Tag 3041 und 3042 – Shopping.

Gestern war Nix. Ich habe Hogwarts fertig gebaut (gut, aber auch ein bisschen doof, weil was baue ich denn jetzt? Puzzeln geht nicht, der Tisch ist voller Lego). Der Lieblingskollege hat Covid (doof) redet aber wieder mit mir (gut). Michel hat nicht die Lehrerin angeschrien (gut). Ich habe abends eine Master Class zu Vivaldi angeschaut und bemerkt, dass ich leider eine komische Version runtergeladen hatte. Habe jetzt eine, die richtig(er) ist. Zumindest entspricht sie dem, was in der Master Class besprochen wurde. Vivaldi selbst kann man ja schlecht fragen.

Heute waren wir mit den Kindern Wintersachen kaufen. Das war eigentlich ok, aber anstrengend wie Sau, weil Shoppingcenter halt Shoppingcenter sind und ich wahrscheinlich nie einsehe, dass ich da kaum eine Hilfe bin, sondern eher so ein überforderter Klotz an Herrn Rabes Bein. Am besten geht es noch, wenn ich einen konkreten Auftrag habe, wie „diese Hose in 146 finden“. Aber „wir brauchen eine Jacke“, uff. Heute war viel „Wir brauchen Jacken, Wollsocken und Handschuhe“. Irgendwann musste Pippi aufs Klo, Herr Rabe machte einen zielstrebigen Eindruck, wir rannten alle hinter ihm her, Michel mir einen Knopf an die Backe labernd, ein Kleinkind bekam irgendwo nicht was es wollte und eskalierte lautstark, und Herr Rabe sehr plötzlich sichtlich gestresst so „RENANA hast du ein Klo gesehen?“. Da ging mein Gehirn einfach aus und aus meinem Mund kam nur Näää. Zu viel Input, kein Output möglich. Die Antwort wäre „Nein“ gewesen, möglicherweise mit dem Nachsatz „Ich dachte, du weißt, wo du hinläufst“. Pfft, Klo, ich hab nach dem Einkaufen nicht mal unser eigenes Auto gefunden! Orientierungssinn, eh schon nicht toll, geht auch immer als erstes kaputt. Tja. (Vielleicht ist das wie wenn einem Zehen abfrieren. Unwichtige kognitive Prozesse werden bei Stress als erstes abgeschaltet.)

Wir fanden dann doch recht schnell ein Klo, aßen ungesunden, aber nicht überraschenden Kram beim Restaurant Zur Goldenen Möwe und fuhren zurück. Philip Glass‘ ewige Arpeggios holten mich im Auto so weit wieder runter, dass ich kurz eindöste, während Herr Rabe durch das klebrig-nasse Schneetreiben fahren musste. Das Auto hat nämlich auch sofort keinen Orientierungssinn mehr, sobald es schneit, denn dann sind die Sensoren vereist. Den Rest der Anspannung erledigte Vivaldi (die neu runtergeladene Version) und ein Spaziergang.

Das nächste mal nehme ich Herrn Rabes Angebot, zu Hause zu bleiben, lieber an.

Tag 3040 – Sorgen, große und kleine.

Oder bei Großen und Kleinen. Michel rasselt immer wieder mit seiner neuen Lehrerin aneinander. Ich bin heute mit einer Ärztin aneinander gerasselt. Es führt bei uns beiden zu ähnlichen Reaktionen: erst Wut, dann Tränen und zum Schluss einem Hyperfokus darauf, der Gegenseite zu beweisen, dass man Recht hat.

