Tag 2156 – Schon wieder nichts zu erzählen.

So ist das manchmal, und eigentlich gibt es ja auch definitiv schlimmeres.

Ich kann mich ja auch nicht dauernd aufregen, zum Beispiel über den europäischen Impfausweis, inzwischen bin ich bei den meisten Dingen sehr abgestumpft. Sind halt bald/demnächst/irgendwann überall Wahlen, ne?

(Ach, was wird das schön, wenn wir dann demnächst wieder versuchen können, das Klima zu retten.)

Tag 2155 – Kurz-vor-Ferien-Alltag.

Ach so, ja, vielleicht sollte ich auch auf Veröffentlichen klicken, das könnte helfen.

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Hier passiert nichts spannendes. Wir arbeiten so herum, dann holt Herr Rabe die Kinder ab, wir fahren sie (dienstags) beide zeitgleich zu unterschiedlichen Aktivitäten, ich gehe in der Zeit einkaufen und manchmal zur Apotheke (heute wieder, weil bei 4 Tabletten am Tag eine 100er-Packung halt nur für 25 Tage reicht). Besonders war heute, dass Michel noch Sommerabschluss mit dem Korps hatte (und da Cola trank, und dann schlecht schlafen konnte) und Pippi beim Tanzen gefilmt wurde. Alle Kurse filmen diesen Sommer ihre Choreografien, und zwar draußen. Statt Show im Theater mit Publikum* – ich begrüße das sehr, aus verschiedenen Gründen.

Weiterhin war für heute Gewitter angekündigt, mein Kopf möchte auch gerne, dass das endlich runter kommt, der ist nämlich seit heute Mittag schon kurz vor Migräne, aber es kommt einfach nicht.

Geige gespielt, deutliche Fortschritte bemerkt. Viel bessere Klangqualität, und ich beginne zuversichtlich zu werden, dass auch mein 1. Finger irgendwann in der Lage sein wird, ein Vibrato zu erzeugen. Möglicherweise sollte ich mir aber tatsächlich mal langsam nen neuen Dämpfer anschaffen (mein alter war Kolophonium-verkrustet), meinem linken Ohr zuliebe.

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*ich glaube nicht, dass Infektionsschutz seitens der Veranstaltenden eine große Rolle bei der Entscheidung zu Film statt Show gespielt hat, muss ich leider sagen. Der Infektionsschutz da ist nach wie vor ein schlechter Witz. Aber wir sind ja auch in Norwegen, wo es keine Aerosole gibt und am Wochenende die Pandemie – die hier auch gerne mal Epidemie genannt wird – schon quasi abgeblasen wurde, bevor dann hektisch zurückgerudert und richtig gestellt wurde, weil nix vorbei ist, auch wenn wir zur Zeit auf einem guten Weg sind (was wiederum nichts mit überragendem Infektionsschutz zu tun haben kann, denn der ist hier einfach nicht allzu dolle. Das einzige was wir sehr konsequent haben ist Homeoffice. Alles andere haben wir nicht/nur lokal/nur eingeschränkt.)

Tag 2153 – zu viele Hobbies.

Eigentlich war heute ein super Wochenendtag, an dem alle machten, was sie gerne machen: Pippi war bei ihrer Freundin M., Michel und Herr Rabe waren Pokémon fangen und ich war alleine. Das nutzte ich, um endlich mal wieder zu nähen und die Nähmaschine meiner Omi auszuprobieren. Die ist, hmmja, vielleicht muss ich noch üben, aber sie zieht gerne mit dem Unterfaden Schlaufen und das nervt dann halt schon irgendwann. Vielleicht liegt es auch am Garn, wer weiß. Meine Singer nimmt ja quasi jedes Garn, gerne auch das billige von Stoff&Stil, aber ich habe gehört, dass viele Nähmaschinen da wählerischer sind. Was aber immerhin geklappt hat, war, mein letztes Jahr zugeschnittenes Projekt fertig zu nähen, sodass ich jetzt immerhin keine angefangenen Projekte mehr herumliegen habe. Dafür habe ich jetzt einen sommerlichen Jumpsuit mit einigermaßen gewagtem Ausschnitt, aber nur einigermaßen und ein Top drunter dürfte das schon zu meiner Beruhigung richten.

(Fotos morgen.)

Was allerdings herunterfiel beim Nähen: Sport und Geige. Immerhin die Vibratoübung habe ich noch gemacht, ansonsten beschränkte sich das Üben heute auf mentales Training, also Musik hören.

Ich würd echt gern weniger Schlaf und Ruhe brauchen, wenn ich 20 Stunden am Tag Zeit hätte, würd ich viel mehr schaffen, insbesondere auch Dinge, die mir Spaß machen und gut tun.

Und jetzt zackig ab ins Bett.

Tag 2152 – Nicht wirklich was zu erzählen.

Sommerwetter, immer noch, hurra!

