Tag 3321 – Bald ist es geschafft.

Morgen noch. Heute haben die Lieblingskollegin und ich eine kleine Futzelinspektion eingeschoben, bevor es morgen wieder zu dem alle Zeit des Tages fressenden Hersteller geht. Ich mag nicht mehr, ich mag schlafen und ein Leben haben.

(Man muss den Job schon sehr heiß und innig lieben, um nach einer Woche mit an die 70 Arbeitsstunden nicht zu wünschen, man hätte irgendwas schönes als Job, sowas wie Blumenkränze binden oder aufs Meer starren.)

Tag 3320 – Der helle W…

Es entgleist hier mit der Arbeit, ich bin völlig gar. Um überhaupt noch sowas wie Kontrolle über einen kleinen Teil zu haben, bin ich die letzten drei Tage außerdem eine Stunde eher aufgestanden, um Sport zu machen. Morgen werde ich das nicht tun, weil ich finde, 6 Stunden Schlaf müssen schon auch drin sein. Aber mit ein bisschen Glück und Daumen drücken sind ich und die Lieblingskollegin morgen vor dem Lieblingskollegen wieder im Hotel und dann werde ich einfach in Windeseile rausrennen und Sport machen, bevor irgendwer auf die Idee kommt, dass wir entweder essen oder arbeiten könnten.

Essen, apropos: heute gab es für mich Heilbutt im Restaurant, das ist einfach immer sehr lecker. Beim Hersteller müssen alle zusammen mit mir Blumen (und Fisch) essen, weil der Einfachheit halber halt für alle Pesco-vegetarisches Essen bestellt wurde. Hehe.

Tag 3318 – Im Inspektionstunnel.

Es ist schön, aber auch sauanstrengend und nicht zuletzt sauspät. Deshalb nur eine kurze Meldung, in der ich damit angebe, dass 8 Wochen Sport wirklich was bringen, nämlich

  • 4 Sekunden pro Kilometer schnelleres Gehen (da ist langsam auch einfach ne Grenze erreicht, wo ich so Schnellgehtechniken können müsste, um noch schneller gehen zu können. ansonsten müsste ich joggen, aber das möchte ich nicht, man erinnert sich vielleicht hier an meine letzte Joggingerfahrung, nach der ich zwei Tage krank war, 2018 müsste das gewesen sein)
  • Verdopplung der Liegestütze, die ich machen kann
  • 50% mehr Kniebeugen, die ich machen kann bevor ich aus Langeweile aufhöre, weil ich keinen Bock mehr zu zählen habe. Außerdem dabei wesentlich bessere Ausführung
  • 50% längere Plank
  • Flexibilität muss ich nachmessen, wenn ich zu Hause bin, ich habe hier kein Maßband mitgenommen. Nach dem Papier her zu urteilen, auf das ich Striche gemalt habe, ist das aber auch besser geworden (auch da – Klappmesserdehnung – ist irgendwann bald eine physiologische Grenze erreicht, wenn mir da nicht plötzlich die Arme wachsen, kann ich nicht noch weiter am Fuß vorbei schieben, da sind sich einfach Beine und Oberkörper gegenseitig im Weg)

Insgesamt sehr zufrieden damit. Morgen stehe ich wieder etwas früher auf, als ich müsste, um mich morgens wenigstens ein bisschen bewegen zu können, vor einem 13 Stunden Arbeitstag.

Tag 3317 – Im Wald.

Nördlich von Trondheim bin ich im Hotelzimmer angekommen. Hier ist nix außer Wald (und einer Pharmafirma halt, ne?). Hier werde ich jetzt also ne Woche sein.

Die Reise startete etwas holprig, weil mein Taxi einfach mal nicht kam. Nach 10 Minuten rief ich an und durfte mir allerlei… Unverschämtheiten anhören, die alle darauf hinausliefen, dass ich selber schuld dran bin, dass ein vier Stunden zuvor für diesen Zeitpunkt bestelltes Taxi nicht pünktlich bei mir ist. Inklusive, dass 15 Minuten von zu Hause zum Bahnhof ja eh viel zu knapp kalkuliert seien. Das ist ein Weg von 3 km, an einem Sonntagnachmittag, in Eidsvoll, einem Kaff. Ich fragte die Dame, ob sie schon mal in Eidsvoll gewesen sei, weil ich den Vorwurf so dermaßen lächerlich fand. Dochdoch, sie hätten da in Eidsvoll grade sehr viel Verkehr. Fast hätte ich gelacht, was für ein Blödsinn. Leider brauchte ich dieses Taxi einfach sehr dringend, das war nicht so lustig.