Michel macht das schon echt gut und kann, wenn Wut und Tränen einigermaßen unter Kontrolle gebracht sind, sehr gut ausdrücken, was ihn stört und warum. Und was er mir heute erzählt hat – ja gut. Das würde mich auch sehr irritieren. Das habe ich in der Deutlichkeit nicht zu Michel gesagt, sondern erst mal nur seine Wahrnehmung und seine Gefühle validiert und ihm erklärt, dass auch Erwachsene, selbst wenn sie „auf eine Schule gegangen sind, wo man lernt, Lehrer zu sein“, wie er es ausdrückte, manche Dinge noch lernen müssen und man ihr die Chance schon auch geben muss. Das beinhaltet natürlich aber auch, dass man auf einer sachlichen Ebene kommuniziert, was zu Konflikten geführt hat. Ich hoffe, Michel kriegt das auch hin (und zündet nicht einfach alles an). Und dann hoffe ich noch mehr, dass die Lehrerin vernünftig und wie eine erwachsene Person reagiert.

Von der Ärztin erwarte ich beim nächsten mal einfach Quellenkritik, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich noch mal zu der hingehe, ist aus meiner Sicht grad eher gering. Es ist sehr schön, erwachsen zu sein. Da kann man sich zumindest bei bestimmten Personen aussuchen, ob man mit ihnen Kontakt haben will oder nicht. Recht habe ich trotzdem, im Gegensatz zu ihr verlasse ich mich nämlich nicht auf bunte Broschüren sondern lese Beipackzettel SPCs (die ausführliche Version des Beipackzettels für Gesundheitspersonal und speziell Interessierte).

Als Erwachsene kann man sich außerdem nach dem Tanzen selbst und ohne fragen müssen ein Eis kaufen, dem Geigenlehrer sagen, dass man Bach grad sehr scheiße findet und der Ballettlehrerin, dass Kostüme, die den Po nur unzureichend bedecken, nicht in die Tüte kommen. Es ist ja wirklich auch nicht alles schlecht.

Tag 3009 – Probieren.

Ich hab das mit dem Wedeln heute mal im Hellen probiert. Zur besten Nachmittagsspaziergangzeit. Das Ergebnis dieser Fallstudie ist: die meisten scheinen sich zu freuen, wenn ihnen eine offensichtlich fröhliche Person entgegenkommt. Ein Paar guckte sehr angestrengt woanders hin, aber deren Kind im Kinderwagen freute sich trotzdem.

Pippi ist wieder da! Sie war sehr sehr müde, und hat uns sooooo doll vermisst, dass wir sie zu zweit ins Bett bringen mussten. Sie hatte aber wohl eine ausgesprochen gute Zeit mit ihrer Freundin, sie waren sehr viel draußen unterwegs und „da war es sooo kalt, da war sogar manchmal Schnee!“. Vermutlich eher Raureif, das ist ja bloß 150 km von hier, nicht in Finnmark oder so. Aber Hauptsache sie hatten Spaß und das hatten sie wohl.

Herr Rabe und ich stritten uns letzten Sonntag übel über den Haushalt. Von beiden Seiten fielen da fiese Worte und ich war drauf und dran, auf dem Sofa zu schlafen, aber dann kam Herr Rabe mit einem Friedensangebot wenn wir uns noch mal zusammen setzen und über unsere Erwartungen reden und gucken, wie wir das besser verteilen können. Turns out, das ist gar nicht so einfach wie man vielleicht meint, so ein geplantes Gespräch über ein Konfliktbehaftetes Thema. Ehrlich gesagt eierten wir zwei Tage lang herum und es war immer plötzlich irgendwas anderes total wichtig. Ich schreibe das hier, damit es nicht aussieht, als wären wir Vollprofis im Miteinander reden und ständen da über allem, denn mitnichten. Wir streiten selten, aber dann heftig und dann fallen alle diese Worte, die Paartherapeuten nicht hören wollen, „immer“ und „nie“ und so weiter. Sich vertragen geht meistens gut, dann aber sich hinsetzen und versuchen Mittel und Wege zu finden, es beim nächsten Mal besser zu machen oder gar nicht erst in dieser Situation zu landen… schwierig. Wie bei so normalen Leuten eben.

Jedenfalls haben wir jetzt eine Liste von Sachen, die wir voneinander erwarten und bei Sachen, die beide regelmäßig machen müssen, sind die Verantwortlichkeiten geklärt. Der erste Sonntag mit dem neuen Ziel „Es hängt/liegt am Ende des Tages keine Wäsche herum und ist so aufgeräumt, dass die Putzhilfe kommen könnte“ war ein bisschen holprig, aber jetzt ist es tatsächlich ordentlich und die Schränke sind voll. Wir werden das weiter testen.

