Tag 2865 – Sommerlich.

Der freie Tag wurde zum Aufräumen und Aussortieren genutzt. So langsam sieht es wieder mehr so aus, wie ich mir das wünsche und nicht so wie es normalerweise hier aussieht. Der Witz ist ja, dass wir alle eigentlich lieber aufgeräumt leben, aber ein paar von uns es einfach nicht schaffen. Der Witz ist ein schlechter, denn die Aufräum-Schlagzahl ist genau umgekehrt proportional zur Chaosmach-Schlagzahl bei den Bewohnenden des Rabenhauses (Vierbeiner ausgenommen).

Um uns zu belohnen, gingen wir Erwachsenen dann noch ganz allein ein Eis essen. Ganz romantisch an der Tanke. Aber man kann da gut etwas über 10 Minuten hin spazieren und dann wieder zurück, dabei schien die Sonne, es herrscht explosionsartiger Frühling, die Vögel singen und eine knappe halbe Stunde nervt niemand. Das war sehr schön.

Derweil machte wohl Michel im Ort Mist, gefährlichen Mist, den er auch nicht noch mal machen wird, weil er 1. eingesehen hat, dass das gefährlicher Mist war (japp, durch Schmerz) und ihn 2. eine unbekannte ältere Dame im Ort deshalb rund gemacht hat. Das rund machen hätte sie vielleicht respektvoller machen können, es schien sie auch (von der Erzählung her) nicht sonderlich interessiert zu haben, ob sich irgendwer weh getan hat, aber in der Sache hatte sie durchaus recht. Ich glaube, Michel hatte sich erhofft, dass ich ihm uneingeschränkt recht gebe, aber mein Mitleid wegen des Anschisses hielt sich doch sehr in Grenzen und meine Reaktion war auch eher „war doof, merkste selbst, ne?“.

Kinder, ey.

Tag 2854 – Wochenendende.

Ein Sonntag Anfang Mai. Herr Rabe hat das Trampolin aufgebaut, Pippi ist achthundert mal ums Haus Fahrrad gefahren, ich war in der Sonne spazieren und habe ein paar neue Sommersprossen bekommen, Michel hat mit dem Korps auf der Konfirmation eines anderen Korpsmitgliedes gespielt und zum Ende des Tages hat sich Michel den Fuß noch blöd umgeknickt und wenn das morgen nicht besser ist, fährt Herr Rabe mit ihm zum Arzt. Er ist ja manchmal eine kleine Dramaqueen, was Aua aller Art angeht, allerdings war der Fuß schon ein bisschen geschwollen. Ich nehme trotzdem an, es ist nur umgeknickt ohne schwerere Folgen.

Zwischendrin haben wir noch die Schwägerin verabschiedet und verspäteten Kuchen gegessen.

An Anfang-Mai-Dingen stehen jetzt noch Weide beschneiden und Sommerreifen aufziehen an. Und diverse Gartenarbeiten, aber die kann man ja bis auf im Winter immer machen, die Weide ist jetzt verblüht und muss dann jetzt geschnitten werden. Die der Nachbarn auch, das wissen die aber bestimmt nicht, die haben das Haus mit Weide gekauft und die Weide war das einzige, was der Vorbesitzer nicht vorm Auszug noch mit RoundUp tot gemacht hat (seltsame Leute gibt es). Die neuen Nachbarn wurden noch nicht im/um den Garten gesichtet. Vielleicht schneide ich deren Weide einfach mit und erkläre den neuen Nachbarn dann, dass man das halt machen muss, wenn man möchte, dass sie blüht.

Tag 2838 und 2839 – Frühlingsgefühle.

Am Donnerstag, als wir aus dem Flugzeug stiegen, war es warm. Als ich etwas später aus dem Zug stieg, war es ein, zwei Grad weniger warm, aber dafür roch es nach Frühling. Ja, ich weiß, dass das irgendwelche Erdbakterienpupse sind, die man da riecht, genauso wie bei Sommerregen, aber es ist mir eigentlich herzlich egal, was genau es ist, es riecht nach Frühling, das ist, was zählt. Gestern machte ich einen Spaziergang und schwitzte sehr, obwohl ich nur einen Pulli anhatte und keine Jacke (und keinen Schal/Buff, keine Mütze und erst recht keine Handschuhe). Ich sah aber ein paar der ersten Frühlingsboten in unserer Region hier, nämlich die Blüten vom Huflattich und die ersten Buschwindröschen. Ich feierte jedes Blümchen und brach beim Anblick eines sehr einsam herumtorkelnden Schmetterlings fast in Freudentrännen aus. Zu Hause erwacht auch die Pflanzenwelt, die Mango hat zwei neue Blättchen bekommen und die Avocados wuchern schon wieder. Sogar der Ficus ist in der kurzen Phase, wo er echt ok aussieht. Ich hege und pflege alles und freue mich über das Grün. Nach fünf Monaten mit nur braun und grau und ab und zu mal weiß habe ich echt Farbenentzug. Heute war auch wieder schönes Wetter und ich machte wieder einen Spaziergang. Die Blümchen sind seit gestern förmlich explodiert und man sieht auf den Feldern den ersten zarten Grünschimmer. Auch ein paar Frühaufsteherhummeln wurden gesichtet, dicke, flauschige Minihubschrauber, fast hätte ich sie gestreichelt, so sehr habe ich mich gefreut.

