Die hoch verehrte Frau Brüllen ruft ja an jedem 5. des Monats zum Tagebuchbloggen auf. Dann wollen wir mal, ne?
Der Tag begann um 6:30 Uhr. Nicht. Denn ich drückte ziemlich lange auf der Snooze-Taste herum. Und bewunderte die Schnuffelkinder neben und auf mir. Wie sie so schnarchen und sich auf mich wälzen und im Schlaf schmatzen. Wenn ich eh wach bin, finde ich das sehr sehr sehr niedlich. Wenn Sie mich damit wecken, nicht. Aber egal, weiter im Text. Irgendwann sind wir dann doch alle aufgestanden, nachdem ich Michel eine Weile am Fuß gekitzelt hatte. Michel schnell seine Grøt warmgemacht: „Ich will Brot frühstücken, Mama!“ Ok, Brot muss ich ja eh schmieren für die Brotdose. Ist dann auch Wurscht, ob ich eine Scheibe mehr schmiere. Also Michel sein Brot gemacht, Brot für die Brotdose gemacht, selbst eine Scheibe gegessen, Gurke geschnitten und Blaubeeren abgewaschen, Wasserflasche neu befüllt, Kindergartenrucksack fertig. Pippi gewickelt und angezogen, mich angezogen, Michel und mir die Zähne geputzt, Michel angezogen. Blick aus dem Fenster: Schnee festgetrampelt, möglicherweise möglich mit dem Kinderwagen zu fahren. Im unteren Rücken nachgefühlt: das wäre in jedem Fall ratsam, mal nicht Pippi rumzuschleppen. Also Pippi in das Kinderwagenoberteil, Michel in seinen Anzug (+Handschuhe+Mütze+Stiefel) gestopft, Pippi die Treppe runtergeschleppt (meine Fresse, ist die schwer inzwischen), Kinderwagen zusammengebastelt, Michel aufs Kiddyboard, los gings. War ne komplett doofe Idee. Der Schnee war teils ziemlich matschig, sodass ich mich mit dem Kiddyboard dauernd festfuhr. Und teils war der Weg wegen des drunterliegenden Eises wie eine Buckelpiste: arme Pippi, die hätte ich auch genauso gut auf ne Rüttelplatte legen können. Nun ja, wir kamen irgendwann beim Kindergarten an, Pippi durfte sich ein bisschen mit Kindergärtnerin E. Unterhalten während ich Michel die obersten zwei Schichten abpellte, E. wurde von Michel über die neueste Entwicklung von Pippis Augenproblematik informiert („Schlimm aussieht, gestern. Ich liten Baby wart, auch Augen schlimm aussieht. Groß gewachsen jetzt, nich schlimm aussieht! Heute nich Joghurt-dag.“), E. verstand kein Wort, amüsierte sich aber königlich. Dann bekamen Pippi und ich noch je einen dicken Schmatzer und durften dann wieder nach Hause. Trotz Buckelpiste schlief Pippi auf den letzten fünf Metern ein und ich schleppte sie in den 3. Stock. Parkte sie im kühlen Schlafzimmer und machte mir erstmal ein Müsli und einen Kaffee. Dann machte ich mich ans Beantworten der vielen lieben Kommentare zu meinem Frust-Post von gestern und druckte meinen Änderungsvertrag aus, den musste ich nämlich heute abgeben. Geändert wurde die Dauer, wegen der Elternzeit und ein paar Krankheitstagen im ersten Schwangerschaftstrimester (Ich war 30% krank geschrieben wegen „Herr Doktor, nach dem Essen schlafe ich am Computer ein, wenn im Labor nix zu tun ist.“) Als ich damit fertig war, wachte passend Pippi auf und wir gingen ins Bad, damit ich Duschen konnte. Das tat ich ausführlich und mit Eincremen und so hinterher, das steigert mein Wohlbefinden ungemein. Ich schminkte mich sogar und zog komplett frische und saubere Sachen an, die nicht sooo nach Mutti aussehen. Dann zog ich Pippi, die wieder mit den Duschpfützen gespielt hatte, komplett um und fuhr los zum Krankenhaus. Natürlich war „meine“ HR-Frau nicht mehr da und ich musste den Vertrag bei einer anderen abgeben, aber egal, Hauptsache da.