Tag 3008 – Wochenendlich.

Hier passiert, was am Wochenende halt so passiert, außer dass Pippi nicht da ist (und dementsprechend auch nicht 1-3 Nachbarsmädchen plus Pippi hier rein und raus laufen als wären wir eigentlich nur eine drei-Häuser-WG). Herr Rabe war bei der Entsorgungsstation, Gartenabfall weg bringen. Ich war einkaufen. Morgen holen wir die Schweinchen rein. Die versuchen schon seit Wochen, sich Winterspeck anzufressen. Ich glaube ihr Ziel ist die Kugel, wir schmeißen schon ständig Futter rein und werden trotzdem, sobald wir uns in der Nähe des Käfigs zeigen, gierig angequiekt.

Heute Abend haben wir Erwachsenen mit Michel den ersten Teil der Hobbit-Reihe geguckt. Das war ganz schön, verdeutlichte aber auch, dass wir über kurz oder lang (eher kurz) einen neuen Fernseher werden kaufen müssen. Unser hat nämlich mittig einen grünen Fleck, der immer größer wird. Laut Internet ist das bei den 1. Generation OLED dieser Marke wohl manchmal so und machen kann man da nicht viel. Alles was man machen kann (Kalibrations-Kram und zurücksetzen und so weiter), haben wir versucht, aber erfolglos. Jetzt sehen halt alle Figuren immer aus, als müssten sie brechen. Und der weiße Ork ist hellgrün. Wunderschön. Nicht.

Ich habe eine neue Weirdo-Erkenntnis über mich. Ich habe ja quasi schon immer irgendwelche Musik über Kopfhörer gehört, während ich irgendwo hin gegangen bin, zur Bahn, zur Schule, nach Hause, egal. Immer Musik. Genauso lange bewege ich dabei auch meine Hände, meistens spiele ich Luftgitarre und/oder Luftschlagzeug oder Luftdirigiere. Auch genauso lange unterdrücke ich das auf ein Minimum, weil mir sehr klar ist, wie weird das aussieht. So langsam bin ich aber alt genug, um zu erkennen: who cares. Ich jedenfalls nicht. Ich höre Musik, ich habe den körperlichen Drang, mich dazu zu bewegen, es ist nur eine Stunde die Woche Tanzen* und mir ist echt egal, ob random Leute auf der Straße denken, die Frau da, die ist aber seltsam. In der letzten Woche habe ich das (abends, im Dunkeln, weil ganz so mega mutig bin ich da doch noch nicht) dann mal nicht unterdrückt und siehe da – es macht mich sehr sehr glücklich, wenn ich meine Arme einfach wedeln lassen kann. So glücklich, dass ich grinsend die Augen schließe und auch schon mal fast zu weinen angefangen habe. Das ist nicht mal sehr koordiniert, sondern einfach was ich zur Musik so fühle untermalend. Manchmal macht der Kopf auch noch mit und irgendwann heute hab ich sogar mitgesungen. Das sieht höchstwahrscheinlich schon von Weitem ziemlich außerhalb der Norm aus. Und es ist mir egal, es fühlt sich echt einfach so gut an. Ich hoffe, ich kann das auch irgendwann im Hellen. Also wenn Sie mal eine Frau Ende 30 mit Sonnenbrille die täglich gleiche** Route spazierrennen sehen, und diese Frau wedelt dabei sehr engagiert mit den Armen herum, sagen Sie ruhig… naja, seien wir ehrlich: sagen Sie nichts, ich bin dann sehr versunken und nicht auf angesprochen werden eingestellt, weshalb mich das sehr raus hauen würde. Winken Sie einfach im Vorbeigehen. Oder wedeln sie mit, das ist schön! Für mehr Luftgitarre im öffentlichen Raum.

