„Mama? Weißt du was das hier ist?“ Sprach das Kind, formte Zeigefinger und Daumen der einen Hand zu einem O und schob den Zeigefinger der anderen Hand in dem O hin und her. „Ähm…“ machte ich, aber Michel löste schon auf: „Jentetiss mot guttetiss! Hihihi!“ [Mädchenpiller gegen Jungenpiller]. Hihihi indeed. Eine Ecke meines Gehirns freute sich kurz daran, dass es hier für das, was in der Unterhose ist, das Geschlechtsneutrale Wort tiss gibt, eine andere war empört über das beknackte „gegen“ und eine wieder andere wusste die Antwort auf meine nicht so kluge Frage leider schon vorher: „Von wem hast du das denn?“ – „Von M.“ Ja klar, es ist immer M. M.s tiss hab ich auch schon gesehen. Und M. wartet ja auch mit so Weisheiten auf wie „Von Knäckebrot kriegt man große Eier.“ Yeah. Nicht. Aber egal, ich verdaute kurz daran herum, dass mein Kind irgendwie Mädchengeschlechtsteil gegen Jungengeschlechtsteil zeigt, ohne zu wissen was das heißt und sagte dann, auch nicht so ganz geistreich: „Ich möchte aber nicht, dass du so Zeichen machst.“. „Warum?“ „Weil das ganz schön unanständig ist. Und weil du ja nicht mal weißt, was das heißt.“ „?“ „Weißt du denn, was jentetiss mot guttetiss ist?“ „Nein…?“ Tja. Und dann wurde ich ein bisschen rot, aber hauptsächlich weil mich Herr Rabe von der Seite anstarrte, als hätte ich vor, aus dem Stand einen doppelten Salto über den Küchentresen zu schlagen, also zu 90% deshalb, rede ich mir ein. „Das ist eigentlich ein Zeichen für Sex haben. Weißt du was das ist?“ „?“* „Ja, also, wenn zwei Erwachsene sich sehr gern haben, und die sich gern ganz nah sein wollen, dann ziehen die sich manchmal nackt aus und haben Sex, dabei kommt auch manchmal der Penis in die Scheide, aber es gibt auch ganz viele andere Arten, Sex zu haben. Und das ist einfach ganz schön und macht viel Freude und da muss man sich nicht mit so Zeichen drüber lustig machen.“ „Das sag ich M. morgen.“ „Ja. Das sag dem ruhig mal.“ Und dann fiel mir noch was ein. „Es ist halt wichtig, dass beide das wollen. Und man muss zum Sex haben Erwachsen sein.“ „Warum?“ „Ähh…“ „Das ist wie Kaffee. Oder Bier. Manche Sachen dürfen halt nur Erwachsene.“ sagte der Mann da. Und Michel: „Und Jugendliche.“ und ich hoffe doch sehr, dass zumindest das mit dem Bier und dem Sex noch mindestens 11 Jahre kein Thema sein wird.
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*da war eine Ecke meines Gehirns dann kurz sehr froh, erinnere ich mich doch noch sehr genau an sein lachendes und sehr waches Babygesicht, das ich im Tiefschlaf wähnte, damals, als… naja, lassen wir das.
Dieser M. Schon wieder. Ich möchte ja jedes Mal die Eltern von M ein wenig schütteln, verbal, und hoffe inständig , dass M „nur“ unanständige, altersinadaquate Gesten gezeigt bekommt. (In Strafprozessen habe ich einfach zuviel gesehen.)
LG.
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Ja, aber gelungen der doppelte Salto. ;-)
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… thus quoth the raven.
Ich lese dein blog echt gerne.
Kurzweilig und ehrlich.
Eine Perle unter den Tagebüchern.
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