Meine Mutter ist heute nach Hause geflogen. Ihr Besuch war wie immer für mich durchwachsen. Eigentlich, um ehrlich zu sein, hauptsächlich anstrengend. Auf eine ganz andere Art als meine Schwiegereltern. Wahrscheinlich bin ich da einfach zu stark involviert, die Beziehung zu belastet. Ich weiß es nicht. Jetzt bin ich jedenfalls emotional leer und gleichzeitig froh, wieder „Ich“ sein zu können, vor allem eben emotional, weil nicht mehr jemand in jede Gefühlsäußerung ichweißnichtwas reininterpretiert. Genauso muss ich jetzt auch die Kinder nicht mehr gegen diese, ich nenne es mal „Psychische Übergriffigkeit“, verteidigen. Das ist gut, denn ich möchte nicht, dass den Kindern, die meiner Meinung nach einfach Kinder und sie selbst sind, irgendwelche Stempel a la „hochsensibel“ aufgedrückt werden.
Ich würde so gerne was anderes schreiben, aber nach dem Besuch bin ich hauptsächlich müde. Müde des Mitdenkens, müde der Ausreden, müde des Ich-sag-nichts-leide-aber-demonstrativ. Müde der Andeutungen und „Verstehst schon, was ich meine.“, denn nein, tue ich nicht. Oder doch. Ich verstehe, dass sie offensichtlich total Angst hat, was falsches zu sagen, sie hätte so gerne mehr Gemeinsamkeiten mit mir und deutet deshalb alles nur an, damit ich nach Gutdünken vervollständigen kann. Und genau das macht mich so müde. Das ist so unreif. So schwach. Mütter sollten nicht schwach sein.
Gestern fragte sie mich, was ich denn meinen Kindern gegenüber anders machen will als sie. (Das „bin ich dick? der Mutter.) Ich war nur halbehrlich. Zündete eine Nebelkerze. „Ich will den Kindern gegenüber ein asexuelles Wesen sein.“ Das traf sie schon hart genug, glaube ich. In Wirklichkeit fielen mir tausend Dinge auf einmal ein. Dinge, die sie wirklich verletzen würden.
Das war ihr erster Besuch hier, ohne dass sie irgendwann mal geweint hat.
Ich sehe meine Kinder an und hoffe, dass wir in 30 Jahren eine bessere Beziehung haben.