Herr Rabe hat heute an den Autos 11 Reifen gewechselt. Jetzt weiß er auch, dass die Reifen hinten an Carona breiter sind als vorne.

(Elektroautos fressen tatsächlich Reifen, eieiei.)

Hungrig einkaufen gewesen, wir haben jetzt genug Essen für die Apokalypse und selbige wird ein großes Grillfest.

Festgestellt, dass hier im Ort diesen Sommer ein paar verschiedene Sommeraktivitäten für Kinder angeboten werden, vielleicht haben die Kinder ja Lust auf einiges davon (Nähen, Schnitzen, Musik, Malen, Schwimmen, Parcouring…). Immer mal einen Tag oder zwei nicht nur zu Hause abgammeln tut denen sicher ganz gut (und uns auch).

Mit der Babysittermama lose besprochen, dass wir denen die Kinder auch in den Ferien gerne mal leihen werden. Die Babysittermama ist durchgeimpft wegen hohem Risiko, da kann man das ja langsam wieder aufnehmen. Es ist schon wieder über eineinhalb Jahre her, dass Herr Rabe und ich einfach so was miteinander unternommen haben. Wer da Moralkeuleschwingend von Kinder outsourcen schwafeln möchte, möge ein paar Meter in unseren Schuhen laufen (oder in anderen von Leuten, die keinerlei regelmäßige, eingespielte Möglichkeit haben, mal Zeit als Paar zu verbringen).

Jaja, im letzten Jahr hatten wir sehr viel Paarzeit. Romantisch, Rücken an Rücken im Homeoffice in Videomeetings, oft nicht mal Mittagspause gleichzeitig habend. (Homeoffice hat viele Vorteile, den Mann öfter zu sehen gehört auch dazu, aber viel mehr als sehen ist das meist halt auch nicht.)

Mir fällt grad auf, dass ich grad fast genau die Klamotten trage, die ich anhatte, als wir zu Pippis Geburt ins Krankenhaus gefahren sind. Fast, weil ich das selbe Hosenmodell auch in einer Nummer größer habe und an dem Tag anhatte. Sehr elastische Gummibündchen machen vieles möglich.

Tag 2151 – Bisschen nachgereicht.

Also mein Ausflug in die Großstadt gestern, der war so.

Ich hatte ja vor ein paar Wochen den Hautarzttermin ausgemacht, um alle meine Muttermale kontrollieren zu lassen. Ich habe viele und bin sehr weiß und werde ja auch nicht braun, sondern nur Hummer und dann wieder weiß, ich sollte das also viel öfter machen. Naja. Jetzt bin ich jedenfalls „godkjent“ (genehmigt, und weil Sie das sicher wissen wollen: man spricht das guh-chent oder guh-schent aus) von Kopf(haut) bis Fuß (tatsächlich wurde sogar zwischen meinen Zehen nachgeschaut). Das war teuer, aber ich bin jetzt sehr beruhigt, fürs erste.

Dann ging ich zum Geigenbauer. Zu Fuß, denn das Wetter war (ist!) herrlich und um neun Uhr morgens ist die Luft selbst in Oslo zur Zeit super, ist ja fast kein Berufsverkehr. Außerdem ist die innerste Innenstadt weitgehend autofrei und ich gehe ja gerne, also spazierte ich vom Nasjonaltheatret über Stortinget, Karl-Johan, Dom, Youngstorget, drölfzig Umwege wegen schlechtem Orientierungssinn und der Baustelle aus der Hölle zur Storgata. Dass überhaupt noch wer zu diesem Instrumentenladen findet, bei dieser sich permanent ändernden Großbaustelle direkt vor der Tür, grenzt an ein Wunder. Hätte ich nicht gewusst, dass die geöffnet haben, ich wäre wohl unverrichteter Dinge wieder abgezogen und nicht quer durch die Absperrungen und die Baustelle mit meiner Geige über Holzbretter balanciert. Der Instrumentenbauer Maurizio war aber da und ich durfte erst mal Hände waschen (damit ich nicht die ganzen Instrumente mit Desinfektionsmittel voll schmiere) und dann jede erdenkliche Kinnstütze ausprobieren, die da war. Die Wahl fiel relativ leicht und relativ schnell auf eine „Stradivari-Type“ (Guarneri wäre 2. Option gewesen), Maurizio nahm die alte auch gleich runter und meinte taktvoll „Now that we have this off, i‘ll just clean it a bit, it is usually not accessible“. Dann entfernte er vermutlich bis zu 25 Jahre alten Schmodder und Kolophoniumstaub. Aber wo er die Geige grad in der Hand hatte, fragte ich, ob er meine, ob sonst noch irgendwas gemacht werden müsse. „I’ll have a look.“ und dann wurde geschaut („The bridge is very straight!“) und gespielt („Quite balanced“) und dann geklopft, und es machte klonk klonk klonk knack. „Is open here. That is not good.“ sagte Maurizio. Er erklärte dann noch, dass das normal sei, der Leim hält halt nicht ewig. An einer Stelle unten hatte sich die Decke vom Korpus auf ca. 4 cm gelöst, wie er durch geschicktes Prokeln mit einem kleinen Dings (Spatel?) herausfand. Solange das noch so wenig sei, sei das einfach zu leimen, je länger man wartet, desto schwieriger wird das aber. Sagte er. Also blieb meine Geige da und wurde über Nacht geleimt.

