Tag 309 – Playdate deluxe

Wir waren heute zum Grillen und Spielen eingeladen, bei H. In Michels Kindergarten ist nämlich direkt nach dem Fahrrad-Hype die Besuch-Seuche ausgebrochen. Wirklich jeden Tag wenn ich Michel abhole nölt irgendein Kind seine Eltern an: „XYZ søøøp mæææ!“. Beim ersten Mal musste ich eine Betreuerin um Übersetzung von Kinder-norwegisch ins norwegische bitten. Es heißt eigentlich „XYZ (skal) besøke meg!“ also „XYZ soll mich besuchen!“. Letzte Woche war deshalb H. hier und wir heute bei H.

Kurzer Exkurs: ich mag keine Playdates. Meistens bin ich angespannt weil ich versuche, auszuloten, wie viel Einmischung in das Spiel von mir erwartet wird. Das perfekte Playdate für mich wäre eines, bei dem ich nicht bei sein muss. (Oh, was freue ich mich darauf, dass eines Tages die Kinder einfach sagen „Ich geh zu XYZ zum Spielen! Zum Essen bin ich wieder da! Tschüss, bis nachher!“) Das zweitbeste ist, wenn ich und eventuelle andere Betreuungspersonen einfach rumsitzen und Kaffee trinken und schnacken, während die Kinder das Kinderzimmer (oder eine sonstige Spielfläche) auseinandernehmen. 

So gesehen war das Playdate heute nahezu perfekt. Michel und H. ölten rum, Pippi ölte mit, Herr Rabe beaufsichtigte das ganze im Garten und feuerte derweil den Grill an, ich machte mit H.s Mama (M.) den Rest fürs Essen fertig. Wir gingen raus, aßen, dann gingen Michel und H. rein und nahmen das Kinderzimmer auseinander, Pippi schlief total fertig nach drei Schlucken Stillen ein und wir Erwachsenen schnackten einfach im Garten weiter. Nach einiger Zeit, in der man nichts von drinnen gehört hatte, nahm ich schon fast an, Michel und H. schlafend im Bett vorzufinden, aber nein,

*** grade hat Pippi auf Veröffentlichen geklickt, toll, Pippi! ***

aber nein, sie saßen in einem Haufen Brio-Schienen und lasen. H. Hatte sich Regenzeug und einen Fellhut angezogen und schwitzte wie ein Schwein, war aber glücklich. Da die beiden ja direkt vom Kindergarten ins Playdate gestartet waren, schickten wir sie gemeinsam duschen. Auch das ging ohne Probleme. Danach bekam Michel noch saubere Sachen von H. („Da passt der eh nicht mehr rein!“) und Michel und H. von M. vorgelesen und dann verabschiedeten wir uns und trugen und schoben und quatschten unsere übermüdeten Kinder nach Hause. Zu Hause fix Zähne geputzt und ab ins Bett und Michel schlief wie ausgeknipst ein. 

Das war echt schön, ein echt schöner Nachmittag und Abend. 

Und das was daran am verwunderlichsten ist? M. ist Norwegerin. 

4 Gedanken zu “Tag 309 – Playdate deluxe

    • Zwei. Sie und eine andere. Plus ein Kindergeburtstag.
      Zumindest gefühlt lassen Nowegerinnen ihre Kinder nicht alleine spielen und nach maximal zwei Stunden ist dann aber bitte auch Schluss. Das durchschnittliche Nowegerkind ist ja auch um sechs im Bett.

      Like

    • Ich weiß es natürlich nicht wirklich, aber ich vermute es ist eine ungünstige Kombination des globalen Phänomens Helikopter-Parenting (im Sinne dass Kleinkindern weder zugetraut wird, selbst ein erfüllendes Spiel zu finden, noch kleine Konflikte untereinander selbst zu lösen) und des norwegischen Verhaltens, keinem irgendwie zur Last fallen zu wollen. Deshalb wird jeder Konflikt, jedes Aufmucken schon im Keim erstickt. Dafür muss man aber halt die ganze Zeit daneben sitzen. Mir geht beides total ab, irgendwie.

      Like

Hinterlasse eine Antwort zu just a thought Antwort abbrechen