Tag 3563 und 3564 – Normaler Arbeitswahnsinn.

Nach der Inspektion ist sowohl nach der Inspektion und auch nach der vorherigen Inspektion, als auch vor der nächsten Inspektion. Ich schreibe also zwei Reports und bereite die nächste Inspektion vor. Zwischendurch teste ich im IT-Projekt rum, wo sie in den letzten knapp drei Jahren NICHTS gelernt haben und wir wieder alles auf den letzten Drücker auf den Tisch kriegen und dann heißt es sinngemäß „wenn ihr dazu nicht ja sagt, verzögert ihr das ganze Projekt ganz massiv und das kostet dann irre viel Geld“. Ich hab das ja schon mehrfach gesagt, aber dieses Projekt geht mir SO auf den Senkel. Gestern habe ich gleich zwei Kolleginnen wirklich fies angeranzt, weil mein Geduldsfaden von diesem Projekt schon auf dem Weg zur Arbeit komplett aufgebraucht worden war. Also so, dass sich Leute umgedreht haben, wer da so rumkeift. Ich HASSE dieses Projekt.

Ach ja: es ist wieder soweit, es wird gemunkelt, dass wir dieses Jahr auch wieder streiken. Ich habe also heute Urlaub beantragt für die Tage, wo ich frei haben muss, weil ich private Pläne habe. Genehmigter Urlaub kann auch im Fall eines Streiks wahrgenommen werden. Überstunden abfeiern nicht. Aber ich habe echt viele Urlaubstage übrig, insofern passt das schon. Ich überlege immer noch, ob ich der Gewerkschaft schreibe, dass ich aus gesundheitlichen Gründen bitte vom Streik ausgenommen werden will. Letztes Jahr war wirklich kein Spaß und ich nicht nur am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Heute hatten wir ein Gespräch mit der Schulleitung, um über die Situation mit der Klassenlehrerin von Michel zu sprechen und es war wirklich gut. Zum ersten Mal habe ich in einem ernsten Gespräch mit der Schule das Gefühl gehabt, dass uns erst mal geglaubt und zugehört wird und nicht in erster Linie die Schuld bei Michel gesucht und jeglicher Anteil, den die Erwachsenen an der Eskalation haben könnten, abgeblockt wird. Das geht jetzt so seinen Gang. Es sind aber auch nur noch 33 Schultage auf dieser Schule für Michel, es ist also, egal wie es läuft, ein Ende in Sicht. Ich wünsche mir für ihn nur, dass es ein gutes Ende wird und er nicht mit dem Gefühl, dass man von den Erwachsenen in der Schule keine Hilfe bekommt, wenn andere Erwachsene sich daneben benehmen, die Schule wechselt.

Pippi hat sich einen Milch-Eckzahn rausgerupft. Bis der endlich draußen war, war aber heute alles komplett falsch und ein riesiges Drama wegen jedem Pups. Ich finde das sehr anstrengend. Sie sicher auch. Aber ich hoffe echt, bis zum nächsten Wackelzahn ist es noch etwas hin.

Außerdem war heute irgendwas mit dem Wetter, am späten Nachmittag explodierte plötzlich mein Kopf und ich musste mich ins Bett legen, wo ich dann auch erst mal eingeschlafen bin. Bis dahin war alles gut, gestern bin ich sogar vor Energie überschäumend abends eine Runde joggen gewesen und es war zum ersten Mal nicht total ätzend sondern tatsächlich ok. (Meine Laufschuhe waren die Investition wert, ich merke, dass ich damit mehr bouncy laufe und nicht so hart in die Knie knalle. Das macht auch gleich mehr Spaß.)

Tag 3546 und 3547 – Wieder zu Hause.

Ich bin gestern nach der Inspektion ziemlich problemlos wieder nach Hause gekommen. Trotz Anfang der Osterferien, was meine Kollegin und ich nicht so ganz auf dem Schirm hatten, als wir gebucht haben. Aber abgesehen davon, dass wir ein bisschen länger als üblich auf unser Gepäck warten mussten, lief alles glatt. Ich machte nur am Flughafen den Fehler, in meine Mails zu schauen und regte mich daraufhin sehr über meine Chefin auf. Tja.

Jetzt ist Urlaub. Für alle. Herr Rabe und Pippi fahren morgen nach Deutschland und sind dann da bis Karfreitag. Michel und ich rödeln hier zu Hause vor uns hin. Ich glaube, das ist so gut für alle. Ich hab nach Ostern direkt die nächste Inspektion und verreisen wäre mir grad echt zu viel.

Für Michel ist gut, Ferien von der Lehrerin zu haben. Pippi vermisst ihre Lehrerin und ihre Klassenkameradinnen jetzt schon und war auch kurz neidisch, weil sie dachte, am Dienstag sei Korps, wo Michel dann hin gehen könnte, aber sie nicht. Was aber ja Quatsch ist, in den Ferien ist kein Korps und auch sonst nichts. Lediglich Ostermontag ist Tanzen, weil es das letzte reguläre Training vor der Show ist.

