Tag 2984 – Zu viel.

Zu viel für einen Titel, dabei ist mein Tag sehr schnell umrissen. Es geht mir immer noch mies, ich hätte den ganzen Tag nur flennen können, das ist echt kein Zustand. (Und ich möchte bitte auch mal einen PMDS-Simulator für Leute, die das nicht ernst nehmen. Genauso wie halt so einen für Periodenkrämpfe. Nur läuft man halt so ne Woche lang ohne Antrieb, voller Selbsthass und dünnhäutig* sodass man von Haut eigentlich gar nicht mehr sprechen kann, rum.) Abends habe ich den, weil das Rechtsaußen-Konservative Klimaleugnerbündnis sie doch soooooo gerne dabei hätte, vor Freude überschäumenden Grünen gesagt, dass ich das nicht verdauen kann und dann raus bin. Wenn Blockunabhängigkeit das bedeutet, bin ich da falsch. Keine Drohung, nur eine nüchterne und von meiner Seite sehr traurige Feststellung.

Danach hab ich erst mal sehr viele sehr bittere Tränen vergossen. Integrität kann echt weh tun.

Sie wollen jetzt gerne, dass ich da bleibe, weil sie echt dringend einen linken Flügel brauchen, aber ich weiß echt nicht, ob ich das schaffe, rein Kräftemäßig. Nicht nur heute oder diese Woche, ich glaube, schlau wäre das absolut nicht für mich.

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*da bricht eine schon auch mal in Tränen aus, weil ihr Platz im Büro besetzt ist. Vom Lieblingskollegen, ausgerechnet. Aber immerhin hat eine es noch aufs Klo geschafft vorher.

Tag 2983 – Hackt alles zu grünem Smoothie.

Heute ging’s weiter mit der Politik und ich packe mir nur noch an den Kopf. Aber wenigstens bin ich meinen Senf losgeworden.

Ansonsten Inspektion, langer Tag, aber nur einer. Morgen Büro, übermorgen Kopenhagen (ab nachmittags).

Laune eigentlich weiter zum was zerhacken, aber besser kontrollierbar als gestern. Vielleicht lags auch an vielen Meetingraum-Keksen. Inspektion macht dick.

Tag 2981 und 2982 – Laune hoch 10.

Es tut mir leid, es geht mir wirklich nicht gut. Es ist bald vorbei, wie jeden Monat, aber jetzt grad ist es wirklich nicht auszuhalten mit mir, nicht mal für mich. Da macht es auch nicht besser, dass

  • Bei der Arbeit alle Lack saufen, inklusive meiner direkten Chefin, die ernsthaft enttäuscht war, dass ich morgen wirklich kein Meeting wahrnehmen kann, weil ich auf einer Inspektion bin. Und die heute morgen auch, nachdem ich auf eine Chatnachricht „hast du kurz Zeit?“ mit „Nein, ich bereite grad eine Inspektion vor“ geantwortet hatte, einfach munter weiter Screenshots vom IT-Projekt schickte und fragte, ob das so soll oder nicht.
  • „Wir“ gestern bei der Kommunalwahl leider echt nicht so gut abgeschnitten haben und „Wir“ (ich habe meine Meinung dazu schon SEHR deutlich gesagt) jetzt unsere Handlungsoptionen ausloten müssen und „Wir“, oder in dem Fall besser „Die“ auch eine Zusammenarbeit in der Position mit unserem Pendant zur AfD nicht per se ausschließen mögen. Ich renne seither innerlich laut schreiend und alles klein hackend im Kreis und möchte, dass es Rückgrat und Integrität vom Himmel regnet.

Tag 2980 – Laune.

Schlimme Laune. Nehme seit zwei Monaten nichts mehr gegen das PMDS, weil ich wissen will, ob das absurde Schwitzen daran liegt (ja). Habe aber dementsprechend echt… Laune. Dazu kommt, dass ich wirklich gar keine Lust habe, ins Büro zu fahren, weil ich Menschen hasse und mit niemandem reden will und die scheiß Züge immer noch nicht wieder normal fahren. Falls ich mich dazu prügle, da morgen hinzufahren, muss ich jedenfalls sehr aufpassen, dass ich nicht ungefiltert meine Meinung zu diversen Dingen sage.

(Beispiel: am Freitag ist ein Halbtagsmeeting ohne Agenda. Wenn es bis Mittwoch dazu keine gibt, spiele ich sehr konkret mit dem Gedanken, dieses Meeting ausfallen zu lassen, mit der Begründung, dass ich diese drei Stunden gut mit tatsächlicher Arbeit füllen kann. Nächste Woche Mittwoch dann noch mal das Gleiche. Nein, ich weiß auch nicht, warum mein Arbeitgeber meint, das sei supi, die Arbeitszeit von 20+ Leuten für einen halben Tag durch Mysterymeetings ohne Plan und Ziel zu verschwenden.)