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*es ist auch wirklich ein Rätsel, warum ausgerechnet Tanz. Körperlicher, kontrollierter Ausdruck von Gefühlen, angeleitet und mit einer genauen Vorschrift, zu Musik. Gleichzeitig so viele Faktoren, die man kontrollieren muss, dass es garantiert nicht langweilig wird und es immer noch was gibt, das perfektioniert werden kann. Ganz komisch, dass Leute wie ich das toll finden.

Das war ironisch gemeint.

**es gibt 4 Stufen, ganz kurz, kurz, länger, lang, für alle Bedürfnisse von 15-40 Minuten. Ich kann unterwegs entscheiden, wann ich rechts abbiege, das bestimmt die Länge der Tour. Meistens überlege ich mir das auf den ersten 100 Metern. Aber ja, im Grunde ist es immer die selbe Strecke, da kenne ich jeden Stein und zur Zeit auch jeden Pilz und auch das macht mich sehr froh. Herr Rabe hingegen geht gerne ganz abenteuerlich in der ganz anderen Richtung laufen und nimmt dann unbekannte Strecken. Wir sind halt alle verschieden, ne?

Tag 2965 – Schönes Wochenende.

Das war… ironisch. Also ich wünsche Ihnen natürlich ein schönes Wochenende, aber dann mit Ausrufezeichen. Meins ist bisher so lala. Ich war mit beiden Kindern in der Hauptstadt und first things first, wir haben jetzt eine komplette Ballettausrüstung für Pippi und Herbstschuhe für beide Kinder. So weit so gut. Es war aber auch gefühlt ganz Südnorwegen plus 184.803 ausländische Touristen in Oslo, es war da also voll, laut, hektisch und insgesamt ein Albtraum. Bis auf im Ballettladen, da war es erträglich. Alles andere war schlimm bis nicht auszuhalten. Bitte, liebe Eltern, wenn euer Kind gerne sämtliche quietschenden Hundespielzeuge in einem Laden quietschen lassen will, denkt doch bitte dran, dass es euch vielleicht nicht stört, aber das nicht heißt, dass es niemanden stört. Manchen Leuten tun solche Geräusche regelrecht weh, vor allem, wenn sie völlig unvermittelt plötzlich aus irgendeiner Ecke in einem Laden kommen.

Für’s nächste Mal note to self: mit den Kindern unter keinen Umständen samstags nach Oslo. Irgendwann unter der Woche, oder am Wochenende alleine (dann kann ich noise cancelling Kopfhörer tragen und Musik hören, da ist automatisch der Stressfaktor Hundespielzeuggequietsche und Rumpeltrikk auf ein erträgliches Maß reduziert). Nicht kombinieren.

Der Akku ging noch in Oslo so leer, dass ich erst nicht schaffte, Pippi ein Wasser zu kaufen, weil ich schon von der Vorstellung überfordert war und dann auf dem Bahnsteig anfing zu heulen, weil zu dem Zeitpunkt, zu dem sonst immer ein Zug kommt, der sogar, trotz weiterhin unter Wasser stehendem Bahnhof*, in Eidsvoll hält und (!) sogar Leute aussteigen lässt, kein Zug kam. Wegen des Wassers im Bahnhof kommen wir momentan nur ein Mal pro Stunde zurück und ich wollte doch einfach nur noch nach Hause und nichts mehr hören und sehen und riechen müssen. Herr Rabe bot dann an, uns abzuholen, wenn wir mit einem der Züge fahren, die nur bis zur Haltestelle vor Eidsvoll fahren. Herr Rabe ist der beste. Und weil ich dann ja eh schon die Nerven verloren und mich zum Horst gemacht hatte, kaufte ich Pippi noch ein Wasser mit Erdbeergeschmack.

Morgen möchte ich nicht kommunizieren müssen. Wenn ich mich nicht melde, dann vermutlich weil ich im Laufe des Tages gemerkt haben werde**, dass das auch für schriftliche Kommunikation gilt.

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*man könnte den schon seit geraumer Zeit leer pumpen, aber mir scheint, sie warten drauf, dass das Wasser einfach von allein verdunstet.