Danach hatte ich noch etwas Zeit und holte mir einen Kaffee und ein Panini und picknickte vor der Bibliothek. Pippi war inzwischen in der Trage eingeschlafen. Um 13:00 Uhr war dann ein Treffen mit dem Dozenten des Statistikkurses und den anderen beiden Mitgliedernder „Referenzgruppe“ um den Kurs zu besprechen und Verbesserungsvorschläge anzubringen. Ich war halbwegs beruhigt, dass auch die anderen die Klausur überraschend schwer gefunden hatten und auch viele falsche Antworten dabei hatten. Unsere Verbesserungsvorschläge wurden gut angenommen und alle waren recht zufrieden mit dem Meeting. Um viertel vor zwei waren wir fertig und ich machte mich auf den Weg zum Labsenter, wo eine Kollegin ab viertel nach zwei Kuchen anlässlich ihres 40. Geburtstags verteilen wollte. Kurz dem Chef Hallo gesagt, ein bisschen geschnackt (nein, Pippi schläft nicht durch, ja, Tage krieg ich rum, jaja, geht alles total schnell, ah so, neuer Student aus Österreich, und L.s Paper ist in Blood, ok, das ist sehr gut, ja.) Kram in meinem Büro abgeladen und dann zum Kuchen in den Lunchroom. Da direkt Mütterschnackgruppe aufgemacht: ich, eine deren Baby eine Woche älter ist und die grade wieder 50% angefangen hat, meine Kollegin A., im 7. Monat schwanger und eine Kollegin, die zwei kleine Kinder hat und das letzte Jahr versucht hat, neben denen und nem Vollzeitjob bei HUNT (eine große Biobank) ihre Diss zu schreiben und jetzt zurück ist um ihre Diss zu schreiben. Dann Kuchen und allgemeine Bewunderung des niedlichen Babys und Singen und Schnacken. Im Büro noch fix gestillt und gewickelt und den neuen Österreicher kennengelernt, der mich prompt Siezte und mich damit etwas aus dem Konzept brachte.
Auf dem Rückweg noch schnell Hirse eingekauft und Quark, denn vermutlich werde ich morgen Käsekuchen backen und es ist besser, wenn der Quark über Nacht abtropfen kann. Knapp zu Hause wollte Pippi dann gerne noch ein bisschen Stillen und schlief dabei ein, ich fädelte ein bisschen im Internet herum, bis Herr Rabe und Michel wieder da waren, die natürlich auch direkt Pippi weckten. Mit Herrn Rabe schnell die Wochenendplanung besprochen, das Nöckelbaby seinem Vater überlassen und das Abendessen zu kochen angefangen. Herr Rabe überlegte sich dann zwischenzeitlich, dass er noch Holz aus dem Keller holen wollte und drückte mir Pippi wieder in die Hand, weshalb ich das Kochen unterbrechen musste. Pippi wollte unterhalten werden, wie auch schon den ganzen Tag über. Nach gefühlten Stunden waren dann aber Herr Rabe und Michel wieder da und ich konnte weiter kochen. Nach weiteren gefühlten Stunden war das Abendessen fertig: mit Hirse gefüllte Paprika, dazu Reis und Tomatensoße, für Pippi gedünstete Paprikastreifen und Hirsepuffer. Alle außer Michel fanden es sehr lecker, aber der hatte auch schon seinen Grøtrest, Knäckebrot mit Käse, Eis und einen Joghurt gegessen. Nach dem Essen Bettfertigmachen für Michel, der wollte zuerst nicht (sondern Sendung mit dem Elefanten gucken), kam dann aber doch als Pirat verkleidet und Bad getapst. Dann der Eklat: beim Abmachen der Augenklappe ging das Band von der Augenklappe ab, und beim Versuch, es wieder festzumachen, riss ich die komplette Ecke vom Moosgummi ab. Michel rastete total aus und war nur zu beruhigen, nachdem ich ihm versprochen hatte, ihm eine neue Augenklappe zu basteln, wenn er im Bett sei. Danach erst konnte ich ihn fertig umziehen, aufs Klo setzen, Zähne putzen und so weiter. Als er endlich im Bett lag, forderte er mich auf, zu gehen und die Augenklappe zu basteln. Ja klar, ich hatte ja nur gesagt, ich würde das machen, wenn er im Bett sei. Von Schlafen hatte ich nichts gesagt. Also dreimal nachgefragt, ob es denn wirklich ok sei, wenn ich rausginge und dann in Windeseile Moosgummi, Gummiband, Schere und Kuli zusammengesucht und anhand der alten eine neue Augenklappe gebastelt. Michel war zwischenzeitlich wider Erwarten nicht eingeschlafen, Pippi hatte sich allerdings ganz ordentlich in Rage geschrien, weil sie ebenfalls hundemüde war und gerne Einschlafstillen wollte, was Papa natürlich nicht bieten kann. Ich fragte Michel, ob ich Pippi kurz holen könnte, worauf er sofort in Tränen ausbrach. Er erklärte mir (ich übersetze das mal so), dass Papa ja bei Pippi sei und ich solle bei ihm bleiben und nicht weggehen. Also blieb ich. Im Endeffekt musste ich dann auch nur einmal händchenhaltend das Speziallied (selbstgedichtetes Schlaflied, das ich ihm vorsinge, seit er ein klitzekleines Baby war) vorsingen und dann war er eingeschlafen. Herr Rabe hatte Pippi mit einer Tacochipstüte bzw deren Geraschel halbwegs beruhigt, aber als sie mich sah, erinnerte sie sich direkt an ihren Ursprungsplan. Und seitdem, also seit ca. Anderthalb Stunden, sitze ich hier im Poäng-Stuhl mit der schlafenden Pippi, Herr Rabe hat mir Guacamole und Tacochips gebracht und ich schreibe den Tag auf. Gleich werde ich noch Vorteig für Brötchen ansetzen, den Quark ablaufen lassen und dann auch ins Bett gehen, heute war ein langer Tag.
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