Wir haben gestern noch einiges Haarsträubendes über die Lehrerin von Michel erfahren, das will ich hier gar nicht breittreten, aber das geht zum Teil echt auf keine Kuhhaut mehr. Da sind wir schon im illegalen Bereich, bei manchen Dingen. Und das weiß die Schule auch und trotzdem passiert irgendwie nichts außer Meetings mit einzelnen Eltern und der Schulleitung. Immer wieder in neuen Runden und Konstellationen, zwischendurch kündigt dann noch kurz die Schulleitung. So kann da halt auch nichts bei rum kommen.

Immerhin sagt Michel, die Lehrerin hätte gesagt, an der neuen Schule (die barneskole zieht in den Sommerferien in das neue Gebäude um) würde sie Werken unterrichten. Das heißt, sie bekäme dann keine Klassenleitung. Das wäre sehr schön für Pippi.

Derweil war Herr Rabe heute Abend (zufällig, vorher kannten die sich nicht) mit einem der potentiellen neuen Klassenlehrer von Michel auf einem Konzert und Bier trinken. Das ist hier wirklich ein Dorf.

Tag 3543 und 3544 – Müde af.

Ich habe von gestern auf heute Ultra schlecht geschlafen, war so um drei Uhr wach, konnte bis 5 nicht mehr einschlafen und um halb sechs musste ich aufstehen. Da kriege ich dann auch mal Migräne von, ja. Besonders schön, wenn man irgendwie inspizieren soll, nebenher. Der Hersteller ist jetzt auch nicht unbedingt einer, wo es nicht ganz so schlimm ist, wenn man mal 5 Minuten nicht ganz dabei ist. Solche haben wir durchaus auch, aber hier ist es nicht so.

Gestern Abend hatten wir ein konspiratives Treffen mit anderen Eltern aus Michels Klasse und jetzt sind wir erst recht sauer. Da hat die Schule uns einfach mal allen erzählt, dass nur unser Kind, als allereinzigstes, total schlimm ist. Alle anderen Kinder kommen total supi mit der Lehrerin klar. Alles ist rosig, nur mit unserem Kind stimmt was nicht. Gemacht wird auch nichts, auch für die anderen Kinder werden die hart erkämpften Maßnahmen, die den Kindern den Schulalltag leichter machen sollen, in einer Form umgesetzt, die sich für die Kinder wie Strafen anfühlen. Einer muss immer in Mathe in einem anderen Raum sitzen, weil er weiter ist, als der Rest. So als Beispiel. Michel wird rausgehängt und vor der ganzen Klasse wird betont, dass er den Computer benutzen darf, während die anderen mit der Hand schreiben, WEIL ER JA ADHS HAT UND SO EINE SCHLECHTE HANDSCHRIFT. Ein anderes Kind wird rausgehängt, weil seine Eltern auf regelmäßigen Treffen mit eben jener Lehrerin bestehen. Generell ist bei allen der Eindruck da, dass es für die Kinder immer schlimmer wird, je mehr wir Eltern intervenieren. Der Frust darüber wird dann an den Kindern ausgelassen. Aber nur an den Jungs. Ich bin wirklich keine Männerrechtlerin, die ständig von der schlimmschlimmschrecklichen Benachteiligung von Jungen im Schulsystem erzählt, aber in diesem Fall ist sehr deutlich, dass die Lehrerin Kinder im allgemeinen nicht und Jungs ganz besonders wenig mag. Es tut mir echt leid für das Ranten, aber die Situation ist geprägt von Willkür und Machtdemonstrationen und das alles ist echt Kacke, vor allem für die Kinder. Wie man es macht, ist es jetzt verkehrt. Mein Verständnis für die Lehrerin ist langsam auch am Ende, die letzte Eskalation kann sie sich komplett alleine auf die Fahne schreiben. Wir haben uns wirklich bemüht, zu Hause nicht schlecht über die Schule oder die Lehrerin zu reden, aber das ist langsam nicht mehr möglich, ohne direkt zu lügen.

So, Rant ende.

Falls Pippi diese Lehrerin im nächsten Jahr als Klassenlehrerin bekommen sollte, wechselt sie die Klasse am ersten Schultag. Das tue ich ihr nicht und uns nicht noch mal an.

Tag 3232 – Jaauuuul!

Aaaalso, mein Vortrag ist jetzt fertig, sogar schon exportiert nach pdf, damit ich nicht auf dumme doch-noch-mal-schnell Ideen komme.

Ansonsten war der Arbeitstag so lala. Auf dem Hin- und Rückweg im Zug stehen müssen war jetzt auch nicht so eine große Freude.

Michels Lehrerin ist seit dem Vorfall, wegen dem sich die Kinder bei der Rektorin beschwert haben, krank geschrieben. Das tut mir für die Lehrerin natürlich leid, man ist ja nicht aus Spaß krank, aber wir haben einen viel ausgeglicheneren und fröhlicheren Michel zu Hause, das fällt sehr stark auf.