**ich weiß nicht ob die Anwendung hier korrekt ist, es müsste noch ein Konjunktiv dazu, vielleicht „könnte gemerkt haben werden“?, aber: Es lebe das Futur II!

Tag 2961 – Erfolg!

Ich habe heute zwei Dinge geschafft, auf die ich ein bisschen stolz bin. Das erste besteht aus mehreren Unterschritten:

  • Ich habe erkannt, dass ich lieber nicht den Sozializing-Teil unseres „Abteilungstages“ mit 70 Leuten, davon einigen, die ich noch nie gesehen hatte, mitmachen sollte. Jedenfalls nicht, wenn ich nicht morgen komplett fertig sein will.
  • Ich habe mir gestattet, das sein zu lassen. Das war eigentlich der schwierigste Punkt.
  • Ich habe dann beschlossen, auch nicht einfach zu schwindeln, dass leider leider irgendeinem Kind spontan der Fußnagel eingewachsen ist oder ein Meerschwein Blähungen hat, sondern es zu sagen, wie es ist.
  • Und das hab ich dann auch gemacht. Habe meiner Chefin gesagt, ich schaffe das nicht, und ich möchte in Zukunft auf mich mehr Rücksicht nehmen, mit heute beginnend.

Gut, die Rezeption und Reaktion ließ ein bisschen zu wünschen übrig, aber ich durfte schlussendlich tatsächlich nach dem Fachseminar nach Hause gehen und da in Ruhe im Homeoffice vor mich hin pröddeln. Hurra!

Beim nächsten mal kriege ich das bestimmt auch nicht erst, wenn ich eigentlich schon mittendrin bin, hin, sondern sehe vorher ein, dass ich für solche Dinge einen Preis bezahle, der eventuell zu hoch ist und dass es dann auch ok ist, nein zu sagen. Man muss sich nicht zu jedem (sorry) Bullshit zwingen, nur damit die Oberchefin happy ist. Auch ich muss das nicht.

Fast forward zum Abendprogramm: ich habe das Presto aus der ersten Violinsonate von Bach, vor allem auch den Teil, bei dem ich am Wochenende noch tatsächlich aus Frustration irgendwann gegen den Notenständer getreten habe, viermal in akzeptabler Qualität und fast (zweimal tatsächlich ganz) ohne das Gefühl zu haben, über meine panisch zappelnden Finger zu stolpern, durchgespielt. Ist halt bei mir eher so ein Allegretto als ein Presto, aber if you can play it slowly, you can play it quickly! Ich spiele auch lieber langsamer und kontrolliert als das Stück in höherem Tempo einfach zu schreddern. Ich war echt kurz vorm Jubeln. Für‘s nächste mal note to self: wenn es nur noch frustet, sofort was anderes spielen, was Freude macht (ich schrieb „f*ck this“ in die Übungsapp). Mindestens einen Tag Pause von dem Stück gönnen und dann erst mal versuchen, den Spaß daran wiederzufinden, ohne sich gleich wieder in der A****lochpassage zu verbeißen. Einfacher gesagt, als getan, aber hilft tatsächlich.

Vielleicht übergreifendes Thema für heute: ich bin kein Supermensch und das ist auch völlig ok so.

Alternativ übergreifendes Thema für heute: Pausen helfen, auch langfristig.

Tag 2944 – And the winner is…

Ich bin noch nicht sicher. Vielleicht wird es ein geteilter 1. Platz, das kommt auch ein bisschen drauf an, ob ich Lust habe, zwei Parfums zu kaufen, die sind ja jedes nicht billig.

Ich mache das jetzt so, ich schreibe erst mal den Plan auf und dann was tatsächlich geschah. Nur damit Sie Bescheid wissen.

