Tja, also Pippi sollte ja inzwischen im Kindergarten eingewöhnt sein. Nach norwegischem Standardplan jedenfalls. Tatsächlich läuft es eher so mäßig.
Langfristiges (haha, also eher so: übernächste Woche) Ziel ist Kindergarten von spätestens acht bis mindestens vier, dann schaffen wir beide unsere Jobs ohne allzu spät zu Hause zu sein. Bisher sind wir bei ca. 8 (und das funktioniert auch nicht so ganz, weil Pippi nicht im Kindergarten frühstücken will) bis 14:30 Uhr, was halt nur mit Sommerarbeitszeit und Stillfrei und mit schlechtem Gewissen der Arbeit gegenüber geht. Herr Rabe hat logischerweise kein Stillfrei und muss außerdem Stunden so richtig aufschreiben, der kann nicht dauernd früher gehen. Also bin ich gefragt und es stinkt ziemlich, zum Einen eben wegen der Arbeit und zum Anderen, weil ich mir so morgens das Geheul und nachmittags die Berichte („Hat so viel geweint heute und gar nichts gegessen…“) der Erzieherinnen anhören muss.
Nachdem die Eingewöhnung bei Michel im gleichen Alter eine Sache von drei Tagen war und Pippi ja sogar ihren heiß geliebten großen Bruder als das ultimative Übergangsobjekt dabei hat, hatte ich die Hoffnung, dass die Eingewöhnung bei ihr easy peasy sein würde. Aber da habe ich die Rechnung ohne mein großes kleines Kind gemacht. Denn Pippi weiß halt was sie will, und das ist 1. Mama und 2. Papa. Und das versucht sie durchzusetzen, mit allen Mitteln. Man muss sagen, es liegt wirklich nicht am Kindergarten oder den Personen da: alle sind sehr herzlich, es wird auf sie eingegangen, sie wird getragen und darf kuscheln, wenn sie will, man nimmt sich viel Zeit für sie und versucht es hinzubekommen, dass sie eine gute Zeit hat. Aber sie will halt nicht. Deshalb schreit sie viel (aus Enttäuschung wenn ich gehe und wenn ich komme, höre ich von unten schon ihr Wutgebrüll), sie schläft kaum und sie isst kaum. Interessanterweise juckt es sie auch gar nicht, dass ihr Bruder da ist. Dafür ist Michel noch ein bisschen mit durch den Wind, weil Pippi so viel brüllt. Verdammt, wieso klappt denn nichtmal das*?
Und ich so, toughe Mama, die ich so gern wäre? Mit bricht es das Herz. Ich zweifle alles an: den Kindergarten, mein Lebensmodell, dieses Land: alles kacke und mein Baby leidet so und überhaupt. Rational weiß ich, dass es keinen besseren Kindergarten geben könnte, grade für so ’schwierige‘ Kinder wie Pippi. Ich weiß auch, dass ich vor Langeweile eingehen würde, würde ich sie stattdessen zu Hause betreuen. Dass wir uns das Leben hier mit nur einem Job schlichtweg nicht leisten können (zumindest nicht in der Wohnung, in der wir grade wohnen und in der ich mich sauwohl fühle). Das weiß ich alles. Aber trotzdem kommt da die Rabenmutter-Sozialisation, gepaart mit Bindungstheorie-Halbwissen und versehentlich gelesenen dogmatischen Blogbeiträgen aus mir raus und ich fühle mich schrecklich und wie der letzte Mensch, dass ich meinem Kind das antue, obwohl es doch so offensichtlich nicht will.
Ich hoffe wirklich, dass sie sich bald dran gewöhnt hat. Wirklich. Und nein, zu Hause bleiben ist einfach keine Option.
*Eigentlich hatte ich eher Angst, dass Michel dauernd als Tröster herhalten muss und sich zu sehr verantwortlich fühlt. So ist es aber auch kacke.