Dann fuhr ich mit der T-Bane ins Büro und machte sehr viele Updates mit gemischtem Erfolg. Von meinen Kolleg*Innen war genau eine da. Mit der unterhielt ich mich ein bisschen. Dann holte ich noch einen Ausdruck am Drucker und neue Kopfhörer im 6. Stock ab, meine alten gingen langsam hinüber. Ach, liebe Macher*Innen von Teams: ich würde wirklich, WIRKLICH begrüßen, wenn Teams mit Airpods funktionieren würde. Das wäre ganz grandios. Mit diesem Wunsch bin ich auch sicher nicht alleine.

Mit dem Zug zurück und spätestens da hätte ich auch einfach direkt ins Bett gehen können. Man ist ja wirklich nichts mehr gewohnt.

Donnerstags abends ist aber ja auch Tanzen. Und das ist wieder drinnen, weil wir ja dürfen, also mache ich das mit Mundschutz um mein und das Risiko anderer wenigstens soweit zu begrenzen, wie ich kann (außer nicht hingehen, das wäre noch besser, aber das möchte ich nicht). Allerdings bekam ich wegen Hitze oder Menschen oder Anstrengung oder Mundschutz oder allem oder nix davon beim ersten Kurs schon solche Kopfschmerzen, dass ich danach einfach nach Hause ging statt den zweiten Kurs auch noch mitzumachen.

Dann schlief ich bei Michel im Bett ein.

Heute Morgen bekam ich eine SMS von Maurizio, meine Geige sei fertig, also fuhr ich heute wieder hin um Geigi aus dem Instrumentenkrankenhaus wieder abzuholen, mit neuer Kinnstütze:

Zum Größenvergleich hab ich die alte noch mal drauf gelegt.
Endlich Platz für lange Hälse.

Hach. Das war die Touren allemal wert.

Ich bilde mir ein, jetzt mehr Obertöne zu hören, als wäre die Resonanz wirklich verbessert, aber das kann tatsächlich eigentlich nur Einbildung sein.

Und zu Hause blüht der Apfelbaum, aber wie!

Tag 2149 – Fleißbienchen.

Ich hab heute bei der Arbeit viel Kleinscheiß weggearbeitet und wieder festgestellt, dass einige auf das Empfangen von Mails reagieren, indem sie der Absenderin sofort weitere Dokumente schicken, mit dem Hinweis, weiteres käme in den nächsten Tagen. (Falls Sie mir mal viele Donumente schicken wollen: ich bevorzuge, alles auf einmal zu bekommen. Übersicht über lauter halb fertige Dinge zu behalten, fällt mir schwer. Andere Sachbearbeiter*Innen mögen anders ticken, aber ich sag das schon immer, dass ich bitte nicht kleckerweise Dokumentation haben will, sondern in großen Stapeln. Vielleicht hört mir aber auch nie wer zu, auch möglich.) So richtig viel kleiner wird mein Kleinscheißstapel dadurch leider nicht, aber vielleicht der der anderen Seite? Ich weiß es nicht.

Morgen spaziere ich einen halben Tag ab, vielleicht komme ich diese Woche dann bei null Flexizeit-Stunden raus. Ich soll aufpassen, dass es nicht zu viele werden, weil alle über 50 zum 1. September gestrichen wird. Jaja, schön, und welche meiner Arbeitsaufgaben soll ich dann lassen?

Um das Abspazieren richtig zu genießen nehme ich den Zug um vier vor acht in die Großstadt und gehe zum Arzt, damit ich Hypochonder nicht schon wieder mit irgendwas bei der Hausärztin auftauche. Danach gehe ich zum Instrumentenbauer und hoffe, dass der Kinnstützen hat, die mir keine Druckstellen am Kiefer machen. Danach Update im Büro, wir wurden, wie letztes Jahr, dorthin einbestellt, weil wir dieses Update nur da machen können: nach sage und schreibe 15 Monaten Homeoffice bekommen wir nämlich endlich VPN damit wir demnächst Updates auch zu Hause machen können. Tadaaa! Japp, wir sind von der ganz fixen Sorte, kann man anders nicht sagen.

Status potentielle Steuerverbrechen: unser Sachbearbeiter ist sehr nett, wir haben beide den gleichen und wir sind keine Steuerverbrecher, im Gegenteil. Ich mag den Dialekt des Sachbearbeiters und dessen entspannte Grundhaltung und dass man ihn auch mal im Auto erwischt, während im Hintergrund Kinder „PAPAAAAA WER IST DAS???“ krähen. Insgesamt mag ich Norwegen halt schon.