Nach dem anfänglichen Hyperventilieren, weil „mein“ Parfum nicht mehr verfügbar ist, wobei immer noch nicht so ganz klar ist, ob es denn tatsächlich aus dem Programm genommen wurde, googelte ich zuerst mal Webseiten, die mir „ähnliche“ Parfums vorschlagen könnten. Oder, noch besser, irgendwas in die Richtung „Leute, denen dieses Parfum gefällt, gefällt oft auch jenes“. Und siehe da: Fragrantica und ähnliche Webseiten machen exakt das und liefern noch einen Haufen extra Information dazu, wie zum Beispiel wer das Parfum komponiert hat, welche Noten darin sind, ob Leute es als eher maskulin, feminin oder unisex bewerten und ob es eher langanhaltend ist oder nicht und so weiter. Da war ich schon mal beruhigt, weil ich keine Webseite erstellen muss, die Parfums aufdröselt und Leuten, die Vanille hassen und Zitrus mögen und die nicht gern in Parfümerien gehen, Parfums vorschlagen kann. Phew.

Im nächsten Schritt gab ich Parfums an, die ich mag (fand dabei heraus, dass auch das andere Parfum, das ich besitze und das ich allein aus dem Grund, dass ich das besser in einen Reiseflakon abfüllen kann, nahezu immer bei Inspektionen trage, nicht mehr erhältlich ist) und ließ mit ähnliche Parfums vorschlagen. Die ich dann nach Ähnlichkeit und dann noch mal nach Beliebtheit sortierte. Die Schnittmenge ging ich dann durch und schrieb mir die anhand der Beschreibung vielversprechendsten Kandidaten raus. Das waren sieben Düfte, wobei einer in Norwegen gar nicht (mehr?) zu bekommen ist und einer nur als Eau de Toilette erhältlich ist und auch nur in verdächtig wenigen Parfümerien vorrätig ist – Discontinuation ick hör dir trapsen! Also fünf Kandidaten. Einen davon hatte ich früher mal, aber das muss ja nichts heißen, weder in die eine noch in die andere Richtung.

Mit dieser Liste wollte ich in eine Parfümerie gehen, notfalls mit Nasenklammer, und mir Papierproben holen. Gut vorbereitet mit Bleistift (zum Beschriften der Streifen) und Kaffeebohnen, damit ich nicht tot umfalle. Die Papierstreifen galt es dann außerhalb der Parfümerie in Ruhe und vor allem ohne eine Schrillion Hintergrundgerüche und ohne lauernde Verkäufer*Innen zu beriechen und auf maximal drei Kandidaten zu reduzieren.

Dann würden ich und meine Nasenklammer in die Parfümerie zurück gehen und um Pröbchen bitten. Ich habe schon mal gesehen, dass eine Parfümerieangestellte einer Kundin ein paar Spritzer in so ein Pröbchenröhrchen abgefüllt hat. Ok, das war in einem anderen Land, aber ist ja sicher universell möglich, dachte ich.

Diese maximal drei Pröbchen würde ich dann ganz in Ruhe zu Hause ausprobieren, jeden Tag eines. Es ist schließlich nicht zu unterschätzen, dass das auch mit meinem Eigengeruch zusammen passen muss und dass sich Parfums auch – und das wie ist wieder von der individuellen Körperchemie abhängig – über die Zeit entwickeln. Man sollte sich also echt Zeit lassen und auch aus anderen Gründen gehört es verboten, sich in der Parfümerie mit 5 verschiedenen Düften einzudieseln. Oder noch schlimmer im Duty Free Shop oder GANZ SCHLIMM IM FLUGZEUG.

Den Gewinner würde ich dann in dem freundlichen, Proben abfüllenden Laden kaufen.

Dann kam die Realität. Nasenklammer war mir dann doch unangenehm. Ich wählte also eine verhältnismäßig leere Parfümerie aus und nahm Emotional-Support-Michel mit. Der kann besser in Parfümerien sein als ich. Meine Anspannung kann man ganz gut daran erkennen, dass ich auf die Frage „Kann ich Ihnen helfen?“ unangenehm lange überlegte, was die Antwort sein könnte und dann eloquent mit „Nein, ich, äh, nein danke“ antwortete.