Da kann man auch mal ein paar (viel) Geld im Gartencenter lassen, um den Hummeln sehr viel Lavendel zu kaufen.

Hach, ist das schön, endlich sowas wie Frühling. Morgen soll es schon wieder regnen, aber das ignoriere ich noch. Heute will ich einfach nur ein paar Grashalme anfeuern.

Tag 2821 – Frühlingsgefühle.

Bin grad voller Hachz, weil hier alles so schön grün ist. Die Bäume zwar noch nicht, aber Rasen und Ähnliches ist grün, Blumen (vor allem Narzissen) blühen, die Sonne scheint und es ist warm (für uns). Ich habe das Gefühl, meine Augen saugen die Farben auf, wie ein Schwamm Wasser. Endlich nicht mehr nur grau- und brauntöne, wie wir sie in Norwegen noch ca. einen Monat lang haben. Das hat sogar einen gewissen Entspannungseffekt, heute bin ich sogar ohne Sonnenbrille draußen rumgelaufen und habe es erst nach einer Stunde bemerkt. Wir waren in einem der hier überall verstreuten National Trust-Gärten, die einfach wunderschön sind. Pippi hat eine Ostereisuche mit allerlei Aktivitäten mit großer Hingabe mitgemacht, Michel hatte die ganze Zeit seine Nase in seinem Naruto-Manga. Wir Erwachsenen haben Blumen und alte Häuser angeguckt. Zwischendurch überkam mich der Wunsch, eine Fotoserie „Menschen machen Fotos von Narzissen und Magnolien“ zu machen, aber dem habe ich widerstanden. Die Narzissenmeere und riesigen, voll blühenden Magnolien waren aber auch wirklich fotogen. Das war schon alles wirklich schön.

Morgen passen Schwägerin, Schwager und Schwiegervater (ok, letzterer vielleicht nicht so sehr, der hat die Batterien an seinem Hörgerät ausgetauscht und seither geht irgendwas nicht mehr und so ein Hörgerät hat man ja nicht aus Spaß…) auf die Kinder auf und Herr Rabe und ich gehen ins Kino und vielleicht noch was Essen oder so. Wir gehen in einen Film, der nichts für Kinder ist und ich möchte in ein Restaurant, in dem keine Pommes auf der Karte sind und man komisch angeguckt wird, wenn man Nudeln ohne Soße bestellt. Müssen nur noch eins finden, aber das wird schön. Hach!

Tag 2374 – Aufgeholt.

Tja, nach dem verschenkten Tag gestern (ein Teil von mir möchte „delightful!“ dazwischenrufen) wurde heute bis auf das Umtopfen einiger Zimmerpflanzen und Schnecken wecken alles gemacht, was am Wochenende so anstand. Ok, Herr Rabe war gestern einkaufen, das wäre heute ja sehr schlecht gegangen. Gestern habe ich also immerhin umgetopft, bis ich kein Granulat mehr hatte. Nachdem ich testweise erst die Orchideen und dann die Schneckenmango in so Mineralgranulat gepflanzt habe (merke: gar kein Substrat bei den Orchideen war eher kein Tor. Die überleben das, mehr aber auch nicht. Ist vielleicht anders, wenn man wirklich jeden Tag an den Pflanzen rummacht und sprüht, aber da habe ich nun echt keine Kapazitäten für) und denen das scheinbar sehr gut gefällt, waren nun eine Avocado, eine Grünlilie und die Blume von M. (blühte im ersten Jahr sehr hübsch, im zweiten kam nur eine Blüte, aber vielleicht, ganz vielleicht lag das auch dran, dass der Topf mit Wurzeln komplett gefüllt war) dran. Die Bonsaicado habe ich auch wieder in einen tiefen Topf getopft, aber komplett in das Bonsaigranulat. Echte Bonsaicado war auch ein gescheitertes Experiment, die überlebt das, aber wesentlich mehr auch nicht. Zwischenzeitlich dachte ich, sie hätte es hinter sich, aber dann kam doch wieder ein Blatt. Aber wer will schon drei kümmerliche Blättchen an einem dürren, langen Stöckchen? Den anderen zwei Avocados geht es aber super, die eine muss ich bald mal beschneiden, damit sie uns nicht davon wächst. Die waren immer in normalen, tiefen Töpfen und naja, aufgrund der Wurzelform würde ich jetzt auch mal vermuten, dass Avocado kein optimaler Ausgangspunkt zum Bonsai ist. Die Riesenavocado war als erstes dran mit Umzug in Granulat und nach den drei Pötten war dann erst mal das Granulat alle. Neues ist bestellt.

