Tag 2102 – 4%.

Exakt so fühle ich mich:

Keine Ahnung was das jetzt schon wieder ist, aber ich fühl mich wie durch die Mangel gedreht, körperlich völlig im Eimer.

Ich gehe jetzt schlafen und hoffe, dass es morgen besser ist.

(Heute passiert: Bullshit-Bingo mit den Kolleg*Innen (ausgerechnet denen!) über Sonnenschutz und Vitamin D, und mit Michel Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär angefangen, er fand es ganz ok. Natürlich kein Vergleich zu Harry Potter, vorerst.)

Tag 842 – Ok.

Schöne Zahl.

Bin auf dem Sofa eingeschlafen und erst wieder wach geworden, als sich meine Brille fies in meine Nase und mein iPad, das auf der Sofalehne lag, in meinen Hinterkopf bohrte. Wegen Abschminkenzähneputzen bin ich jetzt wieder unangenehm wach und kann ihnen wenigstens erzählen, dass heute ein Okay-er Tag war, ich habe zwar keine Resultate bekommen und das macht mich wahnsinnig, aber die Methods-section des Artikels kann ich ja trotzdem schreiben und die hab ich heute runtergetippert, die ist soweit fertig. Morgen werde ich die Einleitung anfangen. Des Weiteren hab ich heute in der Gegend rumtelefoniert: einmal, weil uns irgendein A*schloch den Außenspiegel am Auto angefahren hat und ich diese unbekannte Person gerne pro Forma anzeigen möchte, für die Statistik und damit meine Wut einen Kanal hat; und nach dem Mittagessen hab ich bei der Stelle aus Schweden mal nachgehakt, das macht mich ja dezent fertig, dass die sich nicht melden, das war ja beim letzten Mal nicht so ein gutes Zeichen. Diesmal ist aber alles gut, der Personalmensch rechnet mir sehr gute Chancen aus, es waren alle sehr zufrieden mit dem Interview, Donnerstag Nachmittag oder Freitag werde ich hören, wie es da weiter geht. Und gut, dass ich angerufen hätte, dann wüsste er ja, dass ich noch Interesse habe. Klar hab ich Interesse und um eventuell eine etwas bessere Basis zu haben, schickte ich danach noch eine Bewerbung ab, auf die zu bewerben mir der Chef-Recruiter der Firma nach Lesen meines CVs und einem gut halbstündigen Telefonat (am Donnerstag, ich berichtete nicht, weil ach…) empfohlen hat. Das wäre halt kein Labor mehr, also eigentlich… noch besser.

Es wird. Wenn ich jetzt noch etwas weniger trøtt og lei wäre…

Tag 816 – Gettin’ there.

Ergebnis einer fünfstündigen Mikroskopsession:

  • Fünf wunderschöne Bilder
  • Eine angepasste Hypothese
  • Kopfschmerzen
  • Ich weiß jetzt, dass der schöne Mikroskopmann einen putzigen Welpen hat

Ergebnis davon, dass der Mikroskopmann sich ein bisschen (30 Minuten) verspätet hat, weil er in einem Meeting saß, mir aber per SMS Bescheid gab:

  • zwei weitere abgeschickte Bewerbungen
  • Erst um sechs zu Hause
  • Furchtbarer Hunger (vermutlich daher auch die Kopfschmerzen)

Da der Mikroskopmann die Bearbeitung der Bilder machen wird bin ich damit fertig mit meinem Teil für das unendliche Manuskript. Noch ein bisschen auf Daten warten, den Chef seine Hypothesen umformulieren lassen und dann: ab dafür.

Oh, und: das Nature-Paper kommt am 16. raus! Hurra!

(Ich bin’s so leid, das Bewerbungen schreiben. Es kommt mir unheimlich sinnlos vor.)

Tag 787 – Schnipsel.

Die Unterstützung von Ihnen allen überwältigt mich. Aber in gut. Danke. Wirklich, ich kann nicht ausdrücken, wie dankbar ich dafür bin!

Tiefenentspannt zwei weitere Bewerbungen geschrieben. Eine, auf die ich viel Gedanken verwendet habe, und dann noch eine, die ans selbe Unternehmen geht, für eine zu 80% identische Stelle, weil ich grad so drin war. Habe konsequenterweise auch nur die 20 nicht identischen % im Text geändert und freimütig reingeschrieben, dass ich das so gemacht habe. Sie wollen Effizienz, sie kriegen Effizienz. Mal sehen, vielleicht hätte ich auch beide Bewerbungen genauso gut anzünden können, vielleicht auch nicht, trallala.

Die Fischleute wollen jemanden, der ein HMS-Zertifikat hat. Das habe ich nicht, das zu erwerben setzt auch 40 Stunden „Unterricht“

voraus. Da habe ich grade leider keine Zeit für, ich baue einfach mal drauf, dass das herausgefunden zu haben, schon meine Motivation zeigt, diesen Zertifikatlosen Zustand ändern zu wollen und dass ich das dann mache, wenn die mich angestellt haben.