Tag 2979 – Kartoffeln.

Weiterhin nicht gesellschaftsfähig. Einfach gar nicht. Aber einen Eimer (ich schätze so 10 kg) Kartoffeln habe ich geerntet. Das war eine politische Aktion, ein paar lokale Bauern haben auf einem Feld direkt am Einkaufszentrum Kartoffeln gesetzt um auf den Schutz von Ackerflächen aufmerksam zu machen. Das Stück Land hat eine ideale Größe für ein Baugrundstück für ein Einfamilienhaus. ODER man pflanzt darauf Kartoffeln, dann hat man 8 Tonnen Kartoffeln. Die lokalen Bauern haben das aber nicht zum Profit gemacht, sondern halt als politische Aktion und deshalb konnte man da heute umsonst Kartoffeln holen. Ein Bauer hat einen 56 Jahre alten Traktor gestellt, mit dem wurden die Kartoffeln ausgegraben. Einsammeln musste man selbst, aber selbst mein riesiger Bau-Eimer war in 5 Minuten voll. So viel Essen! Meine Güte. Wir werden viel mehr Kartoffeln essen müssen, als wir das so gewohnt sind. Zum Abschluss habe ich dann noch ein bisschen Geld für die Minenräumung auf Ukrainischen Ackerflächen gespendet. Und mich dann wieder in meine Höhle zurück gezogen und möglichst wenig kommuniziert.

Tag 2976-2978 – Aufgetaucht.

Die Inspektion war echt ok, aber sehr (sehr) anstrengend. Ich bin jetzt wieder da, aber nicht gesprächig, eher im Gegenteil. Außerdem musste ich heute nach der Inspektion noch beim Piercingstudio vorbei, weil ich den einen Stecker im Ohr ums Verrecken nicht mehr rein bekam (nach 4 Tagen und ein anderer ging problemlos rein, also an zugewachsen lag es definitiv nicht, nur an dicken Fingern und mit kleinen Dingelchen rumfriemeln ohne was zu sehen). Also noch mehr mit Leuten reden. Dann nach Hause und all das ohne Kopfhörer, die waren nämlich leer. Dass ich niemanden erschlagen habe, grenzt an ein Wunder. Auch, dass ich das nicht schon an einem der anderen Tage gemacht habe. Warum tragen manche Leute so viel Parfum? Nicht nur Frauen/Mädchen, auch Männer/Jungs. Man muss doch nicht in Moschus baden, um wohlriechend zu sein! Manche missverstehen aber scheinbar den Sinn einer Dusche und übertünchen starke Shampoo-Gerüche eiskalt mit Moschus. Mozart und andere Perückenheinis wären bestimmt stolz. Moschus ist das Vanille der Männerparfums. Also – nichts für mich. Uahrgh.

Außerdem war gestern ultimatives Zugchaos. Es fuhr einfach gar nichts. Herr Rabe schrieb mir das glücklicherweise, sodass ich direkt vom Hersteller aus ein Taxi nehmen konnte. Aber ein Taxi von Oslo bis nach Eidsvoll ist schon auch nicht billig, um das mal vorsichtig auszudrücken

Tag 2972 und 2973 – Warten auf Regen.

Der Mantel ist fertig und bis auf die allerletzte Naht, die ich wieder auftrennen werde, sobald ich mir einen neuen Auftrenner besorgt habe (der alte ist irgendwie verdunstet…) bin ich sehr zufrieden. Nur Bilder von auf dem Bügel, nicht an mir, ich war heute optisch nicht präsentabel.

Von vorne
Von hinten (find the Whoopsie).
Vorne halb offen, noch ein Whoopsie, das ich aber zum Feature erklärt habe.

Jetzt ist natürlich mindestens eine Woche Sonnenschein und 20 Grad aufwärts angekündigt.

Sehr viel anderes habe ich nicht gemacht. Gebügelt und mich vor der kommenden Woche gegruselt. Falls ich mich nicht melde, bin ich im Inspektionstunnel oder irgendwann morgens beim Versuch, Pippi um 07:20 Uhr schulfertig zu haben, geplatzt.

Tag 2971 – Platt.