Ich fand vier von fünf Parfums selbst, sprühte die beschrifteten Streifen ein und fand dann schon die Idee, nach dem 5. auch noch zu suchen oder mit der eben noch abgewimmelten Verkäuferin zu reden, unzumutbar. Ich bugsierte also Michel aus dem Laden und wir suchten uns ein Plätzchen zum Schnuppern. Da reduzierte ich die Auswahl dann auch tatsächlich auf 2. Eines war mir zu süßlich, das andere zu langweilig.

Nein, der Laden füllt keine Proben ab. Aber probieren könne ich gerne. Ich erklärte, dass mir ja nichts bringe, mich gleich mit 2 Parfums einzusprühen, wie soll ich denn da beurteilen, welches mir besser gefällt – und blickte in ein nicht wirklich verständnisvolles Gesicht. Aber wo wir grad so nett plauschten, fragte ich noch nach dem 5 Parfum und nahm mit dann davon auch noch eine Papierprobe mit. Der vom Papier her vielversprechendste Kandidat durfte dann auf meine Unterarme, allerdings allein.

Das war auch erst echt gut – und nach ner Stunde waren leider kaum noch frische Noten übrig sondern nur noch süßlich-rosige, die leicht in die Oma-Richtung gingen. Damit wurde das gestrichen.

Einer der jetzt noch zwei verbleibenden Kandidaten ist das Parfum, das ich früher hatte. Das einfach zu kaufen erschien mir aber zu unkreativ. Also probierte ich heute in einer Parfümerie mit abgeschlossenen Schränken erst mal das zweite, mir bis dahin nicht wirklich präsente, Parfum aus. Die Angestellte meinte es seeeehr gut und sprühte mich sehr gründlich damit ein, naja, dann roch ich eben sehr intensiv bei meiner Geigebstunde.

Ich roch aber echt gut, fand ich, und als ich das auf dem Heimweg immer noch fand, bestellte ich kurzerhand dieses Parfum im Internet, zu 30% geringerem Preis, als das, was ich im Laden, der keine Proben abfüllt, hätte bezahlen müssen.

Nur ist da ja jetzt noch das von früher. Das ist immer noch echt richtig gut und deutlich anders als das, was ich bestellt habe. Vielleicht geht der Trend doch zum Zweitperfum. Mal sehen.

Tag 2941 – Einmal Hamar und zurück.

Michel hatte sein Portemonnaie bei dem Korps-Sommerkurs (aka Kinderfolter allerschlimmster Art) verloren, das wussten wir schon seit wir zu Hause angekommen waren. Ich hatte auch direkt die Sommerkursmenschen angeschrieben, die mir versprachen, sich zu melden, sollte es auftauchen. Das passierte nie, deshalb ging ich davon aus, dass es weg war. Aber heute tauchte es, wahrscheinlich beim Großputz zum neuen Schuljahr, wieder auf, Herr Rabe wurde von der Schulleitung/ dem Hausmeister dort angerufen und Michel und ich machten dann einen kleinen Ausflug nach Hamar, das Portemonnaie abholen. Wir setzten dann auch direkt einen Teil des (leicht modifizierten) Plans des Parfumkaufes in die Tat um, da aber noch nichts beschafft wurde, erzähle ich das lieber wenn ich auch das endgültige Resultat habe. Es war jedenfalls aufschlussreich, auch was die Erwartung „normaler“ Leute an Kund*Innen in einer Parfümerie angeht. Offenbar sprühen sich „normale“ Leute gleich mehrere Parfums irgendwo hin und entscheiden dann im Laden noch, was sie haben wollen. Ich wäre dazu nicht im Stande, selbst wenn ich wollte, ich könnte im Leben keine verschiedenen Gerüche an mir auseinander halten, während um mich rum die olfaktorische Kakophonie einer Parfümerie tobt. Da riecht doch alles gleich, nämlich hauptsächlich laut! Selbst in Hamar an einem ruhigen Mittwoch Mittag.