Warum Granulat? Ich hoffe, so der Erdmückenplage Herrin zu werden. Mein Plan ist, keine Blumenerde mehr im Haus zu haben, außer im Terrarium. Da wird sie alle zwei Wochen konsequent getauscht. Ha. In your face, Erdmücken. Und wo ich ja diesen Plan schon haben habe ich dann gestern auch alle Schnecken mal ausgebuddelt, die sich noch nicht hatten blicken lassen, seit es wieder heller ist und ich auch durch Feuchtigkeit Frühling signalisiert habe. Ergebnis ist wie letztes Jahr: minus 1 Schnecke. Die kam nicht raus, auch nicht, nachdem ich sie unter lauwarmes Wasser gehalten habe, und etwas später bemerkte ich auch den fischigen Geruch. Tja. Man muss dazu sagen, dass das eine der ältesten Schnecken und die bisher größte war. Irgendwas zwischen 4,75 und 5 Jahren ist sie also geworden. Den anderen Schnecken geht es gut, etwas desorientiert wirken sie allerdings nach der langen Trockenruhe. Andererseits sind es Schnecken, die bewegen sich ja eh oft eher erratisch und Langsamkeit gehört ja nun mal dazu.

Heute war also alles andere dran. Garten, Garten, Garten, Meerschweinchen sauber machen. Im Garten wurde Komposterde verteilt (hauptsächlich in den Hochbeeten/Gewächshäuschen) und der Kompost danach auf Gehwegplatten gestellt, damit er gerade(r) steht. Gewürm kommt ja eh nicht von unten rein, weil der unten geschlossen ist. Gewürm müssen wir also zusetzen, aber das ist kein großes Problem, wir haben reichlich überall und ich siedle fleißig um, was ich versehentlich ausbuddele. Leider trampelte Herr Rabe beim Platten verlegen brutal auf den Rhabarberspross, der mutig sein Köpfchen ca. 1 cm aus der Erde gestreckt hatte. Naja, es wird ihn schon nicht gleich komplett ungebraucht haben. Außerdem habe ich die Beete außer mit Kompost auch mit anderer Erde aufgefüllt, Petersilie Nummer 275 und Thymian Nummer 4 eingepflanzt, die Carportampeln bepflanzt und aufgehängt, totes Zeug vom um den Stein(TM) rum weggesammelt und dabei die zwei Krokusse von letztem Jahr wieder gefunden:

Zwei Krokusse und sich unkrautartig ausbreitende Walderdbeeren (die dürfen das da gerne tun)

… und im Hochbeet diverse Himbeersprosse auf Irrwegen ausgerupft (mit so viel Wurzelwerk wie möglich, voll gut, dass ansonsten noch nichts wächst). Herr Rabe hat totes Gras aus dem Rasen gekämmt, Mulch unter dem Trampolin verteilt, die Stachelbeere beschnitten (auch die muss man dran hindern, das Hochbeet zu übernehmen, aber die ist wesentlich wehrhafter als die Himbeere) und die Wüstenei, wo die Schweinchen letztes Jahr wohnten, umgegraben und neuen Rasen ausgesät. Wir versuchen es jetzt mal mit zwei Schweinestandorten, die regelmäßig gewechselt werden. Mal gucken, was das so bringt.

Einen Lavendel habe ich noch eingepflanzt und eine Stocksammlung (zum Schnitzen?) aus dem Weg geräumt.

Während ich die Schweinchen sauber machte, durften sie zum ersten Mal in diesem Jahr frische Luft schnuppern. Ich schaffte sogar, eine Handvoll sehr jungen Giersch und sehr jungen Löwenzahn zusammenzusammeln, was nach kurzer Skepsis auch begeistert weggeschlüpft wurde.

