Heute haben wir einen Familienausflug gemacht, denn hier hat Ende August ganz in der Nähe eine Kletterhalle aufgemacht. Jetzt ist es so, dass ich da so ein bisschen (hahahahaha, eher total) vorgeschädigt bin, denn vor Herrn Rabe hatte ich ja durchaus auch schon Beziehungen, eine davon über sechs Jahre, und dieser Ex war sehr sehr sportlich. Als wir uns kennenlernten war das hauptsächlich Laufen und Badminton, aber dann schleppte ihn der kleine Bruder eines Freundes mal mit in den „Boulderkeller“. Ab da war er mehr in diesem Boulderkeller als sonst wo, und weil ich meinen Freund auch ab und zu sehen wollte, war ich auch da. (Uff, der Muff da. Uff, uff, uff. Käsefüße, Schweiß, Chalk und olle Turnmatten, in einem Keller. Uff.) Der Keller gehörte zum Alpenverein, der irgendwann beschloss, eine richtige Kletterhalle in einem alten Kornsilo zu bauen. Zu dem Zeitpunkt waren wir dann auch alle schon im Alpenverein, was in Bielefeld mit seinem 400 m hohen „Berg“ schon auch ein bisschen lustig ist. Die Kletterhalle war auch noch nur ein paar hundert Meter von dem Tanzsaal, den der Tanzverein, in dem ich war (im Vorstand, das mache ich auch nicht noch mal), zeitgleich baute. In dem Tanzsaal habe ich Parkett geschliffen, in der Kletterhalle Wände gestrichen. Quasi mein kompletter Freundeskreis war auch ständig in dieser Kletterhalle, als sie dann stand. Als irgendwann mit dem Ex Schluss war, kam ich mit einem aus dem Freundeskreis zusammen, der ebenfalls boulderte. Kurz: ich war für viele Jahre ständig in Kletterhallen. Ich war sogar in Fountaine Bleau für Urlaub, und auf der Weltmeisterschaft in München als Zuschauerin, 2000irgendwas. Ich selbst war nie gut, nicht mal ambitioniert, aber kletterte ganz gerne so ein bisschen rum und stellte mich ansonsten bereitwillig zum Sichern zur Verfügung. Es war auch nicht schlimm, den oberkörperfreien Männern mit ihren durchtrainierten Rücken beim Bouldern zuzugucken, ähäm. Der Ex besitzt (? führt? keine Ahnung wie die geschäftlichen Arrangements da sind) inzwischen zwei eigene Boulderhallen, eine in Paderborn und eine in Bielefeld und wir sind immer noch ok miteinander, also gehen Sie da ruhig hin, BlocBuster, und grüßen Sie schön.
Trotzdem war das heute so ein bisschen wie eine Zeitreise in eine ganz andere Zeit. Eine, in der ich körperlich und psychisch irgendwie wesentlich fitter war, und in der ich sowas wie ne Clique hatte. Die ist jetzt weg. Seit vielen Jahren schon, und im Gegensatz zum Ex tut der Verlust des kompletten Freundeskreises tatsächlich immer noch weh, wenn ich mich daran zurück erinnere. Was man zwangsläufig tut, wenn man sich nach vielen Jahren das erste mal wieder in diese Fußmordenden Schuhe quetscht.
Aber, was viel wichtiger ist, als mein PTBS: die Kinder hatten total Spaß. Die sind ja auch beide vom Körperbau ideal, haben lange Arme und Beine und wiegen quasi nichts. Pippi kletterte überaus ausdauernd die Wände hoch und runter (sichern musste man nicht, das waren automatisch sichernde Top-Ropes), Michel war sehr gut im Bouldern. Wie ich kletterte er zumeist die Boulder wieder runter, weil es viel zu gruselig ist, 3-4 Meter runter zu springen (mein Beckenboden fand das auch gar nicht so lustig, als ich es dann doch mal probiert habe). Wie Kinder generell sind Pippi und Michel auch recht respektlos und probieren einfach, wo erwachsene Schisshasen wie ich eher aufgeben und sich in Ruhe von unten Lösungen überlegen.
Also – für die Kinder gern wieder. Für Herrn Rabe auch. Für mich – naja. Jetzt bin ich auf den Schmerz, nicht nur den körperlichen, vorbereitet. Geht dann vielleicht auch irgendwann besser, auch körperlich. Morgen werden wir Erwachsenen das aber vermutlich bereuen.