Da ich nicht so ganz normal bin, denke ich jetzt aber ernsthaft darüber nach, mir ein paar Kaffeebohnen in so ein Mini-Hotelmarmeladenglas oder ähnliches zu füllen, als erste Hilfe bei olfaktorischen Notfällen. Mein Sonnenschirm, meine Kopfhörer, meine Calmer*, meine Sonnenbrille, meine Glitzerflasche/Perlenkette**, mein Kaffeedöschen. (Mein Haus, mein Auto, mein Boot…)

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*so Stöpsel zum ins Ohr stecken, die hochfrequente Störfrequenzen mechanisch reduzieren, ohne das Gesamtvolumen der Geräusche zu verringern. Ich hab inzwischen die Pro, weil das bei mir tatsächlich funktioniert, wenn ich grundsätzlich hören will oder muss was um mich rum passiert, aber halt nicht… SO! (Wildes Gewedel und Gestikulieren mit den Händen vorstellen.) Googeln Sie Flare Calmer, falls es Sie interessiert.

**meine Oma hatte als eins ihrer vielen Handarbeitshobbies Perlen häkeln. Eine dieser Ketten fand ich neulich durch Zufall wieder und die ist ein super Fidgettoy und dazu noch Flugreisenkompatibel. Man kann sie um den Finger wickeln, reiben, drehen, den Magnetverschluss schnippen lassen, Knoten reinmachen und die ganze Zeit fühlt es sich sehr schön an und macht ein sehr angenehmes Knistergeräusch. Sie darf nur leider nicht kaputt gehen, sonst muss ich am Ende noch selbst anfangen mit Perlen häkeln.

Tag 2939 – Endlich.

Heute (und gestern) sind alle Raben in Tätigkeiten aufgegangen, auf die sie sich schon lange gefreut hatten. Oder – naja, gefreut und gefreut. Ähm.

Pippi hat ihre Freundinnen wieder und hat weder gestern noch wird sie heute zu Hause schlafen.

Michel hat seinen Freund wieder und sein eigenes Reich, seine Kakteen, seine Chilipflanzen und seinen Computer.

Herr Rabe hat gestern das Auto gesaugt und heute den Rasen gemäht.

Ich habe heute Finanzkram erledigt und die Fenster geputzt. Abends habe ich gebadet – mit Schaum! Hurra.

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Außerdem kann ich berichten, dass Blaubeermarmelade überaus gut färbt. Unsere Nachbarn haben uns zwei Kilo Blaubeeren geschenkt, weil sie viel zu viele gesammelt hatten und ich habe die heute zu Marmelade verarbeitet. Leider platzte das erste Glas, der Boden fiel einfach raus und dann war halt überall Marmelade. Immerhin keine Scherben, sondern zwei sauber getrennte Teile – Zylinder samt Deckel und Boden des Glases. Trotzdem einfach eine furchtbare Sauerei und nach fünf Minuten schon nicht mehr rückstandslos von weißen Küchenfronten und Plastik (Spülmaschine) zu entfernen. Auch Haut sieht nach übermäßigem Blaubeerkontakt etwas ungesund aus und das hält sich wirklich hartnäckig. Machen Sie das also lieber nicht nach. Und spülen Sie die Gläser immer heiß aus, das hatte ich zwar auch gemacht, aber wer weiß wie viele geplatzt wären, hätte ich es gelassen.

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Es gibt ja Dinge, da gibt es kein Zurück mehr, wenn man einmal damit angefangen hat. Also nicht nur Drogen und ähnlich lebenszerstörende Dinge, sondern auch total harmlose. Das ist ein Teaser für morgen. Hähä.

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Ein Teaser für bald: ich brauche ein neues Parfum. Das, was ich täglich benutze, ist scheinbar aus dem Programm genommen worden und bald leer. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass es für jemanden, der an Parfümerien immer sehr schnell und mit angehaltener Luft vorbeigeht, nicht ganz trivial ist, einfach ein anderes Parfum zu kaufen. Aber ich habe einen Plan, den ich noch in meinem Urlaub in die Tat umsetzen möchte. (Kein Parfum ist keine Lösung, leider, aus Gründen.)