Es sind nur noch knappe fünf Wochen Schule, dann sind Sommerferien. Verrückt, wie schnell das geht. Nach den Ferien wird Pippi auch nicht mehr zum Hort gehen und wir haben dann gar kein Kind mehr in irgendeiner Form von Betreuung, das ist auch einigermaßen verrückt. Die waren neulich noch speckige Babies!

Ich hatte ja nicht so sehr viel Zeit zum Üben in den letzten Wochen, aber mit sehr viel Geduld habe ich die zwei Zeilen mit den Doppelgriffen (ab Takt 19) jetzt bald soweit, dass es sich nicht mehr anhört, als würde man zwei Katzen gleichzeitig quälen. Man muss auch ein bisschen die Augen zudrücken, was das Tempo und insbesondere die Länge der 32stel angeht. Ich hatte mir das nicht so schwer vorgestellt, um ganz ehrlich zu sein. Aber Lagenwechsel und dabei auch noch von 1-3 auf 2-4 und so Faxen… es ist ein Wunder, dass ich noch nicht den Hals meiner Geige zerquetscht habe. Apropos 2-4: Ich wünsche mir einen einen Zentimeter längeren kleinen Finger links, wie lässt sich das realisieren?

So viel Arbeit für 8 Takte. Das mache ich auch nicht noch mal. Im Grunde habe ich jetzt drei Wochen nicht viel anderes geübt.

Tag 3205 – Hmm okay.

Elterngespräch Nummer 2, mit Michel, und es war… okay? Ich bin einigermaßen irritiert, ehrlich gesagt. Vielleicht hat die Lehrerin aber auch inzwischen eingesehen, dass, wenn plötzlich 2/3 der Klasse irgendwelche Probleme haben, eventuell gar nicht die individuellen Kinder alle individuelle Ursachen dafür mitbringen. Jedenfalls ist Michel (ausgerechnet) in Mathe inzwischen weiter als alle anderen in der Klasse, behauptet aber weiterhin, das nicht zu können. Alle anderen Fächer waren ja noch nie ein Problem und sind es auch weiter nicht. Faszinierende Erkenntnis, die aber ungefähr alles erklärt, was mir seit 6,5 Schuljahren regelmäßig Augenzucken beschert: in Norwegen werden Rechtschreibfehler nicht mehr korrigiert und Rechtschreibung nicht bewertet. Es ist egal, man hat eh immer ein Autokorrekturwerkzeug dabei, es kommt mit der Zeit oft eh von allein (und wenn nicht, ist es ja egal, weil wir jederzeit Hilfsmittel zur Hand haben) und es ist wichtiger, einen sinnvollen Fließtext schreiben zu können, als dass dieser fehlerfrei ist. Ich bin echt fasziniert davon. Ich frage mich auch, ob das schon bis zu Arbeitgebern etc. durchgedrungen ist. Aber egal. Jedenfalls ist Michel gut in der Schule und eckt scheinbar auch nicht mehr so viel mit der Lehrerin an. Das ist gut, auch wenn ich dem Braten noch nicht zu 100% traue.

Abends waren wir alle klettern, woran selbst Michel einigermaßen Spaß hat, seit er weiß, dass er besser als seine Eltern darin ist. Er wiegt halt nichts und hat lange Gräten, das ist ein echter Vorteil. Herr Rabe und ich wiegen schon was. Ich bin geschmeidiger, er hat mehr Kraft. Insgesamt sind wir so ca. gleich schlecht gut. Allerdings habe ich mir an einem Boulder einen ganz enorm dicken Splitter unter den Fingernagel des rechten Zeigefingers gerammt und erst als ich am vorletzten Griff aufgeben musste, weil keine Kraft mehr irgendwo war, gemerkt, dass das ordentlich blutete. Nachdem ich den Splitter rausgezogen hatte, blutete es noch mehr und ich musste mir ein Plaster holen, was ich wenig später an einem anderen Boulder verlor. Das war dann aber auch der letzte, da waren meine Arme schon nur noch unbenutzbarer Pudding.

Ich kann übrigens nicht empfehlen, mit Post-Kletter-Nudelarmen Geige zu spielen. Ich konnte knapp die Saiten runter drücken und hatte auch etwa gar keine Koordination mehr. Also das war in seiner Lächerlichkeit schon fast wieder lustig.

Anyway. Morgen habe ich dann selbst „Elterngespräch“ (Mitarbeitergespräch), nur muss ich da, zu Michels Bestürzung, ganz alleine hingehen. Ich hatte überlegt, ob ich wohl einen emotional support husband dabei haben kann, aber ich will ja auch nicht komischer erscheinen als unbedingt nötig. Ich nehme Daumen für das Gespräch, echt, weil ich eine ganze Reihe unangenehmer Dinge ansprechen muss, damit sie endlich besser werden, und ein Teil dieser Dinge ist direkte Kritik an meiner Chefin. Hurra.