Tag 3674 – Axt.

Der Tag begann mit Streit. Ich bin der schlechteste Mensch der Welt, ist mein Schluss daraus. Gefühllos und herzlos und egozentrisch. Tja. Aber irgendwohin muss so Selbsthass ja, also wollte ich endlich den Rhabarber einpflanzen (Rhabarber überlebt echt erstaunlich gut nackt, ohne Erde, in einem Eimer). Aber dazu musste ich erst mal eine Ecke freiroden. Da passte es gut, dass ich gestern eine sehr große Astschere gekauft habe, weil wir den Wilden Wein die selbstkletternde Jungfernrebe für den Dachdecker vom Garagendach entfernen mussten. Das hat btw Michel gemacht. Schon praktisch, so große Kinder. Ich weiß jetzt auch, dass man im Normalfall in Europa keine Angst vor Mauerbegrünung haben muss und „Das sprengt das Gemäuer auf!“ ein Ammenmärchen ist, speziell bei Wein und Jungfernrebe und anderen Gewächsen, die Haftscheiben haben. Manche Schlingpflanzen können Regenrohre erwürgen und so, das ist dann schon ungünstig. Aber die Jungfernrebe tut gar nichts, außer hübsch aussehen und die Mauern kühl halten. Selbst vor Efeu muss man wohl weit weniger Angst haben, als man gemeinhin hat.

Anyway, ich habe heute sehr viel die Astschere benutzt. In meiner Wut und meinem Frust habe ich den halben Garten und den ganzen Wendeplatz vor der Garage freigerodet und mir sogar irgendwann eine Säge geholt um noch besser unerwünschtes Gestrüpp entfernen zu können – und weil ich die Axt nicht gefunden habe. Eine fette Kreuzspinne wurde dabei obdachlos, dass ich eine ausladende Bergfichte (?) komplett weggerodet habe. Ich habe noch ein bisschen die Jungfernrebe beschnitten, einen der hier überall wie die Pest wachsenden Bäume gefällt (der war schon deutlich über zwei Meter hoch) und zwei riesige Büsche unbekannter Art auf die Hälfte reduziert. Plus überall so invasive Arten und nervige Wucherpflanzen wie Himbeeren und Stachelbeeren rausreißen. Zum Glück haben wir ein großes Grundstück mit einem zu nichts sonst gutem, steilen Hang. Das ist jetzt mehr so ein Bio-Landfill. Aber viele Arten mögen ja totes Holz, sowohl als Essen als auch als Zuhause.

Danach war ich dreckig und schweißgebadet und hungrig und roch ein bisschen interessant. Nach Pizza von gestern und einer Dusche ging es viel besser. Mit dem Teilergebnis von heute bin ich auch zufrieden. Morgen geht es vielleicht weiter. Wütend im Garten Sachen wegschneiden ist wesentlich besser, als beim Anblick von Kisten in Tränen ausbrechen.

Der Rest des Tages ging für Einkaufen, mit Nachbarn reden, Pippi ins Bett verfrachten etc drauf. Ich bin echt platt jetzt.

Tag 3673 – Piep.

Es leben alle. Und fast wäre auch alles gut, aber jetzt ist Herr Rabe irgendwie krank und ich sehe das dritte Wochenende in Folge im Klo versinken und weil mich das (und das Chaos) so stresst, denkt Herr Rabe jetzt auch, dass ich ihn hasse. Das ist natürlich alles nicht so optimal. Aber mein Pensum an happy pappy „das schaukeln wir schon alles“ ist erfüllt und mir geht einfach die Luft aus.

Sorry wegen des Genöles.

Tag 3483 und 3484 – Nix zu erzählen.

Hier passiert wenig. Das spannendste, was passiert ist, war gestern, als ich die überaus gierigen Wechselwarmen fütterte. Das war aber auch ziemlich eklig, offen gestanden, und die Details bleiben lieber unbeschrieben. Monty kann nichts dafür, ich glaube, die Ratte war irgendwie nicht so stabil, wie sie sein sollte. Hat Monty jetzt auch nicht sonderlich beeindruckt, die hat wie immer erst mal ihre Beute durchs halbe Terrarium geschlürt und dann gefressen. Aber ne Sauerei gab es diesmal dabei und jetzt ist Monty dreckig und sieht halt aus wie das Raubtier, das sie ist. Ich überlege noch, ob ich sie bade oder einfach warte, es ist sicher nur für mich unangenehm, dass sie dreckig ist. Spätestens bei der nächsten Häutung geht das ja alles mit ab.

Am zweitspannendsten ist, dass Herr Rabe irgendwie gesundheitlich angeschlagen ist, ohne dass man jetzt irgendwie den Finger drauf legen könnte, was er eigentlich hat. Aber gut geht es ihm nicht.

Ansonsten war halt wirklich buchstäblich Nix.

Tag 2704 – Mehr Lazarett.

Uff ey, zwei kranke Männer (männliche Männer, vor allem die U1,50m-Fraktion) sind echt grenzwertig vom Ertrage-Faktor her.

Pippi hat das Konzert durchgezogen, ist aber auf dem Rückweg eingeschlafen. Was nicht schlimm war, weil ich so guten Gewissens mit ihr vom einem Ende der (langgezogenen) Kommune zum anderen fahren konnte, um ein Paket abzuholen. Das war nämlich aus irgendeinem unerfindlichen Grund zum Paketshop am südlichsten Zipfel der Kommune geliefert worden, und weil die aus ebenfalls unerfindlichen Gründen eine falsche Telefonnummer von mir haben, hätte ich es da auch fast verpasst abzuholen. Ich habe mich nur gewundert, wo das Paket bleibt, deshalb habe ich nachgeforscht und siehe da – da ist das Paket in effing Dal. Aber wenn man eh schon mit schlafendem Kind im Auto sitzt, kann man da ja mal hin fahren. Es war übrigens ein denkbar spannender Gegenstand, den ich da bestellt hatte – ein neuer Aufsatz für den Pürierstab. Kostet quasi das gleiche wie ein neuer Pürierstab, aber es ist ja nur das Messer stumpf und schartig, nicht das ganze Gerät schrottreif. Den Nachkauf von Verschleißteilen könnte man trotzdem günstiger gestalten, liebe Firma Bosch.

Das Adventskonzert war gar nicht schlecht. Entweder sind meine Ohren inzwischen abgestumpft, oder der Schulkorps, vor allem der Hauptkorps, haben richtig viel geübt. Einzig die Tuba muss noch dran arbeiten, nicht als erste fertig sein zu wollen. Aber es war wirklich ein massiver, qualitativer Unterschied zu vor zwei Jahren. Pippi hat auch sehr schön getrommelt und dann den Rest des Konzerts singend auf meinem Schoß gesessen. Bei Weihnachtsliedern ist sie sehr textsicher (ok, sie ist immer textsicher und singt nach ein Mal hören jedes Lied mit, im Zweifel halt in Phantasie-Englisch). Und sehr niedlich.

Vor dem Konzert bin ich übrigens eingeknickt und habe der kleinen Rübennase Glitzerschuhe mit einem Mini Absatz gekauft. Glitzer!!! Das sind die schönsten Schuhe der Welt, wenn man Pippi fragt, und der Absatz ist magisch: 2 cm Absatz machen Pippi 10 cm größer! Stellen Sie sich ein immens stolzes kleines Mädchen vor, in Glitzerschuhen und Anzughose, trommelnd. Manchmal könnte ich sie auffressen, weil sie so niedlich ist.