Irgendwann kam dann tatsächlich das Taxi, und der Taxifahrer erklärte mir dann auch, warum sie viel Betrieb (nicht Verkehr) haben: es war Schienenersatzverkehr zum Flughafen. Ähhhh, damit hatte ich nun zusätzlich zum verspäteten Taxi nicht gerechnet und war einigermaßen ratlos, was der Taxifahrer wohl merkte, und dann anbot, dass ich bis zum Bahnhof bezahle, und dann fährt er eh zum Flughafen und kann mich einfach mitnehmen, ohne dass ich dafür bezahle. Das war sehr lieb und rettete meinen Glauben an das Taxiunternehmen und die Menschheit ein wenig.

Durch die Verspätung (30 Minuten dann insgesamt) hatte ich grad noch so Zeit für einen Haarschnitt, das war mein Plan gewesen und deshalb bin ich überhaupt nur so früh los. Wollte so früh los. Aber dann war der laut App bis 18 Uhr offene Salon nicht offen und bis ich durch die Sicherheitskontolle beim anderen Salon war, war es 17:55. In fünf Minuten ist nicht mal mein Haar geschnitten. Hrmpf. Aber Hauptsache pünktlich am Flughafen und am Gate.

Note to self: in Trondheim am Flughafen macht um 8 das meiste zu und man bekommt dann knapp noch ein Sandwich.

Von Trondheim ging es weiter mit einem Bus-großen Propellerflugzeug, das ist nach wie vor nicht mein Ding. Aber die Lieblingskollegin hat sich netter Weise neben mich gesetzt und dann war es auch nur halb so schlimm.

Tag 3317 – Warten auf Wäsche.

Ich war eine nahezu gute Korpsmama und habe den ganzen Tag beim Flohmarkt zugebracht. Nahezu weil ich das eigentlich morgen auch tun müsste, aber das schaffe ich nicht, vor allem nicht mental, habe ich heute wieder mal feststellen dürfen. Das war so anstrengend, mit all dem Chaos, den Menschen, den wirklich zum Teil sehr seltsamen Interaktionen, dass ich danach erst mal drei Stunden im Bett verbracht habe. Aber hey, Pflicht getan.

Weil sich das alles so hinzog, und das im Bett atmen und runterkommen dann natürlich auch weitere Verzögerungen im Tagesplan mit sich brachte, ist es jetzt schon sehr spät. Soeben ist aber eine Maschine Wäsche mit einzelnen Wäschestücken, die ich für meine morgen beginnende Reise (nur Norwegen, aber die ganze Woche und mit Hotel) brauche, fertig geworden. Die hänge ich jetzt noch auf und dann gehe ich endlich auch ins Bett (und lasse mich von Pippi anschnarchen, die Herrn Rabes Platz für ihn warm hält).

Tag 3316 – Uffz.

Die gute Nachricht: heute war ganz ok. Lustlos vor den Rechner geschleppt, aber dann den ganzen Tag tatsächlich produktive Meetings gehabt.

Interessanter Nebenquest: die Lieblingskollegin wird bald 60, der Lieblingskollege und ich sollen 1. singen (hahahahahahhaaaaa nein.) und 2. was über sie sagen, was privates, wir kennen sie doch so gut. Das Ding ist: ja und nein. Sie erzählt nicht so viel aus ihrem Privatleben und ich finde, dann sollte man das auch so lassen und nicht die wenigen Dinge, die wir eben wissen, weil wir sie tatsächlich am besten kennen, vor allen breit treten. Aber dann kam der Lieblingskollege auf das Thema „Geschenk“ und war da etwas ratlos, während ich ganz stumpf gesagt habe, dann müssen wir sie fragen, kann ich auch machen, ich hab da kein Problem mit. Ihm ist das unangenehm, plump zu fragen, was sie sich wünscht. Man könnte ja zum Beispiel auch fragen, ob sie sich über einen Gutschein für einen neuen Rucksack freuen würde, weil ihrer nur noch von Hoffnung und einem Kabelbinder (!) zusammengehalten wird. Und wir sie damit aufziehen, dass sie sich davon nicht trennen kann. Vielleicht braucht sie da einen Stups in Form eines Gutscheins, vielleicht wäre sie auch tödlich beleidigt, fragen hilft. Als jemand, der in der Vergangenheit schon öfter mal bei Geschenken tief ins Klo gegriffen hat, bin ich großer Fan von Fragen. Unsere Aufgabe in der nächsten Woche ist also, ein bisschen nachzuforschen, was die Lieblingskollegin eigentlich macht, wenn sie nicht arbeitet (und es dann für uns zu behalten, aber einfach aus Neugier und um zu zementieren, dass wir alle drei eine gute Truppe sind, die sich auch ansonsten gern hat) und über was sie sich zum Geburtstag freuen würde. Normalerweise bekommen Frauen bei uns Schmuck, ich glaube, das wäre besagter Griff ins Klo bei ihr. Das ist jetzt meine Mission, was zu finden, über das sie sich ehrlich freut.