Hab’s übertrieben diese Woche, Dienstag tanzen (erstes Mal nach den Ferien, neuer Kurs, neue Leute usw.), Mittwoch „Abschied“ eines hochprofilierten Mitarbeiters des Werkes (1,5 Stunden Vorlesung plus Reden und Kuchen) in den Ruhestand, anschließend weiter Arbeit bis viel zu spät, Donnerstag Vortrag, heute Geigenstunde. Vier mal im Büro gewesen. Vier mal in der Kantine gegessen. Vier mal hin und her Zug gefahren, keiner der Züge war pünktlich außer dem einen, den ich verpasst habe, weil die T-Bane zu spät kam. Einmal musste ich Bus ab Eidsvoll Verk fahren. Einmal musste ich ab Lillestrøm stehen, weil der Zug so bumsvoll war (Freitag Nachmittag im Zug nach Lillehammer, wenn gutes Wetter angekündigt ist, ist für Hartgesottene oder die mit Platzreservierung). Es ist immer noch Wasser im Bahnhof und wir kommen nur ein Mal pro Stunde nach Hause.

All das war ein bisschen zu viel, das merke ich aber erst seit es vorbei ist. Bin einfach hundemüde und noch näher am Wasser gebaut, als eh schon*. Gestern habe ich ja offenbar schon vergessen, den Beitrag zu veröffentlichen, dabei ist das ein Klick und fertig.

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*und dann gucke ich noch die letzte Folge der zweiten Staffel von The Bear, das war keine so gute Idee, schon allein weil es nicht vorbei sein soll. Das ist echt eine der besten Serien seit… immer, vermutlich. Obwohl oder gerade weil einzelne Folgen echt hart anzuschauen sind und zwar nicht, weil sie auf die Tränendrüse drücken oder irgendwie brutal sind, sondern aus anderen Gründen. Unter anderem die erste Folge ist so, wenn Sie die Serie also nicht kennen, lassen Sie sich nicht von der ersten Folge abschrecken.

Tag 2970 – Total beeindruckend.

Heute habe ich einen Vortrag gehalten. Das war relativ spontan, ich hab das erst vor zwei Wochen erfahren, dass ich heute bei so einer Industrievereinigung was zur behördlichen Regulierung von bestimmten Medikamenten sagen soll. Aber Renana macht das schon, ist die Devise meiner Chefin und ich hab ja schon ganz andere Sachen überlebt ist meine. Was aber ganz lustig ist, ist, hinterher Kommentare zu kriegen, die so gar nicht mit meiner Selbstwahrnehmung übereinanderpassen. In meinem Kopf selbst bin ich total nervös und hauptsächlich darauf bedacht, nicht durchblicken zu lassen, dass ich mir vor diesen ganzen Firmenchefs und -Chefinnen bald in die Hose mache. Nach außen bin ich total locker, „gar nicht wie eine Inspekteurin“ und total gut im engagierenden vortragen. Ich wirke auch scheinbar so kompetent, dass man mich hinterher zwischen Pizza und Cola alles mögliche fachliche fragt.

Es war eine okaye Erfahrung. Hab ich halt wieder was überlebt und mein immens kompetentes* Gesicht herumgezeigt. Das nächste mal wird schon wieder weniger schlimm! (Gute Devise eigentlich.)

Vielleicht tut mir beim nächsten Mal hinterher auch das Gesicht nicht weh, weil es anscheinend vom ganzen kompetent wirken und freundlich und natürlich im Zusammensein mit völlig fremden Menschen sein total verspannt ist. Das Gesicht. Ich wusste gar nicht, dass man da verspannen kann, obwohl ich das Gefühl an sich sehr gut kenne. Ich konnte es nur nicht einordnen. Heute hätte ich aber echt gerne eine Gesichtsmassage bekommen. Grimassen schneiden half aber auch.**

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*es ist kompliziert. Ich kann ja echt was, zum Beispiel weiß ich echt viel über dieses ganze Regelwerk und ich bin eine gute Inspekteurin. Scheinbar kann ich auch echt gut Vorträge dazu halten, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Aber die Rückmeldungen sagen das und zwar auch spontane von Fremden (nicht nur von Kolleginnen, die sind ja fast wie Mütter. Aber Fremde könnten ja einfach gar nichts sagen.) Aber solange ich nicht absolut alles kann und weiß und allgemein perfekt bin, habe ich echt Schwierigkeiten das auch so auszusprechen, ohne es ins Lächerliche zu ziehen.

**vielleicht kommt auch ein Teil meiner Kopfschmerzen von verspannten Gesichtszügen? Das würde viel erklären. Ich habe schon länger zumindest meinen Kiefer dazu im Verdacht, weil ich oft ganz buchstäblich die Zähne zusammen beiße. Ich muss das mal beobachten.