Danach war ich aber platt auf allen Ebenen und wollte beim Essen aufgrund Salatgurke schnurpsender Familienmitglieder gerne entweder spontan (und reversibel) taub sein oder den Raum verlassen. Machte ich nicht und wurde ich nicht, aber, puh. Meistens kann ich Essgeräusche halbwegs tolerieren, aber wenn der Akku leer ist, fällt es echt schwer, nicht laut schimpfend von dannen zu stapfen.

Aber hey. Endlich Frühling. Hurra.

Tag 2363 – Frühling, He Who Must Not Be Named und Erkältung.

Hier ist alles grün und blüht! Für uns aus dem hohen Norden ist das höchst faszinierend, bei uns ist alles braun und tot. Ich wünschte, ich würde übertreiben, aber die norwegische Natur sieht, wenn der Schnee wegtaut, jedes Jahr aus als würde nie wieder irgendwas da wachsen. Zur gleichen Zeit sind Wiesen in Deutschland grün. Hier fängt der Raps an zu blühen, die Osterglocken und Tulpen blühen, es gibt Gänseblümchen und Butterblumen und die Bäume blühen. (Schwenk nach Norwegen, am Sonntag hatten die Erdbeeren ca. 3 grünliche Blättchen, sie leben also, schön.)

Gestern waren wir mit Pippi am Strand und Pippi ist endlich der schon seit Tagen überreife zweite obere Schneidezahn ausgefallen. Jetzt hat sie also eine beeindruckend große Zahnlücke und kann wieder essen ohne zu meckern, dass der Wackelzahn dann wehtue. Abends waren wir noch shoppen, denn manche von uns (ich) haben ihre Schlafanzüge zu Hause vergessen, andere (Herr Rabe) haben den Kindern für den englischen Frühling norwegische Winterstiefel angezogen und keine Turnschuhe eingepackt und wieder andere (Michel) haben einen enormen Jogginghosenverschleiß durch Längenwachstum und unbewusstes Friemeln und Popeln an kleinen Löchlein, die dann schnell zu riesigen Löchern werden. Danach waren Kinder und Erwachsene wieder zu spät im Bett.

Heute waren wir in einem Shop namens Oliver‘s Brighton, das kann ich sehr empfehlen, wenn man Harry Potter mag, J.K. Rowling noch (wenn auch über einige Umwege und sicherlich anteilsmäßig nicht sonderlich viel) Geld in den Hals werfen mag oder Kinder hat, die trotz aller Toleranz nur ganz wenig Verständnis dafür haben, wenn man das eigentlich überhaupt nicht mehr will.

Geheim, geheim!

Das ist ein ganz liebevoll gemachter, kleiner Shop, in dem man hochwertigen Harry Potter-Krams kaufen kann. Unter anderem gibt es Nachbildungen der Film-Zauberstäbe, und zwar allen. Schwer sind die, wie die Film-Requisiten auch, kein Plastik. Michels erste Frage an den Shop-Besitzer (Oliver) dazu (nach schlechten Erfahrungen mit einem billigeren Plastik-Stab), in astreinem Englisch: Sind die hohl innendrin? Nein, sind sie nicht, die haben einen Metallkern, da drum ist ein „Resin“ und dann sind sie handbemalt. Also falls Sie mal in Brighton sein sollten, und, sagen wir mal, Molly Weasleys oder Katie Bells Zauberstab haben wollen, buchen Sie ruhig einen Termin bei Oliver. Man kann auch Butterbeer kaufen, die Marauders Map, Death Eater Masks oder oder oder. Was das Herz begehrt. Dabei kann man außerdem Oliver treffen, was ein Anlass für sich sein dürfte.

Leider plagt uns (Herrn Rabe, Michel und mich) weiterhin die Erkältung, aber ich habe das Gefühl, es geht jetzt wieder bergauf. Michel plagt außerdem Allergie. Gut, dass ich eine halbe Apotheke dabei habe.

Morgen, allerspätestens übermorgen, muss ich mich für einen Bogen entscheiden. Zwei (die, die vom anderen Laden in der Cello-Version ankamen) hatte ich über ein Trial-Program hier her bestellt und spätestens Donnerstag muss ich die zurückschicken, wenn ich sie nicht haben will. Ich möchte die gerne mögen, aber inzwischen bilde ich mir bei allen Bögen Nebengeräusche ein, die da vermutlich gar nicht sind oder sich mit optimalisiertem Kolophonieren beheben ließen und macht nicht der eine, dass die Geige auf den höheren Saiten metallisch und schrill klingt??? Ahhhhh. Vielleicht müssen morgen wirklich Herr Rabe und die Schwägerin was dazu sagen, aber dann müssen sie ja zuhören und über das nicht-Solisten-Qualität-spiel hinweghören… ahhhhh.