Abends habe ich erst mit Pippi ein Auto voll Kram zum Flohmarkt gebracht, damit es da am Wochenende verkauft werden kann. Da ist einiges an Ballast weggekommen, weil Teile des Krams unseren Lagerraum vollstellten, und andere, vornehmlich teure und noch sehr gute Kinderklamotten, mir seit vielen Monaten im Hinterkopf rumnerven, weil ich sie echt nicht in die Altkleidersammlung tun wollte, verkaufen oder an Freunde vererben aber auch nicht geschissen gekriegt habe. Als Resultat sammelten sie dann einfach Staub in einer Kiste mit den anderen aussortierten Klamotten, weil weder Altkleidersammlung noch sonstwie weitergeben passierte. Logischerweise konnte ich den tatsächlichen Altkleidersammlungs-Anteil in der Kiste dann auch nicht wegbringen. Es ist kompliziert. Aber jetzt sind die ganzen guten Sachen weg, den Rest kann ich dann morgen in die Altkleidertonne tun. UFF.

Danach habe ich ein 96-Minuten-Training durchgezogen und bin jetzt wirklich im Eimer und gehe ins Bett. Morgen Flohmarktdienst, Zeug verkaufen.

Tag 3315 – F84.5.

Heute habe ich nicht ausreichend Rücksicht auf meine Einschränkungen genommen*. Ich war im Prinzip den ganzen Tag unter Leuten und musste obendrein ein mal einen Plan modifiziert durchziehen (da waren wesentlich mehr Menschen plötzlich involviert, als worauf ich geistig eingestellt war) und ein mal unter Zeitdruck einen Plan schlagartig ändern. Speziell bei letzterem ging mir schon echt die mentale Puste aus, ich war plötzlich auch noch orientierungsloser als eh schon und hätte am liebsten geheult, weil ich eine Straßenbahnhaltestelle nicht fand. Mitten in Oslo, wo ich schon oft war. Im Nachhinein fallen mir drülf Dinge ein, die ich hätte machen können, auch über den Tag bereits, aber in dem Moment hatte ich quasi Tunnelblick auf meinen Plan und nachdem Plan A gescheitert war wollte sich kein Plan B einstellen irgendwie und der Tunnelblick ging ins Leere. (Bei wichtigen Sachen habe ich immer Alternativpläne B bis F in unterschiedlichen Stadien der Ausreifung. Aber halt nicht bei sowas banalem wie „ich fahre 5 Minuten Bahn, welche ist egal, steige da und da aus und gehe dann 5 Minuten zu Fuß“ solange ich weiß, dass die Bahnen fahren.)

Zu allem Überfluss habe ich den Rest des Abends dann in einem Restaurant verbracht, wo es sehr Unterhaltungs-laut war und ich hatte meine Ohrstöpsel vergessen, die hätte ich auch tagsüber schon gebraucht.

Und dann bin ich halt danach total fertig. Als wäre ich einen mentalen Marathon gelaufen, aber ohne vernünftiges Training, einfach von jetzt auf gleich losgerannt.

Ich hoffe das hat nicht morgen noch ein Nachspiel, wenn ich jetzt brav ins Bett gehe.

Eine Bekannte von mir sagte mal sehr treffend: ich hasse es, wenn meine Behinderung plötzlich ankommt und mich behindert.

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*immerhin merke ich es gleich, sogar während es passierte, und nicht erst, wenn ich mich morgen frage, warum ich total ausgepumpt nicht aus dem Bett komme oder Migräne habe. Yeah, ein erster Schritt. Ein kleiner, aber ein wichtiger.

Tag 3313 und 3314 – Nix passiert.

Gestern war Nix, nur Arbeit und ein bisschen Hormone und dadurch Laune irgendwann am Abend. Deshalb auch kein Bloggen, ich war mit allem unzufrieden.

Heute auch Arbeit, eigentlich wollte ich ins Büro, aber dann wurde gestern verkündet, dass da heute ganz viele Leute sein würden, die lustige Kennenlernspielchen in den Büroräumen spielen, und daraufhin sind alle, nicht nur ich, zu Hause geblieben. Da habe ich sehr effektiv gearbeitet und mich nach 6 Stunden und 56 Minuten ausgeloggt, also 4 Minuten früher als ich im Sommer arbeiten muss. Wow.

Ich bin dann trotzdem ins Übungshotel gefahren, wo ich mir immer vor mein neues Hobby einen Raum gebucht habe, damit ich nicht bis sieben Uhr abends im Büro hocke. Im Übungshotel habe ich 2 Stunden Geige gespielt, das war schön, aber ich muss echt dringend ne Stunde mit meinem Lehrer abmachen, ich langweile mich ein bisschen und beiße mich dann an Kleinigkeiten so sehr fest, dass ich sie übe, bis sie schlechter klingen als vorher. Das ist Käse.

Danach neues Hobby, das war wieder sehr lustig, noch lustiger als letztes Mal, und auch mehr Trainingsartig. Mein Einkauf erwies sich als semi gut geeignet, aber das lässt sich überspielen. Es macht jedenfalls sehr viel Spaß und ist auch sehr albern.