Related: ich kriege nur ein polizeiliches Führungszeugnis (brauche ich auch, weil Pharma), wenn die Firma mir bestätigt, dass ich das wegen denen brauche. Kompliziert. Würde aber eh auch zwei Wochen dauern, ist also zu spät, tjanun.

Auch related: mein Chef hat mir einen sehr schönen Empfehlungsbrief verfasst – und sich voll einen abgebrochen auf Norwegisch. Ich bin nämlich seit 13 (!!!) Jahren die erste, die mal wieder einen auf Norwegisch haben wollte.

Versucht, meine Ex-Chefs zu erreichen, meine einzigen potentiellen außeruniversitären Referenzen, Juchhe. Keinen erreicht, aber es ist ja auch ein Tag nach dem Feiertag, fiel mir dann ein. (Ich hab sogar im Labor angerufen, die Telefonnummer kommt bei mir auch nach wie vor direkt aus dem Rückenmark, aber auch da ging keiner ran. Arbeitet da keiner? Tztztz. Morgen dann neuer Versuch, und dann rufe ich auch die Sekretärin und im Technikum und zur Not auch noch im Reinraum an, kann ja nicht sein, dass da NIEMAND arbeitet!)

Morgen gehen wir mit der Arbeitsgruppe essen, und ich weiß nicht wieso. Eventuell wurde ich auch nur eingeladen, weil ich zufällig dabei stand, als der Chef die Core Facility (Chef leitet die und die meisten meiner direkten Kollegen arbeiten da) einlud.

Übermorgen dann eine Disputation, über, tadaaa, das bitch-Protein. Die Kandidatin ist im 9. Monat schwanger und wird nach der Defense auf ihr Nord-Trønderskes Dorf zurück ziehen und da mit ihrem Mann den Bauernhof versorgen und nach der Babyzeit dann Lehrerin werden. Ist halt auch ein Lebensentwurf von unzähligen möglichen.

Trøtt og lei (müde und es leid) galore. Mag nicht mehr Labor machen. Horde Zellkulturen (zur Zeit: 17, in 4 verschiedenen Medien) und werde vermutlich am Wochenende und Anfang nächster Woche wie bekloppt meine letzten (Zell-)Versuche durchkloppen. Die Westerns habe ich wegdelegiert (höhö, hallo Führungserfahrung), fehlen noch Lokalisierungen, also Mikroskopzeug, das kann ich ja jetzt. Plus halt das Nukleinsäure-Gedöns aus den ca. 50 Pellets isolieren, die ich nach den Zellversuchen haben werde. Dabei auch noch ne Studentin (Führung!) anleiten, damit die dann die 108 (!!!) Pellets für einen Kollaborator (Teamarbeit! Interdisziplinäres Trallafitti!) bearbeiten kann, weil, hahaha, wann soll ich das denn machen?

Wie immer alle gucken, wenn ich sage: ich schreibe dann das dritte Manuskript über irgendwas, was eben bei den Versuchen rauskommt, ich habe dafür ca. 3 Wochen. Als wäre das ein komplett hirnrissiger Plan. Äh. Ich stelle mir das eher so vor, wie einen (sehr viel besser belegten und anders geschriebenen und überhaupt ganz anderen) Praktikumsbericht.

Weil ich ja einfach das da rein klatschen werde, was da ist an Ergebnissen. Das wird schon irgendwas sein, und selbst wenn ich bei 4 Proteinen in 3 Nukleinsäurespezies gar keine Unterschiede sehe (Spoiler: hahaha. Mindestens bei 3 Proteinen sehe ich sehr große Unterschiede, das weiß ich schon, weil ich das schon drölfzig mal gemacht habe) ist das immernoch ein Ergebnis: die Einzelkomponenten des Komplexes haben halt keinen Einfluss auf die Prozessierung von chemisch eingebrachten Nukleinsäuremodifikationen. Zackbumm. Nicht schön, muss es aber ja auch nicht sein.

Am Ende des Tunnels ist mindestens ne Kerze.

Tag 785 – Nix zu sagen.

Ach, war halt alles wie immer, ne? Hirnarbeit schlaucht ziemlich.

Guten Text gelesen über „Seinen Doktor machen“, der ist aber auf Norwegisch. Aber ein paar von Ihnen können das ja vielleicht. Also Å fullføre en doktorgrad. (Anmerkung: dieses „ohne Geld weiterarbeiten“… it‘s a thing. Ich frage mich wirklich, wie die das alle machen. Haben die solche Unsummen an Erspartem? Oder nehmen die dafür Kredite auf, in der Annahme dass ja nach der Promotion das große Geld wartet? Mein Erspartes reicht für drei Monate Leben hier ODER einen Umzug quer durch Europa.)

Hier noch nachgereicht ein Bild vom neuen Kleid: