Tag 3192 – Frau Rabe ordnet wieder Dinge.

Inspektion ist tatsächlich wesentlich weniger schlimm als sie beim selben Hersteller auch schon war. Wesentlich. Ich schreibe mir einen Teil davon selbst zu, weil ich in die echt viel Zeit und Geduld und Nerven gesteckt habe, damit die auf ein okayes Niveau kommen. Wider Erwarten haben sie dann aber tatsächlich von sich aus noch weiter Sachen verbessert und jetzt ist es echt ok, da zu sein. Was nicht okay ist, ist unsere (also des Werkes Direktoratets) IT. Gestern früh riskierte der Computer meiner Kollegin einen „versehentlichen“ Sturz aus dem 6. Stock, weil er sich weigerte, sich mit allen unseren Cloud-Systemen zu verbinden. Was schon doof ist, weil das Direktorat ja beschlossen hat, dass *Glitzer- und Konfettikanone vorstellen* Cloudbasierte Systeme und *mehr Glitzerkonfetti* Software as a service die totale Offenbarung sind. Oder wie ich sage: oha, die Direktion hat wieder neue Wörter gelernt, schnallt euch an, liebe Kinder. Jedenfalls ist alles was wir haben jetzt in der Cloud, in der einen oder anderen Form. Zugriff auf diese Daten ist also essentiell. Und den hatte meine Kollegin nicht. In der nächsten halben Stunde wurde ich Zeugin, wie meine Kollegin mit der IT-Hotline alle Phasen der Krisenbewältigung durchlebte. Nach einer viertel Stunde ging ich dem Hersteller Bescheid sagen, dass wir noch ein bisschen brauchen. Nach der halben Stunde hörte ich mich sagen: „Pass auf, das bringt nichts, fahr ins Büro und tausch den Computer aus. Ich sage im Büro Bescheid, dass du kommst. Und ich mache das hier schon.“, worauf meine Kollegin sehr dankbar ins Büro fuhr. Nervenzusammenbruch knapp abgewendet. Und ich schaukelte dann, nach einem Anruf bei meinem Lieblings-nicht-direkten-Kollegen, nämlich dem IT-Mann(TM) die Inspektion total souverän und seriös für die nächsten eineinhalb Stunden alleine. Ich weiß das, weil ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, mir selbst anerkennend nickend über die Schulter zu gucken. Spontane Begehung der Ventilationsanlage war in der Schaukelung inklusive, ohne irgendeine Form von geistiger oder tatsächlicher Vorbereitung. Ich sah mir dabei so zu und war imponiert darüber, dass ich nicht schreiend im Kreis gelaufen bin, sondern das Gegenteil passierte. Also, ja, ich bin nach solchen Tagen trotzdem so erschossen, dass ich abends einschlafe, sobald ich mich irgendwo hin setze, aber in der Situation selbst war ich total ruhig und fokussiert und habe das, für jemanden der keine Planänderung mag, sehr souverän gelöst.

Wahrscheinlich klingt das komisch, aber ich hätte einfach wirklich nicht gedacht, dass ich das so ruhig und versammelt hinbekomme, so total spontan.

Noch so was, nur konkreter: aus Gründen musste ich heute nicht nur Salat (mit Dressing) und warmes Mittagessen (mit Sauce) vom selben Teller essen, sondern es lag auch alles übereinander, damit auch ja alles nach allem schmeckt. Und ich habe das nahezu ohne Meckern gegessen (aus Hunger). Erst den Salat mit so wenig Buttersausce wie möglich, dann die Kartoffeln und den Fisch mit möglichst wenig, inzwischen lauwarmer, Vinaigrette.

Ich bin sehr zufrieden mit mir. Ok, ich muss mir noch was einfallen lassen, wie man „bitte mach nicht solche Schmatzgeräusche*“ in höflich formuliert. Aber sonst echt zufrieden.

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* vor allem nicht, wenn du gar nicht isst!

Ein Gedanke zu “Tag 3192 – Frau Rabe ordnet wieder Dinge.

  1. Gabi schreibt:

    Wunderschöne Perspektive, dieses „ich schaue mir selbst über die Schulter und nicke anerkennend“ – sehr gerne gelesen!

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