Die Nacht war schon laut. Michel hat ja eine Hausstaubmilbenallergie. Ich habe die Diagnose bisher insgeheim angezweifelt, Bluttest hin oder her, er hat einfach gar keine Symptome zu Hause. Null. Nix. Aber zu Hause haben wir kaum Teppiche, wir wischen parkettbodenschädlich häufig (weil ich es gern sauber hab und kleine Kinder tendenziell mehr klebrige Flecken hinterlassen als Erwachsene), wir haben nur Synthetik- und Mikrofaser-Bettzeug wegen des Tierschutzes, haben aus Gründen wasserundurchlässige Matratzenschoner und waschen aus Gründen diese und auch die Bettdecken noch etwa ein Mal im Monat. Jetzt beim Opa, mit Daunenbetten und Teppichen, ist es aber echt schlimm, vor allem nachts, das arme Kind hustet furchtbar und die Augen sind knallrot und geschwollen und jucken. Auch gestern (und auch heute wieder) bei meiner Omi schwollen seine Augen an, bis er aussah wie ein Maulwurf. Tagsüber hält sich das Genörgel über das Jucken ja noch in Grenzen, aber nachts macht es ihn wahnsinnig und uns alle gleich mit, weil er mitten in der Nacht schier ausrastet und meint, er müsse mindestens sterben. Laut ist das. Und nervig. Und nachts ist mein Mitgefühl irgendwie ganz gering ausgeprägt, ändern kann man es ja eh nicht und ich verstehe einfach nicht, wieso man LAUT BRÜLLEND verkünden muss, dass man gar nicht schlafen kann. Wie dem auch sei, kein Deutschlandbesuch ohne Apothekenbesuch (trotz Bestellung in der Online-Apotheke), wir haben jetzt Antihistamin-Saft. Und ich werd wohl auch nochmal los und Antihistamin-Tabletten kaufen, nachdem Michel heute Abend, als es ans Medizin nehmen ging, vorwurfsvoll meinte „Warum gibt’s das nicht als Tablette?“. Ja, gibt’s natürlich, zwar nur in Erwachsenendosierung aber mit Teilrille bei der man ausdrücklich auch teilen darf und für Kinder auch soll. Michel mag seit diversen Antibiotika-Zwangseinnahmen als Baby und Kleinkind keinerlei flüssige Medizin mehr, nimmt aber seit einiger Zeit ohne Meckern alle möglichen Tabletten. Wir werden dann in Norwegen auch mal Desensibilisierung ansprechen, das jetzt ist echt übel, nicht dass er noch allergisches Asthma oder drülfzig Kreuzallergien entwickelt.
Aber egal. Jedenfalls doofe Nacht.
Am Mittag wollten wir los, um bei meiner Omi die gestern sortierten und bereit gestellten Sachen einzuladen und auf die Stationen Brockensammlung – Müll – Meine Mutter (zur Mitnahme durch eine Spedition) zu verteilen. Ich habe noch einen großen Kleidersack vom Dachboden meines Schwiegervaters geholt und zwei Kleider, darunter ein bodenlanges, weißes Kleid mit kleiner Schleppe aussortiert. Ja, mein Brautkleid. Ich hoffe, es freut sich noch jemand darüber. Das Kleid der standesamtlichen Trauung behalte ich, das fährt nun zusammen mit meinem Damensmoking und meinen Brautschuhen (kann man Einfärben) auch nach Norwegen. Am Ende waren wir wegen trödeliger Familie sehr spät dran und ich musste erst einmal ordentlich laut werden, bis sich alle etwas schneller als per Diffusion bewegten. Ich mag mich so nicht, aber es geht manchmal nicht ohne.
Bei meiner Omi genossen, wie schön Michel (und ein bisschen auch Pippi) sich mit sich selbst und dann seine Uromi beschäftigt hat, indem er der Maus einen Leseturm gebaut hat, der dann fachmännisch vermessen werden musste. Wenn sie sich nicht vorher laut um den Kaffeetisch gejagt hätten wäre es noch schöner gewesen.

Abends dann Essen gewesen, mit meiner Omi, meiner Mutter, meinem Schwiegervater und uns vieren. Es passierte, was immer passiert, wenn meine Mutter auf die Kinder trifft: es wurde unglaublich laut. Ich weiß nicht, wie sie das schaffen, aber sie schaukeln sich ratzfatz tierisch hoch und am Ende möchte ich ins Schweigekloster und weil das so spontan nicht geht versuche ich Herrn Rabe heimlich dabei zu fotografieren, wie er sich verstohlen die Ohren zuhält*. Huff. Laut. Und ja, lieber Nebentisch, ich hab das Augenrollen gesehen, gehört und gespürt. Wir kommen nicht so schnell wieder, versprochen.
Morgen hoffentlich etwas ruhiger. Jetzt brüllt Pippi. Laut.
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*Hat nicht geklappt. Also das Fotografieren.