben dann noch im Hotel ein Bier zusammen getrunken und es war wirklich schön mit den beiden Damen. Und dann waren wir alle um neun im Bett und zumindest ich total platt.

Oh, noch so was: in diesem Bundesstaat ist es wirklich, wirklich schwer, vegetarisches Essen zu bekommen. Ich musste Ausnahmen machen, sonst hätte ich tatsächlich manchmal hungern müssen. Das ist für mich inzwischen auch ungewohnt, man kann ja inzwischen doch fast überall IRGENDWAS fleischfreies bekommen. Donnerstag waren wir bei einem Italiener, da gab es wenigstens viel Fisch beziehungsweise, für mich, Meeresfrüchte.

Indisch geht auch immer für vegetarisches Essen.

Heute war eigentlich nur Rückreise. Ich hänge seit inzwischen wirklich geraumer Zeit am Flughafen rum und so langsam habe ich keine Lust mehr und würde echt gerne in das Flugzeug, aber das ist, haha, verspätet.

Tag 2241 – Piep.

Ja hmm das war nichts mit dem nahezu normal langen Arbeitstag, danken wir alle meiner Excel-Clumsyness und der der Kollegin, was eine Scheiße, aber jetzt wenigstens behoben.

Die Pandemie lässt man in Norwegen weiter durch die Kinder eskalieren, es gibt exakt null Maßnahmen dagegen, wurde heute durch die Pressekonferenz bestätigt. Als Trostpflaster sollen jetzt aber die 12-15-Jährigen eine Impfung angeboten bekommen. Aber nur eine Dosis, weil man weiß ja nicht*, vielleicht sind zwei Dosen ja gefährlich** und eine Dosis reicht ja auch***.

Zum Heulen. Alles einfach nur noch zum Heulen. Nicht mal Fische hab ich gesehen.

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*doch

**nein

***nein